HUNTER. James Byron Huggins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Byron Huggins
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354197
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weiß ich nicht, ob wir sie einfangen können. Dutzende, vielleicht Hunderte Menschen könnten sterben.« Maddox hob die Hände beinahe beschwichtigend. »Mir ist natürlich bewusst, dass Sie nicht unter dem Befehl der Army stehen und es auch nie getan haben. Und ich kann Sie auch nicht gegen Ihren Willen zwingen, mit uns zusammenarbeiten. Aber ich bitte Sie als Mensch – als Mann von Ehre – uns zu helfen. Ich bitte Sie, uns zu helfen, dieses Monstrum zu verfolgen. Ich bitte Sie … uns zu helfen, es zu töten.«

      Hunter ließ das einen Moment schweigend auf sich wirken.

      »Ihre Leute reichen nicht aus?«, frage er.

      »Nein«, erwiderte Maddox tonlos. »Sie haben es bereits versucht und sind gescheitert. Sie sind umgekommen, um es deutlich zu sagen. Die Ergebnisse waren … entmutigend, gelinde ausgedrückt.«

      Hunter starrte ins Leere und sagte eine lange Zeit nichts.

      »Wir haben ein Team zusammengestellt, das es töten soll«, fuhr der Colonel fort. »Daran müssen Sie nicht beteiligt sein. Wenn Sie nur diese Kreatur durch die Berge verfolgen können, unseren Leuten irgendwie die Gelegenheit verschaffen, es zu konfrontieren, dann ist Ihr Job erledigt. Sie werden nur als Beobachter dabei sein. Und das Team, das wir zusammengestellt haben, ist bestens ausgebildet. Sie werden nicht in Gefahr geraten. Das könnte sogar die sicherste Aktion sein, die Sie seit Langem unternommen haben. Denn noch etwas, das wir herausgefunden haben, ist, dass Sie ein Mann sind, der gern Risiken eingeht.«

      Hunter stand langsam auf und drehte sich um.

      Er sah zum Fenster hinaus und betrachtete die umgebende Baumgrenze, die bereits im Dunkeln lag. Vielleicht konnte er Ghost sehen, aber er wusste, dass der Wolf unsichtbar bliebe, außer er wollte gesehen werden. Irgendwo war er sicher, lag still, wartete, hörte jedes Wort. Und wenn man Hunter angreifen sollte, käme der schwarze Schatten reiner animalischer Wut ins Haus gerauscht, mit blitzenden Fängen und Klauen, und Gott steh allen bei, die ihm in den Weg kamen. Hunter war irgendwie klar, dass er bereits eine Entscheidung getroffen hatte, aber er wartete, verspürte etwas, das ihn beunruhigte.

      »Okay«, sagte er schließlich. »Aber dafür brauche ich Ghost.«

      Ein Moment der Stille.

      »Was immer Sie wollen«, sagte Maddox. Nervosität kroch in seine Stimme bei der bloßen Erwähnung des Wolfes.

      »Und ich unterwerfe mich nicht der militärischen Befehlskette oder Autorität.« Hunter drehte sich in dem Moment um, als er die Worte aussprach. »Wenn ich die Fährte verfolge, dann bin ich derjenige, der sagt, wo’s langgeht. Niemand wird meine Anweisungen oder Methoden infrage stellen. Das wird auch so schon schwer genug. Ich will nicht, dass mir irgendwer Befehle erteilt, der keine Ahnung von dem hat, was ich tue.«

      »Natürlich nicht. Ich werde dafür sorgen, dass Sie in diesem Bereich Autorität genießen. Das … das Unterstützungsteam wird nur für die Konfrontation dabei sein.«

      Hunter drehte sich wieder um und starrte in die langsam dunkler werdende Finsternis draußen. Er konnte anhand der Luft erkennen, dass eine Kaltfront heranzog und der Regen dicht dahinter. Aber da war noch etwas anderes, etwas, das über ihm schwebte – eine Vorahnung.

      Er fühlte es, aber konnte es nicht identifizieren. Und doch hatte er seine Entscheidung getroffen, weil ihm klar war, wenn unschuldige Leben wirklich von einer so mächtigen Kreatur bedroht wurden, dann hatte er keine andere Wahl.

      »Bereiten Sie alles vor«, sagte er leise. »Sagen Sie mir Bescheid.«

      Maddox wippte vor und zurück. »Gut. Aber Sie sollten sich bewusst sein, dass es sehr schnell gehen kann. Vielleicht schon morgen.«

      »Das ist okay«, sagte Hunter und warf einen letzten Blick auf Dixon.

      Hinter der Sonnenbrille verborgen, waren Dixons Augen nicht mehr als reflexionsfreie schwarze Scheiben, die nichts verrieten. Und das minimale Lächeln auf dem ausgezehrten Gesicht spürte Hunter eher, als das er es sah. Und er wusste, was immer ihn auch beunruhigte, war in dieser Dunkelheit verborgen.

      Kapitel 3

      An dieser Stelle endete die Karte; eine unbarmherzige, dicht bewaldete Grenze aus Permafrost, Tundra, Gletschern und Luft, so kalt, dass sie mit ihrer Berührung die Haut einfrieren ließ. Hunter war schon einmal hier gewesen und er wusste, dass man hier leicht umkommen konnte.

      Unzählige Wanderer, Abenteurer und selbst Ureinwohner Alaskas hatten im gnadenlosen Terrain der Brooks Range ihr Leben verloren. Und Hunter beging nicht den Fehler, ihre Brutalität zu unterschätzen. Er wusste, dass man nur mit Respekt und Vorsicht in diesen Bergen am Leben blieb. Der Mangel an einem von beiden, würde nur zu einem Ergebnis führen; in dieser Gegend wimmelte es von Legenden über diejenigen, die jeden Rat in den Wind geschlagen hatten und unvorbereitet in das Hochland gegangen waren, nur um niemals wieder gesehen zu werden.

      Hunter wusste, welche Ausrüstung für den durchschnittlichen Trapper oder Camper unerlässlich war: ein großkalibriges Gewehr mit Zielfernrohr, eine Schrotflinte, jede Menge Munition für beides, mehr als genug haltbare Lebensmittel, eine Axt, ein Hackebeil, ein Jagdmesser und ein kleineres Klappmesser zum Häuten, ein Zelt, topografische Karten der Gegend mit Markierungen für die Nothütten, ein Kompass, Seil, Regenzeug, Streichhölzer und Feuerstein, um Feuer zu machen, eine Kugel aufgerollter Lederschnur, Verbandszeug für den Notfall, Futter für zwei Packesel und ein Pferd, und ein Funkgerät.

      Aber Hunter reiste mit leichtem Gepäck, vertraute darauf, dass seine Erfahrung ihm das Leben rettete. Er forderte niemals die Kräfte der Natur heraus, er respektierte sie. Doch er wusste, dass er ohne viel Aufwand wochenlang von dem leben konnte, was das Land hergab, und selbst im ungemütlichsten Wetter in der Lage war, einen Unterschlupf zu improvisieren. Also trug er alles, was er brauchte, in einer Gürteltasche auf dem Rücken. Er hatte außerdem eine Tasche an einem Lederriemen, der über die Schulter gelegt war, im Stil der alten Apachen. Darin bewahrte er Trockenfleisch auf, Kräutersalbe, entweder zum Kochen oder für Wunden, einen Kompass und eine Karte, und weniger bekannte Hilfsmittel für das Spurenlesen – Kreide, einen Stab zum Markieren und Kieselsteine.

      Er trug eine einzelne Feldflasche an der rechten Seite, auch wenn er sie selten benutzte, denn er trank aus beinahe jedem Wasserlauf. Dehydrierung konnte einen hier oben blitzschnell umbringen. Ein großes, sorgfältig geschärftes Bowiemesser und ein Beil hingen am Gürtel und er trug Extramunition am Riemen der Marlin-Repetierbüchse, Kaliber .45-70, ohne Zielfernrohr, die er über die Schulter geschlungen hatte.

      Hunter trug Wollhosen, ein Lederhemd, eine Lederjacke und kniehohe Mokassins, die mit Gänsedaunen gefüttert waren, ansonsten keine weitere Kleidung. Die Extraisolierung in den Mokassins würde seine Füße gegen die Kälte schützen, schnell trocknen und es ihm ermöglichen, sich lautlos zu bewegen. Und er trug immer Leder, wenn er Fährten suchte, denn anders als Polyester oder Baumwolle machte es fast kein Geräusch, wenn man damit an Ästen oder Laub vorbeistreifte.

      Vor langer Zeit hatte er, inspiriert von antiken aztekischen Priestern, eine doppelte Kapuze an den Schultern seiner Jacke angenäht. Die untere Lage schützte die Schultern vor Regen. Die obere Lage, die wie ein kurzes Cape über seine breiten Schultern hing, konnte über den Kopf gezogen werden, um übermäßigen Wärmeverlust durch den Kopf zu verhindern, über den unter freiem Himmel 60 Prozent der Körperwärme abgegeben wurden. Es war ein originelles und funktionelles Design, und Hunter hatte aus Erfahrung gelernt, dass eine Kapuze bei tiefen Temperaturen unerlässlich war.

      Mit so leichtem Gepäck wirkte er wie einer der Scouts der Frontier in der Frühzeit Amerikas – ein Eindruck, der noch verstärkt wurde, wenn man es mit der Hightech-Ausrüstung und der Bewaffnung des Spezialeinsatzteams verglich, mit dem er oft zusammenarbeitete.

      Unterschlupf und Nahrung bekam er aus der Natur. Er suchte unterwegs sein Essen, tötete schnell und effizient, wenn es sein musste, blieb aber immer in Bewegung. Am Abend nahm er sich 15 Minuten, um eine simple, aber effektive Fischreuse in einem Wasserlauf anzubringen, die bis zum Morgen ein halbes Dutzend Bergforellen zum Frühstück fing. Die Fische, die er nicht gleich verspeiste, aß er, wenn er