DU GEHÖRST IHNEN.. Dankmar H. Isleib. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: 666 - Perfektion des Bösen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020050
Скачать книгу
an denen sich die Männer angeblich aufgeilten.

      Ihr Spiel war ein völlig anderes: Sie wollte sich an den Männern ihrer Wahl erfreuen. Und zum Thema Sex hatte sie ihre ganz speziellen Vorstellungen.

      Ungeschminkt, das unter dem Licht der Lampen im Bad jetzt rötlich schimmernde, volle und wild wirkende Haar noch einmal durch ihre Finger gleiten lassend, verkörperte Stella mit dem leichten Understatement ihres schlichten, nur durch die Persönlichkeit der Trägerin aufregend wirkenden Kleides, die pure Sinnlichkeit. Stella Henderson war es, die den Glanz entfachte. Die Strapazen des Konzertes waren ihr nicht mehr anzusehen. Federnd, voller Energie warf sie sich den schwarzen, mit Kunstpelz gefütterten Seidenparka über die Schultern, schlug die Tür ihrer Suite hinter sich zu, musste, als sie durch die Halle des Hotels ging, noch einige Autogramme geben, sich manch Lächeln für die noch immer wartenden Fans fast abringen, da sie mit ihren Gedanken ganz woanders war und schon saß sie im Fond des schwarzen Mercedes 600 SEL, der sie nach Wiesbaden in die >Ente< bringen sollte.

      In sich versunken, den gesamten Tag und das abendliche, für sie ungemein erfolgreiche Konzert noch einmal Revue passieren lassend, verschwand plötzlich die erotische Energie, die stets von ihr auszugehen schien, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegte. Im Fond der Limousine saß eine sensible, nachdenkliche junge Frau, den Blick in eine unergründliche Weite gerichtet.

      Bilder der letzten zwei Jahre drängten sich, wie von Geisterhand gefilmt, präzis und unerbittlich auf ihren gedanklichen Videoschirm.

      Aaron, ihr geliebter Bruder, lief lachend durch den Park ihrer Villa auf Indian Creek, dem wohl schönsten Anwesen der mondänen Lagunen-Insel von Miami Beach. Und obwohl er sechs Jahre älter als seine Schwester war, hatte er letzten Endes ihren Erfolg nicht verkraftet und war an ihm zerbrochen. Sein Lachen war in den Jahren ihres rapide wachsenden Erfolges immer aufgesetzter, unnatürlicher geworden. Sie wusste das nur zu gut und kannte den Grund dafür. Aber trotz all des Negativem, das ihn umgab, war sein Lachen, zumindest für ihre Ohren, ein offenes, schönes, klares Lachen, wenngleich in seiner Tiefe von seelischen Schmerzen zerfressen. Schmerz lag unter dem glockenklaren Sound. Zu hören nur für die feinfühligen Ohren, die sensiblen Antennen der Schwester.

      Aaron. Wenn du meinen Triumph heute erlebt hättest! Ich weiß, du wärest voll Freude gewesen, denn längst habe ich Gedichte von dir, die für Songs nicht bestimmt waren und deine Liebe zu mir schilderten – ja, ja, gib es nur zu! – zu neuen Songs verarbeitet. Wenn du doch nur die Kraft gehabt hättest der Droge zu widerstehen. Und viel mehr noch denen, die sie dir gaben, dich abhängig machten ...

      Immer wieder sprach Stella in Momenten des Alleinseins mit ihrem Bruder. Insbesondere nach Konzerten. Sie konnte das Unumkehrbare nicht begreifen, suchte dabei nach ihrer eigenen Schuld, wollte wiedergutmachen, wo keine Wiedergutmachung möglich war.

      Durch den für Europa zuständigen Undercover-Agenten der DEA, der US-Rauschgiftbehörde, Joe Wood, kannte sie die ganze Wahrheit. Es war ein böses Spiel, das die Bosse der Dealer mit Aaron Henderson, dem labilen Bruder der berühmten Rocksängerin, gespielt hatten.

      Durch ihn wollten sie an Stella. Das war völlig klar. Nur zu oft, zu häufig hatten sich Rock- und Popmusiker einer Droge hingegeben, weil sie mit dem Erfolg, den Reaktionen der Umwelt, dem Druck der Plattenkonzerne nicht klargekommen waren. Alkohol, Speed, Kokain, Heroin, Crack. Dazu Spieltrieb, Casinos, Perversitäten, Internet-Chatten, Facebook, Twittern statt menschlicher Wärme. Süchte. Damit stehen sie nicht alleine da. Wer zählt die Politiker, die Sportler, die erfolgreichen Manager aller Branchen, die ohne eine Form von Droge, einer sehr harten, ihr Leben eben nicht mehr ohne die Sucht im Griff haben. Ohne „Stoff“ einfach nicht mehr auskommen. Vor der Welt, so wie sie ist, weglaufen. Weil sie sie nicht ertragen können, dennoch Teil des Ganzen sind und längst ihr Ich, ihre Seele, ihre Familien und Freunde verkauft haben. An Machtsymbole. An Süchte. Synonyme für das seelische Nichts. Die Leere hinter der Leere.

      Und für die Big-Bosse des Systems gilt es, ganz besonders die Leaderwirkung der Superstars – Musiker, Spitzensportler, Showstars und Schauspieler – für ihre Ziele zu nutzen. Diese Personen stehen in der Öffentlichkeit, werden täglich in den Medien verbraten. Sie sind die Vorbilder, Leitbilder, die man braucht, um die ´normalen´ Menschen zu beeinflussen.

      Denn wir sind ja alle so beeinflussbar!, zerriss es ihre Gedanken. Laut, gewalttätig fraßen sich negative Wellen in ihr Hirn. Auch das ein perfider Zug unseres medialen Zeitalters: Mache Angst, zeige Absonderliches, Perversitäten in jeder noch so abschreckenden Form, das kranke Leben der Stars, ihre Flausen, ihre Süchte, ihre Ficks, ihren Reichtum – dann hast du die Völker besser im Griff. Schüre die Angst, die in jeder kleinen, einsamen, hilflosen Seele keimt. Schüre ihre Sensationsgier. Mache die Menschen schlecht. Zeige sie von ihrer schlechtesten Seite. Immer wieder. Immer wieder. Exzesse. Verbrechen. Mord und Totschlag. Unfälle. Katastrophen. Menschliche Zusammenbrüche. Kriege. Und: Bediene dich zuerst bei den Kids, der Jugend. Sie hören auf dich! Die kannst du noch formen. Nach deinen teuflischen Plänen. Denn wenn Menschen sich vertrauen würden, wenn sie erkennen würden, dass sie gut sein könnten, hätte das System verloren.

      Ausgespielt.

      In Stella liefen unendlich viele Bilder ab.

      „Dazu darf es nicht kommen. Nie und niemals.“ Sagen die uns Beherrschenden. Baue ein weltweites Vertriebssystem für Drogen jeder Art auf und schütze die, die das Zeug verkaufen. Vom oberen über das mittlere Management bis hin zu denen, die dann wirklich das Zeug in den Händen halten, um es den Süchtigen für ein paar Dollar-Franken-Euro-Yen weiter zu verdealen. Das machen die Bosse hinter den Dealern. Geheimdienste. Wenn ich das schon höre! Die sind nichts weiter als Handlanger, Dealer jeder Art. Ja – sie alle sind nur die kleinen, miesen Handlanger des großen Geldes. Und gemeint ist das wirklich große Geld, über das man gar nicht mehr spricht, das sich nur noch in internationaler Macht über Politik und Wirtschaft ausdrückt. Wer lässt die Taliban, die Afghanen Heroin anbauen? Wer verdient daran jedes Jahr 300 Milliarden Dollar? Wer zwingt die armen bolivianischen Bauern in den Anden, ihre Cocapflanzen zu hüten und zu pflegen, damit sie weitere vierhundert Milliarden Dollar im Jahr, steuerfrei, gemeinsam mit den Kolumbianern, für WEN erwirtschaften? Wer kommt wöchentlich nach Santa Cruz geflogen, um im Auftrag der wirklich Mächtigen das weiße Pulver abzutransportieren. Wer stützte Fidel den Castro über Jahrzehnte und nun seinen Bruder, damit sie die schöne Insel bewusst vergammeln, das Volk hungern lassen, nur um einen erstklassigen – unauffälligen – Drogenumschlagplatz zu haben? Und Guantanamo. Es geht um SIE. Im Spiel um eine grausame Macht. Wir werden beherrscht von wenigen Familien. Weltweit. Vielleicht sind es dreißig, vierzig, nicht mehr als fünfzig. Oder doch nur DIE FÜNF, wie der schlaue alte Schriftsteller-Fuchs Gore Vidal als geächtetes Mitglied aus dem Clan der Al-Gore-Familie es als Insider wusste?

       Stella saß, in ihre Gedanken vertieft, sich extrem einsam und verlassen fühlend, im Fond der 600er Limousine und sinnierte über ihre enge seelische Verbindung zu ihrem toten Bruder, über die verlorene Naivität, ihre einstige Gutgläubigkeit den Mächtigen gegenüber und den energetischen Zustand der Welt ...

       Wer sind DIE? DIE, die bestimmen, was mit den sieben, acht Milliarden Ameisen, genannt Menschen, geschieht? Wer sind DIE, die die Marionetten, die sich Politiker nennen, – von New York bis Berlin, von London bis Moskau, Paris bis Peking, Kairo bis Johannesburg –, dirigieren? Sie wählen lassen. Was für eine Farce, da ihnen immer alle Marionetten gehören, von Bush bis Trump, von Putin bis Merkel, Cameron bis Macron, Barroso und Renzi, sie nach Belieben einsetzen, absetzen. Die vorgeben, was für die Menschheit gut zu sein hat, was schlecht. Was hat man mir für dummes Zeug auf der Uni beigebracht! Nichts, rein gar nichts habe ich begriffen. Ist auch kein Wunder, denn auch die Universitäten gehören DENEN und damit bestimmen sie, was gelehrt wird, gelehrt und gelernt werden darf und soll.

      Die wenigen Familien, die das Spiel der ´Demokratie´ spielen lassen, kennen immer beide Seiten einer Medaille und sie können jeden mit einem geeigneten Kandidaten bedienen, der ihnen ohnehin mit Haut und Haar gehört. Die dummen Massen, Wähler, denken, sie können sich entscheiden, glauben, zwischen zwei Übeln wählen zu können. Bullshit. DIE verlieren nie. Sie gewinnen immer und stehen als die Guten da, sofern man sie überhaupt kennt, erkennt. Denn ihre perfideste Eigenschaft