Die beiden stellten sich ihm als Agents Ashleigh Spears und Cooper Knight vor. Abgestellt von Washington seinen Fall unter die Lupe zu nehmen und aufzuklären. Darüber konnte Edwin Nash nur milde lächeln. Nicht mal er selbst kannte seine Auftraggeber. Die Agentin nahm sein Verhör vor, während der Agent an ihrer Seite mehr an ihr interessiert schien als an seinen Aussagen. Trotzdem kritzelte er einige Eindrücke in ein kleines Buch. Allerdings sah es eher aus als würde er mit seinem Bleistift ein Bild seiner Kollegin zeichnen.
»Mister Nash«, begann die hübsche Agentin, »Was genau war ihr Auftrag an der Umgehungsstraße?«
»Das habe ich ihren Luschen bereits öfter erklärt, wenn sie zu blöd sind, zum Lesen sollten sie vielleicht eine Schule besuchen.«
»Wir haben ihre Aussage bereits gelesen, Mister Nash. Allerdings glaube ich ihnen nicht, was sie zu Protokoll gegeben haben.«
Der angeschossene antwortete, »Was sie Glauben dürfen sie einem Pfaffen erzählen. Sie haben meine Aussage bekommen, das muss ausreichen. Aber vielleicht sollten sie besser verstehen, dass sie nichts mehr aus mir rauskriegen. Was glauben sie wohl, warum ich hier liege?«
Ashleigh Spears lächelte, »Ein Kollege des Sergeants hat sie ein bisschen angeballert. Hätten sie sich nicht ihrer Verhaftung widersetzt, wäre nicht das geringste passiert.«
»Meiner Verhaftung widersetzt? Ich habe nicht das geringste getan, verdammte Scheiße! Das Paket sollte zu einem anderen Standort und gerade als ich es hatte, taucht der Arsch da auf«, sagte Nash und zeigte mit dem Finger auf den Sergeant, »Anstatt sich erstmal auszuweisen, fing er an, an meinem Paket herumzuzerren wie ein Irrer. Dabei hat er es zerstört und einen Teil des Inhalts auf die Straße geworfen. Dann taucht noch der kleine Lutscher neben mir auf, schreit herum wie ein frisch gefickter Gartenzwerg und jagt mir eine Kugel durch den Magen. Das ist Polizeibrutalität!«
Spears drehte sich zu Sergeant Barber um und fragte, »Waren sie in Uniform vor Ort?«
»Nein. Wir waren auf einer Überwachung also in Zivil wie gewöhnlich.«
»Sie hielten es nicht für erforderlich, sich Mister Nash gegenüber als Polizeibeamter auszuweisen?«, fragte die junge Agentin verwundert.
Barber schüttelte den Kopf, »Wir hatten einen anonymen Hinweis und er wollte mit den Drogen verschwinden. Ich habe ihn also aufgehalten und dabei das Paket erwischt, was dann aufgegangen ist. Dabei ist ein Teil der Drogen schon über die Straße gesegelt. Mein Kollege hat ihn dann aufgefordert sich zu ergeben damit wir ihn festnehmen können. Allerdings hatte Mister Nash nur Flucht im Sinn, was meinen Kollegen veranlasste einen Schuss abzugeben.«
Cooper notierte einige Daten auf seinem Block, während Spears langsam ein Licht aufging. Die beiden Beamten versuchten ihre Haut zu retten und drehten sich einige Aussagen passend zurecht. Wann immer sie nicht ganz nach Vorschrift handelten, bogen sie die Wahrheit ein bisschen zurecht, wie es gerade für sie am günstigsten war. Dieses Verhalten war immer zu beobachten, wenn sich das FBI einem Fall annahm. Jeder Beamte hatte Angst davor seinen Job zu verlieren. Eigentlich sorgte diese Angst dafür, dass sich die Beamten an die Regeln hielten und nach ihren Vorgaben arbeiteten. In diesem Fall war aber ein Verdächtiger verletzt worden und man musste die Wahrheit ein bisschen zurechtbiegen.
»Ihr junger Kollege hat ihnen einen Haufen Ärger eingehandelt Barber«, stellte Ashleigh fest. »Sie sind verpflichtet sich auszuweisen, wenn sie in Zivil operieren, was natürlich auch für ihren Partner gilt. Das haben sie unterlassen und einen Bürger verletzt, ohne ihm etwas nachweisen zu können. Diese Methoden sind zu Recht illegal. Zudem haben sie auch noch einen Afroamerikaner angeschossen. Wenn das an die Öffentlichkeit kommt, dreht die Bevölkerung wieder durch. So wie es in den Akten stand, ergibt sich die Tatsache, dass sie einen Bürger der Vereinigten Staaten, ohne sich als Beamter zu erkennen gegeben haben, kontrollieren wollten. Das wiederum bedeutet, dass die erlangten Beweise vor keinem Gericht des Staates Oregon zugelassen werden. Mister Nash kann für sein Vergehen nicht belangt werden, weil die Beweise illegal erlangt wurden. Diese ganze Aktion wird eine Untersuchung nach sich ziehen. Cooper, wir sind hier fertig!«
Ohne ein weiteres Wort ließen die beiden Agents den Sergeant mit Edwin Nash alleine in dessen Krankenzimmer. Sie machten sich auf den Weg zurück ins Revier. Nash brauchten sie nicht mehr zu verhören. Sie mussten die Hinweise auf anderem Weg erlangen. Wenig später erschienen sie wieder auf dem Revier und suchten in den älteren Akten nach Hinweisen.
9. Kapitel
Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)
Die Wüstensonne Nevadas hatte die kleine Wohnung von Roy Cabrera schon den ganzen Vormittag aufgeheizt. Trotz der eingebauten Klimaanlage wurde es immer wärmer. Der Dealer lag nach einer langen Nacht, die er im Death Valley verbracht hatte, noch im Bett. Ungefähr jede Stunde wachte er völlig verschwitzt wieder auf. Roy hatte sich schon mehrfach bei der Hausverwaltung beschwert, weil die Klimaanlage wohl fehlerhaft war. Sie schaffte es einfach nicht mehr, die kleine Bude anständig zu kühlen. Spätestens im Sommer, der nicht mehr lange entfernt war, wäre es nicht mehr auszuhalten.
Die Gesellschaft, die jeden Monat die, zugegeben, relativ kleine Miete einstrich, kümmerte sich kaum noch um das Gebäude. Wäre es nach ihm gegangen hätte er schon längst eine andere angemietet, allerdings musste er vorsichtig sein und durfte nicht auffallen. Seine Drogendeals brachten ihm zwar genug Geld für eine bessere Wohnung in guter Lage ein, aber er konnte es sich nicht leisten aufzufallen. Solange er noch selbst für die Ware verantwortlich war, musste er unter dem Radar bleiben. Die Polizisten kamen nur an die kleineren Dealer heran, die großen waren schon lange nicht mehr auf der Straße anzutreffen. Das war sein großes Ziel. Einmal zu den richtig großen gehören und zumindest einen Teil der Stadt zu kontrollieren.
Am frühen Nachmittag konnte er einfach nicht mehr schlafen. Roy kletterte immer noch niedergeschlagen aus seinem