»Ich bin Takakura«, dröhnte er.
Seine Stimme wies auf eine disziplinierte innere Stärke hin, geduldig und zurückhaltend. Er hatte das Auftreten eines Samurai der Feudalzeit, der ins zwanzigste Jahrhundert versetzt worden war.
»Ich bin der Commander dieses Teams«, fügte Takakura hinzu. »Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mit Ihren Fertigkeiten und Anweisungen vertraut bin. Wir werden hier warten, bis Sie uns kontaktieren.« Er trat näher und reichte Hunter ein kleines Funkgerät, kaum größer als seine Handfläche. »Damit können Sie selbst in diesen Bergen kilometerweit kommunizieren. Ich glaube, Sie werden es sehr nützlich finden.«
»Danke.« Hunter steckte es in seine Hüfttasche und warf einen weiteren Blick auf das Team. »Ich werde Sie anfunken, sobald ich eine Spur gefunden habe.«
»Ich verstehe.« Takakura nickte.
Hunter lief langsam mit Ghost an der Seite durch das Tor, erklomm eine kleine Anhöhe und ging nach rechts am Waldrand entlang. Er vermutete, es hatte sich irgendwo vom Hügel im Norden genähert, wo der Fichtenbestand dicht war. Es gab wenig Unterholz, was das Anschleichen erleichterte, und die Fichten boten dennoch genug Deckung, um es vor elektronischen und menschlichen Horchposten zu verbergen.
Hunter musste zuerst eine Tierspur finden, egal welche, selbst ein Kaninchen wäre ausreichend, denn Tiere folgten oft denselben Routen. Also betrat er den Wald und suchte nach dem dichtesten Gebüsch hinter den Fichten.
Dichtes Unterholz war meistens der beste Ausgangspunkt, denn es bot kleineren Tieren Deckung, während sie sich aus ihren Höhlen wagten, um Futter oder Wasser zu suchen. Innerhalb von Minuten fand Hunter einen ersten leichten Abdruck auf dem Boden und kniete sich hin, um die Spezies zu bestimmen. Die Abdrücke, die etwa vier Tage alt waren, hatten eine Länge von etwas über einem Zentimeter. Sie sahen aus wie eine Miniatur-Bärenspur. Er lächelte: ein Lemming.
Schnell und lautlos folgte Hunter der Spur, bis sie sich mit einer breiteren kreuzte, so wie eine Nebenstraße sich mit einem Highway kreuzt. Er studierte den Boden und sah Elchfährten, Bärenspuren und die fünfzehigen Abdrücke eines großen Vielfraßes. Hunter musste beinahe lachen; das war eine beliebte Route.
Er betrat die Spuren nicht, sondern lief parallel dazu und sah, dass sie ausreichenden Abstand von dem Militärkomplex hielten. Er konnte nicht anders, als zu lächeln; es amüsierte ihn, zu wissen, dass ein ganzer Konvoi an Tieren diesen Pfad am Morgen und Abend auf- und abgelaufen war, so nahe an dem Militärgelände und doch so verborgen, denn das zivilisierte Personal hatte keine Ahnung von der Wildnis.
Er hatte eine halbe Meile zurückgelegt, bis er auf die erste Spur des Biestes stieß.
Hunter blieb wie angewurzelt stehen und hob den Kopf, um den Wald abzusuchen. Aber er konnte anhand des natürlichen Chors der Tierlaute erkennen, dass nichts in der Nähe war. Zwei rote Eichhörnchen fraßen Eicheln einer Weißeiche, weniger als 15 Meter entfernt, und ein Alaska-Pfeifhasenweibchen bellte den Pfad entlang, um das Männchen herbeizurufen. Für einen Augenblick fühlte er sich fast zu Hause, dann verging das Gefühl im Schatten dessen, weswegen er hier war. Er beugte sich nachdenklich zu dem Abdruck hinab.
Es dauerte nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass es sich schnell bewegt hatte, als wäre es wütend gewesen. Der Boden war von den Klauenspuren nahezu aufgewühlt, und der vordere Teil des Abdrucks war tiefer als der hintere, als wäre das Biest auf den Ballen gelaufen. Hunter schätzte Gewicht und Größe und wusste, dass seine früheren Berechnungen nahe dran gewesen waren. Es war wohl um die 115 Kilo schwer und knapp über zwei Meter groß. Es war rechtshändig und nicht älter als sechs Jahre. Er hob das Funkgerät: »Hier ist Hunter.«
Takakura antwortete: »Ja, Mr. Hunter.«
»Ich bin auf dem Hügelkamm im Nordosten. Das Team soll vom Tor aus in Richtung Norden gehen und dann den Hügel hoch. Ich werde oben warten. Ich sage Ihnen, wann Sie stehen bleiben sollen.«
»Verstanden.«
Hunter befestigte das Funkgerät wieder am Gürtel, dachte an den unerschrockenen Tonfall des Japaners und hatte das vage Gefühl von Sicherheit. Obwohl er emotionslos klang, wirkten Stimme und Einstellung des Mannes sowohl geradeheraus als auch effizient. Dann erinnerte er sich an das ernste Gesicht und fragte sich, was für ein Typ Mensch das Team anführte und wieso Takakura als Kommandant ausgewählt worden war. Hunter hatte bereits den Schluss gezogen, dass nichts in dieser Situation ohne Grund passierte. Er war plötzlich ärgerlich und schüttelte den Kopf über den fehlgeleiteten Gedanken. Darüber konnte er später noch nachdenken.
Er studierte erneut die Fährte, stellte die Richtung fest und bewegte sich den Abhang hinauf, um einen zweiten Abdruck zu finden, dann noch einen und noch einen. Selbst angesichts der Tiefe der Abdrücke und des Gewichts, war er beeindruckt, wie weit die Schritte waren und über die beinahe beiläufige Demonstration titanischer Stärke.
Er konzentrierte sich darauf, die Gegend zu beobachten und die Spur zu lesen, aber ein Gedanke – eher eine Befürchtung – begann an ihm zu nagen. Und als er sich dem Gipfel des Kamms näherte und sah, dass das Biest listig eine Reihe großer Granitblöcke – harter Fels, auf dem so gut wie keine Spuren sichtbar waren – genutzt hatte, um herabzuklettern, realisierte er, was es war.
Dieses Ding wusste, man würde es jagen für das, was es getan hatte.
Er drehte sich um, als er hörte, wie sich vorsichtig jemand näherte, und sagte tonlos: »Es ist nicht nahe. Ihr könnt hochkommen.«
Hunter sah als Erstes ein brandnarbiges Gesicht, das unter einem niedrigen Fichtenast erschien und ihn mit offener Feindseligkeit ansah. Hunter nahm Angriffshaltung ein, obwohl es keinen wirklichen Grund gab, und erwiderte den Blick unnachgiebig. Wenn es schon Ärger geben sollte, konnten sie das ruhig sofort austragen.
Der Mann starrte ihn einen Moment teilnahmslos an, grinste dann plötzlich und lachte lautlos. Er drehte sich um, in der Hand eine große automatische Schrotflinte, und ging den Hügelkamm entlang.
Innerhalb von Minuten erschien der Rest des Teams zwischen den Bäumen, jeder mit einer anderen Waffe. Ohne weitere taktische Anweisungen schwärmten sie automatisch über den felsübersäten Hügelkamm aus, deckten alle Positionen, bereit und offensichtlich furchtlos. Der Japaner kam als Letzter durchs Unterholz, nur knapp hinter Professor Tipler.
Hunter sah, dass der alte Mann gut mithielt, und das linderte einige seiner Sorgen. Aber sie standen erst am Anfang. Der erste vollständige Tag würde der wahre Maßstab sein, was der Professor aushielt, doch Hunter war relativ zuversichtlich, dass die Kraft des alten Mannes eine Weile reichen würde. Für die Zeit danach war sich Hunter, hauptsächlich aufgrund seines Alters, nicht so sicher.
Nach so vielen Meilen in den Bergen würde jeder, auch jemand von exzellenter körperlicher Verfassung, langsam den Tribut zahlen müssen. Der Rücken machte normalerweise als erstes schlapp, dann die Beine, die Füße und irgendwann kam es zur allgemeinen körperlichen Erschöpfung ohne definierte Ursache oder Linderung. Und was einen jeden Morgen aufstehen ließ, war nicht die schiere körperliche Kraft, sondern einfach und allein der Wille, sich zu erheben.
Hunter hatte hunderte durchtrainierte Fitnessstudioathleten gesehen, die nach zehn Tagen auf einem Trail komplett zusammengebrochen waren, nicht mal in der Lage, aus den Schlafsäcken zu rollen oder die Stiefel anzuziehen, während andere, weniger trainierte Wanderer, die schlicht den Willen dazu hatten, sich aufrafften und die Aufgabe zu Ende brachten. Tipler hatte jede Menge Willenskraft und Hunter fragte sich, wie weit sie ihn bringen mochte.
Der Japaner blieb stehen, würdevoll und wie ein Fels. Sein kurzes Nicken konnte alles Mögliche bedeuten, aber Hunter hatte den Eindruck, es war Respekt. Takakuras Augen, schwarz und undurchdringlich, sahen an Hunter vorbei und den Hügelkamm entlang. »Ist das die Richtung?«
»Ja.« Hunter rückte