Ein tödliches Komplott. Matthias Boden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Boden
Издательство: Bookwire
Серия: Michael Korn & Liz Croll
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783985109371
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auf den Weg zu sei­nem Un­ter­schlupf zwei Au­to­stun­den von der Stadt ent­fernt.

      Ge­wis­sen­haft über­prüf­te er, ob ihm auch nie­mand ge­folgt war. Erst als er sich ganz si­cher war, steu­er­te er sein Do­mi­zil an. Es lag mit­ten in der Wüs­te, weit ab von jeg­li­cher Zi­vi­li­sa­ti­on und war na­he­zu per­fekt ge­tarnt. Die Hüt­te be­saß nur einen ge­mau­er­ten Ein­gang aus hel­lem Kalksand­stein und un­ter­schied sich farb­lich nicht von dem Sand, der ihn um­gab. Strom be­zog er über ein klei­nes So­lar­pa­neel. Das Haupt­pro­blem war Was­ser hier drau­ßen. Zu sei­nem Schutz hat­te er hun­der­te Li­ter Was­ser in Ka­nis­tern her­ge­bracht und la­ger­te sie un­ter­ir­disch. Da­ne­ben la­gen vie­le Über­le­bens­ra­tio­nen, wie sie von den Streit­kräf­ten ver­wen­det wur­den. Er konn­te es hier gut und ger­ne ei­ni­ge Wo­chen aus­hal­ten.

      Das Death Val­ley war da­für her­vor­ra­gend ge­eig­net. Über tau­sen­de Ki­lo­me­ter be­kam man kei­ne Men­schen­see­le zu se­hen, das Han­dy­netz hier drau­ßen war groß­flä­chig gar nicht vor­han­den und ei­ne Pan­ne mit dem Wa­gen war töd­lich. Wer nicht un­be­dingt muss­te, ver­mied es sich hier drau­ßen in der töd­li­chen Son­ne auf­zu­hal­ten. Roy hat­te hier sein La­ger un­ter­ge­bracht. Hier war nicht nur er un­auf­find­bar, son­dern auch die ge­lie­fer­ten Dro­gen wa­ren hier si­cher.

      Roy nahm sich sei­ne klei­ne Waa­ge zur Hand und setz­te sich an den al­ten ab­ge­wetz­ten Tisch. Er ent­fern­te die Fo­lie in dem der Stoff ver­packt war und leg­te den In­halt auf die Waag­scha­le. Die An­zei­ge gab an, dass er ex­akt zwei Ki­lo er­hal­ten hat­te. Kein Gramm mehr. Das wa­ren ziem­lich ge­nau 571 Päck­chen zu je 3,5 Gramm. Aber Roy war ein al­ter Ha­se im Ge­schäft. Cry­stal Meth konn­te man mit MDM Kris­tal­len, ein Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel wun­der­bar stre­cken. So wur­den aus den je­weils 3,5 Gramm schwe­ren Tüt­chen ins­ge­samt 28 Gramm. Wo­zu soll­te man auch leer aus­ge­hen, wenn man schon das Ri­si­ko trug und die Kon­su­men­ten merk­ten da­von so­wie­so nichts! Sein Vor­rat an MDM Kris­tal­len war al­ler­dings so gut wie auf­ge­braucht. Be­vor er aber wie­der in die Stadt fuhr, ver­brauch­te er den Rest was er noch hat­te. Das ge­streck­te Zeug ver­steck­te er im Re­ser­ve­rad sei­nes Wa­gens. Ei­ner kur­z­en Kon­trol­le durch die Po­li­zei wür­de das Ver­steck stand­hal­ten. Das muss­te ge­nü­gen bis er die Dro­gen ver­teilt hat­te.

      Die zwei Stun­den, die er vom Death Val­ley bis Las Ve­gas brauch­te, ver­gin­gen wie im Flug. Sei­ne ers­te An­lauf­stel­le war ei­ne al­te Be­kann­te, die sich selbst als die Nut­ten­kö­ni­gin von Las Ve­gas be­zeich­ne­te. Al­ler­dings war sie be­reits viel zu alt, um vie­le Kun­den zu be­die­nen. Des­halb be­trieb sie nur noch ei­ne Zen­tra­le und bot Pro­sti­tu­ier­ten einen si­che­ren Ar­beits­platz. Es war zwar in der Stadt ver­bo­ten, aber das führ­te auch nur da­zu sich selbst im Un­ter­grund auf­zu­hal­ten. Das äl­tes­te Ge­wer­be der Welt fand grund­sätz­lich im­mer einen Weg, auch wenn die Po­li­tik das ver­such­te zu ver­mei­den. Gut be­tuch­te Kun­den hat­ten al­le ih­re Te­le­fon­num­mer, um sich so für ein paar Stun­den ei­ne jun­ge Da­me zu mie­ten. Of­fi­zi­ell ar­bei­te­ten sie als Ser­vice­kräf­te mit ei­ni­gen spe­zi­el­len Auf­ga­ben. Es war nichts an­de­res als Pro­sti­tu­ti­on und das wuss­ten auch die Staats­be­diens­te­ten, konn­ten aber nicht da­ge­gen vor­ge­hen.

      Sie war ei­ne wich­ti­ge Kun­din für ihn, die ih­ren Ser­vice­kräf­ten im­mer wie­der auf Ver­kaufstour schick­te. Pro Wo­che konn­te er dort schon ge­nug Geld ver­die­nen, um sei­ne Lie­fe­run­gen zu be­zah­len. Ihr Bü­ro lag in ei­nem nicht be­son­ders dicht be­sie­del­ten Ge­biet der Stadt. So­gar die Po­li­zei hat­te kein be­son­de­res In­ter­es­se dar­an dort ih­re Zeit zu ver­geu­den. Für Roy war das Ab­lie­fern dort re­la­tiv un­ge­fähr­lich. Sei­ne nächs­ten Ver­tei­ler muss­ten noch auf ih­re Lie­fe­run­gen war­ten. Ka­hi­na, wie sich nann­te, über­nahm einen Groß­teil sei­ner ge­sam­ten Lie­fe­rung. Das, was er ihr heu­te brach­te, war zu we­nig, aber Roy bat sie um et­was Ge­duld. Er mach­te da­für Lie­fer­pro­ble­me ver­ant­wort­lich. Glück­li­cher­wei­se lag di­rekt in der Nä­he ein Su­per­markt in dem er sich MDM Kris­tal­le be­sorg­te um den Rest sei­ner Lie­fe­rung im Death Val­ley stre­cken zu kön­nen.

      Roy plan­te di­rekt am nächs­ten Mor­gen er­neut die zwei Stun­den Fahrt in Kauf zu neh­men und den Rest auf­zu­be­rei­ten. Ka­hi­na war zu­min­dest mal für un­ge­fähr drei Wo­chen ver­sorgt, was ihm ein biss­chen den Druck nahm. Al­ler­dings muss­te die nächs­te Lie­fe­rung aus Port­land deut­lich hö­her aus­fal­len. Als er das Bü­ro der Zu­häl­te­rin ver­ließ, klin­gel­te auch schon sein Mo­bil­te­le­fon. Die elek­tro­nisch ver­zerr­te Stim­me war ihm schon im­mer un­an­ge­nehm. Heu­te muss­te er aber trotz­dem mit ihr Vor­lieb neh­men, um sei­ne Lie­fe­run­gen zu er­hö­hen.

      »Was gibts?«, frag­te die tie­fe Stim­me.

      »Die Lie­fe­run­gen dau­ern ent­we­der zu lan­ge oder der Um­fang ist zu ge­ring. Der Be­darf ist viel hö­her als ich de­cken kann.«

      »Das ist uns be­kannt«, be­kam er als Ant­wort. »Die Lö­sung des Pro­blems ist be­reits in Ar­beit, dau­ert aber noch ein paar Ta­ge. Wir mel­den uns, wenn die Lie­fer­men­ge er­höht wer­den kann!« Dann war die Lei­tung tot.

      »Blö­der Arsch«, mur­mel­te Roy vor sich her, als er das Te­le­fon wie­der weg­steck­te.

      An­statt ei­ne Lö­sung zu be­kom­men, hielt man ihn wei­ter nur mit bil­li­gen Ver­spre­chen hin. Er hat­te das lang­sam satt. Der Markt in Las Ve­gas war ge­öff­net und er konn­te im großen Stil ver­kau­fen, be­kam aber gar nicht die Men­ge an Stoff, die er brauch­te. Durch sein Stre­cken des Stoffs ge­ne­rier­te er zwar hö­he­re Ein­nah­men, trotz­dem war es ihm noch viel zu we­nig. Die gan­zen Jah­re in der Ver­sen­kung soll­ten jetzt end­lich ein En­de fin­den und ihn als rei­chen Mann her­vor­brin­gen. Man hielt ihn aber über die Ent­fer­nung künst­lich klein. Das war ein­fach nicht mehr zu recht­fer­ti­gen. Roy brauch­te ei­ne an­de­re Lö­sung.

      Noch am sel­ben Abend in sei­ner klei­nen Woh­nung in Las Ve­gas, ab­seits des großen Strips, leg­te er sich ei­ne Stra­te­gie zu­recht. Er hat­te im­mer noch Kon­tak­te in die Sze­ne von frü­her und mit ei­nem klei­nen An­ge­bot könn­te er viel­leicht sei­ne Lie­fe­run­gen deut­lich er­hö­hen. Falls es die Lie­fer­men­ge nicht nach oben brach­te, wä­re aber viel­leicht ei­ne Er­wei­te­rung sei­nes Sor­ti­ments mög­lich. Es war be­reits mit­ten in der Nacht als er sei­nen al­ten Kol­le­gen an­rief. Die bei­den Män­ner kann­ten sich noch von sei­nen An­fangs­zei­ten in dem Ge­schäft. Sein Le­ben war fast ge­nau­so wie Roys ver­lau­fen. Bei­de wa­ren sie da­mals auf­ge­flo­gen und muss­ten sich aus dem Staub ma­chen. Wäh­rend Roy nach Me­xi­ko flüch­te­te, be­stieg sein Kum­pel ein Boot in San Die­go und ließ sich nach Ka­na­da brin­gen. Quel­len hat­ten bei­de ge­nug.

      »Roy, du al­ter Tau­ge­nichts. Lebst du noch?«, frag­te er am Te­le­fon.

      »Wie du hörst, at­me ich noch Paul. Sprach­an­ru­fe aus dem Jen­seits sind mei­nes Wis­sens nach nicht mög­lich.«

      »Wie war das Le­ben zu dir, al­ter Freund?«

      »Es hät­te lie­ber sein kön­nen, aber es wird lang­sam bes­ser. Hör mal Paul, ich ha­be ein großes Pro­blem mit mei­nen Lie­fe­ran­ten, hät­test du je­man­den an der Hand, der mir zu­sätz­lich mehr lie­fern kann?«, frag­te er frei her­aus.

      »So