Der Student fuhr ohne ein weiteres Wort wieder davon und ließ Clarke alleine. Er schlug die Tür seines Lieferwagens zu und setzte sich mild lächelnd hinter das Steuer. Glücklich über die erfolgte Lieferung fuhr er vom Parkplatz des Lincoln Centers und fuhr in Richtung des Six Flags over Texas Vergnügungsparks davon. Auf den Straßen war zu dieser Zeit nicht wirklich viel los, was Stuart Clarke ein schnelles vorankommen ermöglichte. Erst in der Moore Street, südlich des Turner-Parks in Dallas hielt er den himmelblauen Transporter wieder an. Stuart stieg aus und verriegelte die Garagentür bevor er sich die Holzkiste vornahm.
Mit einem Brecheisen hebelte er den Deckel ab und fand unter Holzwolle seine Gewehre in einem Ständer. Die Magazine waren an den Enden unter einer Menge an Holzwolle verborgen. Die beiden M 16 sahen in ihrem leicht glänzenden Schwarz wundervoll aus. Vorsichtig streckte Stuart seine Hände aus und ließ seine Finger über das kühle Metall gleiten. Ein großes Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht. Er hatte seinen Herzenswunsch vor sich. Funktionstüchtige M 16, komplett neu und unbenutzt. Munition hatte er bereits im Vorfeld dafür besorgt. Allerdings füllte er nur eines der Magazine auf. Die anderen blieben leer. Ein Gewehr wollte er zum Feuern verwenden, das andere allerdings war nur zu Dekozwecken gedacht.
* * *
Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)
Für seinen großen Plan war alles vorbereitet, hatte er erst vor wenigen Sekunden am Telefon erfahren. Emma Reed, die Leiterin des Horizontalen Gewerbes in Portland, hatte das Päckchen erhalten. Auf die Kuriere war verlass gewesen. Am Telefon hatte sie ihm bestätigt, die verpackten Drogen im Versteck gefunden zu haben. Auch Madeleine hatte ihre Aufgabe erledigt und die Fracht bei ihrem Besuch des Sergeants unter seinem Kleiderschrank zu verstecken. Sie hatte sogar daran gedacht, das Päckchen ein bisschen zu öffnen und ein bisschen des Pulvers unter dem Schrank verteilt zu haben. Jetzt fehlte nur noch sein Anruf bei der Polizei, um den Sergeant der Drogenfahndung aus dem Weg zu räumen.
Noch ein letztes Mal zog er genüsslich an der angesteckten Havanna in seinem Büro und blickte wie üblich über die Wasseroberfläche des Lake Erie. Es war an der Zeit seinen Anruf bei der Polizei in Portland zu machen und Sergeant Barber an den Haken zu hängen. Falls die Polizisten schnell genug waren, könnten sie ihn sogar noch wegen Prostitution einsperren. Allerdings wollte das Emma vermeiden. Ihre Mädchen sollten nicht in seine kruden Pläne verstrickt werden und schon gar nicht bei der Arbeit verhaftet. Die Angelegenheiten von Emma Reed waren sowieso illegal und sie konnte keine Probleme mit den Cops der Sitte brauchen. Zudem würden sie noch auf ihn zurückfallen und die Unterhändlerin hatte kein großes Problem damit ihn zu verpfeifen. Er musste ihr zusichern, sie und ihre Mädchen aus seinen Angelegenheiten herauszuhalten.
Wenigstens war alles so weit vorbereitet. Nur Madeleine war noch bei dem Drogenspürhund zugange. Sobald er eine weitere Rückmeldung erhielt, konnte er anfangen. Über seinem gealterten Gesicht lag ein fröhliches Lächeln. Die gute Zigarre aus dem Humidor in seinem Büro schmeckte heute gefühlt noch besser als sonst. Eine handgerollten Cohiba Behike aus Kuba bestellte er über seinen Händler in Havanna. Die Qualität war ausgezeichnet und eine einzelne der besonderen Zigarren kostete ihn knapp 300 Dollar. Es waren die edelsten Zigarren, die man aus Kuba bekommen konnte. Er verfügte über genügend Geldmittel, sich jeden Monat eine Kiste mit 40 Stück dieser teuren Stäbe zu leisten. Geliefert wurden sie in einem speziellen Humidor, der nur für den Transport von Kuba in die Vereinigten Staaten zu gebrauchen war. Nach der Ankunft brachte er sie in seinem Schrank des Büros unter.
Für die Zeiten, in denen er sich eine davon ansteckte, galt strickte Ruhe. Sie waren etwas Besonderes und nicht für jeden Anlass gedacht. Zur Feier des Tages und im Hinblick darauf, die Bremse in Portland ausschalten zu können, nahm er sich die Ruhepause. Barber sollte ruhig noch ein bisschen auf Madeleine herumspringen, es wäre für die nächsten Jahre das letzte Mal für ihn. Ein Drogencop den man wegen Drogenbesitzes verhaftete, war in jeder Haftanstalt der Staaten ein gern gesehener Gast. Andere Mithäftlinge machten sich einen Spaß daraus sie bis an ihr Ende zu quälen. Genau das wünschte er sich für Barber, der ihn schon viele Millionen gekostet hatte.
Die Cohiba Behike war schon langsam aufgeraucht als endlich sein Telefon klingelte. Es war Emma. Madeleine war von ihrem Besuch bei Barber zurückgekehrt und der Sergeant würde jetzt schlafen, teilte sie ihm mit. Überschwänglich bedankte er sich bei ihr und beendete das angenehme Gespräch mit seiner Gehilfin. Er griff zu seinem speziellen Telefon auf seinem Schreibtisch. Es war standardmäßig so eingerichtet, dass die Anrufe nicht zurückverfolgbar waren. Der Computer leitete das Gespräch über eine ganze Reihe von Gegenstellen um bis es dann den Teilnehmer kontaktierte. Die Polizei verfügte ein spezielles System, um solche Anrufe zurückzuverfolgen. Sein Gerät brachte dieses System so durcheinander, dass jede Abfrage eine andere Stadt in den USA als Standort zurückmeldete. So war sichergestellt, dass sein eigentlicher Aufenthaltsort geheim blieb.
Zufrieden tippte er die Telefonnummer der Polizei Portland in das Eingabefeld und wartete darauf, bis sein Gespräch aufgebaut war. Sofort nach dem ersten Klingelzeichen nahm ein Beamter das Gespräch an und meldete sich als Officer Witmarch.
In ruhigem Ton sagte er, »Ich möchte ein Verbrechen melden, von dem ich Kenntnis erlangt habe. Ein Beamter der Polizei handelt mit Crystal Meth in großem Stil und konsumiert dieses Rauschmittel. Sein Name ist Roger Barber. Der Dienstgrad und seine Position sind mir nicht bekannt, allerdings soll er auf ihrem Revier arbeiten. So weit ich informiert wurde, versteckt er in seinem Schlafzimmer eine große Menge der Droge.« Direkt danach legte er wieder auf und grinste über das ganze Gesicht.
Der Beamte würde sicher schon die richtigen Schritte übernehmen und er würde sofort davon erfahren. Er hatte einen seiner Spitzel schon in Position gebracht, der Anweisung hatte, ihn sofort anzurufen,