Rayan - Im Auge des Sturms. Indira Jackson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Indira Jackson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738038460
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das wirklich die Wahrheit sein?

      Eilig und ein wenig verlegen wischte er sich das Gesicht ab und sah sich das nächste Dokument an: Es handelte sich um einen alten Polizeireport aus dem Jahr 1981, der vom Überfall auf eine Karawane berichtete. Die meisten Teilnehmer waren brutal ermordet und beraubt worden. Nur einige wenige Personen überlebten. Andere konnten nie gefunden werden, darunter ein zweijähriges Kind, dessen Eltern und Schwester unter den Opfern gewesen waren.

      Man nahm an, dass die Banditen die verschwundenen Menschen verschleppt hatten, um sie auf irgendwelchen Märkten zu verkaufen.

      Er betrachtete fasziniert das Datum auf der Geburtsurkunde: 06.06.1979!

      Doch noch zwei weitere Dokumente waren in dem Umschlag: ein Reisepass, der auf seinen Namen ausgestellt war. Wie konnte das sein?

      Raschid sah ihm nun über die Schulter und räusperte sich verlegen. „Da hatte ich die Finger im Spiel, ich habe das Foto von deinem Zugangsausweis für die Eingangstüre zur Kanzlei genommen. Und deine Unterschrift von einem unserer Fälle kopiert … nicht ganz legal, ich weiß …“

      Taib war blass geworden, der volle Umfang der Bedeutung dieser Daten und Unterlagen wurde ihm erst jetzt bewusst: Er war kein Straßenkind mehr, kein Heimatloser! Er hatte einen Namen, eine Familie – einen Stammbaum! Auch wenn seine Verwandten alle tot waren, es gab ihm ein ganz anderes Selbstwertgefühl. Einen Moment lang schien sich alles um ihn zu drehen – wie konnte dieses Wunder geschehen?

      Plötzlich sprang er auf und nahm Raschid so fest in den Arm, dass dieser keine Luft mehr bekam und nach einigen Sekunden begann, zu protestieren. „Hey! Ist ja gut, du bringst mich um!“, doch er lachte dabei, weil er sich sehr zusammen mit Taib freute.

      „Außerdem hast du das Beste ja noch gar nicht gesehen! Los schau dir den Rest der Papiere an“, forderte er seinen Schützling auf.

      Der machte mit zitternden Fingern den Umschlag ganz leer. Da war ein Brief, der in englischer Sprache verfasst war. Zwar hatte er dank Raschid einigermaßen Englisch gelernt, doch war der Zusammenhang zu unglaublich, als dass er ihn auf Anhieb hätte erfassen können. Hilfesuchend wandte er sich an den Anwalt.

      Schmunzelnd las ihm dieser die relevanten Zeilen vor: „… freuen wir uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir Herrn Taib Riad ab Februar 2006 in unserer Institution aufnehmen werden … gezeichnet: Harvard University, Cambridge, Massachusetts“

      Taib verstand noch immer nur Bahnhof.

      Raschid hatte schließlich Mitleid mit ihm, offenbar waren die vielen guten Nachrichten auf einmal, doch zu viel für ihn: „Hör zu Junge: Du darfst studieren gehen! In Amerika! Jura – das war doch dein größter Traum, oder?“

      „Aber wie soll das möglich sein? Ich bin doch hier noch nicht einmal auf eine ordentliche Schule gegangen? Und vor allem: Wie soll ich das schaffen? Ohne Vorbildung?!“

      Wieder war Raschid ein wenig verlegen: „Naja hier mussten wir ebenfalls ein wenig improvisieren. Ehrlich gesagt hab ich mein altes Zeugnis genommen und ein wenig verschönert … die Daten verändert und so …Du bist jetzt also offiziell hier in Alessia auf die Schule gegangen. Und studierst außerdem bereits seit zwei Jahren …“, er zuckte ein wenig verlegen die Schulter. „Es ist schon erstaunlich, was man mit ein wenig Kreativität, vor allem aber mit viel Einfluss und sehr vermutlich auch mit einer großen Stange Geld erreichen kann …“

      Auf einmal war Taib misstrauisch. „Was haben Sie eben gesagt? ‚Einfluss und viel Geld‘?! Wer sollte für mich etwas ausgeben wollen? Und vor allem: Was will derjenige dafür als Gegenleistung?“

      Er sah einen Moment lang aus, als wolle er den gesamten Umschlag in den Mülleimer werfen.

      Doch Raschid legte ihm die Hand auf die Schulter: „Jetzt beruhige dich erst einmal wieder! Niemand will etwas von dir. Eigentlich sollte ich dir noch nicht einmal verraten, dass nicht ich es war, der dieses Wunder vollbracht hat …“

      Taib sah seinen Boss noch immer verwirrt an, bis ihm ein Verdacht kam, der ihm das Blut in die Wangen trieb: „Jetzt sagen Sie mir nicht, dass der Scheich damit zu tun hat …?!“

      Als Raschid nickte, fragte Taib nochmals: „Aber er muss doch etwas dafür wollen?“

      Doch der alte Anwalt versicherte ihm: „Das hab ich ihn auch gefragt, aber er hat mich versprechen lassen, seinen Namen komplett herauszuhalten. Kein Wort sollte ich dir verraten, dass er es war, der das Ganze eingefädelt hat ... Glaub mir! Anfangs war ich auch misstrauisch, aber mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass seine einzige Absicht war, dir zu helfen. Tut mir leid, anders kann ich dir das nicht erklären.“

      „Ich muss mit ihm sprechen!“, rief Taib nun fast wütend aus. „Was fällt ihm ein, sich derart in meine Angelegenheiten zu mischen?“

      Und er rannte aus dem Büro und ließ den verdutzten Anwalt einfach stehen.

      02.02.2015 - München: Flughafenhotel - Reizvolle Überbrückung

      Kaum hatte Rayan die Zimmertür hinter ihnen geschlossen, begann Miriam, sein Hemd aufzuknöpfen, obwohl er sie noch immer auf den Armen trug. In wenigen Schritten hatte er, ohne das Licht anzuschalten, im Dunkeln das Bett erreicht, wo er sie vorsichtig absetzte. Er lachte, als er feststellte, dass zu diesem Zeitpunkt bereits alle Knöpfe oberhalb des Hosenbunds offen waren. Und schon begann sie, ihm den Gürtel und die Hose selbst zu öffnen. „Du verlierst offenbar keine Zeit, wenn du dir erst einmal …“ Anstatt den Satz zu beenden, entrang sich ein heiseres Stöhnen seiner Kehle, denn Miriam hatte so schnell ihr Ziel erreicht, dass er es nicht einmal gemerkt hatte. Nun umfasste sie ohne Umschweife seinen Penis, der sich sichtlich danach sehnte, von allen Hüllen befreit zu werden.

      Üblicherweise war Rayan derjenige, der beim Sex den Ton angeben wollte und das Tempo bestimmte, aber Miriam hatte ihn vollkommen überrumpelt. Wo sie gerade noch zögerlich gewesen war, hatte sie jetzt offenbar keinerlei Hemmungen mehr. Also ließ er sie, ein wenig gegen seine innere Überzeugung, gewähren und legte sich neben sie auf das Bett. Ihre kühle Hand auf seinem durch die kaum noch zu steigernde Erektion merklich warm gewordenen Penis war schon ein Erlebnis für sich. Als sie dann noch begann, ihn rhythmisch zu kneten, waren alle Bedenken aus Rayans Hirn wie fortgewischt. Was hatte er gerade tun wollen? Die Kontrolle übernehmen? Warum?

      Als ihre Bewegungen intensiver und schneller wurden, beschleunigte sich auch sein Atem. Eine eigenartige Form von Enttäuschung überkam ihn, als sie plötzlich stoppte.

      Doch dann spürte er stattdessen ihre zarten Lippen, die begannen, die Arbeit fortzusetzen, die die Hand eben nicht vollendet hatte. Als sie dann mit ihrer Zunge die Konturen seiner Männlichkeit alle einzeln erkundete, stand er bereits kurz vor einem Höhepunkt. Energisch wollte er sie zurückhalten, denn schließlich sollten ja noch weitere Aktivitäten folgen, aber sie ließ sich nicht beirren. Statt innezuhalten, stülpte sie ihren Mund komplett über sein Glied und begann nun, ihren Kopf auf und ab zu bewegen. Das war der Moment, ab dem es Rayan egal war, dass es eigentlich viel zu früh war. Sein Denken wurde komplett vom Instinkt übernommen und grob griff er in ihren Schopf, um den Takt selbst zu bestimmen. Immer schneller wurde ihr gemeinsamer Rhythmus und gleich darauf ergoß sich sein Samen heiss in ihren Mund. Erleichtert ließ er sich zurückfallen und auch Miriam sackte außer Atem über ihm zusammen. Sofort ließ er ihre Haare los und einen kurzen Moment lang erfasste ihn ein schlechtes Gewissen: hatte er ihr wehgetan? Und war es für sie in Ordnung gewesen, sein Sperma zu schlucken? Er versuchte, in der Dunkelheit ihren Gesichtsausdruck zu erkennen. Als ihm das nicht gelang, fragte er vorsichtig nach. Als Antwort erklang ein leises, spöttisches Lachen. „Was denn? Der große, mächtige Anführer macht sich Sorgen? Ganz so machtvoll bist du mir gerade aber nicht erschienen. Eigentlich hatte ich eher das Gefühl, dass ICH diejenige war, die sagte, wo es langgeht …“

      Ärger durchzuckte Rayan. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand im Zusammenhang mit Sex auf seine Position hinwies, das machte ihn nervös. Und als Miriam erneut leise, aber herausfordernd lachte, durchschaute er ihr Spiel.

      Er drehte sich so schnell herum und