Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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Sachen.«

      Sebastian drehte sich um und sah den Mann in dem eleganten hellen Anzug verwundert an, der mit einem Strauß roter Rosen und einem Koffer das Zimmer betrat. Er hatte sein dunkles Haar mit Gel aus dem Gesicht gekämmt, trug eine teure Armbanduhr und von Hand gefertigte braune Lederschuhe.

      »Hallo, Arndt«, begrüßte Kerstin ihren Besucher, der sich über sie beugte und sie auf den Mund küsste.

      »Und Sie sind?«, wandte sich Arndt Sebastian zu, während er den Koffer neben dem Kleiderschrank abstellte.

      »Doktor Seefeld, darf ich Ihnen Arndt Weißmüller vorstellen, wir werden uns demnächst verloben«, machte Kerstin die beiden miteinander bekannt.

      »Verloben?«, fragte Sebastian erstaunt.

      »Hat Sie Ihnen gar nicht von mir erzählt? Dabei bin ich doch ganz ansehnlich«, entgegnete Arndt schmunzelnd. »Von Ihnen hat sie mir allerdings schon erzählt, nur Gutes«, fügte er hinzu. »Und? Haben wir einen Spender gefunden?«, wandte er sich wieder an Kerstin.

      »Nein, zurzeit gibt es niemanden mit den passenden Merkmalen«, sagte Kerstin und wich Sebastians Blick aus. Ihr war klar, dass er sich nun fragen musste, was das mit ihr und Matthias hätte werden sollen, wenn sie doch vorhatte, sich zu verloben. Aber da musste sie jetzt durch. Sie hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht, was sie tun konnte, um Matthias‘ Gefühle für sie erkalten zu lassen. Die beste aller Möglichkeiten erschien ihr diese Verlobung mit Arndt. Glücklicherweise hatte sie ihm noch nicht gesagt, dass sie sich von ihm trennen wollte, und würde es nun auch noch eine Weile hinauszögern. So lange, bis Matthias jede Hoffnung, sie für sich gewinnen zu können, aufgegeben hatte.

      »Was ist? Woran denkst du?«, fragte Arndt, als sie aus dem Fenster starrte und mit ihren Gedanken weit weg schien.

      »Doktor Seefeld hat noch nicht aufgegeben«, sagte Kerstin und erzählte Arndt von Sebastians Vorhaben.

      »Ich werde jetzt mit Doktor Sander darüber sprechen. Passen Sie gut auf sich auf, Frau Richter.« Sebastian berührte ihre Hand und drückte sie sanft, bevor er zur Tür ging.

      »Vielen Dank, dass Sie sich so für Kerstin einsetzen«, sagte Arndt, der Sebastian die Tür aufhielt.

      »Ich würde Sie gern noch etwas fragen, Herr Weißmüller.«

      »Sicher, ich bin gleich zurück, Liebling!«, rief Arndt und folgte Sebastian hinaus auf den Gang. »Worum geht es?«, fragte er.

      »Ich nehme an, dass Sie sich auch testen lassen werden. Um Ihnen den Weg nach Bergmoosbach zu ersparen, können wir das auch gleich hier in der Klinik erledigen«, schlug Sebastian vor.

      »Tut mir leid, aber ich werde mich nicht testen lassen«, erklärte Arndt, und in seiner Stimme war nicht die Spur eines Zweifels zu erkennen.

      »Es ist nur ein Abstrich, ohne jegliches Risiko«, entgegnete Sebastian verwundert über Arndts ablehnende Haltung.

      »Das weiß ich, aber die Mühe können wir uns trotzdem ersparen, da ich mich niemals als Spender malträtieren lassen würde.«

      »Aber es geht um Ihre zukünftige Verlobte, und wenn Sie nicht ihr helfen können, dann vielleicht irgendwann einem anderen Menschen, der in der gleichen Lage ist wie jetzt Kerstin.«

      »Es ist meine Entscheidung, Doktor Seefeld.«

      »Sicher, aber vielleicht sollten Sie diese Entscheidung noch einmal überdenken.«

      »Ich werde zunächst etwas anderes tun. Ich werde mich mit dem behandelnden Arzt über Kerstins Gesundheitszustand unterhalten. Als ihr zukünftiger Ehemann erwarte ich, dass ich Auskunft bekomme. Ich denke, ich werde Sie begleiten«, erklärte Arndt. Er schaute kurz in Kerstins Zimmer, teilte ihr mit, dass er Doktor Sander aufsuchen würde, und folgte Sebastian zum Arztzimmer.

      Nun muss ich es ihm sagen, dachte Kerstin, als Matthias wenig später das Zimmer betrat.

      »Hallo, Kerstin, ich habe zwei Freistunden. Ich dachte, ich nutze sie sinnvoll und besuche dich. Wie geht es dir heute?«, erkundigte er sich und küsste sie zärtlich auf die Stirn.

      »Ganz gut.«

      »Du hast Besuch?«, fragte er und schaute auf den leeren Stuhl neben ihrem Bett.

      »Doktor Seefeld war gerade da. Er hat mir wieder ein wenig Hoffnung gemacht«, antwortete sie und betrachtete ihn wehmütig. Es fiel ihr so schwer, diese Worte auszusprechen, die sie ihm nicht ersparen konnte.

      »Ich bin froh, dass er diese Aktion auf die Beine stellt.« Matthias setzte sich zu ihr aufs Bett und umfasste ihre Hände. »Wir schaffen das, Kerstin, du wirst wieder gesund«, versicherte er ihr.

      »Matthias, ich muss dir etwas sagen.«

      »Ja?«

      »Ich bin nicht frei, ich werde mich bald verloben, deshalb bitte ich dich, nicht mehr zu mir zu kommen.«

      »Das ist ein Scherz, Kerstin, nicht wahr?« Es konnte nur ein Scherz sein, alles andere ergab keinen Sinn. Gleich würden sie beide herzlich darüber lachen.

      »Matthias, das ist Arndt Weißmüller, wir sind schon seit langem zusammen«, sagte sie ganz ruhig, als der Mann in dem hellen Anzug das Zimmer betrat und Matthias musterte. »Arndt, das ist Matthias Bremer, der Trainer der Bergmoosbacher Mädchen.«

      »Freut mich, Herr Bremer«, sagte Arndt und schüttelte Matthias die Hand.

      »Ich gehe dann besser. Ich wünsche dir alles Gute.« Matthias wollte nur noch weg.

      »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte Arndt verwundert, als Matthias aus dem Zimmer stürmte.

      »Nein, es ist alles gut. Was hast du mit Doktor Sander besprochen?«, fragte Kerstin und musste die Tränen hinunterschlucken, die sie so gern geweint hätte, weil ihr dieser Abschied von Matthias entsetzlich wehtat.

      »Er hat mir versichert, dass es immer eine Möglichkeit gibt zu helfen, auch wenn sich kein Spender findet.«

      »Möglichkeiten, die mir helfen, eine Weile auszuhalten, die mir aber keine Heilung versprechen.«

      »Das wird schon, Süße. Ich werde mich schon um dich kümmern«, versprach er mit großzügiger Miene.

      »Was hast du vor?«, fragte sie, als Arndt sich zu ihr aufs Bett setzte und sein Handy zückte.

      »Ich mache ein Foto von uns beiden.« Er beugte sich zurück und drückte auf den Auslöser.

      »Das bleibt aber unter Verschluss, so möchte ich mich niemandem präsentieren.« Kerstin gefiel dieses Foto überhaupt nicht, auf dem sie und Arndt nebeneinander zu sehen waren. Er braun gebrannt und sie kalkweiß im Gesicht.

      »Meine arme kleine Prinzessin, du bist noch immer eine Schönheit. So, und jetzt räume ich deine Sachen in den Schrank. Bitte, ein Foto von deinem fleißigen Helfer«, bat er lächelnd und reichte ihr sein Handy, während er den Koffer öffnete.

      »Hast du gewusst, dass Kerstin sich bald verloben wird?«, fragte Matthias, als er Sebastian auf dem Parkplatz vor der Klinik traf.

      »Ich habe es erst vorhin erfahren. Ich war gerade bei ihr, als Herr Weißmüller hereinplatzte.«

      »Ich durfte ihn auch kennen lernen.«

      »Es tut mir leid, Matthias. Ich weiß, dass du sie sehr gern hast.«

      »Nein, Sebastian, ich liebe sie, und ich dachte, sie würde für mich genauso empfinden, aber offensichtlich habe ich mich getäuscht.« Matthias malte unsichtbare Kreise mit seiner rechten Fußspitze auf den Boden und starrte vor sich her.

      »Es geht ihr nicht gut, Matthias, vielleicht will sie dich nur nicht mit ihrer Krankheit belasten«, sprach Sebastian aus, was er vermutete.

      »Arndt Weißmüller ist kein Phantom, das sie erfunden hat, um mich von meiner Sorge um sie freizusprechen. Dieser Arndt existiert, er hat mir die Hand geschüttelt. Das wiederum bedeutet, sie hat mir etwas vorgemacht oder sie hat sich selbst