Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen«, bat sie ihn leise, als die Urlauber an ihrem Tisch, zwei ältere Ehepaare, aufschauten.

      »Gut, dann komm.« Sebastian war sich nicht sicher, ob sie ihm etwas vorspielte oder ob sie sich tatsächlich nicht wohlfühlte, aber das konnte er auf die Schnelle auch nicht herausfinden, was bedeutete, dass er sich wohl erst einmal um sie kümmern musste.

      »Alles in Ordnung, einen schönen Abend noch für Sie«, verabschiedete sich Miriam mit einem gequälten Lächeln von den Leuten an ihrem Tisch, als Sebastian seinen Arm vorsichtig um ihre Taille legte.

      »So jung möchte ich auch noch einmal sein«, seufzte die eine der Frauen, eine kleine pummelige Blondine.

      »Und so verliebt«, fügte die schlanke Dunkelhaarige hinzu und sah den beiden nach, während ihre Männer, zwei staatliche Herren in hellen Sommeranzügen, sich auffällig räusperten, um wieder auf sich aufmerksam zu machen.

      »Geht es?«, erkundigte sich Sebastian, während er Miriam festhielt, die ihren Arm um seinen Nacken gelegt hatte.

      »Ich schaffe das«, antwortete sie und spielte die Tapfere. Der Rest würde sich von selbst ergeben. Die Sache, die sie angezettelt hatte, würde ihren Gang nehmen.

      *

      Anna kam die abschüssige Straße von der Apotheke herunter, als Sebastian und Miriam den Biergarten eng umschlungen verließen und in Sebastians Wagen stiegen, der auf der Straße parkte. Es geht mich nichts an, dachte sie, und doch tat es ihr weh, ihn so mit Miriam zu sehen. Sie schaute auf die Uhr, es war zehn vor acht. Bisher hatte er ihr nicht abgesagt, vielleicht kam er ja gleich zurück.

      »Alles klar?«, fragte Harald, der im Schatten einer Kastanie nicht weit vom Biergarten entfernt auf Anna gewartet hatte.

      »Bitte?« Anna fuhr erschrocken herum und sah den blassen rothaarigen Mann überrascht an.

      »Sie wirkten gerade etwas abwesend, ich wollte mich nur davon überzeugen, dass es Ihnen gut geht.«

      »Danke, es geht mir gut.«

      »Der armen Miriam leider nicht, sie fühlte sich nicht ganz wohl«, sagte er, nachdem der Geländewagen mit Sebastian am Steuer in eine Seitenstraße eingebogen war.

      »Das tut mir leid. Einen schönen Abend noch, Herr Baumann«, sagte Anna und ging weiter. Offensichtlich war es so, wie sie es sich gedacht hatte. Sebastian brachte Miriam nur nach Hause.

      »Sie sind mit Doktor Seefeld verabredet?«, fragte Harald, der plötzlich wieder neben ihr stand, nachdem sie den Biergarten betreten hatte.

      »Warum?«

      »Ich meine nur, wenn es so ist, dann würde ich nicht auf ihn warten«, sagte er und ließ seinen Blick über das türkisfarbene ärmellose Kleid gleiten, das Anna trug.

      »Wieso nicht?«

      »Wissen Sie, es gibt Menschen, die reagieren aufeinander. Sie sind wie Magneten, die sich gegenseitig anziehen, selbst, wenn sie es nicht wollen. Aber irgendwann reicht die Kraft eben nicht mehr aus, um sich dagegen zu wehren.«

      »Sie sprechen von Sebastian und Miriam?«

      »Ich dachte, Sie sollten es wissen. Aber jetzt, da Sie schon einmal hier sind, könnten wir beide doch etwas zusammen trinken«, schlug er ihr mit einschmeichelnder Stimme vor und schaute auf ihr dichtes seidiges Haar, das ihr in sanften Locken über die Schultern fiel.

      »Moment.« Anna nahm ihr Telefon aus der Handtasche, als es läutete. Es war Sebastians Handynummer, die auf dem Display aufleuchtete. »Ja?«, meldete sie sich leise und wandte Harald den Rücken zu.

      »Anna, es tut mir leid, wir müssen unser Treffen verschieben, ich muss mich noch um eine Patientin kümmern«, sagte Sebastian.

      »Kein Problem.«

      »Ich melde mich wieder.«

      »Ja, in Ordnung, bis dann.«

      »Schlechte Nachrichten?«, erkundigte sich Harald.

      »Nein, es ist alles gut.« Was haben die denn?, dachte Anna, als sie aufschaute und die Damen des Landfrauenvereins, die sich inzwischen vollständig an ihrem Tisch eingefunden hatten, sie mit versteinerten Mienen anstarrten. »Guten Abend!«, rief Anna und winkte ihnen freundlich zu.

      »Manchmal sind die Leute hier bei uns ein wenig eigenartig«, sagte Harald, als die Frauen nur kurz nickten und sich von Anna abwandten. »Was ist nun mit einem Feierabendbier?«

      »Danke, Herr Baumann, aber ich muss wieder los«, verabschiedete sie sich und verließ den Biergarten. Wie es aussah, konnte sich Sebastian an diesem Abend nicht mehr von Miriam losreißen. Das musste sie akzeptieren, aber ihr war jetzt nicht mehr nach Gesellschaft. Sie wollte allein sein.

      *

      »Darf ich mich dazu setzen?«, fragte Harald und schaute Therese an.

      »Nur zu, junger Mann«, forderte ihn eine dralle Mittfünfzigerin im roten Dirndl auf.

      »Wissen Sie, manchmal sind mir Miriams Vorahnungen direkt unheimlich«, erzählte er, nachdem er sich zwischen die Frau in dem roten Dirndl und Elvira gesetzt hatte.

      »Was genau meinen Sie?«, erkundigte sich Elvira mit gierigem Blick.

      »Ich habe doch gerade mit Frau Bergmann gesprochen.«

      »Und?« Elvira konnte kaum noch an sich halten.

      »Nun, Miriam hat vorausgesagt, dass sie versuchen wird, sich an Doktor Seefeld heranzumachen. Und was soll ich sagen, sie ist bereits auf der Suche nach ihm. So wie sie sich zurechtgemacht hat, dieses schulterfreie Kleid, das offene Haar, da weiß man doch gleich, wo es hingehen sollte.«

      »Und ob«, stimmte Elvira ihm zu.

      »Genug jetzt, jeder im Dorf muss erfahren, dass auf diese Frau kein Verlass ist, dann werden wir sehen, was passiert«, erklärte Therese. »Wer ist bereit, sich um diese Aufklärung zu bemühen?«, fragte sie in die Runde.

      »Wir alle, das ist doch selbstverständlich«, antwortete die Frau im roten Dirndl, und die anderen stimmten ihr sofort zu.

      *

      Anna hatte nicht gut geschlafen. Sie hatte von Sebastian geträumt, obwohl sie das gar nicht wollte. Irgendwie musste sie lernen, mit ihren Gefühlen für ihn umzugehen, ohne dass sie darunter litt.

      Wirklich zu lieben bedeutet, bedingungslos zu lieben, sonst ist es keine Liebe, hatte ihre Mutter ihr erklärt, als sie dreizehn war und zum ersten Mal Liebeskummer hatte. Es hatte ihr geholfen, diese Liebe, die nur eine Schwärmerei war, schnell zu überwinden. Vielleicht war das, was sie für Sebastian empfand, ja auch nur eine Schwärmerei, die bald vorüberging. Ja, vermutlich ist es so, redete sie sich ein, schob die Gedanken an ihn zur Seite und bereitete sich auf ihren Besuch auf dem Mittnerhof vor, den sie an diesem Vormittag geplant hatte.

      Es war ihr eine große Freude, als sie dort feststellte, dass Pia Mechler alles im Griff hatte. So zufrieden hatte sie Pia schon lange nicht mehr gesehen, und auch Sabine, Anton und die Kinder waren mit ihrer Oma ganz offensichtlich glücklich. Pia hatte Anton sogar dazu überreden können, in seinen Hof investieren zu dürfen, weil sie der Meinung war, dass ihr Erspartes dort besser angelegt sei als auf der Bank.

      Nach ihrem Besuch bei den Mittners stellte sich Anna unter die Dusche, zog das hübsche Sommerkleid mit den gelben und weißen Punkten an und verließ mit ihrem Einkaufskorb das Haus, um einige Besorgungen zu machen. Aber wo sie auch hinging, überall hatte sie das Gefühl, dass die Leute hinter ihrem Rücken über sie sprachen. Zuerst fiel es ihr in der Bäckerei auf.

      Therese, die Vorsitzende des Landfrauenvereins, und einige Kundinnen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, als sie hereinkam, hielten dann inne und setzten ihre Unterhaltung, nachdem sie ihre Einkäufe erledigt hatten, vor dem Bäckerladen fort. Auch in der Drogerie und im Lebensmittelladen am Marktplatz hatte Anna den Eindruck, dass irgendetwas im Gange war, worüber man mit ihr aber nicht sprechen wollte.

      Kaum war sie wieder