Ein tödliches Komplott
Michael Korn & Liz Croll Band 4
Ein Thriller von
Matthias Boden
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Matthias Boden
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Eine angebliche Bundesbehörde benutzt einfache Bürger als Kuriere in den gesamten Vereinigten Staaten. Eine junge Angestellte versucht dem ganzen auf den Grund zu gehen und gerät in Lebensgefahr. Das FBI kommt bei den Ermittlungen nicht weiter und fragt zähneknirschend bei Interpol um Hilfe. Rhonda Miller entsendet das Team unter der Leitung von Liz Croll in die USA. Die Agenten stoßen auf unerwartete Probleme als Leonie Korn von einer FBI Angestellten erkannt wird. Die FBI Agentin nutzt die Daten des Teams um Leonie zu überführen und bringt damit Liz Ehemann und die Kinder des Teams in Gefahr. Das Team muss erfinderisch werden um den Fall zu lösen und sich der Agentin des FBI entledigen bevor sie alle zur Zielscheibe werden.
Für Karin,
und ihre unvergleichliche Hilfe über all die Jahre.
Prolog
Vereinigte Staaten, Portland (OR)
Schwaches Licht einer windschiefen Straßenlaterne erhellte die Szenerie an einer Umgehungsstraße. In irgendeinem dieser Fahrzeuge sollte ihre Zielperson sitzen und warten. Schon seit einigen Stunden hatte Vivian Burgess die Straße nicht aus den Augen gelassen. Von ihrem Kontakt im Hauptquartier hatte sie erfahren, dass die Übergabe exakt hier und heute über die Bühne gehen sollte. Immer wieder konnte sie sehen, dass Beutel aus Zellophan und Briefumschläge sowie Bargeld den Besitzer wechselte. Das war hier nach Sonnenuntergang bereits normal, aber ihr Kontakt sprach von einer Menge, die nicht in eine Tüte passen konnte. Er hatte ihr den Wert von über zehn Kilogramm genannt, die heute den Besitzer wechseln würden.
Mit ihrer Kamera und dem hochauflösenden Objektiv saß sie in sicherer Entfernung versteckt in einem Jägerunterstand. Sogar ihr Gesicht hatte sich vorsorglich noch einmal geschwärzt, obwohl das eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Vivian war ein Mischling. Ihre Mutter war eine Afroamerikanerin und ihr Vater ein Weißer. Sie war deswegen eher so dunkelfarbig wie ein Milchkaffee und konnte in dieser Umgebung bei den schlechten Lichtverhältnissen nicht auffallen. Selbst die Tiere interessierten sich nicht für die versteckte Verwaltungsangestellte, die hier wartete.
Endlich sah sie dort unweit der Laterne einen völlig in schwarz gekleideten Mann. Der lange Mantel war deutlich zu auffällig für die Jahreszeit. Zu viel Columbo gesehen vermutlich, aber das war hier nicht Los Angeles, sondern Portland. Diese Agenten konnten aber auch nie wirklich unauffällig sein. Ihr sollte es recht sein. Je einfacher er zu erkennen war, umso leichter für sie und ihre Kamera die Übergabe im Bild festzuhalten. Immerhin hing sie jetzt schon fast drei Wochen an diesem Auftrag fest, weil er immer wieder verschoben wurde.
Angefangen hatte alles mit einem einfachen Brief in ihrer Post. Eine mysteriöse Bundesbehörde mit den drei Buchstaben SNB hatte sie angeworben diesen Job für ihr Land zu erledigen. Sie bekam alles, was sie dafür brauchte gestellt und dachte nicht weiter darüber nach. Ihr erster Auftrag war einfach gewesen. Sie sollte einfach nur mit einem Zug nach San Francisco in Kalifornien fahren, dort einen blauen Kleinwagen auf einem Parkplatz eines Supermarktes abholen und ihn nach Portland bringen. Dort sollte sie den kleinen Wagen einfach in einer Seitenstraße abstellen, den Schlüssel auf dem rechten Hinterrad ablegen und sich aus dem Staub machen. Bekommen hatte sie dafür neben einer Fahrkarte für den Zug auch noch eine Vergütung von 2000 Dollar.
Für sie als Berufsanfängerin aus einer eher unterprivilegierten Arbeiterfamilie an der Westküste war das ein nettes Zubrot, das sie gerne in Anspruch genommen hatte. Das Geld bekam sie wieder per Post an ihre Adresse geliefert. Kurze Zeit später bekam sie eine neue Aufgabe angeboten. Sie sollte einfach nur ein Paket annehmen und es dann in einem Restaurant bei der Garderobe liegen lassen. Als sie nach dem Essen, das ihr ebenfalls nachträglich bezahlt wurde, ihren Mantel abgeholt hatte war das Paket einfach verschwunden. Trotzdem bekam sie pünktlich das versprochene Geld, inklusive der Kosten des Abendessens.
Ihr dritter Auftrag führte sie nach Salt Lake City, um einen Rollkoffer zu übernehmen, den sie dann nach Eugene in Oregon bringen sollte. Dazu musste sie eines ihrer Wochenenden fast nur in Zügen verbringen, aber sie erhielt dafür sogar 5000 Dollar. Für das Geld ein Wochenende in einem Zug zu verbringen war jetzt nicht gerade das schlechteste, auch wenn das Schlafen viel zu kurz kam. Trotzdem lag das Geld für ihre Dienste wieder vollzählig in ihrem Briefkasten. Was konnte sie besseres erwarten, als für kleine Transporttätigkeiten schon einige tausende Dollar zu verdienen? Vivian hatte erst ihre Ausbildung abgeschlossen und begann in ihrem Beruf. Da konnte man einen Extraverdienst schon gut gebrauchen.
Ihr jetziger Auftrag war fast noch einfacher. Sie sollte einfach nur mit der Kamera beobachten und auf keinen Fall eingreifen, egal was auch passierte. Sie wusste, dass die Übergabe irgendwann an diesem Abend auf der Umgehungsstraße erfolgen musste. Man stellte ihr die Kamera und eine Speicherkarte zur Verfügung, die sie nach Erledigung auf einer öffentlichen Toilette im Stadtzentrum von Portland deponieren brauchte. Jetzt saß sie schon seit mehr als zwei Stunden in diesem Busch und wartete. Es war nicht wirklich bequem in diesem Jägerunterstand und die Aussicht war auch nicht wirklich eine Augenweide, aber was sollte sie besseres verlangen.
Endlich passierte etwas worauf sie wartete. Der Mann in dem langen Trenchcoat beobachtete die Fahrzeuge und hielt sich eher in den dunklen Ecken der Straße auf. Viviane hatte ihn direkt auf dem kleinen Bildschirm ihrer Kamera. Der junge Typ sah gar nicht so übel aus. Er war ungefähr in ihrem Alter, hatte ein schüchternes Auftreten, sah aber trotzdem ziemlich heiß aus. Hätte er sie in einer Bar angesprochen wäre sie nicht abgeneigt gewesen. So aber gehörte er nur zu einem Auftrag und brachte ihr Geld ein, wenn er denn endlich das Paket mit den 18 Kilogramm abholen würde.
Langsam traute er sich mal ein bisschen mehr ins Licht was Vivian veranlasste mehrfach den Auslöser ihrer digitalen Kamera mit dem Teleobjektiv zu drücken. Sie hatte ihn genau im Bild. Unmöglich ihn nicht genau darauf zu erkennen. Seine kurzen schwarzen Haare die in kleinen Locken an seinem Haupt klebten waren fast exakt zu erkennen. Auch die kleine Narbe unter seinem Kinn war deutlich zu sehen. Er hielt sich auffällig im Schatten und blieb von den Menschen fern, die dort an der Straße standen. Scheu blickte er sich um und bewegte sich dann vorsichtig im leichten Unterholz des angrenzenden Grabens die Strecke entlang. Er erreichte einen mattschwarzen Kombi und machte sich an der Heckklappe zu schaffen. Das Gepäckfach schwang auf und er schnappte sich ein in dunkles Papier gewickeltes Paket. Sein Ausdruck ließ erkennen, dass dieses Päckchen ziemlich schwer war. Eng an sich gedrückt machte der junge Afroamerikaner sich wieder auf den Rückweg. Vivian Burgess