Ein tödliches Komplott. Matthias Boden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Boden
Издательство: Bookwire
Серия: Michael Korn & Liz Croll
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783985109371
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der ekel­haf­te Ge­ruch in die Na­se und sie muss­te einen Wür­ge­reiz un­ter­drücken. Oh­ne auf et­was an­de­res zu ach­ten, ver­ließ sie das Eta­blis­se­ment. Auf der Stra­ße at­me­te sie ei­ni­ge Ma­le tief durch, um den Rauch aus ih­rer Lun­ge zu be­kom­men. Vi­vi­an hat­te das drin­gen­de Be­dürf­nis sich so­fort un­ter ei­ne Du­sche zu stel­len und sich ei­ni­ge Stun­den ab­zu­schrub­ben. Al­ler­dings konn­te sie das noch nicht. Sie hat­te noch et­was an­de­res vor.

      Die Stra­ßen der Groß­stadt Port­land er­strahl­ten un­ter der künst­li­chen Be­leuch­tung. Zu die­ser Zeit wur­de es noch sehr früh dun­kel und die vie­len La­ter­nen spen­de­ten ein gelb­li­ches Licht. Ihr Weg führ­te sie zu­rück in die In­nen­stadt mit den großen Bü­ro­ge­bäu­den. Vi­vi­an setz­te sich in ein klei­nes Café und zog ihr Mo­bil­te­le­fon aus der Hand­ta­sche. Sie muss­te Tia­na in­for­mie­ren, was sie ent­deckt hat­te. Sie wähl­te die Num­mer ih­rer Freun­din und war­te­te bis das Ge­spräch auf­ge­baut war.

      »Hal­lo Vi­vi­an, du bist zu früh. Ich bin noch da­bei et­was her­aus­zu­fin­den«, mel­de­te sich Tia­na mit fröh­li­cher Stim­me.

      »Ich kann nur hof­fen, dass es für uns nicht schon zu spät ist!«, sag­te Vi­vi­an ver­är­gert. »Man setzt uns als Dro­gen­ku­rie­re ein. Das Päck­chen, was du trans­por­tie­ren soll­test, ent­hielt ir­gend­ein grob­kör­ni­ges Pul­ver.«

      »Das kann al­les Mög­li­che sein«, er­wi­der­te Tia­na.

      Vi­vi­an ver­dreh­te einen Mo­ment die Au­gen, »Wa­rum soll­te man uns wohl da­für be­zah­len ein Pul­ver durch die Ge­gend zu tra­gen und dann auch noch in ei­nem il­le­ga­len Bor­dell ab­lie­fern?«

      »Was weiß ich? Vi­el­leicht ist es ein ex­pe­ri­men­tel­les Me­di­ka­ment, was aus­ge­lie­fert wer­den muss.«

      »Wel­che Nut­te ver­teilt Me­di­ka­men­te? Wenn es Dro­gen sind und wir da­mit er­wi­scht wer­den, ge­hen wir für min­des­tens fünf Sonn­ta­ge ins Ge­fäng­nis!«

      Tia­na stöhn­te, »Die fünf Wo­chen hal­ten wir auch noch aus.«

      »Mein Gott bist du naiv Ti. Das Min­dest­maß für Dro­gen­schmug­gel in nicht ge­rin­gen Men­gen sind fünf Jah­re, al­so ge­hen wir dann für fünf Os­ter­sonn­ta­ge in den Bau und nicht nur ein paar Wo­chen. Au­ßer­dem ken­nen wir un­se­re Auf­trag­ge­ber nicht, um den Cops Hin­wei­se zu ge­ben. Wir soll­ten kei­ne Auf­trä­ge mehr für SNB durch­füh­ren, hörst du?«

      »Bist du völ­lig ir­re? Ich muss mein Stu­di­um be­zah­len und auch von ir­gend­was le­ben! Ich kann es mir nicht leis­ten, auf die Be­zah­lung zu ver­zich­ten.«

      Vi­vi­an wur­de sau­er, »Du kannst nicht im Ge­fäng­nis stu­die­ren Ti. Wenn sie dich da­mit er­wi­schen fährst du ein und du kannst dein Stu­di­um be­gra­ben. Nie­mand wird dich mehr ein­stel­len, wenn du we­gen Dro­gen­schmug­gel ver­ur­teilt wur­dest. Wir müs­sen einen an­de­ren Weg fin­den, uns zu fi­nan­zie­ren.«

      »Und was bit­te?«, frag­te sie er­war­tungs­voll.

      »Ich weiß es noch nicht, aber uns wird si­cher et­was ein­fal­len. Jetzt küm­me­re du dich um den Ty­pen, den ich ver­folgt ha­be. Ich hab den Auf­trag er­le­digt, du wirst al­so noch min­des­tens ein­mal be­zahlt und dann se­hen wir wei­ter.«

      Tia­na brumm­te nur kaum hör­bar und un­ter­brach das Ge­spräch. Vi­vi­an steck­te ihr Han­dy wie­der in die Hand­ta­sche. Ihren nächs­ten An­ruf durf­te sie un­ter kei­nen Um­stän­den von ei­nem Te­le­fon ma­chen, des­sen Num­mer auf sie re­gis­triert war. Es muss­te ein öf­fent­li­ches Te­le­fon sein und kei­nen Auf­schluss dar­über ge­ben, dass sie da­mit te­le­fo­niert hat­te. Sie muss­te die­ses Teu­fels­zeug mög­lichst los­wer­den und das klapp­te am bes­ten mit ei­nem an­ony­men An­ruf bei der Po­li­zei von Port­land. In dem Café, in dem sie saß, wür­de das nicht funk­tio­nie­ren. Die gan­ze Zeit hat­te sie sich mög­lichst un­auf­fäl­lig um­ge­se­hen und ei­ne Men­ge Ka­me­ras ent­deckt. Gut ver­steckt, aber den­noch sicht­bar. In ei­ner Stadt wie Port­land war das nor­mal, um Über­fäl­le zu ver­mei­den oder den Tä­tern schnel­ler auf die Spur zu kom­men.

      Vi­vi­an be­zahl­te ih­re Rech­nung und spa­zier­te aus dem Café in die laue Nacht hin­aus. Sie wuss­te be­reits, wo sie te­le­fo­nie­ren konn­te. Ganz in der Nä­he ih­rer Woh­nung be­fand sich ei­ne Te­le­fon­zel­le, die auch nicht von Ka­me­ras über­wacht wur­de. In al­ler Ru­he lief sie durch die noch be­leb­ten Stra­ßen der Stadt. Kurz be­vor sie das Te­le­fon er­reich­te, blick­te sie sich noch ein­mal um. Nie­mand war ihr ge­folgt, wie sie er­ken­nen konn­te. In ih­rer Ta­sche kram­te sie nach der Te­le­fon­kar­te, die sie sich für Not­fäl­le ge­kauft hat­te. In der klei­nen Sei­ten­ta­sche wur­de sie dann end­lich fün­dig. Sie stell­te sich in die Zel­le, nahm den Hö­rer ab und führ­te die Kar­te in den da­für vor­ge­se­he­nen Schlitz ein. Sie wähl­te die nor­ma­le Not­ruf­num­mer und gab dem Be­am­ten am an­de­ren En­de den Hin­weis auf das Ver­steck des ei­gent­li­chen Pa­kets.

      * * *

      Un­weit des klei­nen Cafés, in dem Vi­vi­an Bur­ge­ss ge­ra­de mit der Po­li­zei te­le­fo­niert hat­te, lag Ed­win Nash in sei­nem Kran­ken­bett. Die Kli­nik in der Stadt­mit­te von Port­land war auf Schuss­wun­den, wie er sie ab­be­kom­men hat­te, spe­zia­li­siert. As­hleigh Spears und ihr Kol­le­ge vom FBI woll­ten zu­min­dest hö­ren, was ih­nen der über­führ­te Dea­ler sa­gen konn­te. Sie wa­ren mit ih­ren Er­mitt­lun­gen nicht sehr viel wei­ter­ge­kom­men. Al­les, was sie bei der Po­li­zei er­fah­ren hat­ten, stand schon in ih­ren Ak­ten, die sie be­ka­men, be­vor sie in Wa­shing­ton ge­st­ar­tet wa­ren. Nun galt es dem Ver­letz­ten et­was auf den Zahn zu füh­len.

      Ser­geant Ro­ger Bar­ber führ­te die Be­su­cher des FBI zu dem Ver­letz­ten in die Kli­nik. Er hat­te be­reits sei­ne Be­am­ten dar­auf an­ge­setzt, die bei­den Dro­gen­kö­ni­ge der Stadt aus­fin­dig zu ma­chen. Ob­wohl man den bei­den vie­le Jah­re nicht das ge­rings­te nach­wei­sen konn­te, ver­steck­ten sie sich vor den Er­mitt­lungs­be­am­ten. Das Geld, was sie mit ih­ren Dro­gen­ge­schäf­ten ver­dien­ten, nutz­ten sie, um sich ir­gend­wo in Port­land zu ver­ste­cken. Es war sehr schwie­rig, die bei­den auf­zu­fin­den. Sie über­lie­ßen die Ge­schäf­te ih­ren An­ge­stell­ten. Die bei­den Grö­ßen des Ge­schäfts zo­gen nur im Hin­ter­grund die Fä­den.

      Cooper Knight war nicht wirk­lich auf Be­trieb­stem­pe­ra­tur ge­kom­men. Er konn­te sich nicht recht auf den Fall kon­zen­trie­ren. Statt sich mit den Fak­ten zu be­schäf­ti­gen, in­ter­es­sier­te er sich mehr für sei­ne Kol­le­gin. Sie kam ihm in die­sem Früh­ling deut­lich hüb­scher vor als zu­vor. Knight muss­te sich ein­ge­ste­hen, dass er deut­lich mehr an sei­ner Kol­le­gin in­ter­es­siert war als an dem Fall, den sie be­ar­bei­te­ten. Spears hin­ge­gen be­ach­te­te ihn kaum. Sie ver­such­te den auf­ge­tra­ge­nen Kri­mi­nal­fall zu lö­sen. Es war im­mer so bei ihr. Da in­ti­me Be­zie­hun­gen un­ter Kol­le­gen des FBI ver­bo­ten wa­ren, ver­biss sie sich in den Fall und ach­te­te nicht mehr so sehr auf ih­ren Kol­le­gen.

      Der Ver­letz­te Ed­win Nash lag ein­gehüllt in Ver­bän­de und dem gän­gi­gen Kran­ken­haus­hemd­chen in sei­nem Kran­ken­bett und starr­te die De­cke an. Er hat­te sich be­reits da­mit ab­ge­fun­den, nach sei­nem Auf­ent­halt in der Kli­nik für ei­ni­ge Jah­re in ei­ner