Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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      »Das erklärt nicht, warum du das Dorf gegen mich aufhetzt.«

      »Keine Sorge, Anna, Miriam wird alles richtigstellen«, versicherte ihr Anton.

      »Danke.«

      »Nein, ich habe dir zu danken, außerdem habe ich dir und Sebastian unsere Freundschaft versprochen, das werde ich auch nicht mehr vergessen«, entgegnete Anton und ließ den Motor wieder an.

      »Emilia meinte, ich müsste mir ansehen, was hier los ist«, sagte Anna, als sie sich umwandte und Sebastian den Weg herunterkam.

      »Hat es sich gelohnt?«, fragte er lächelnd.

      »Unbedingt.«

      »Dann wirst du in Bergmoosbach bleiben?«

      »Wenn Miriam die Sache in Ordnung bringt, dann schon.«

      »Ich hatte keine Ahnung, was sie vorhat.«

      »Sie will mich loswerden, und ich denke, sie wird es wieder versuchen. So wie sie jede andere Frau nicht in deiner Nähe dulden wird. Was auch immer sie als Nähe ansieht.«

      »Ich kann es leider nicht ausschließen.«

      »Egal, ich bin gewarnt.«

      »Das bedeutet aber nicht, dass du mir in Zukunft aus dem Weg gehen willst, oder?«

      »Sicherer wäre es für mich«, antwortete sie lächelnd.

      »Traudel hat Brombeerkuchen gebacken, wie wäre es mit einem Stück?«

      »Danke, das ist lieb von dir, aber ich habe gerade mit meiner Freundin in München telefoniert, wir wollen uns am Ammersee treffen. Ich will gleich aufbrechen und werde auch über Nacht dort bleiben.«

      »Dann erwartest du in den nächsten Stunden keine Geburt?«

      »Nein, aber im Notfall weiß ich Mutter und Kind in guten Händen. Auf bald, Sebastian, grüß deine Familie von mir«, verabschiedete sich Anna und lief zur Apotheke zurück.

      Sie brauchte jetzt erst einmal ein bisschen Abstand von Bergmoosbach und von Sebastian.

      »Hast du sie nicht zu uns eingeladen?«, fragte Emilia, als Sebastian auf die Terrasse kam und sie alle von Anna grüßte.

      »Sie trifft sich mit einer Freundin am Ammersee.«

      »Aber sie kommt zurück?«, fragte Traudel.

      »Da bin ich sicher«, sagte Benedikt und betrachtete seinen Sohn mit einem liebevollen Blick.

      »Ich denke, das Leben hier in Bergmoosbach könnte doch ganz amüsant werden«, stellte Emilia fest und hob Nolan auf ihren Schoss, während sie Markus mit einem lieben Lächeln betrachtete.

      - E N D E -

Cover Des einen Glück, des anderen Leid

      »… bye …«, der englische Abschiedsgruß wurde mehr genuschelt als ausgesprochen. Emilias verschlossenes Gesicht verschwand fast ganz hinter dem Vorhang ihrer seidigen Haare. Das sehr junge Mädchen gönnte den beiden Erwachsenen am Tisch in der gemütlichen Küche des Doktorhauses nur einen flüchtigen Blick. Mit knappen Bewegungen setzte sie die Kopfhörer ihres iPhones auf, griff nach dem Rucksack mit ihren Schulsachen und verließ den Raum. Alles an ihrem Benehmen signalisierte: Lasst mich bloß in Ruhe!

      Mit einem Seufzer stellte die Haushälterin Traudel Bruckner ihren Kaffeebecher zurück auf den Tisch. »Sie ist halt noch ein rechtes Kind«, sagte sie ein wenig hilflos. »Wir müssen Geduld mit ihr haben.«

      Doktor Benedikt Seefeld nickte ernst. »Das weiß ich, und dennoch wird mir das Herz schwer, wenn ich meine Enkelin so verschlossen und abwehrend erlebe. Traudel, manchmal frage ich mich …« Er verstummte und schaute gedankenverloren durch die weit geöffnete Tür in den herrlichen Sommermorgen hinaus.

      »Du fragst dich manchmal, ob es richtig war, deinen Sohn und deine Enkeltochter zu bitten, wieder heim zu kommen?« Behutsam streckte die Frau ihre Hand aus und legte sie auf den Arm des älteren Mannes. Es war eine kleine Geste des Trostes, ein Zeichen langer Verbundenheit. »Wir müssen ihnen nur Zeit geben. Uns allen, Benedikt. So ein Neubeginn ist niemals einfach; schon gar nicht einer, der vorher so viel Schmerz und Abschied bedeutete. Aber mit der Zeit gewöhnt das Kind sich hier ein und findet sein Zuhause, wirst schon sehen!« Voller Zuversicht und Wärme schauten ihre dunklen Augen den Doktor an.

      Traudel Bruckner war mehr als nur die Haushälterin in der Familie Seefeld, sie war die Seele des Hauses. Auch jetzt verfehlte ihre zuversichtliche, warmherzige Art nicht die Wirkung auf den älteren Mann. Es fühlte sich an, als Wäre ein wenig der Schwere, die auf seinem Herzen lastete, angehoben worden. Er lächelte. »Was wäre ich nur ohne dich, Traudel!« Seine Hand legte sich kurz über die der älteren Frau.

      »Ein Mannsbild, das mit seinem Terminkalender zu kämpfen hat!«, antwortete Traudel munter. »Drüben in der Praxis bereitet die Sprechstundenhilfe schon die Unterlagen für die ersten Patienten vor, ich höre den Lieferwagen der Wäscherei im Hof, und wenn mich nicht alles täuscht, höre ich auch den Husten des alten Ederer, der schon mal auf der Bank vorm Praxiseingang Stellung bezieht. Also höchste Zeit für die Sprechstunde, die du heute in Vertretung für deinen Sohn übernimmst, mein lieber Doktor Seefeld. Von Ruhestand kann hier keine Rede sein!«

      Der alte Landarzt lachte. »Wenn du es sagst …«, meinte er augenzwinkernd. Er erhob sich und ging sichtlich guter Stimmung hinüber in die Praxisräume, in denen sich bis vor kurzem sein Berufsleben abgespielt hatte. Ja, dachte er voller Zuversicht, es ist richtig gewesen, sich aus dem täglichen Geschehen zurückzuziehen und dem Sohn als Nachfolger die Praxis zu übergeben! Nur in bestimmten Situationen werde ich wieder in den weißen Kittel schlüpfen.

      Freundlich grüßend betrat der Landarzt die altvertrauten Räume und wandte sich seinem ersten Patienten zu. »Grüß Gott, Ederer, wie geht’s denn heute Morgen?«

      »Ja, mei, der Husten, der wird ja schon besser. Der Saft, den die Schwiegertochter aus der Apotheke geholt hat, hilft. Aber das Rheuma in den Knien, da musst du noch was tun, Doktor, das wird immer schlimmer!« Streng schaute der alte Mann unter gerunzelten Augenbrauen zu dem Arzt hinüber. »Da muss eine andere Salbe her.«

      Der Landarzt behielt seine Freundlichkeit bei, obwohl er einen kleinen, innerlichen Seufzer unterdrücken musste. Auch eine neue Salbe würde die Beschwerde des alten Mannes nicht beheben. Es war kein Rheuma, das den Greis in seinen Knien plagte, es war eine Verschleißerscheinung, wie sie im Laufe eines langen Lebens leider häufig auftritt. Benedikt Seefeld zögerte mit der Antwort. Er hatte durchaus Respekt vor bewährten Hausmitteln und altem Wissen. Und wenn den Ederer eine neue Salbe zufrieden stellte – des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Nachdem sich der Arzt vergewissert hatte, dass bei seinem Patienten keine Allergie vorlag, legte er eine Probe des Medikaments auf den Schreibtisch. »Du kannst es mal mit dieser Salbe probieren. Aber ich sag dir gleich: erwarte nicht zuviel davon! Es ist kein Wundermittel, und was dir wirklich helfen kann, das weißt du. Wir haben oft davon gesprochen!«

      »Keine Ersatzteile!«, konterte Gotthilf Ederer störrisch. »Bei mir wechselst du nichts aus!«

      »Aber abhorchen und mich um deine Bronchien kümmern, das darf ich schon!«, brachte ihn der Arzt freundlich, aber bestimmt wieder auf Kurs und griff zu seinem Stethoskop.

      »Ja, freilich, deswegen bin ich doch hier«, schnaufte der alte Mann. Bereitwillig ließ er sich vom Doktor aus dem Janker helfen und knöpfte sein Hemd auf. Seine buschigen Augenbrauen waren jetzt nicht mehr missbilligend gerunzelt, Gotthilf Ederer war zufrieden, er hatte eine neue Salbe bekommen. Man musste die Menschen halt zu nehmen wissen.

      *

      Im großen Klinikum, das gleichzeitig das Lehrkrankenhaus der nächst gelegenen Unistadt war, neigte sich der Gastvortrag Sebastian Seefelds dem Ende entgegen. Man hatte ihn gebeten, vor Medizinstudenten, die bald ihr Examen ablegen würden, über den Beruf des Landarztes zu sprechen.

      Doktor