Der Blackhawk landete sanft auf der quadratischen Lichtung und Hunter stieg als Erster aus. Er drehte sich um und half Professor Tipler aus der Luke. Nachdem der alte Mann sich den aufgewirbelten Staub abgeklopft hatte, gingen sie ein paar hundert Meter und starrten lautlos auf die vom Feuer zerstörte Einrichtung. Eindeutig hatte das glücklose Team, das im Inneren in der Falle gesessen hatte, keine Chance gehabt, als die Kreatur angriff.
Stählerne Feuerschutztüren waren wie von einem Hurrikan komplett aus den Angeln gerissen worden.
Hunter schüttelte den Kopf angesichts der Verwüstung, drehte sich um und sah es; das Support-Team. Eine Gruppe von fünf Leuten mit Uniformen, die speziell für den Wald ausgelegte Flecktarnmuster hatten. Sie trugen außerdem Kampfwesten, beladen mit Waffen und Magazinen. Sie ignorierten Hunter und Tipler, während sie ihr Equipment aus einem zweiten Blackhawk luden.
Hunter beobachtete, dass sie sich mit einer gewissen unterkühlten Sparsamkeit bewegten; keine Emotionen, keine Fragen. Sie redeten wenig und jeder schien auch ohne Anweisungen zu wissen, was er zu tun hatte. Dann sah er etwas anderes, das seine Aufmerksamkeit erregte.
Eine Frau, die ebenfalls eine Flecktarnuniform trug, aber außerdem eine Art Hightech-Rüstung, offenbar sehr leicht. Sie kniete neben dem Helikopter über einer Waffe von respektabler Größe. Hunter hatte so eine Waffe noch nie gesehen, aber bemerkte, wie gekonnt sie damit umging. Als sie vier überdimensionierte Patronen in ein Magazin geladen und dieses auf ihr Knie geklopft hatte, um sie richtig einzuschnappen, steckte sie das Magazin in das Gewehr und lud es lautstark durch. Als sie fertig war, hob sie es an die Schulter, als wäre es schwerelos und zielte auf das verbrannte Viereck, bewegte sich nach links, rechts, zögerte … und richtete dann die Waffe auf ihn.
Für einen Moment behielt sie die Position inne.
Hunter bewegte sich nicht, sondern starrte mit versteinerte Miene auf das spiegelnde Scharfschützenzielfernrohr. Dann senkte die Frau das massive Gewehr und hielt es neben sich, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte. Hunter ignorierte sie und studierte die zerstörte Station, durch die der Wind wehte.
Das Gefühl einer totalen Niederlage war der erste Eindruck, dann Entsetzen, das sich nicht leicht abschütteln ließ: Zerstörte Stahltüren, Narben durch Explosionen und Feuer, zerbrochene Fenster und roter Schnee erzählten die Geschichte.
Überall war der Boden von Blutflecken bedeckt und Ghost lief geschäftig über das Gelände und schnüffelte. Hunter wusste, dass er versuchte, den menschlichen vom unmenschlichen Geruch zu trennen.
Hunter studierte die Spuren und stellte schnell fest, dass viele der hier stationierten Männer und Frauen kopflos in die eiskalte Nacht geflüchtet waren, ohne Rücksicht auf die Folgen. Offensichtlich war es unendlich viel schlimmer gewesen, sich dem zu stellen, was in der Anlage war, als dem grausigen Schicksal, in der Dunkelheit zu erfrieren.
Hunter bewegte sich auf den Komplex zu. Er warf einen Blick in Maddox’ Richtung. »Sagen Sie allen, sie sollen bleiben, wo sie sind, bis ich zurück bin.«
Der Colonel drehte sich in seine Richtung. »Was?«
»Sagen Sie allen, sie sollen bleiben, wo sie sind.« Hunter näherte sich der zertrümmerten Tür. Er wusste, das Aufklärungsteam oder Säuberungsteam oder wen immer sie geschickt hatten, hatte bereits die Hinweise beschädigt, die er hier sammeln konnte, aber er ließ es auf einen Versuch ankommen.
Die größte Hoffnung, eine Spur zu finden, hatte er vermutlich in den Wäldern, wo er versuchen konnte, das Ding durch seine Annäherungstaktik zu verstehen. Aber wenn es Fährten innerhalb der Einrichtung gab, erfuhr er vielleicht etwas über seine Gewohnheiten. Als er sich dem Eingang näherte, sah er eine massive Stahltür, die mit unglaublicher Wucht aus den Angeln gerissen worden war. Oben klaffte ein breiter Spalt, wie von einer riesigen Axt.
Vorsichtig beugte sich Hunter nach unten, inspizierte den Boden, aber alle Fußspuren führten von der Tür weg. Er biss die Zähne zusammen.
Ja, diejenigen, die aus der Einrichtung geflohen waren, hatten alles ausgelöscht, was er vielleicht hätte entdecken können. Er stand auf und ging hinein, dabei hob er die Hand und drehte sie nach hinten, um anzudeuten, dass ihm niemand folgen sollte. Er verschwand allein in der Dunkelheit.
Der Geruch von Blut war überall, durchdrang die Atmosphäre, schien die Luft verdrängt zu haben. Hunter beugte sich vor und starrte in die Finsternis. Er schnüffelte und brachte ein Stück weit seine tierischen Instinkte an die Oberfläche. Die Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, aber er bemerkte nichts. Nur den kalten Geruch von oxidiertem Kupfer, der in der toten Schwärze schwebte.
Rote Lichter flackerten in der Ferne und der Rauchgeruch wurde stärker. Hunter stand eine lange Zeit nur da und starrte zugleich auf nichts und alles, nahm die Atmosphäre in sich auf und ließ sie zu sich sprechen.
Dann versuchte er sich vorzustellen, was er selbst getan hätte, wenn er angriff, tötete, abschlachtete – das war dem wilden, animalischen Teil, mit dem er geboren wurde, nicht ganz fremd, und er hatte es über die Jahre hinweg kultiviert, aber unter Kontrolle gehalten.
Auch wenn er das Tier in sich nie völlig von der Leine gelassen hatte, vergaß er nie, dass es da war, so viel stärker in ihm als in den meisten. Und manchmal, wenn er lange einer Fährte folgte, mit dem Wind im Gesicht, Kälte und Wildnis um sich herum, in völliger Freiheit durch die Landschaft streifte, spürte er, wie es sich erhob, lebendiger als er selbst. Es war der Teil von ihm, den er nie ablegen würde.
Sein enormer Erfolg im Geschäftlichen, sein Reichtum, seine Fähigkeiten, waren ein wertvoller Teil seines Lebens, aber nicht das Herz. Nein, das Herz seines Lebens würde immer hier sein und frei, wo er jagte und gejagt wurde … zu Hause.
Mit grimmiger Miene machte er sich an die Arbeit.
Er sah den weiten Korridor – die wahrscheinlichste Angriffsrichtung – und bückte sich, suchte den Boden ab. Er holte eine Taschenlampe aus der Hüfttasche und beleuchtete getrocknete, blutige Fußspuren, die alle zur Tür hinführten. Dann bewegte er sich weiter in den Korridor, versuchte auf nichts zu treten, immer auf der Suche. Er war knapp zehn Meter im Inneren, als er den ersten Abdruck der Bestie in getrocknetem Blut sah. Es hatte sich scharf nach links bewegt, wie mit einem bestimmten Ziel vor Augen.
Hunter brauchte nur einen Augenblick, um die Abdruckspuren zu lesen, die darauf hinwiesen, dass es schnell gewesen war und nicht gezögert hatte. Er folgte ihnen langsam. Der Boden war an vielen Stellen rot, daher war sie schwer zu erkennen, aber er verfolgte die Spur tiefer in die Anlage hinein. Trotz der eiskalten Luft bildete sich heißer Schweiß in Tropfen auf seiner Stirn und Brust, und er bewegte sich so leise, als würde er sich die letzten Meter an ein Tier anschleichen, bevor er es tötete. Er wusste, die Bestie war geflohen, aber er konnte die instinktive Angst nicht unterdrücken, die ihn tiefer atmen ließ, die Muskeln mit mehr Sauerstoff versorgte, wie kurz vor einem Kampf.
Es war eine gezackte, schwarze Spur, geformt wie eine Ranke, die seine Aufmerksamkeit erregte, hoch oben und rechts von ihm. Hunter blieb stehen. Er sah nach oben und richtete die Taschenlampe darauf, übereilte nichts. Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, was er vor sich hatte. Seine Stirnfalten wurden tiefer vor Konzentration. Er richtete sich auf. Dann trat er vorsichtig einen Schritt näher und blickte auf vier lange Klauenspuren.
Ein einziger Hieb purer Raserei hatte sie in den Stahl gefetzt – Klauenspuren, die durch Metall geschrammt waren, wie durch Papier, als hätte es nicht genug seiner unbändigen Energie verbraucht, nachdem es dutzende Menschen erschlagen hatte. Nein, es hatte den Drang, nach allem zu schlagen, lebendig oder tot – eine bösartige Maschine unbändiger Brutalität.
Langsam richtete Hunter die Taschenlampe höher und beleuchtete die glatten Schnitte. Er sah, dass der Stahl durch etwas gespalten worden war, das viel härter war als er selbst, eine Schneide, die