DU GEHÖRST IHNEN.. Dankmar H. Isleib. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: 666 - Perfektion des Bösen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020050
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mit Samthandschuhen anfassen und seine persönlichen Beweggründe und Ziele, bei dem Game mit uns mitzuspielen, akzeptieren. Will sagen: Es ergibt nicht viel Sinn, ihn nach der Lieferung verschwinden zu lassen. Die ganze Geschichte ist insgesamt sehr brisant, wie ich meine. Wir können nicht vorsichtig genug agieren. Das gilt für uns alle, Sir Lee. Ob Sie wollen oder nicht: Sie müssen mir vertrauen und mit mir als Verhandlungspartner vorliebnehmen. Ich darf Ihnen, bei aller Euphorie, die angebracht zu sein scheint, sagen, dass es außer Ihnen noch etliche weitere Interessenten gibt, die bereit sind, blind in mich zu investieren.«

      Below machte eine ausgiebige Kunstpause, um sich noch besser in Szene zu setzen und fuhr fort: »Dennoch – keine Angst. Zum jetzigen Zeitpunkt wissen die anderen noch nicht, worum es sich bei meinem Angebot explizit handelt. Ich habe denen die Perspektiven, die sich aus dem Erwerb des Materials ergeben, oberflächlich aufgezeigt und die Größenordnung der notwendigen Investition angedeutet. Das hat den Gruppierungen genügt, um definitiv kaufen zu wollen. Um einen ehemals potenziellen Mitbieter im östlichen Teil Europas brauchen Sie sich allerdings keine Sorgen zu machen. Mein neuer Herr und Gebieter, das große Russische Reich, kommt als Käufer nicht in Frage. Der Regierung ist, wie Sie wissen, der Dollar seit geraumer Zeit ein wenig knapp geworden. Auch wenn der IWF Milliarden in Russland pumpt, die Worldbank stets mit großen Summen behilflich ist und die EU gewillt ist, immer und immer wieder in das russische Fass ohne Boden Billions of Dollars zu stecken. Natürlich geschieht das still und heimlich, denn die Welt kann ja sehen, dass das Land auf Grund seiner unermesslich großen, natürlichen Ressourcen im Geld schwimmen müsste. Doch wie wir wissen, ist das leider nicht so. All das schöne Geld, inklusive der Subventionen der Weltgemeinschaft, landet zu fast einhundert Prozent in den Taschen der regierenden Mafiosi-Gruppen und nicht beim Volk oder in unserer Wirtschaft. Und dann schließt sich der Kreis, wie wir wissen, und das Geld verschwindet in der Schweiz, auf den Caymans, auf Zypern oder sonst irgendwo und landet letztlich doch wieder im Westen. Da, wo es herkam. Es hat nur den Besitzer gewechselt. Vorwiegend in Europa werden die Milliarden dann von den Oligarchen in Industriebeteiligungen, Immobilien und sonst wo investiert. Ein bizarrer Kreislauf des Geldes, der immer zu Lasten der dumm gehaltenen Bevölkerung in den wohlhabenden Ländern der westlichen Hemisphäre geht. Die werden, dank der endlosen Steuerschrauben, gegen die sich leider kein Mensch mehr zur Wehr setzt, zur Kasse gebeten. Es sei denn, wir würden mit finanzstarken Kreisen unserer eigenen, in Rohstoffquellen investierenden Mafia in Russland zusammenarbeiten, die wir aber nur noch zu einem geringen Teil kontrollieren. Da hat seit geraumer Zeit der kleinwüchsige, einst in Dresden tätige ehemalige KGB-Spion die Hände drauf. Aber der wäre als Partner für uns alle ein zu großes Risiko, aus den verschiedensten Gründen. Es besteht kein Grund, Sir Lincoln Lee, an meiner Loyalität Ihnen gegenüber zu zweifeln.« Below nahm einen kräftigen Schluck Rotwein, ein 1964er Rothschild, und redete ansatzlos weiter: »Da die Sache sehr, sehr delikat ist, befürchte ich, es kann trotz der vorzüglichen Absicherungen Probleme geben. Wir müssen alle, Sie, Sir Lee, Mr. Sunrise und ich – meinen eigentlichen Dienstherren wollen wir dabei nicht völlig außer Acht lassen – sehr kontrolliert, konzertiert und vorsichtig vorgehen.«

      »OK. Verstanden. Was bekomme ich zuerst geliefert?«

      Sir Lincoln Lee übernahm wieder die Gesprächsführung.

      »Sie sagten, Below, dass Ihr Informant mehrere verschiedene Patente liefern kann. Bevor ich zu größeren Zahlungen bereit bin, sollten meine Experten die Möglichkeit haben, die Patente prüfen zu können. Ich kann verstehen, wenn Ihr Lieferant die Katze nicht aus dem Sack lassen will. Dennoch benötigen wir vor weiteren Zahlungen prüfbare Fakten. In diesem Business wird zu viel betrogen, könnten zu viele Fakes angeboten werden. Ob mit oder ohne Patent. Obwohl ich aufgrund der Quelle von der Hochkarätigkeit der Erfindungen absolut überzeugt bin. Aber meine Milliarden – und die von Sunrise – werde ich nicht einfach so verschleudern. Ich verdiene mein Geld hart.«

      Das konnte man so und so sehen. Sir Lincoln Lee war neben seinen weltumspannenden Industriebeteiligungen der größte Immobilienspekulant im gesamten asiatischen Raum. Durch geschicktes Taktieren gehörten ihm fast alle wichtigen Gebäude in Seoul, natürlich ganze Hochhäuser-Straßenzüge in Hongkong, dazu massenhaft Immobilien in Shanghai, Manila, Peking, Kuala Lumpur und ebenso selbstverständlich einiges in Metropolen wie London, Moskau, Paris, Taipeh. Wo man halt hingeht, wenn man gute Profite mit Immobilien machen will. Eben nicht nur in die USA. Die mochte Lee nicht. Deshalb hatte er in dem Land nie investiert. Ausgehend von dem schier unglaublichen Immobilienbesitz, hatte er sich – meist durch feindliche Übernahmen – über die Jahre in Schlüsselindustrien in Asien eingekauft, die ihn für etliche Regierungen und Volkswirtschaften zu einem gefürchteten keyplayer der Macht machten. Regierungen fassten ihn mit Samthandschuhen an, denn er konnte mit einem Handstreich manches Erdbeben im Geschäftsleben auslösen. Weltweit. Gegen ihn war George Soros ein Zwerg. Obwohl der und Warren Buffet über Jahrzehnte in den Medien als die Superstars unter den Großspekulanten galten und Soros 1993 sogar die Bank Of England in die Knie zwang, als er auf eine Abwertung des britischen Pfundes setzte. Darauf, dass das Pfund aus dem europäischen Wechselkursmechanismus genommen werde müsse – und damit Recht behielt! Damals verdiente Soros binnen weniger Tage mehr als eine Milliarde Dollar. Aber die Power und Transaktionen des George Soros waren Peanuts gegen die Wirtschaftspower des Sir Lincoln Lee. Was von den am Tisch sitzenden Herren vermutlich keiner wusste: Der Tycoon arbeitete zudem intensiv mit den Japanern zusammen, die immerhin fast ein Viertel der einhundert größten Banken der Erde besitzen und selbst nach dem provozierten Banken-Crash Ende der Neunziger des letzten Jahrhunderts und dem Supergau in Fokushima noch immer sehr mächtig waren und on top vier der fünf weltgrößten Versicherungskonzerne in ihrer Hand hielten. Auch daran war Lee mit immensen Summen zum Teil mehrheitlich beteiligt, was ihm großen Einfluss zusicherte. Wiederum weltweit.

      »Ich verstehe.« Below gab sich gelassen. »Davon ist mein deutscher Partner ausgegangen. Er kann, sagt er, vier verschiedene Patente liefern, die letztlich zusammengehören und im Package unglaublich großen Sinn machen, obwohl sie auch einzeln verwendet werden könnten und schon damit die Welt verändern würden. So sagt man. Bei unserem Mann, der der direkte Lieferant ist und der von Rom aus überwacht wird, ist alles okay. Er hat absolut keine Chance aus der Sache auszusteigen. Rom arbeitet autark am zweiten Zugriff zu den Patenten, dafür garantiert Sunrise. Ebenso ist Mr. Sunrise ein autarkes Glied, wie wir wissen. Na ja, und ich sowieso. Niemand der über mich involvierten Leute weiß auch nur ansatzweise, dass wir drei miteinander kooperieren. Der Deutsche kennt nur mich und keinen meiner Partner. Ich bin mir sicher, dass er glaubt, dass ich für mein geliebtes Vaterland arbeite. Wir sind bestens abgesichert, auf alle Eventualitäten vorbereitet. Sunrise´ Mann in Rom wiederum weiß lediglich, dass er den Mann in München umfassend beschatten muss. Das ist sein Job.«

      »Der Römer«, fiel Sam Sunrise dem Russen ins Wort, »ist intelligent, skrupellos und clever. Aber ich verbürge mich für ihn. Wir kennen uns seit Jahrzehnten und können uns gegenseitig einschätzen. Er ist finanziell nicht stark, aber dennoch unabhängig. Der Mann ist ein ehrgeiziges Arbeitstier und uns nur deshalb behilflich, weil uns beide eine alte Freundschaft miteinander verbindet. Und weil ihm das Thema Spaß bringt. Die, die wir involviert sind, haben ja anderes im Auge und das geht den Illuminaten stark auf den Sack, darauf können Sie getrost einen lassen, hähähä!«

      Below und Lee hielten kurz die Luft an, ob Sunrise´ primitiver Ausdrucksweise und auch wegen der so nebenbei erwähnten Illuminati. Die Cleverness und den absolut fehlerfrei arbeitenden, praktischen Intellekt des Spekulanten unterschätzten sie keineswegs. Nicht umsonst war er im Laufe der Jahrzehnte zu einem der reichsten Männer der USA avanciert. Vorbei an Warren Buffet und Bill Gates, ohne dass es die Finanzwelt bemerkt hätte. Sam Sunrise war ungemein vorsichtig, wenngleich er sich einer vulgären Sprache bediente. Das war Methode, lenkte von seiner Intelligenz, von seinen eigentlichen Vorhaben ab. Der Amerikaner verfügte über eine exzellente Spürnase und ging ziemlich uneitel durch das Leben. Sunrise´ Unternehmungen waren genial miteinander verwoben. Ineinander und miteinander verschachtelt, aber in einer Art und Weise, dass es für Außenstehende unmöglich war, sich einen kompletten Überblick zu verschaffen. Nicht einmal die Führungskräfte einzelner Firmen aus seinem Imperium waren sich dessen bewusst. Sunrise beschäftigte mehr als zwanzig Anwaltskanzleien rund um den Globus, doch selbst die kannten immer nur die Firmen, die sie selbst betreuten und wussten