Sturmernte. Andre Rober. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andre Rober
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847623489
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ihn selber sehr interessierte, ob eine solche Untersuchung veritable Ergebnisse liefern konnte.

      Danke, und viel Erfolg!, verabschiedete Thomas den Mediziner und legte den Telefonhörer zurück auf die Station.

      Einfach nur so eine Idee, sagte er.

      Aber vielleicht können wir nachweisen, dass zumindest unser Opfer aktiver Taucher war. Das Messer könnte ja schließlich auch von ihm selber stammen! Derweil lass uns, wie vorhin besprochen, mit den Vermisstendatenbanken weitermachen. Allerdings werde ich erst mal den Bericht für Gröber schreiben.

      Kapitel 3

      So, ein Viertele Rioja für dich, das Ganter alkoholfrei war bei dir. Was darf ich euch denn zu essen bringen?

      Die junge Dame, zweifellos eine der vielen Studenten, die in der Freiburger Gastronomie als Kellner jobbten, stellte den Wein vor Sarah ab, angelte einen Bierdeckel, ließ ihn an Thomas’ Platz auf den Tisch fallen und stellte das Bier darauf. Dann zückte sie einen Block und Kugelschreiber und sah die beiden Ermittler erwartungsvoll an. Nachdem der Nachmittag mit mühevoller, aber nicht zu neuen Erkenntnissen führender Arbeit zu Ende gegangen war, hatte Sarah die Initiative ergriffen und Thomas gefragt, ob er mit ihr nicht eine Kleinigkeit essen wolle. Spontan hatte er zugesagt und so saßen sie nun in den urigen, alten Kellergewölben des Tacheles. Sarah kannte das Restaurant noch nicht und Thomas, der schon bei Gelegenheit von den Schnitzeln und Steaks gesprochen hatte, brauchte keine Überredungskunst, um Sarah für einen Besuch hier zu gewinnen. Mit Glück hatten sie einen Zweiertisch in einer der unzähligen Nischen ergattern können, wo sie im Halbdunkel sogar ein wenig Privatsphäre hatten.

      Nun überlegte Sarah, ob sie eines der vielgepriesenen Fleischgerichte nehmen oder doch lieber, wie es für sie unter der Woche abends eigentlich üblich war, einen leichten, knackigen Salat bestellen sollte.

      Was nimmst Du?, fragte sie Thomas, der im Gegensatz zu ihr die Karte bereits geschlossen und vor sich hingelegt hatte.

      Er schaute zu der Kellnerin auf.

      Für mich bitte das Jägerschnitzel mit grünen Pfefferkörnern.

      Die Bedienung notierte.

      Was dazu?, fragte sie, Spätzle? Bratkartoffeln? Pommes? Salat?

      Pommes und einen kleinen Beilagensalat, lautete die Antwort.

      Und für mich..., Sarah war sich immer noch unschlüssig, ... mhmm, den gemischten Sommersalat bitte.

      Putenstreifen, Rinderfiletspitzen oder Gambas?

      Gambas, bitte.

      Wenig, mittel oder richtig scharf?

      Wenn es frische Chilis sind, ruhig scharf!

      Die junge Dame nickte, steckte den Kugelschreiber weg, entzündete die Kerze, die sich in der Tischmitte befand, mit einem Feuerzeug, sammelte die Karten ein und entschwand auf der Treppe, nicht ohne noch lächelnd ein „Dankeschön, ich brings euch gleich“, in Richtung der Beiden geworfen zu haben.

      Das muss deine jugendliche Ausstrahlung sein, kommentierte Thomas ihren Abgang mit gespielt säuerlicher Miene, wenn ich hier alleine bin, werde ich immer gesiezt.

      Dabei hast du dich doch auch ganz gut gehalten, für einen Mann deines Alters...

      Sarah stützte sich auf beide Ellenbogen und lehnte sich, frech lächelnd, nach vorne.

      Aber wenn dir das gut tut, komme ich gerne öfters mit dir hierher.

      Thomas sah sie mit leicht gehobenen Augenbrauen an.

      Na, wenn das kein Angebot ist..., sagte er, doch dann fiel ihm nichts Geistreiches ein, um irgendwie in eine Unterhaltung überleiten zu können.

      Sarah erkannte das und rettete ihn, indem sie ihren Rioja ergriff, das Glas anhob und Thomas in die Augen sah.

      Zum Wohl! Schön, dass es mal wieder geklappt hat!, sagte sie, und auch er nahm sein Glas, prostete ihr zu und trank einen Schluck.

      Als sie die Gläser abgestellt hatten, griff Sarah ihre Frage vom Vormittag wieder auf.

      Gröber hat mich ja ziemlich abgewürgt vorhin, und so richtig gesprächig warst du im Aufzug ja auch nicht.

      Thomas weitete seinen Blick ein wenig und tat, als habe er Angst, was nun kommen würde.

      Aber ich finde, wir kennen uns ja nun schon eine Weile und irgendwie weiß ich so gut wie nichts von dir. Und als dann heute das Gespräch auf die Art und Weise des Mordes kam...

      Ach so, Thomas atmete übertrieben grimassierend auf.

      Er lächelte.

      Ja, das hat tatsächlich mit meinem früheren Betätigungsfeld zu tun. Und da unser Täter sich einer derart ungewöhnlichen Methode bedient hat..., ich meine, mittlerweile schneidet man in solch einer Situation dem Opfer die Kehle durch, das ist genauso effizient und leichter anzuwenden.

      Sarah reichte über den Tisch und legte ihre Hand auf die seine, um ihn zu unterbrechen.

      Stopp, sagte sie, heute Abend reden wir nicht über den Fall! Ich würde einfach gern mehr über dich erfahren!

      Da gibt es nicht viel zu erzählen, entgegnete er und zuckte mit den Achseln.

      Aber als du neulich von deiner Malerei angefangen...

      Schhhhhhh!, unterbrach Sarah mit dem Zeigefinger vor den Lippen. Von dir will ich ein bisschen mehr erfahren.

      Sie hatte sich vorgenommen, jegliches Ausweichmanöver seinerseits sofort und konsequent zu unterbinden. Ihr beider Umgang war so ungezwungen, dass sie sich das erlauben konnte. Sie lächelte ihn erwartungsvoll an.

      Ähh... ja..., wo soll ich anfangen?

      Sarah war klar, dass er es nicht gewohnt war, einfach so von sich zu erzählen.

      Zum Beispiel: bist du hier aufgewachsen? Leben deine Eltern noch? Hast du Geschwister? Was hast du vor deiner Karriere als Kriminalhauptkommissar getan?, gab sie ihm bereitwillig Starthilfe.

      Auf die Frage „hast oder hattest du schon mal eine Freundin?“ verzichtete sie in dem Bewusstsein, dass dies zu diesem Zeitpunkt vollkommen unangebracht war und durchaus einen Konversationskiller darstellen konnte.

      Ja gut, also du hast es mit einem echten Freiburger Bobbele zu tun, fing er nach einigen Augenblicken des Nachdenkens an.

      Meine Großeltern haben hier gelebt, meine Eltern leben hier immer noch, und ich habe auch die meiste Zeit meines Lebens hier verbracht.

      Hast du viel Kontakt zu deinen Eltern?, hakte Sarah ein und vermied es zu fragen, ob er gar noch zu Hause wohnte.

      Wir telefonieren ein, zwei Mal die Woche und ich helfe ihnen hin und wieder im Haus und im Garten oder bei schweren Einkäufen. Gesundheitlich geht es den Beiden nicht so gut. Sie sind zwar noch nicht so alt, aber mein Vater hat sich seinerzeit im Kieswerk um seine Gesundheit geschuftet und auch meine Mutter hat sehr hart gearbeitet, um das kleine Reihenhäuschen, in dem ich groß geworden bin, abzahlen zu können.

      Sarah nippte an ihrem Rotwein. Auch Thomas nahm einen Schluck. Ohne dass Sarah einen weiteren Anstoß geben musste, fuhr Thomas fort.

      Meine Eltern haben alles getan, damit meine Schwester – sie ist zwei Jahre älter – und ich eine unbeschwerte Kindheit und Jugend verbringen konnten. Und sie haben auch alles darangesetzt, dass wir beide zumindest Abitur machen konnten.

      Habt ihr irgendwie Kontakt?, fragte Sarah nach.

      Ich meine, du und deine Schwester?

      Wir verstehen uns eigentlich ganz gut, sehen uns aber nur sehr selten. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrem Mann, der irgendwas mit Investment Banking zu tun hat, in New York.

      Der Mimik und dem Tonfall konnte Sarah entnehmen, dass sich Thomas und sein Schwager wohl nicht ganz grün zu sein schienen. Aber sie entschied, nicht näher