»Der ist doch sowieso schon Kunde bei mir«, lachte sie, »Die halbe Stadtverwaltung ist bei mir Kunde. Wenn das deren Schlampen zu Hause wüssten, könnte ich die Stadt übernehmen!«
»Du bekommst einen Ausgleich, das ist versprochen, Emma. Sobald Barber weg ist sorge ich dafür, dass du einen neuen Kunden bekommst, der genug Geld bei dir lässt«, versprach er.
»Okay, ich gebe dir Bescheid wo Madeleine dein Päckchen versteckt hat. Wer bringt es?«
Er dachte kurz darüber nach, dann sagte er, »Ein Kurier wird es am üblichen Platz hinterlegen. Ich sorge dafür, dass es spätestens am Donnerstag da ist.«
»In Ordnung«, bestätigte sie die Absprache. »Ich gebe dir sofort Bescheid wo sie es bei ihm hinterlegt hat.«
»Danke Emma«, lächelte er und legte auf.
Direkt danach nahm er seinen goldenen Kugelschreiber und machte sich eine kurze Notiz auf seiner Schreibunterlage. Den Kurier zu finden war kein Problem, nur musste er einmal mehr auf das Geld für ein halbes Kilo Stoff verzichten. Allerdings wäre er dann auch Roger Barber los und konnte in Portland endlich auf die großen Lieferungen umsteigen. Die Kuriere waren zwar nicht teuer, aber für jeden kleinen Abschnitt musste er wieder Kleinbeträge aufwenden, die sich mit der Menge schon zu einem großen Ausgabeposten summierten. Die andere Möglichkeit wäre Portland komplett auszusparen und einen Umweg über Spokane und dann nach Reno in Kauf nehmen. Der längere Weg war zwar sicherer, aber es würde zu einer Unterversorgung führen, die er sich nicht erlauben wollte. Das ganze Liefernetzwerk aufzubauen war schon schwer genug.
* * *
Bahamas, Nassau
Einmal die Woche traf sich das ganze Team mit den Kindern in Jasons Bar. Die jüngsten erlebten diese Tage immer zusammen. Damien, der älteste unter den Kindern freute sich auf seine Freundinnen Valeria und Emilia und seinen besten Freund Mika, den Sohn von Mike und Karyani. Während die Erwachsenen alle zusammen um einen Tisch saßen und sich über alles Mögliche unterhielten, durften die vier Kleinen toben so viel sie wollten. Jason hatte sogar den Sonntag in seiner Bar als Familientag ausgeschrieben. Alle anwesenden Kinder durften so viele Fish and Chips, oder auch nur Chips, also Pommes in sich reinstopfen wie sie wollten. Die Eltern durften sich einen schönen Tag ohne den Nachwuchs machen und bezahlten die Verpflegung für die Kinder nur anteilig. Für einen kleinen Unkostenbeitrag waren die Getränke und das Essen für die Kinder frei und Jason hatte extra für diese Tage ein paar junge Frauen engagiert, die auf die Kinder aufpassten.
Als sich das herumgesprochen hatte, dass sonntags in Jasons Bar Familientag war, mit Schwimmen und großem Kinderprogramm, wurde er mit großem Interesse aufgenommen. Den ganzen Tag lang war die Bar voll mit jungen Familien die eine kurze Auszeit von ihren Kindern genossen. Auch die Erwachsenen hatten Spaß, denn sie konnten sich in aller Ruhe unterhalten, ohne auf den Nachwuchs zu achten oder von ihnen gestört zu werden. Die Kids waren beschäftigt und durften auf einem großen Trampolin herumspringen. Sogar eine kleine Hüpfburg hatte sich Jason geleistet, die nebenan mit Druckluft stabil gehalten wurde. Auf dem feinen Sand durften die kleinen Burgen bauen oder in einem abgesperrten Bereich ins warme Meer springen. Auch einige Einheimische beteiligten sich an dem Familientag. Es gab zum Beispiel Kinderschminken, einen Zeichner und ein älterer Mann aus der Nähe scharte im Abstand von einer Stunde immer wieder Kinder um sich, denen er Geschichten erzählte. Verpflegung gab es durch die jungen Damen, die sich um die Aufsicht kümmerten. Jeder bekam so viel zu trinken und zu essen wie er wollte. Auch Eis gab es zum Nulltarif.
Jasons Bar war sonntags noch nie so gut besucht gewesen, und durch Damien und die Kinder des Teams kam er auf diese Idee. Mit der Kalkulation, die er auf Basis einiger weniger Besucher anstellte, war es anfangs ein Nullsummenspiel. Nachdem sich dieser Tag aber herumgesprochen hatte war die Bar so voll, dass er locker noch eine weitere mit Gästen versorgen konnte. Nun stellte er zusätzlich noch Bänke und Tische auf, damit er keine Reservierungen annehmen musste und der Masse an Gästen Herr zu werden. Trotzdem war es immer noch schwierig alle unterzubringen. Die Kinder hatten jede Menge Spaß an den Tagen, während die Eltern ihre Ruhe hatten.
Für die Kinder des Teams war es das Highlight jeder Woche. Schon am frühen Morgen waren die vier total aufgekratzt und konnten es kaum erwarten loszufahren. Damien war immer der erste der vor Ort war. Jason war, der erste der am Morgen die Bar öffnete und Liz kam dann wenig später mit ihrem Sohn nach. Für Emilia und Valeria begann der Spaß erst nach dem Mittagessen. Leonie und Dolores hatten bei den beiden Mädchen immer wieder beobachtet wie sie während der Fahrt die Lenkbewegungen nachahmten. Als sie es Michael gegenüber erwähnten, kam er auf eine grandiose Idee. Eines der Mädchen durfte während der Hinfahrt auf seinem Schoß sitzen und den großen SUV lenken. Auf der Rückfahrt war dann die andere dran mit Fahren. Micha bediente die Pedale und die Mädchen das Lenkrad, natürlich mit Unterstützung durch den Vater. Trotzdem waren sie darauf Feuer und Flamme.
Als sie an der Bar ankamen, waren die beiden Mädchen nicht mehr zu halten. Die zwei rannten wie der Wind auf die einzelnen Teammitglieder zu und schlossen sie in die Arme. Auch Damien und der kleine Mika begrüßten sich untereinander mit einer Umarmung. Sofort danach waren die vier bis am Abend nicht mehr zu sehen. Auf Leonie wartete jeden Sonntag bereits ihr Lieblingsdrink auf sie. Sobald Jason den schwarzen SUV anfahren sah, nahm er sich den Mixer zur Hand, warf einige Eiswürfel und eine gelbe Maracuja hinein. Dann füllte er den Mixer mit eiskalter Milch auf und ließ die Maschine etwa eine Minute laufen. Den Drink füllte er in ein großes Glas und stellte es vor Leonies Stammplatz am Tisch. Die Sitzordnung war immer die gleiche. Die sieben Erwachsenen unterhielten sich angeregt den ganzen Tag lang. Nur Jason stand hin und wieder auf, damit er sich um das Geschäft kümmern konnte.
Dolores wollte von Karyani wissen wie sie auf den Namen ihres Sohnes kamen. Die Erklärung dafür lieferte Mike, »Wir haben lange darüber nachgedacht wie er heißen sollte. Da waren ganz schön viele Namen im Spiel, aber wir konnten uns auf keinen davon einigen.«
Karyani setzte fort, »Unsere Idee war, ihm einen Namen zu geben der etwas von uns beiden hatte. Im Endeffekt war unsere Idee dann unsere Vornamen zu verwenden. Wir haben die ersten beiden Buchstaben unserer Vornamen kombiniert. Dabei kamen schließlich zwei mögliche Namen heraus. Einmal Mika oder eben Kami. Der erste