DU GEHÖRST IHNEN.. Dankmar H. Isleib. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: 666 - Perfektion des Bösen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020050
Скачать книгу
ist der zu klein. Unwichtig.«, schaltete sich noch einmal der Texaner ein, dabei vor Nervosität unaufhörlich mit der Zunge schnalzend, als ob ihm noch ein Essenrest zwischen den Zähnen klemmte. »Ich würde über meinen Mann in Rom sofort informiert worden sein. Der wiederum ist bestens verknüpft, besser als ihr dämlicher Großrechner in Moskau rechnen kann, Below, glauben Sie mir. Und der Mann in Rom ist mir gegenüber total loyal. Dafür verbürge ich mich. Der Deutsche kann es nicht sein. Mein Lieferant weiß, dass wir unser Münchener Objekt direkt angehen könnten. Denn, wie gesagt, über die Person, die die Patente federführend bearbeitet, wissen wir inzwischen ebenfalls alles. Aber das wäre der ausgesprochene Notfall. Das machen wir nicht. Wir kennen und befürworten die Loyalität seinem Dienstherrn gegenüber. Die hat er über viele Jahre bewiesen, war bisher selbst lukrativen Angeboten gegenüber immun! Deshalb sollten wir unsere internen Absprachen einhalten.«

      »Meine Herren, ich danke Ihnen«, unterbrach Sir Lee den vor sich hin plappernden Sunrise, der sich wohl selbst beruhigen wollte. »Lassen Sie uns weiter mit Hochdruck an dem Erwerb der Technologie arbeiten. Ich glaube, wir sind heute dennoch ein gutes Stück vorangekommen und ich werde meinerseits an die Vorbereitung der nächsten Schritte gehen. Binnen der nächsten vier Wochen erwarte ich Ergebnisse, das heißt, die ersten Mikrofilme mit den Patenten. Sie erlauben, dass ich mich von Ihnen verabschiede und mich um mein Problem kümmere.« Sir Lee hatte seine gewohnte Lässigkeit zurückgewonnen und war jetzt wieder ganz der große Tai-Pan, trotz des entsetzlichen Unglücks oder Anschlags. Die nächsten Stunden würden zeigen, ob der Absturz ein trauriger Zufall war, oder ob die Illuminaten ihnen näher auf den Fersen saßen, als sie es annehmen wollten. Oder ob ein weiterer Player hinzugekommen war. Dass es islamische Terroristen sein könnten, die dafür verantwortlich zeichnen, darüber wollte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachdenken. Zu absurd.

      »Gestern habe ich auf das abgesprochene Konto drei Millionen Schweizer Franken überweisen lassen, damit der Mann in Rom für die nächsten Wochen weiterhin beweglich bleibt.« Sir Lee erhob sich, nickte flüchtig und ging schnellen Schrittes mit leeren Augen in ein Nichts schauend aus dem Lokal.

      Der Schock saß tief in ihm.

      Anonymous 2

      „Glaubst du, 666 Nr. achtzehnviervier, dass sich der Intellekt bei dem Ding so formen wird, wie wir es geplant haben? Ist es vielleicht nicht doch zu stark in sich selbst? Ich beobachte es ueber unsere Laeufer nun schon seit Tagen. Es fuehlt sich ganz normal an. Man merkt nichts. Rein gar nichts. Keine Reaktion. Das bereitet mir Sorgen“

      „Ja, das ist mir auch aufgefallen, 666 Nr. elfeinundzwanzig. Ich vergleiche die Messdaten mit unseren Berechnungen und registriere keinerlei Ausschlaege, wie ich sie erwartet haette. Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Das verbluefft, nicht wahr?“

      „Worauf deutet das deiner Meinung nach hin?“

      „Im schlimmsten Fall haben wir total versagt - im besten Fall ist das Ergebnis einfach genial.“

      „Na ja, ganz versagt haben wir sicher nicht, mein Freund und Kollege! Dann waere das Ding binnen weniger Minuten einfach verendet. Verlass dich darauf! Weisst du, ich mache mir eher Gedanken, ob wir nicht vielleicht doch den HS-Strang, der die Sexualitaet lenken und kontrollieren wird, noch staerker haetten anlegen sollen. Das interessiert mich einfach: Wie reagiert das Ding in Bezug darauf!“

      „Du mit deinem Tick, was die Sexualitaet angeht. Mich interessiert viel mehr, wie es das Ego des Dinges beeinflusst. Rundherum. In allem. Nicht nur den gemeinen Trieb. Das will ich wissen. Alles, alles, alles. DARAUF bin ich ganz heiss! Wieweit veraendert es seinen Intellekt, seine Denkfaehigkeit noch?“

      „Keine Angst, mein Freund, die Daten hast du bald. Und was die Voegelei angeht, wie du es manchmal flapsig zu nennen pflegst: sie ist ausschlaggebend fuer Generationen, die wir in den Griff bekommen wollen. Verlass dich auf meinen Instinkt: Es wird! Wir werden sensationelle Ergebnisse erzielen. Selbst bei dem Prototyp!“

      ≠≠

      VII

      SCHÖNHEIT KOMMT VON INNEN.

      MACHT ZERSTÖRT SCHÖNHEIT.

      WIE AUCH DIE SKALPELLE DER CHIRURGEN.

      Danis

      Frankfurt a.M. / Wiesbaden. Die Nacht nach dem Konzert. Eine nachdenkliche Schönheit.

      Stella hatte sich nach kurzem Überlegen in ein superkurzes, superenges, superdunkelgrünes Minikleid mit dreiviertellangen Ärmeln aus Seidenstretch geschmissen, das vorne hoch geschlossen war und im Rücken tief dekolletiert. Dunkelgrüne Cowboystiefel aus samtweichem Wildleder ihres Pariser Lieblingsschuhmachers J. Fenestrier, extra im Dutzend für sie in all ihren Lieblingsfarben angefertigt, umschlossen ihre wohlgeformten, langen Beine. Dazu trug sie schwarze, matt glänzende Netzstrümpfe mit einem auffallenden Sternchenmuster, das erst oberhalb der Knie begann, was man bei der Kürze des Rockes ein Stück weit verfolgen konnte – fast bis zum endgültigen Ende der selbst haltenden Strümpfe.

      Eine mehrfach geschlungene, breite und schwere Panzerkette aus 999er Gold liebkoste ihren wunderbaren Hals. An beiden Handgelenken trug sie sehr schlichte, streng wirkende, schwere Panzerketten der gleichen Goldqualität und Färbung. Ein Dutzend Kettenringe mit dunkelroten, intensiv strahlenden Edelsteinen an den feingliedrigen Fingern rundeten das vollendete Bild der außergewöhnlichen Schönheit ab. Die Nägel funkelten in dem Gold, das der aufmerksame Betrachter in ihren wunderschönen Augen wiederfinden konnte. Neben dem intensiven Grün, in dem auch ihr Kleid changierte. Die Farbe ihres halblangen, stufenförmig geschnittenen Haares war wieder einmal kaum zu definieren: Je nach Licht schimmerte es rot, mal richtig tiefbraun und dann doch schwarz, mit einem leichten, glänzenden Blaustich. Und war da nicht noch ein wenig Gold zu sehen ...?

      Männer konnten sich an ihrem Haar nicht sattsehen; Frauen wurden schnell neidisch und verlangten von ihrem Friseur ein ähnliches Kunstwerk – ohne Erfolg. Und ihre Friseurin, die den Star auf den Tourneen begleitete, war fasziniert von dem wundervollen Spiel der Natur. Denn außer normaler, biologischer Thymus-Repair-Haarwäsche kam an Stellas Haar kein Tropfen Farbe oder irgendeine Tönung. Ihr Haar changierte einfach in drei, vier verschiedenen, aufregenden Farbtönen; eine Laune der Natur hatte es so gewollt und Stella wirkte dadurch noch mystischer. Für Freunde, Bekannte und ihre Fans ohnehin. Über ihre goldgrünen Augen konnten Frauen wie Männer gar nicht genug schwärmen. Die funkelten wie Edelsteine; groß und mandelförmig geschnitten, eingerahmt von einer weichen, vollen, leicht gerundeten Augenbrauenpartie und langen, dunklen – echten – Wimpern. Die klassische, schlanke, nofretetische Nase und der volle und Kraft ausstrahlende Mund, in dem wunderschön geformte, weiße Zähne leuchteten, vollendeten den Genuss, die Sängerin anzublicken. Alles an ihr war echt, Natur, ein Wunder der Natur, denn Stella verabscheute Schönheitskorrekturen.

      Stella Henderson war nicht die typisch amerikanische Barbie-Schönheit. Sie war das Gegenteil des vorherrschenden US-Schönheitsideals, das nur zu oft von Chirurgenhand entstellt und entmenschlicht wurde. Stella hatte Grazie, eine aristokratische Ausstrahlung, die kein Chirurg würde schnitzen können. Sie wirkte in ihrer stolzen Haltung beim ersten Hinschauen ein wenig herb und spröde, wenn da ihr voller Mund, die edel und weich geformten Lippen nicht wären und ihre Augen, die – was in der Öffentlichkeit leider selten genug zu beobachten war – einen Menschen sehr direkt und ausgesprochen warmherzig anschauen konnten.

      Modezeitschriften aus aller Welt rissen sich um Stella, machten ihr immer wieder lukrative Offerten, um mit ihr als Covergirl höhere Auflagen zu erzielen, aber Stella lehnte ab. Das war nicht ihr Ding – Stehen und Posieren. Und so mussten sich die Zeitschriften damit zufriedengeben, aus dem wenigen Live-Material, das auf Konzerten von Fotografen geschossen wurde, etwas Passendes herauszusuchen. Aber selbst auf den Bühnenfotos wirkte sie wie eine strahlende Schönheitsgöttin aus längst vergangenen Zeiten.

      Oder von einem anderen Stern kommend.

      Als sie sich ein letztes Mal im Spiegel betrachtete, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Das Vorspiel hatte begonnen, schon in dem Moment, als sie sich das Kleid über die nackte Haut streifte. Denn Stella Henderson verabscheute Dessous. Sie war der Meinung, ihr ebenmäßiger Körper, immer