Michael empfand die vor ihnen liegende Aufgabe als extrem unangenehm. Er machte gegenüber der Teamchefin auch keinen Hehl daraus. Mit Ausnahme von Micha und Dolores waren sie in den USA immer gefährdet. Mike musste vier Jahre im Gefängnis brummen, seine geliebte Frau wurde wegen diverser Straftaten gesucht und Leonie als ehemalige Auftragskillerin entkam mithilfe von Liz und Mike aus den Fängen des FBI. Falls man sie erkennen würde, was leicht passieren konnte, waren sie alle gefährdet. Dem ganzen Team war nicht wohl dabei in der Höhle des Löwen arbeiten zu müssen.
Liz versprach den beiden sich schon im eigenen Interesse darum zu kümmern. Bevor sie zu einer Besprechung zusammenkamen, rief sie Rhonda Miller in Lyon an.
Die Direktorin von Interpol meldete sich schon nach dem ersten Klingelzeichen, »Hallo Liz, was brauchst du?«
»Sicherheiten Rhonda. Du weißt, dass unser gesamtes Team in den Vereinigten Staaten extrem gefährdet ist. Falls jemand von uns dort erkannt wird sind wir und unsere Familien in Gefahr. Wir möchten nicht auf dem Präsentierteller sitzen, ohne irgendwie abgesichert zu sein«, legte Liz los.
»Ich wollte eigentlich Amys Team schicken, aber die sind anderweitig gebunden und ich habe nur euch zur Verfügung. Ich weiß um die Verstrickungen Bescheid. Ihr habt von meiner Seite aus jeglichen Rückhalt den ihr braucht. Um es ganz deutlich zu formulieren, und das kannst du gerne allen ausrichten, falls euch irgendwas passiert, ihr erkannt werdet oder irgendjemand gegen euch vorgehen will, dürft ihr ungestraft jeden umlegen. Ihr habt jedes Recht, das in euren Arbeitspapieren steht und das weltweit«, erklärte Rhonda eindringlich.
»Was passiert, wenn man uns direkt vor Ort verhaftet?«, wollte Liz wissen.
»Dann, meine liebe Liz, bin ich versucht jeden einzelnen Interpolmitarbeiter in die Staaten zu entsenden und euch da rauszuholen. Falls sie es wirklich versuchen sollten, lernt dieser Staat wie es sich anfühlt Krieg zu spielen. Aber dieses Mal in der Heimat direkt vor der eigenen Haustür.«
Liz konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Wollen wir hoffen, dass es nicht so weit kommt!«
»Kann ich sonst noch was für euch tun?«
»Derzeit nicht Rhonda. Wir melden uns, wenn wir etwas brauchen. Danke!«, entgegnete die Anführerin und legte dann auf.
Nach einer kurzen Pause bat die Chefin ihr Team an den Tisch zur ersten Besprechung. Mike, der Hacker des Teams, hatte bereits die Unterlagen, die man ihnen zur Verfügung stellte, überflogen und konnte die Hinweise weitergeben. Die Kinder waren draußen beschäftigt und spielten fangen. Das gab ihnen genug Zeit sich das alles anzuhören. Bevor Mike seinen Bericht loswerden durfte, beruhigte Liz ihr Team und gab ihnen das Ergebnis ihres Gesprächs mit Rhonda Miller weiter.
»Wir alle sind in den Vereinigten Staaten gefährdet, das will ich auch nicht in irgendeiner Form schönreden. Ich habe mit Rhonda in Lyon telefoniert und sie um Sicherheiten gebeten. Sie steht hinter uns bei allem was passiert. Sie erlaubt uns jeden zu killen der gegen uns vorgeht, egal wer es auch sein sollte. Falls man uns verhaftet wird sie alle Hebel in Bewegung setzen uns herauszuholen. Notfalls ist sie auch dazu bereit, ganz Interpol zu bewaffnen und einen Krieg gegen die Amerikaner vom Zaun zu brechen. Sie hat mich noch einmal an unsere Arbeitspapiere erinnert, in denen uns zugesichert wird, jedes auch illegale Mittel anzuwenden, das wir für erforderlich halten. Uns kann also nichts passieren.«
Michael richtete ein Wort an Liz, »Mit deiner Erlaubnis Queen würde ich gerne anregen, dass unsere Familien, insbesondere die Kinder, während unserer Abwesenheit zumindest durch Schusswaffen gesichert sind. Dazu würde ich gerne mindestens drei alte Kollegen hierher beordern, die aufpassen, dass nichts passiert!«
»Meinst du wirklich, das wird nötig sein, Micha?«, wollte Kary wissen. »Wir haben unsere Tarnidentitäten im Ausland zwar abgelegt und operieren wieder unter unseren normalen Namen, aber ich glaube nicht, dass jemand Rückschlüsse auf den Wohnort unserer Kinder ziehen kann.«
»Nenn es meinetwegen Vorsicht oder völlig bescheuert, aber ein blöder Zufall würde ausreichen sie ausfindig zu machen und wir wollen alle nicht das ihnen auch nur das geringste passiert«, gab er zu bedenken.
Alle machten sich Gedanken um ihre Kinder. Niemand wollte, dass ihnen etwas geschieht und seine Bedenken waren nicht von der Hand zu weisen. Das Federal Bureau of Investigation hatte verschiedene Möglichkeiten den Aufenthaltsort zu ermitteln, auch außerhalb der Vereinigten Staaten. Liz erinnerte ihre Mitstreiter an den Fall ›Ikarus‹, der in England seinen Abschluss fand. Damals war es sogar notwendig, einen Killer, der auf sie angesetzt war, vor der Bar ihres Mannes auszuschalten. Dort war es einem Privatmann gelungen, die Adresse ausfindig zu machen. Leonie beugte sich zu ihrem Ehemann und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er nahm sich einen kurzen Moment Zeit, um über ihren Vorschlag nachzudenken. Micha nickte nur stumm. Liz, die das mitbekam, wollte wissen, was Leonies Anliegen war.
Die kleine Blondine erklärte, »Emilia trainiert an Waffen, wie ich als Kind. Sie hat von François eine tödliche Handfeuerwaffe geschenkt bekommen. Ich möchte, dass sie im Notfall sich, Valeria und Mika verteidigen kann, sozusagen als letzte Verteidigungslinie. Ganz davon abgesehen, was wir hier entscheiden.«
»Früh übt sich, wer eine Meisterin wie ihre Mutter werden will«, versuchte Mike einen kleinen Scherz.
Die Anführerin hatte genug davon und wollte zu einem Ende kommen. Deshalb ließ sie die Truppe über Michas Vorschlag abstimmen. Alle schoben ihre Bedenken im Interesse ihrer Kinder beiseite und stimmten dem Angebot zu. Micha ließ daraufhin die anderen kurz alleine und telefonierte vor der Tür mit einem alten Kollegen. Währenddessen unterhielt sich das Team über Emilias Hobby und die Fortschritte, die sie schon gemacht hat. Dolores erwähnte auch, dass sie ihr beigebracht hatten, nie auf Lebewesen anzulegen, mit der Ausnahme, wenn ihr oder ihren Freunden Gefahr drohte. Karyani begann zu lachen. Sie hatte also die gleiche Entwicklung wie Leonie vor sich, nur mit dem Unterschied nicht auf die schiefe Bahn zu geraten.
Kurz darauf kam Micha von seinem Telefonat zurück und berichtete, »Ich