Ein tödliches Komplott. Matthias Boden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Boden
Издательство: Bookwire
Серия: Michael Korn & Liz Croll
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783985109371
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200 Jah­re auch nicht. Ich brau­che meh­re­re Lie­fe­ran­ten, die ge­nug Ka­pa­zi­tä­ten auf­brin­gen kön­nen!«

      Paul at­me­te hör­bar tief durch, »Was brauchst du Roy?«

      »Ice, Snow am bes­ten al­les was geht!«

      »Ich wer­de se­hen, was ich tun kann, Roy, aber das dau­ert ein paar Ta­ge.«

      Die bei­den be­en­de­ten das Ge­spräch. Roy hat­te ein gu­tes Ge­fühl. Auf Paul hat­te er sich schon im­mer ver­las­sen kön­nen und das wür­de sich auch die­ses Mal nicht än­dern. Nun muss­te er nur noch war­ten bis sich sein Kol­le­ge mit neu­en Lie­fe­ran­ten bei ihm mel­det. Am nächs­ten Mor­gen mach­te er sich auf den Weg, die MDM Kris­tal­le zu kau­fen und dann in sei­nem Ver­steck den Rest der Lie­fe­rung zu stre­cken. Er brauch­te noch viel mehr Dro­gen, um rich­tig in den Ver­kauf ein­stei­gen zu kön­nen. Lei­der dau­er­te das noch lan­ge ge­nug. Selbst wenn Paul sei­ne Lie­fe­ran­ten an­ge­fragt hat­te, dau­er­te es noch ei­ne gan­ze Wei­le bis die Lie­fe­run­gen bei ihm an­kom­men wür­den. Dann könn­te Roy end­lich an­fan­gen rich­tig zu ver­kau­fen.

      6. Kapitel

      Vereinigte Staaten, Portland (OR)

      Schon seit Stun­den ob­ser­vier­te Vi­vi­an Bur­ge­ss nun schon das Hoch­haus im Her­zen von Port­land. Das Pa­ket soll­te erst im Lau­fe des Ta­ges ge­lie­fert wer­den, hat­te sie von ih­rer Freun­din Tia­na er­fah­ren. So­eben saß sie im Au­ßen­be­reich ei­nes klei­nen Re­stau­rants und ge­noss Tag­lia­tel­le in ei­ner herr­li­chen Weiß­wein­sau­ce. Sie kann­te das Lo­kal noch nicht, fühl­te sich von der Spei­se­kar­te auch nicht be­son­ders an­ge­lockt, aber es war der ein­zi­ge Stand­ort, von dem aus sie un­ge­fähr­det den Ein­gang des ge­gen­über­lie­gen­den Hoch­hau­ses über­wa­chen konn­te. Im­mer, wenn sie dach­te, ihr Päck­chen wür­de end­lich ge­lie­fert wer­den, stell­te sich der po­ten­zi­el­le Agent als Ge­schäfts­mann her­aus, der einen Ter­min wahr­nahm.

      Den letz­ten Bis­sen ih­rer Mahl­zeit spül­te sie mit ei­nem Glas fri­sches Quell­was­sers hin­un­ter. Gera­de in die­sem Mo­ment sah sie einen Mann in zer­schlis­se­nen Kla­mot­ten das Hoch­haus be­tre­ten. Sein An­zug schi­en schon vie­le Jah­re in ei­nem Schrank ge­la­gert wor­den zu sein. Die Mot­ten hat­ten ei­ni­ge Lö­cher in dem Stoff hin­ter­las­sen, die not­dürf­tig mit ei­ni­gen Fli­cken ka­schiert wur­den. Der Trä­ger war ein äl­te­rer Mann, der sei­ne bes­ten Zei­ten schon lan­ge hin­ter sich ha­ben muss­te. Sei­ne Be­we­gun­gen zeug­ten von schmer­zen­den Bei­nen und er ging et­was ge­beugt. Vi­vi­an hat­te das Ge­fühl die­sen Mann be­reits schon ein­mal ge­se­hen zu ha­ben. Sie konn­te sich al­ler­dings nicht er­in­nern, wo das ge­we­sen sein könn­te.

      Der et­was äl­te­re be­trat das Ver­wal­tungs­ge­bäu­de, hielt sich aber nicht am Empfang auf, son­dern steu­er­te di­rekt auf den Auf­zug zu. Ent­we­der kann­te sich der al­te Mann hier aus, oder es war ihr Ku­ri­er, dach­te sich Vi­vi­an. Sie muss­te ihm fol­gen, um ih­re ei­ge­nen Er­mitt­lun­gen am Le­ben zu er­hal­ten. Al­ler­dings zwei­fel­te sie ernst­haft dar­an, dass die­ser Mann im Dienst von SNB stand. Sei­ne Tar­nung mit dem al­ten schlech­ten An­zug und so un­vor­sich­tig wie er zu Wer­ke ging konn­te er ei­gent­lich kein Agent sein. Trotz­dem lag es jetzt an ihr, die­sem Ge­heim­dienst auf die Spur zu kom­men. Vi­vi­an be­zahl­te ihr Es­sen beim Kell­ner und war­te­te an der nächs­ten Stra­ßen­e­cke auf den Be­su­cher.

      Kurz dar­auf kam der Mann mit dem zer­schlis­se­nen An­zug wie­der aus dem Ver­wal­tungs­ge­bäu­de und trat in die Früh­lings­son­ne in Port­land. Vi­vi­an be­ob­ach­te­te ihn aus si­che­rer Ent­fer­nung. Als er sei­nen Weg an­trat, blieb sie hin­ter ihm und folg­te ihm ver­steckt durch die be­leb­te Groß­stadt. Sein Weg führ­te durch die en­gen Stra­ßen­schluch­ten bis zu ei­ner Bus­hal­te­stel­le. Vi­vi­an hat­te nicht da­mit ge­rech­net, dass ein Agent mit dem Bus fah­ren wür­de. Sie brauch­te auf die schnel­le ei­ne Idee, wie sie mög­lichst un­er­kannt an ihm dran­blei­ben konn­te. Sie ent­schied sich in die Of­fen­si­ve zu ge­hen und et­was ab­seits von ihm auf den Bus zu war­ten. Wäh­rend er völ­lig ru­hig und ge­las­sen vor dem Häu­schen der Hal­te­stel­le stand, pirsch­te sie sich et­was ab­seits von hin­ten an das Häu­schen her­an und war­te­te. Sie ließ den al­ten Mann nicht aus den Au­gen.

      Sein Pro­fil glit­zer­te in der noch schwa­chen Son­ne. Das Ge­sicht war mit tie­fen Fal­ten durch­zo­gen und die grau­en Haa­re hat­ten sich wie zu ei­nem Hei­li­gen­schein um sei­nen an­sons­ten un­be­haar­ten Kopf zu­rück­ge­zo­gen. Er trug ei­ne di­cke Horn­bril­le auf der Na­se. Vi­vi­an konn­te er­ken­nen, dass er oh­ne sein Na­sen­fahr­rad so gut wie nichts mehr er­ken­nen konn­te. Das mach­te ihr Hoff­nung un­er­kannt zu blei­ben, wenn sie ihm folg­te. Als der Bus an­kam, zog er sein Ticket aus der Ta­sche und war­te­te dar­auf, dass der Fah­rer die Tü­ren öff­ne­te. Ne­ben ihm stan­den noch ei­ni­ge wei­te­re Fahr­gäs­te. Vi­vi­an be­weg­te sich eben­falls in die War­te­schlan­ge zum Ein­stei­gen, blieb aber au­ßer­halb sei­nes Sicht­felds. In den Fil­men sah das im­mer leich­ter aus, je­man­dem un­er­kannt zu fol­gen.

      Mit ei­ni­ger An­stren­gung und ei­nem lei­sen Stöh­nen er­klomm der Mann die Ein­stiegs­stu­fe des Bus­ses. Un­be­darft zeig­te er dem Chauf­feur sein Ticket und warf einen Blick in den Fahr­gas­traum. Nur ei­ni­ge Fahr­gäs­te sa­ßen auf den dun­kel­grau­en plas­ti­k­über­zo­ge­nen Sit­zen. Im hin­te­ren Be­reich sa­ßen ei­ni­ge Schü­ler, die sich vor ei­nem jun­gen Mäd­chen be­tont cool ga­ben. Der ganz nor­ma­le Wahn­sinn wie in je­dem Bus. Als Vi­vi­an an der Rei­he war, zog sie ihr Por­te­mon­naie aus ih­rer klei­nen Hand­ta­sche und kauf­te sich ei­ne Fahr­kar­te bis zur End­sta­ti­on. Da sie nicht wuss­te, wann ih­re Ziel­per­son den Bus wie­der ver­ließ, woll­te sie auf der si­che­ren Sei­te sein.

      Sie durch­quer­te den Mit­tel­gang und be­weg­te sich selbst­be­wusst an ih­rer Ziel­per­son vor­bei wei­ter nach hin­ten. Sei­nen Sitz hat­te er im vor­de­ren Teil des Fahr­zeugs ge­fun­den. Sie setz­te sich et­was wei­ter hin­ten in das Fahr­zeug auf einen frei­en Sitz auf der glei­chen Sei­te. Um sie zu ent­de­cken, müss­te er schon den Kopf um hun­dert­acht­zig Grad dre­hen. Vi­vi­an ver­such­te sich ih­re Ner­vo­si­tät nicht an­mer­ken zu las­sen, aber das Ad­rena­lin pump­te in großen Men­gen durch ih­re Blut­bahn. Wenn der al­te Mann sie ent­de­cken wür­de, müss­te sie wie­der ei­ni­ges er­klä­ren. Al­ler­dings schi­en der po­ten­zi­el­le Agent nicht wei­ter auf sei­ne Mit­fah­rer zu ach­ten. Vi­vi­an er­fuhr wäh­rend­des­sen ei­ni­ge Be­ach­tung durch die jün­ge­ren Fahr­gäs­te im hin­te­ren Teil. Das jun­ge Mäd­chen hat­te sich Kopf­hö­rer auf­ge­setzt und ach­te­te nicht wei­ter auf die Sprü­che der Gleich­alt­ri­gen. Die­se hat­ten sich jetzt Vi­vi­an aus­ge­sucht, um ih­re Ver­su­che an­zu­brin­gen.

      Es dau­er­te nur ei­ni­ge Se­kun­den bis ei­ner der Te­stos­te­ron­ge­steu­er­ten Jüng­lin­gen mit tau­sen­den Pi­ckeln an­fing sie zu be­zir­zen. Vi­vi­an woll­te ihn, oh­ne großes Auf­se­hen, wie­der los­wer­den, um ih­re Ziel­per­son nicht auf sie auf­merk­sam zu ma­chen. Sie ent­schied sich für einen be­son­de­ren Auf­tritt dem jun­gen Ge­gen­über. Sie be­dach­te ihn mit ei­nem ab­schät­zi­gen Blick und ließ ihn auf sei­ner Kör­per­mit­te ei­ni­ge Se­kun­den ver­wei­len. Dann setz­te sie ein klei­nes Lä­cheln auf, beug­te sich zu sei­nem Ohr und flüs­ter­te ihm zu, »Nächs­tes