Klangvolle Stille. Julian Schwarze. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julian Schwarze
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783902901354
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in Flammen, leuchtete das Feuer der Magie in ihnen auf.

      »Kommt.« Die Elfe führte mich näher an einen Baum heran. Behutsam legte sie ihre Hand auf die Borke, ihre Finger glitten suchend umher, bis sie schließlich in ein kleines Loch griff und mit aller Kraft daran zog.

      Mit einem Mal zog sie eine Türe auf, die im Stamm eingelassen war. Vorsichtig trat ich näher und starrte in das düstere Innere. »Ihr habt die Bäume ausgehöhlt!«, stieß ich verwundert aus.

      Die Elfe strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wie bereits gesagt, die Bäume wurden zum Leben erweckt. Nun sind sie Eingänge zu verborgenen Kammern, doch nur Wesen, die dazu berechtigt sind, können die Türen öffnen.

      Argwöhnisch begutachtete ich die Borke, welche durch einen sauberen, geraden Schnitt geteilt war. Doch war weder ein Schloss noch ein Riegel zu erkennen. »Die Bäume verschließen den Eingang durch Magie«, stellte ich bewundernd fest.

      »Kommt«, flüsterte die Elfe und schob sich an mir vorbei ins Innere des dicken Stammes.

      Ich folgte ihr nach, ehe die Tür sich hinter mir wieder schloss und mich vollkommene Dunkelheit umgab. Die Schritte der Elfe waren verstummt. Ich versuchte ihren Geist aufzuspüren, doch die starke Magie der Bäume überflutete meine Sinne.

      Schnell zog ich mein Breitschwert ein Stück aus der Scheide und schnitt mir in den Finger. Der kleine Tropfen Blut, der aus der Wunde floss, reichte aus, um ein magisches Feuer auf meiner Hand zu entzünden.

      »Eure Magiekünste sind bewundernswert.« Erschrocken fuhr ich zurück, denn die Elfe stand nur eine halbe Armeslänge unterhalb von mir auf den Stufen der Wendeltreppe, die ins Stamminnere hinabführte.

      »Dennoch solltet Ihr nicht mit Feuer spielen, solange Ihr Euch im Inneren eines Baumes befindet!«, ermahnte sie mich mit sanft drohender Stimme.

      »Oh, dem Holz wird nichts geschehen. Diese Flammen sind rein magischer Natur!«, erklärte ich, wobei dies allerdings nur die halbe Wahrheit war.

      »Wie lange brennen denn eigentlich Eure Flammen? Ihr braucht doch… ein Medium, das das Feuer speist.«

      »Blut. Die Magie durchfließt wie Blut meinen Körper. Sobald ich verwundet bin und Blut austritt, ist dieses entflammbar.«

      »Seltsam«, bemerkte die Elfe nachdenklich. »Wie lange könnt Ihr diese Flammen aufrechterhalten?«

      »Wenn das Blut auf einem Fremdträger ist, nicht lange, es sei denn, es greift auf einen brennbaren Stoff über. So kann ich etwa den Docht einer Kerze mit einem Blutstropfen benetzen. Das Blut entflammt durch Magie und die Flamme greift auf den Docht über und wird dann durch das Wachs genährt.«

      »Und wenn das Blut an Eurem Körper haften bleibt?«

      Noch ehe ich antworten konnte, loderte jeder Flecken meiner Haut in kleinen Flammen auf, bis mein Körper von einem gewaltigen Feuer umgeben war, das ich jedoch sogleich wieder bis auf die Flamme in meiner rechten Hand reduzierte.

      »Ihr solltet darauf achten, dass Eure Hand das Holz nicht berührt«, riet sie mir und schritt weiter in die Tiefe hinab.

      Ein Stockwerk darunter öffnete sie eine schmale Tür und betrat ein kleines Zimmer, das mit einem Bett und einer Waschschüssel ausgestattet war.

      »Euer Schlafgemach. Nicht sehr prunkvoll, doch gemütlich.«

      »Warum werde ich ausgerechnet unter den alten Bäumen einquartiert, an einem solch heiligen Ort?«

      Die Elfe biss sich verlegen auf die Unterlippe.

      »Die Bäume sollen über mich wachen, nicht wahr? Ich nehme an, dass ich nicht dazu berechtigt bin, die Tür zu öffnen. Wollte ich fliehen, müsste ich den gesamten Stamm abfackeln – und mich auf diese Weise selbst töten.«

      »Betrachtet es bitte nicht als Gefangenschaft!«, antwortete die Elfe schnell. »Es ist nur… Ihr seid ein Mensch, ein Magier noch dazu. Mein Volk befürchtet, Ihr könntet doch ein Verräter sein.«

      »Und Ihr, glaubt Ihr dies auch?«, fragte ich leise und trat näher an sie heran.

      Sie schüttelte den Kopf und suchte meinen Blick. Ihre Finger verkrallten sich im Stoff meines Mantels. Nun, da wir so eng beieinander standen, unsere Blicke sich trafen, die Nasenspitzen nur einen halben Finger breit voneinander entfernt waren, nahm ich plötzlich den unangenehmen Geruch wahr, den mein Mantel verströmte.

      Auch die Elfe musste es gerochen haben, denn sie zog den Kopf zurück und hielt sich die Hand vor die Nase. Ihre Reaktion war ihr sichtlich peinlich, und ich musste laut lachen. »Ich fürchte, es ist schon eine Weile her, seit ich mein Haar und meinen Körper gewaschen habe.«

      »Ihr solltet Euren Mantel den Waschweibern zum Reinigen geben.« Ihre Erleichterung darüber, dass ich den Geruch selbst ebenfalls als abschreckend empfand, war ihr anzuhören.

      »Wohl nicht nur den Mantel.«

      »Ich könnte Eure gesamte Kleidung reinigen lassen.«

      »Dieses Angebot würde ich dankbar annehmen«, antwortete ich. Schweigen trat ein, als würde jeder auf etwas warten.

      »Ihr werdet Eure Kleidung wohl ausziehen müssen, damit sie gewaschen werden kann«, stellte sie mit einem Räuspern fest.

      »Jetzt gleich?«, fragte ich geschockt. Dann wurde mir bewusst, wie unglaublich lächerlich ich mich verhielt. Natürlich musste ich mich meiner Kleidung entledigen… doch vor ihr?

      Da die Elfe jedoch keine Anstalten machte, den Raum zu verlassen oder sich zumindest umzudrehen, zog ich langsam den Mantel aus und öffnete den Gürtel.

      Anscheinend schien mein Schamgefühl die Elfe zu belustigen, denn sie kommentierte mein Verhalten mit ein paar spitzen Bemerkungen.

      Schließlich stand ich ihr völlig nackt – und mit immer noch brennender Hand - gegenüber. Mir war kalt und ich kroch schnell unter die Decke des Strohbetts.

      »Ich lasse Euch morgen Früh frische Kleidung bringen«, versprach die Elfe und eilte die Treppen empor, während die Flammen, die meine Finger umspielten, kleiner wurden und schließlich erloschen.

       4. KAPITEL

      Ich schrak aus meinem Traum auf und konnte sie noch immer vor mir sehen – die Elfenmutter mit der Rose und ihre Tochter, die mit ansehen musste, wie die Mutter von den Männern verstümmelt wurde. Nun hatte ich erneut diesen Traum gehabt.

      Ich schlug die Decke zurück und stieg nackt aus dem Bett. Da es kein Licht gab, tastete ich mich bis zur Waschschüssel vor, wo ich Hände, Gesicht und Haare wusch. Ich fragte mich, was ich wohl anziehen könnte, da ertastete ich mit den Fingern ein Bündel. Es war ein Leinengewand, wie es die Elfen trugen.

      Sobald ich mich in der Finsternis angekleidet und das Breitschwert um die Hüfte geschnallt hatte, stieg ich die Stufen empor, bis ich zu der Tür gelangte. Kaum hatte ich die Hände dagegen gelegt, ging sie mit leisem Knarren auf und ließ das grelle Licht der Morgensonne hereinströmen.

      »Ich wollte eben nach Euch sehen.« Ein Schatten schob sich vor die Sonne. »Die Kleidung meines Volkes steht Euch gut.«

      Meine Augen hatten sich nun an das helle Licht gewöhnt und der Schatten entpuppte sich als die schöne Elfe.

      »Ich hatte schon befürchtet, Ihr würdet die Kleidung nicht finden und in der Kammer bleiben, um nicht nackt ins Sonnenlicht treten zu müssen«, neckte die Elfe und wandte sich dann zu ihrem Einhorn um, das neben Nothon stand.

      »Wann habt Ihr mir die Kleidung gebracht? Ich habe Euch nicht bemerkt!«

      »Ihr habt noch fest geschlafen und ich wollte Euch nicht wecken.« Die Elfe hatte sich in den Sattel ihres Reittieres gesetzt und deutete mir, ebenfalls aufzusitzen. »Kommt, ich werde Euch zu einem Freund bringen.«

      »Einem weiteren Offizier?«

      »Er