Als Schulspeisung gab es für jedes Kind von der Mutter ein Butterbrot mit, das in ein Stück Zeitung eingewickelt war. Nach dem Ersten Weltkrieg rationierte eine Brotkarte das Brot. Auch Milch, Fett, Eier und andere Nahrungsmittel konnten nur auf einen Bezugsschein erworben werden. Für die Kinder war vielleicht nicht so von Belang die Seifenkarte, denn Körperpflege war nur ein sehr kleiner Bestandteil des Alltags der zwanziger und dreißiger Jahre. Sauberkeit und Hygiene hatten damals nicht so einen hohen Stellenwert wie heute. Üblich war es, sich morgens flüchtig zu waschen, zumeist mit kaltem Wasser, zusätzlich wurde Kernseife benutzt. Sie besaßen im Haus Waschschüsseln und Waschkrüge, die direkt in den Schlafzimmern auf Kommoden standen und meist nur morgens benutzt wurden. Das Wasser dafür musste erst draußen von der Pumpe geholt werden. Oft befand sich im Winter in den unbeheizten Zimmern eine dünne Eisschicht auf dem Wasser.
In trockenen Sommern wurde das Wasser so knapp, dass es kaum zur Flüssigkeitsversorgung der Menschen und zur Viehtränkung reichte, so dass niemand auf die Idee gekommen wäre, das Wasser zum Waschen zu verschwenden.
Bei den Bauern und Arbeitern war Dreck keine Schande und auf schmutzige Fingernägel wurde die Woche über nicht geachtet. Einmal oder alle 14 Tage wurde gebadet, zumeist stand eine Zinkbadewanne in der Waschküche, das Wasser wurde in zeitaufreibender Arbeit erhitzt. Die Wanne wurde langsam mit heißem Wasser gefüllt und die Familie stieg nacheinander ins Wasser; die Kinder zuletzt. Zum Waschen und Haarwaschen benutzten alle meist Kernseife. Für sonntags und den traditionellen Kirchgang waren dann alle sauber geschrubbt.
Hautcremes oder Parfüms fanden in der einfachen Bevölkerung keinen Gebrauch. Diese waren der höheren Klasse vorbehalten. Während auf dem Land noch langes Haar und Zöpfe getragen wurden, ging der Trend von jungen Frauen im städtischen Bürgertum zur neuen Mode hin. Die Haare wurden kinnlang getragen. Der Bob kam auf, gerade oder in Wellen gelegt. Auf dem Land konnten sich nur Wenige einen Friseurbesuch erlauben. So wurden die Haare der kinderreichen Familie von der Mutter geschnitten.
Auch um das Zähneputzen war es schlecht bestellt, denn Zahnbürsten mit Kunststoffborsten wurden erst ab den vierziger Jahren hergestellt und setzten sich nur langsam durch. In Notzeiten konnte sich kaum jemand so etwas wie Zahnputzpulver leisten, daher wurde die Zahnpflege vernachlässigt. Die Zahnmedizin steckte noch in den Kinderschuhen. So wurden kranke Zähne zumeist sofort gezogen. Es kam deshalb oft vor, dass auch schon Menschen in mittleren Jahren fast zahnlos waren. Die einfachste und kostengünstigste Form war später die Klammerprothese, in einem Stück gegossen und anschließend mit Kunststoff ummantelt. Die Befestigung an den Nachbarzähnen erfolgte mit Metallklammern. Diese Prothesen ließen sich einfach reinigen, unproblematisch herausnehmen und wieder einsetzen. Nicht einfach hatten es die Kinder, die jeden Abend im Bad die Zähne ihrer Eltern in einem Wasserglas vorfanden.
Die Männer rasierten sich fast täglich mit Rasierseife und einem Rasiermesser, das am eigenen Ledergürtel geschärft wurde. Zur Beruhigung und Pflege der Haut gab es damals schon Puder oder Wollfettsalben, was erschwinglich war. Kosmetik und Schminke waren nur ein Privileg der Reichen. Für die armen Klassen waren diese aber nicht nur unerschwinglich, vor allem das Schminken wurde grundsätzlich abgelehnt, da sich nach allgemeiner Meinung nur moralisch zweifelhafte Frauen anmalten.
Frühstück und Abendessen gab es erst nach dem Füttern und Melken des Viehs.
Ärmere und kinderreiche Familien besaßen nicht einmal Essgeschirr, so dass sie direkt aus der Pfanne aßen. Nach dem Tischgebet erfolgte die Verteilung der Speise nach der familiären Rangordnung. Der Vater erhielt als erstes die größte Portion, danach die Kinder entsprechend ihrem Alter. Die ältesten Kinder, wenn sie schon Lohn mit nach Hause brachten, bekamen manchmal auch eine zweite Portion. Als Paul seinen schweren Beruf erlernte, war er stets sehr hungrig. Was auf den Tisch kam, musste gegessen werden. Es sollte nichts auf dem Teller bleiben. Nicht einmal Krümel durften auf dem Tisch oder auf dem Boden hinterlassen werden, denn das war eine Sünde.
Ab dem 1. März 1915 verhängte Großbritannien eine Seeblockade vor der gesamten Küste Deutsch-Ostafrikas. Deutschland sollte von den Rohstofflieferungen über das Meer abgeschnitten werden. So wurden Rationierungen aller Lebensmittel notwendig, weil durch diese Blockade kaum noch Lebensmittel importiert wurden. Bereits nach wenigen Monaten zeigte sie ihre Wirkung. Gleichzeitig ging aber die Produktion zurück, weil viele Bauern in den Krieg eingezogen waren. Rohstoffe wie Metalle, Erdöl, Gummi, Leder und Baumwolle wie auch Nahrungsmittel wurden knapp. Die Menschen litten an Hunger. Gleichzeitig benötigte aber die Front immer mehr Nachschub an Waffen, Munition und Nahrungsmitteln. Weil die Männer an der Front waren, mussten verstärkt Kriegsgefangene, Frauen und Jugendliche die Arbeitsplätze in den Fabriken und auf dem Land besetzen.
Einen Höhepunkt erreichte der Hunger im "Kohlrübenwinter" 1916. An den Folgen von Unterernährung und Hunger starben in Deutschland rund 700 000 Menschen und die Kindersterblichkeit stieg um die Hälfte. Krankheiten wie Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Gereiztheit bis zur Aggressivität - der Krieg im Kopf- sowie Erkältungen und Grippe waren alltäglich. Mit Hohn und stummem Protest reagierte die notleidende Bevölkerung auf absurd anmutende Ratschläge des Kriegsernährungsamts und seiner Behörden, die Hungernden sollten durch 2 500 Kauakte für 30 Bissen in 30 Minuten selbst für eine bessere Nahrungsverwertung sorgen. Der Vater hatte auch als Erwachsener eine besondere Beziehung zu Kohlrüben oder Wrucken, wie er sie nannte, entwickelt. Sie halfen ihm, den „Kohldampf“ als Kind zu ertragen.
Weil es nur einen Steinwurf von dem Gutshof der Rittergutsbesitzer von Pflug war, lernte und arbeitete Paul dort als Hufbeschlagsschmied, eine besondere Spezialisierung des Schmiedes, der ein alter Beruf in der Menschheitsgeschichte ist. Vater erlernte also ein Handwerk und wurde kein Bauer, obwohl er von einem Bauernhof stammte. Im ländlichen Raum war der Schmied noch im späten 20. Jahrhundert ein unverzichtbarer Handwerker. Paul arbeitete als Beschlagschmied für Wagen und Ackergeräte, als Hufschmied, Kunstschmied, Schlosser und Werkzeughersteller.
In den Städten etablierten sich Spezialisten wie Waffenschmiede, Messerschmiede, Nagelschmiede, Harnischmacher und Kupferschmiede. Daraus entwickelten sich Manufakturen, aber Vater blieb auf dem Land.
Seine Finger waren hornhäutig, weil er das heiße Eisen bearbeitete. Für die teuren Pferde des Gutsbesitzers hatte er auch die Anpassung von Hufschuhen vorzunehmen, die dem Reittier wie ein Schuh für jeden Ausritt angezogen wurden.
Mit einem Blasebalg aus Tierhäuten erzeugte er einen Luftstrom, um die Glut im Schmiedefeuer auf die richtige Temperatur zu bringen. Seine Nase lag zwischen den mohrrübenroten Wangen, er schnaufte und rieb sich zwischendurch den Schweiß von der Stirn. Es war heiß und stickig, roch stark nach Metall oder Qualm. Wenn er ein Eisenstück im Wassereimer ablöschte, war eine Zeitlang alles in zischenden Nebelschwaden verschwunden. Er trug stets eine Mütze, deren Schild ihm die Augen verdeckte. Manchmal nahm am Schmiedefeuer auch die kräftige Nase die rote Farbe seiner Wangen an. Wenn er wütend wurde, konnte man es an den Augen erkennen, denn kurz stachen die Pupillen nach außen, das Weiße der Augen wurde sichtbar, und er konnte in dem Moment des Jähzorns unberechenbar sein. Man ging ihm lieber schnell aus dem Weg, sonst warf er den Kühllappen oder den Hammer. Man muss ihm zugutehalten, dass er niemanden verletzt hatte.
Mit seinen Brüdern, die als Müller, Bäcker, Stellmacher und Bauer auf dem Gut zu tun hatten, gab es oft Streit. Die Mädels hielten sich zurück, denn sie waren den rauen Kräften der Jungen nicht gewachsen. Natürlich arbeiteten sie auch für den Gutsherrn als Weißnäherin, Köchin und im Haushalt.
Vater war inzwischen als Hufschmied ein Spezialist für das Ausschneiden und das Beschlagen von Hufen mit Hufeisen oder anderen Materialien. Die Hufeisen und Hufnägel stellte er traditionell auch selbst im Schmiedeprozess her oder passte sie der Form des jeweiligen Hufes an. Manchmal