Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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achtgeben, dass es keine Flammen schlägt und du dich daran verbrennst.«

      »Irgendwann werde ich dieses Risiko eingehen.«

      »Ich habe Kerstin unseren Besuch angekündigt, gehen wir zu ihr«, sagte Anna, weil sie seinem Blick nicht länger standhalten konnte.

      Als sie wenig später Kerstins Zimmer betraten, war Arndt schon bei ihr. Kerstin saß aufrecht im Bett, war längst nicht mehr so blass wie noch vor zwei Wochen und schien auch nicht mehr ganz so zerbrechlich.

      »Arndt und ich haben uns gerade verlobt«, verkündete sie und zeigte Anna und Sebastian den Ring mit dem kleinen Diamanten, den Arndt ihr an den linken Ringfinger gesteckt hatte.

      Ich finde immer noch, dass er der Falsche ist, dachte Anna, gratulierte den beiden aber dann ebenso freundlich, wie Sebastian es tat.

      »Wir haben in den letzten Wochen unseren Umsatz ordentlich steigern können. Die Leute kommen aus der ganzen Stadt, um bei uns zu kaufen und zollen mir ihren Respekt, wegen meiner Treue zu dir«, erzählte Arndt voller Stolz. »Die Leute hören es einfach zu gern, wenn ich Ihnen versichere, dass ich alles für meine geliebte Kerstin tue.«

      »Was genau meinen Sie mit Alles?«, fragte Anna. Sie konnte dieses selbstgefällige Gerede kaum noch ertragen.

      »Alles bedeutet, dass ich für meine Kleine an meine Grenzen gehen würde«, antwortete Arndt und streichelte Kerstin über das Haar.

      »Aha, bis nach Bergmoosbach, um sich als möglicher Spender registrieren zu lassen, haben Sie es aber nicht geschafft.« Anna wurde erst klar, was sie da gerade ausgesprochen hatte, als Sebastian sie verblüfft anschaute.

      »Stimmt das?«, fragte Kerstin und sah Arndt prüfend an.

      »Bergmoosbach ist nicht der Nabel der Welt, Schatz.«

      »Dann hast du dich woanders testen lassen? Hier im Krankenhaus oder in München, richtig?«

      »Ich äh …«

      »Wenn Sie sich nicht mehr erinnern können, wo es war, kein Problem. Ich könnte es über die Datenbank herausfinden.« Sebastian zückte sein Telefon und stellte eine Verbindung zum Internet her. So einfach würde er Arndt Weißmüller nicht davonkommen lassen, zumal er Kerstin nun die Augen über diesen Mann öffnen konnte, ohne seine ärztliche Schweigepflicht zu verletzen.

      »Du hast dich nicht testen lassen«, stellte Kerstin unendlich enttäuscht fest. Sie kannte Arndt lange genug, sie wusste, dass er gerade nach Ausflüchten suchte, weil es ihm unangenehm war, die Wahrheit zuzugeben.

      »Ich sagte, ich tue alles für dich, was mir möglich ist.«

      »Dieser harmlose kleine Test wird doch im Rahmen Ihrer Möglichkeiten gewesen sein«, sagte Anna.

      »Aber nicht das, was vielleicht danach gekommen wäre. Auch wenn das Risiko eines Spenders gering sein mag, es bleibt ein Risiko. Ich bin nicht verantwortlich für Kerstins Krankheit, warum sollte ich also mein eigenes Leben aufs Spiel setzen?«

      »Weil Menschen, die sich lieben, über diese Art Risiko hinwegsehen«, erwiderte Anna und schüttelte über Arndts Ausflüchte den Kopf.

      »Verzeihung, ich komme wohl ungelegen«, entschuldigte sich Matthias, der in diesem Moment das Zimmer betrat.

      »Du kommst nicht ungelegen, Matthias.« Auch wenn Kerstin dagegen angekämpft hatte, sie hatte ständig an Matthias gedacht. Als sie ihn nun wieder vor sich sah, wurde die Sehnsucht nach ihm unermesslich groß. »Arndt, ich möchte, dass du gehst«, sagte sie.

      »Aber Liebling, wir sind verlobt.«

      »Nein, sind wir nicht.« Sie zog den Ring mit dem Diamanten wieder von ihrem Finger und gab ihn Arndt zurück.

      »Du solltest es dir noch einmal überlegen. Bei mir wärst du gut aufgehoben, ich würde mich auch um dich kümmern, wenn es dir wieder schlechter geht.«

      »Mit einem täglichen Bericht in der Zeitung? Sehen Sie nur, wie aufopfernd Arndt Weißmüller sich um die Todgeweihte kümmert?«, fragte Anna.

      »Was meinst du damit?«, wollte Kerstin wissen.

      »Das meine ich.« Anna gab ihr ihr Telefon und rief den Zeitungsbericht auf, den Emilia ihr vor zwei Wochen gezeigt hatte.

      »Verschwinde, Arndt«, forderte Kerstin ihn nun ganz energisch auf.

      »Kerstin, übereile nichts.«

      »Geh!«

      »Bitte sehr.« Sebastian hielt ihm die Tür auf, als er sich nicht länger widersetzte.

      »Und Sie …«

      »Was? Habe ich irgendetwas gesagt, was ich nicht hätte sagen dürfen?«

      »Machen Sie doch, was Sie wollen«, schnaubte Arndt und rauschte davon.

      »Ich habe es nicht mehr ausgehalten, Kerstin, ich wollte einfach nur sehen, wie es dir geht. Du siehst schon so viel besser aus«, sagte Matthias.

      »Ich bin froh, dass du hier bist«, antwortete sie, und als er zu ihr ans Bett kam, umfasste sie seinen linken Arm in Höhe des Ellbogens und drückte ihn sanft. »Was ist?«, fragte sie, als er kurz zusammenzuckte.

      »Nichts, es ist alles gut«, versicherte er ihr.

      »Nein, ist es nicht«, erwiderte sie, als Anna ihr zunickte. »Matthias?«, fragte sie erstaunt, als sie den Ärmel des weißen T-Shirts vorsichtig hochgeschoben hatte und den Bluterguss um die Einstichstellen in seiner Armbeuge sah.

      »Ich habe keine besonders guten Adern«, sagte er, als sie auch den anderen Ärmel hochschob und sich ihr derselbe Anblick bot.

      »Ihr habt sicher einiges zu besprechen, auf bald«, verabschiedete sich Anna.

      »Nehmt euch Zeit, miteinander zu reden«, bat Sebastian die beiden und verließ mit Anna das Zimmer.

      »Du hast das auf dich genommen, obwohl ich dich fortgeschickt habe«, flüsterte Kerstin, und die Tränen traten ihr in die Augen.

      »Ich liebe dich, Kerstin, ich will, dass du lebst und glücklich bist. Auch wenn du nicht mit mir glücklich sein kannst und einen anderen Mann liebst, heißt das nicht, dass ich nichts mehr für dich empfinde.«

      »Ich möchte aber nichts lieber, als mit dir glücklich zu sein. Das wollte ich, seitdem wir uns wieder getroffen haben.«

      »Und Arndt?«

      »Ich habe ihn nie wirklich geliebt, Matthias.«

      »Warum wolltest du dann mit ihm zusammen sein?«

      »Weil ich dich liebe.«

      »Was genau soll das denn heißen?«

      »Das heißt, dass ich deinem Glück nicht im Weg stehen wollte«, sagte sie und erzählte ihm von ihrer Angst, dass er mit ihr an seiner Seite den Traum von seiner Weltreise nicht mehr in die Tat umgesetzt hätte.

      »Dieser Traum wird kein Traum bleiben, wir beide werden ihn gemeinsam Wirklichkeit werden lassen.«

      »Du willst immer noch mit mir die Welt bereisen?«

      »Ja, das will ich, nachdem …«

      »Nachdem?«, hakte sie leise nach, als er innehielt.

      »Nachdem du meine Frau geworden bist. Willst du meine Frau werden, Kerstin?«, fragte er und nahm sie zärtlich in seine Arme.

      »Ja, Matthias, ich will«, sagte sie und lehnte ihren Kopf an seine Brust. Ich bin endlich angekommen, dachte sie und fühlte sich vollkommen glücklich.

      *

      »Woher wusstest du es?«, wollte Sebastian von Anna wissen, als sie über den Parkplatz zu seinem Auto gingen. Ihm war nicht entgangen, wie sie Kerstin dazu ermuntert hatte, Matthias‘ kurzem Schmerz auf den Grund zu gehen.

      »Ich war mit Matthias im Café, als du ihn zu dir in die Praxis gerufen hast. Am Abend hieß es dann, dass ein Spender