HUNTER. James Byron Huggins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Byron Huggins
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354197
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Butter glitten. Er hatte das Beste beider Welten vereint; menschliche Schläue, die Raserei des Biestes und die prähistorische Kraft. Aber sein menschlicher Verstand ließ nach, das wusste er, und zwar mit jeder neuerlichen Verwandlung. Und die Verwandlungen wurden häufiger, das Biest überwältigte, was er einst war; solange, bis er kein Mensch mehr sein würde. Er dachte einen Moment darüber nach und entschied dann, dass es ihm egal war.

      Was er einst gewesen war, zählte nicht länger. Tests zählten nicht mehr. Nichts zählte mehr, als die Macht, das endlose Leben und die Freiheit zu töten, zu töten und zu töten.

      Es war Mittag, als Hunter aus dem Flugzeug stieg. Er stand ein wenig steifbeinig in der Ladeluke und streckte sich einen Moment. Dann schulterte er seinen kleinen Rucksack und das Marlin-Gewehr, und als er aus dem Flugzeug blickte, sah er Maddox, der eine Flecktarnuniform trug und auf die Laderampe zuging.

      Er strahlte Autorität aus, aber wirkte weniger förmlich als erwartet. Der Lieutenant Colonel blieb stehen, legte die Hände hinter den Rücken und nickte. Hunter sah die Pistole in einem Holster an seiner Hüfte und betrachtete den Griff: ein Colt, Kaliber .45, Halbautomatik. Standard-Militärversion aus dem Zweiten Weltkrieg.

      »Guten Tag, Colonel«, sagte Hunter, als er langsam die Rampe hinunterlief, Ghost dicht an seiner Seite.

      Maddox’ Ausdruck veränderte sich leicht, als er den Wolf erblickte, aber er wirkte nicht mehr so nervös, wie bei ihrem ersten Treffen. Trotzdem wanderten seine Augen hastig hin und her, während er versuchte, gleichzeitig Ghost und Hunter im Blick zu behalten.

      »Willkommen auf der Basis, Mr. Hunter. Wie war Ihr Flug?«

      »Ganz okay«, erwiderte Hunter und ließ seinen Blick über die Militäranlage schweifen, wobei er sich nicht auf irgendetwas bestimmtes fokussierte. Es war eine Methode, die er im Wald perfektioniert hatte, alles auf einmal in sich aufzunehmen, sich auf kein Detail zu konzentrieren. Wenn etwas Wichtiges auftauchte, dann würde sein Blick durch Instinkt oder Reflex automatisch darauf gelenkt.

      Dieser Ort erforderte weder Reflex noch Instinkt, um zu sehen, was wichtig war. Die Anlage sah eher wie ein Kampfposten als eine Forschungseinrichtung aus. Innerhalb des hohen Maschendrahtzauns standen sechs Blackhawk-Helikopter, alle bewaffnet mit Raketenwerfern und M-60-Maschinengewehren, die an flexiblen Aufhängungen in den offenen Luken befestigt waren.

      Hunter kniff die Augen zusammen und zählte acht leichte Truppentransporter – schwer gepanzerte Fahrzeuge, die mit 25-Millimeter-Bushmaster-Geschützen bestückt waren. Es gab mindestens 15 Humvees, jeder mit einem M-60-Maschinengewehr auf dem Dach und etwa sechs Trucks, ebenfalls zum Transport von Soldaten. Hunter schätzte, dass es hier etwa 60 Mitarbeiter gab, was für eine Forschungsstation eine Menge war. Winterhütten mit Blechdächern waren im Inneren der Anlage dicht nebeneinander in einem Quadrat angeordnet, und es gab ein Gebäude mit Blechwänden und einem Stockwerk, etwa knapp einen Hektar groß, das an die arktischen Forschungsstationen erinnerte, die weiter im Norden lagen. Ja, dachte Hunter, die rechneten damit, bald angegriffen zu werden. Er witterte fast die Angst im Wind.

      Ausdruckslos sah er den Colonel an.

      »Wir haben ein Briefing um 20 Uhr«, sagte Maddox mit freundlicher Stimme. »Wollen Sie sich vorher ein wenig ausruhen?«

      Hunter packte Ghost sanft an der Mähne. »Etwas zu essen wäre nett, Colonel.«

      »Ah, sehr gut. Die Kantine ist noch für Sie und die Crew geöffnet. Bitte sehr.« Er zeigte in die Richtung.

      Es verursachte leichtes Stirnrunzeln in der Kantine, als Hunter um zwölf Kilogramm rohes Fleisch für Ghost bat, aber Maddox beruhigte die Angestellten. Und bevor er selbst etwas aß, versorgte Hunter den Wolf vor der Tür mit einem großen Stück Rindfleisch, wohlwissend, dass er es den nächsten Tag und die Nacht über fressen würde, um einen Vorrat zu haben, wenn Futter knapper war.

      Es war normal für einen Wolf, sich einen Tag und eine Nacht lang an einem Beutetier gütlich zu tun, da er wusste, dass es vielleicht eine Woche lang nichts mehr zu fressen gab. Mit Ghost in Sichtweite hörte Hunter Maddox zu, wie dieser sich über die Wichtigkeit der Mission ausließ.

      »Wir können hier nicht offen reden«, sagte der Lieutenant Colonel leise. »Aber seien Sie beruhigt. Wir haben das beste Support-Team auf dem Planeten zusammengestellt. Jeder mögliche Notfall ist abgedeckt. Sie müssen nur das tun … nun, was Sie am besten können. Spurenlesen.«

      Hunter, der langsam an einem Steak kaute, warf einen Blick in Ghosts Richtung, um sicherzugehen, dass sich ihm niemand näherte – in jedem Fall eher unwahrscheinlich. Er sah mehrere Soldaten, die in etwa 20 Meter Entfernung herumstanden und ihn ängstlich und neugierig betrachteten. Aber er bezweifelte, dass ihn irgendwer stören würde, denn das wäre ein verhängnisvoller Fehler. Plötzlich hob Maddox den Kopf und Hunter spürte eine Präsenz. Er drehte sich um und sah den kleinen, stämmigen, weißhaarigen Mann hinter sich.

      Dr. Tipler war gekleidet, als würde er auf Safari gehen, die Hände tief in den Taschen einer abgetragenen Fischerweste vergraben. Die Kette einer Taschenuhr hing auf der rechten Seite heraus. Er lächelte breit.

      Hunter grinste, als er aufstand, und umarmte den alten Mann.

      »Ah«, sagte Tipler, »es ist gut, dich zu sehen, mein Junge.« Er tätschelte Hunters kräftige Schulter mit einer blassen Hand und stand dicht neben ihm. »Ich hab die Geschichte mit der Mandschurei gehört. Bist du verletzt worden?«

      Hunter hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit dem Professor zu reden, seitdem er aus der Mandschurei zurückgekehrt war, wo er dem Tod von der Schippe gesprungen war, nachdem er in einer Höhle mit zwei sibirischen Tigern gefangen gewesen war, die einen Territorialkampf ausfochten. Mittendrin, als die beiden in der Höhle kämpfend umherrasten, hatte er nur überlebt, weil sie sich bei der Auseinandersetzung gegenseitig getötet hatten.

      Hunter schüttelte den Kopf. »Nein, keiner von beiden hat mich erwischt. Aber … es war ziemlich knapp, könnte man sagen.«

      »Okay, gut.« Der alte Mann nickte zufrieden. »Ja, sehr gut.« Er bemerkte, dass Hunter aufgehört hatte zu essen. »Setz dich wieder hin und iss, mein Junge. Iss ruhig zu Ende. Es könnte für eine Weile der letzte Moment der Entspannung und Ruhe sein.« Er fuhr fort, als Hunter sich einen Bissen in den Mund schob. »Also, wie groß war die Ähnlichkeit?«

      »Ich hab ihn sechs Tage lang verfolgt«, antwortete Hunter kauend. »Es war weit oben auf dem Bureiskij Chrebet. Den Großteil des Jahres liegen die Temperaturen dort unter dem Gefrierpunkt. Könnte genetisch gewesen sein oder eine Anpassung an die Kälte, aber er hatte eine Mähne wie ein kaspischer Tiger, sogar die Färbung stimmte. Ist verständlich, dass er falsch identifiziert wurde.« Er dachte darüber nach und zuckte kaum merklich mit den Achseln. »Aber es war nur ein sibirischer Tiger. Allerdings groß.« Seine Augen weiteten sich leicht, als er daran zurückdachte. »Und 17 Jahre alt. Ich kam vielleicht auf 200 Meter ran. Aus der Entfernung sah er aus wie ein kaspischer Tiger. Aber es war keiner.«

      Tipler nickte, einen Moment ernst geworden, während Hunter schweigend aß. Hunter wusste, er brauchte die Energie, denn in der Höhe und der Kälte verbrannte man mehr Kalorien. Hier oben würde er wohl sogar viermal so viel wie in einem gemäßigten Klima verbrauchen, nur um seine Körpertemperatur zu halten.

      »Also«, sagte der Professor schließlich. »Vielleicht sollten wir uns auf die Aufgabe vor uns konzentrieren. Wir haben auf jeden Fall genug zu tun!«

      Maddox schaltete sich ein. »Professor, wir sollten das nicht hier …«

      Tipler fuhr fort und gestikulierte ungeduldig. »Oh, ich bin viel zu alt für Tricks und dafür, in Schatten herumzuschleichen, sich um Mitternacht unter Brücken zu treffen und solche Sachen. Ich bin vermutlich auch zu alt, um Ihre Männer auf dieser Expedition zu begleiten. Also lassen Sir mir meine kleinen Spleens.«

      Hunter warf dem Professor einen kritischen Blick zu und sah dann über den Tisch Maddox an. »Was ist das?«, fragte er. Er hatte plötzlich die Vorahnung von Gefahr in der Beherrschtheit des Professors wahrgenommen. »Sie haben mir nie gesagt, dass der Professor bei dieser Spurensuche dabei ist.«