HUNTER. James Byron Huggins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Byron Huggins
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354197
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Sie wollen, dass ich mich darum kümmere?«

      »Ja.«

      Irgendetwas an der Sache gefiel Chaney ganz und gar nicht.

      »Nun, und was genau soll ich da untersuchen? Ich hab keine Ahnung von biologischer Kriegsführung. Ich könnte nicht mal einen Erkältungsvirus von Ebola unterscheiden. Ich könnte da ein Jahr lang ermitteln und nichts finden, das …«

      »Ihr Auftrag bezieht sich auf Washington«, sagte Skull.

      Chaney versuchte gar nicht erst, seine Gefühle zu verbergen. »Washington?«, fragte er langsam; dann schwieg er lange, während er Skulls nach unten gerichtetes Gesicht betrachtete. »Was geht hier vor sich, Marshal?«

      Skull blieb ebenfalls eine Weile still.

      »Chaney, wenn jemand Regierungsmittel einsetzt, um illegal biologische Waffen zu entwickeln, dann bedeutet das, Leute in den höchsten Ebenen sind an verdeckten Aktivitäten beteiligt, die nicht nur direkt dem Mandat des Präsidenten zuwiderlaufen, sondern auch dem Abkommen der Vereinten Nationen von 1972, das die experimentelle Entwicklung solcher Waffensysteme verbietet.« Kurze Stille. »Ich nehme an, Sie verstehen, was das impliziert?«

      Auf Chaneys Wirbelsäule machte sich ein frösteliges Gefühl breit. »Ja, ich verstehe. Sie wollen also, dass ich das Pentagon unter die Lupe nehme, die National Security Agency und die Central Intelligence Agency, um herauszufinden, ob sie eine verdeckte Operation am Laufen haben, die direkt einer präsidialen Anordnung widerspricht.«

      Skull nickte.

      Chaney ließ sich Zeit mit einer Antwort.

      »Okay«, sagte er schließlich. »Aber ich werde mich dabei nicht an Standardprozeduren halten können. Kein bisschen. Ich will unbegrenzte Mittel und mein eigenes Team, alle von mir handverlesen. Ich will außerdem eine schriftliche Genehmigung, dahin zu reisen, wohin ich will – ich und mein Team. Und ich will ein eigenes Scheckbuch.« Er war eifrig. »Außerdem will ich, dass die Marshals in jedem Distrikt angewiesen werden, mit mir bedingungslos zu kooperieren, egal, um was ich sie bitte. Und, nichts für ungut, Boss, aber ich will das alles schriftlich oder Sie können den Job jemand anderem geben.« Chaney nickte. »Das ist der Deal. Sie wissen ja, um was Sie mich da bitten.«

      Die Worte hingen schwer in der Luft.

      Skull wirkte zögerlich. »Sie haben mich bisher noch nie enttäuscht, Chaney. Aber ich muss so etwas mit dem Chief abklären.«

      »Lassen Sie sich alle Zeit der Welt. Wir können später darüber reden, was für ein Arsch ich bin. Wenn ich das überlebe.« Er ging, blieb aber an der Tür stehen, als Skull ihm nachrief.

      »Hey, Chaney.«

      Chaney drehte sich um.

      »Sie wollten wissen, wieso ich Sie für den Job ausgewählt habe.« Skulls Blick verharrte auf Chaneys Gesicht. »Der Grund ist einfach. Ich hab hier eine Menge Leute, die clever genug sind, ein Cop zu sein. Ich hab nur einen, der es draufhat, ein Gangster zu sein.«

      Hunter wirbelte wie ein Panther herum.

      Was er sah – ein Umriss in den fernen Schatten, einen heftigen Herzschlag sichtbar – war unverwechselbar. Dann war es verschwunden.

      Er kniff die Augen zusammen, um etwas zu sehen, das nicht mehr da war und starrte mit einem Stirnrunzeln auf einen Hügelkamm, etwa eine halbe Meile entfernt. Er wusste, die Augen konnten einem auf diese Entfernung Streiche spielen, mit Schatten und Blattwerk, die gemeinsam eine Unzahl bedrohlicher Umrisse produzierten, inmitten der wellenförmigen Bewegungen des Windes. Aber etwas in ihm sagte Nein; er hatte sich nicht geirrt.

      Er hatte einen blitzartigen, flüchtigen Blick auf eine entfernte Silhouette erhascht – ein menschenförmiger Umriss, der im Zwielicht aufragte und gezielt in seine Richtung sah, herausfordernd. Umgeben von Blattwerk stand es da und drehte sich dann um – einen Herzschlag später verschwunden, während Bobbi Jo hinter ihm erschöpft aufschloss und sich hinkniete, um zu verschnaufen. Sie hatte nichts gesehen, das wusste er, und er hatte nicht vor, ihr davon zu erzählen.

      »Was ist los?«, flüsterte sie. Sie schwitzte.

      Er sah einen Moment zu Boden, schüttelte den Kopf.

      »Machen Sie eine Pause«, sagte er tonlos. »Trinken Sie was. Sie werden es brauchen.« Er entfernte sich, während sie sich davon erholte, das monströse Scharfschützengewehr durchs Unterholz zu schleppen.

      Hunter schüttelte den Kopf über den erschreckenden Anblick, der sich ihm offenbart hatte. Nichts daran war richtig. Was immer er gesehen hatte, hatte aufrecht gestanden. Aber das konnte nicht sein, auf keinen Fall. Nicht, wenn dieses Ding in der Lage war, eine Stahltür aus den Angeln zu reißen und den Kopf eines Mannes mit einem Hieb vom Rumpf zu trennen. Hunter versuchte sich seine Verblüffung nicht anmerken zu lassen.

      Takakura und der Rest – Dr. Tipler hatte ein wenig zu kämpfen – schlossen zu ihnen auf. Der Doc schien sich ganz gut zu halten, trotz seines Alters. Aber Takakura wirkte etwas beunruhigt von Hunters unnachgiebigem Tempo. Und das zeugte von außergewöhnlicher Ausdauer, denn Hunter hatte noch keine Pause gemacht, auch wenn es bald später Nachmittag war.

      Hunter selbst spürte die Anstrengung gar nicht. Er hatte vor Langem aufgehört, sich über seine Ausdauer zu kümmern, denn er wusste, dass diese besondere Stärke von einem rauen Leben perfektioniert wurde. Genauso, wie er wusste, dass er tagelang ohne Schlaf durchhalten konnte, ohne irgendwelche Auswirkungen, oder hundert Meilen an einem Tag zu Fuß zurücklegen, wenn nötig. Aber er erwartete das nicht von anderen und musste sich selbst immer wieder daran erinnern, langsam zu machen.

      Takakura beugte sich erschöpft vornüber, aber er betrachtete dabei den Boden, als würde er nach etwas suchen. Hunter lächelte; selbst der Japaner lernte langsam das Spurenlesen. Er sah sich auf dem Hügelkamm um, dann wieder zu Hunter. »Nähern wir uns der Kreatur?«, fragte er.

      »Ja«, sagte Hunter und überlegte, was er sonst noch sagen sollte.

      Er hielt keine Informationen zurück, wenn es das Team gefährdete, aber er würde auch nichts sagen, wenn er sich noch nicht sicher war. Seine Glaubwürdigkeit an diesem unwirtlichen Ort und unter den Bedingungen zu verlieren, konnte das gesamte Team gefährden.

      »Hai, das ist gut«, knurrte Takakura und stützte seine Waffe auf dem Boden ab.

      Er kniete sich hin, sah sich die Gegend an, und was Hunter in den kohlschwarzen Augen sah, versicherte, ihm, dass der Japaner nur ein Ziel hatte, egal, welche Geheimnisse in dieser mysteriösen Mission verborgen waren. Er hatte sich seiner Arbeit verschrieben. Er würde seine Pflicht tun, selbst wenn es ihn umbrachte.

      Hunter erinnerte sich daran, was er in der Forschungsstation entdeckt hatte und betrachtete den Rest des Teams. Er war froh, dass er wenigstens einem Teammitglied trauen konnte.

      Erschöpft setzte sich Taylor und hob den Kopf, um Hunter auf dem Hügel zu sehen. Der Fährtenleser stand unbeweglich und redete in gedämpftem Ton mit Bobbi Jo und Takakura.

      Der alte Professor stand ein wenig abseits und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Der große Wolf, der neben Hunter lag, war wie immer wachsam und die fledermausschwarzen Ohren standen senkrecht nach oben.

      Ein weiteres Teammitglied, Buck Joyce, schloss zu ihm auf und legte eine M-203 auf einen abgesplitterten Baumstumpf, die Überreste eines Baums, der von einem Blitz getroffen worden war. Buck war klein, aber sechs Jahre bei den Special Forces hatten ihm eine schlanke, drahtige Figur verpasst.

      Taylor wischte sich den Schweiß aus dem Nacken. »Der Kerl hört nie auf«, murmelte er und warf einen Blick auf Hunters muskulöse Gestalt. »Ich habe nicht mehr so viel Strecke an einem Tag zurückgelegt, seit ich mich für die verdammte Delta-Force qualifiziert habe.« Er schüttelte den Kopf. »Der Typ würde die Ausbilder in Fort Bragg in einer Woche verschleißen.«

      Buck lachte und betrachtete erheitert Hunter und Ghost, deren Silhouetten auf dem Hügelkamm sichtbar waren. »Ja.« Er ließ ein müdes Lächeln über seine Lippen spielen. »Und der Hund ist auch