Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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      »Wie stehen meine Chancen?« Es war ausgesprochen, sie wusste, woran sie war. Sie musste sich damit abfinden.

      »Die beste Chance wäre ein geeigneter Spender.«

      »Wenn ich ihn nicht finde? Die Wahrheit, Doktor Sander, bitte.«

      »Dann müssen Sie trotzdem an eine Heilung glauben.«

      »Das heißt, mir bliebe allein die Hoffnung?«

      »Es gibt alternative Behandlungen.«

      »Die nicht sehr erfolgsversprechend sind.«

      »Nein, nicht immer, aber darüber sollten Sie sich jetzt erst einmal keine Gedanken machen. Die Aussicht, einen Spender zu finden, ist recht gut. Wenn Sie bereit wären, sich mir anzuvertrauen, dann würde ich die entsprechenden Datenbanken abfragen und Sie noch einmal gründlich untersuchen.«

      »Das heißt, ich müsste hierbleiben?«

      »Ich kann Ihnen sofort ein Zimmer zur Verfügung stellen. Falls wir einen Spender finden, könnten wir dann umgehend mit den Vorbereitungen beginnen.«

      »Welche Art Vorbereitungen?«, wollte Matthias wissen.

      »Wir müssen zuerst die kranken Zellen in Frau Richters Blut abtöten, bevor wir die Spenderzellen übertragen.«

      »Chemotherapie?«

      »Oder Bestrahlung, das kann ich noch nicht sagen.«

      »Das klingt nicht nach einem Spaziergang.«

      »Ist es auch nicht, aber wenn alles nach Plan verläuft, dann kann der Spuk bereits nach drei Monaten vorbei sein, und Sie können wieder ganz normal leben«, wandte sich Moritz an Kerstin. »Das Krankenhaus können Sie sogar schon nach drei Wochen verlassen, wenn alles gut geht.«

      »Haben Sie ein Einzelzimmer frei?«, fragte Kerstin.

      »Das bekommen Sie ohnehin. Da ihr Immunsystem während der Behandlung ziemlich runtergefahren wird, sollten Sie möglichst wenig Kontakt zu anderen Menschen haben.«

      »Also gut, ich bleibe«, willigte Kerstin ein. Wie es aussah, bestimmte ab sofort wieder diese elende Krankheit, was sie zu tun hatte.

      »Wir unterhalten uns nach den anstehenden Untersuchungen noch einmal ausführlich über das, was auf Sie zukommt, und auch über die Alternativen, falls kein Spender zur Verfügung steht. Eine Schwester wird sie gleich auf Ihr Zimmer bringen. Wir sehen uns dann morgen wieder«, verabschiedete sich Moritz von Kerstin und Matthias, bevor er auf den Gang hinausging.

      »Es wird die Hölle werden«, flüsterte Kerstin.

      »Ich bin bei dir«, sagte Matthias und nahm sie in seine Arme.

      *

      In Bergmoosbach feierten die beiden Fußballmannschaften inzwischen ihr Abschiedsfest, so wie Anna und Matthias es schon vor Tagen mit Margot ausgemacht hatten. Nach dem Mittagessen in der Jugendherberge hatten die Mädchen Tische und Stühle im Aufenthaltsraum beiseitegeschoben und die kleine Musikanlage angeschlossen, die Margot für solche Feiern bereithielt. Es wurde getanzt und geredet und es wurden Telefonnummern ausgetauscht. Als später am Nachmittag Markus mit einigen Freunden ›zufällig‹ an der Jugendherberge vorbeikam, wurden sie eingeladen, mitzufeiern, was die Jungen sich nicht zweimal sagen ließen. Auch Anna mischte sich unter die fröhlichen Teenager, während Heinz, der sich mit Margot in den Garten hinter dem Haus zurückgezogen hatte, nur hin und wieder hereinkam, um nachzusehen, ob Anna Unterstützung brauchte.

      »Alles in Ordnung«, antwortete sie jedes Mal, weil die Teenager einfach nur ihren Spaß hatten, ohne dabei über die Stränge zu schlagen.

      Sebastian kam erst am späten Nachmittag zur Jugendherberge. Als Anna seinen Wagen auf den Parkplatz fahren sah, ging sie ihm entgegen, um sich nach Kerstin zu erkundigen, bevor die Mädchen ihn mit ihren Fragen bestürmten.

      »Was den Unfall betrifft, ist sie mit einer leichten Bänderdehnung davongekommen, aber sonst gibt es keine guten Nachrichten«, sagte er und lehnte sich an die Motorhaube des Geländewagens.

      »Bleibt sie in der Klinik?«

      »Moritz hat sie davon überzeugt. Morgen nehmen sie ihr noch einmal Blut ab, und sobald sie alle Merkmale bestimmt haben, durchsucht Moritz die internationale Datenbank nach einem geeigneten Spender.«

      »Was wirst du den Mädchen sagen?«

      »Dass wir auf Matthias‘ Rückkehr warten müssen, bevor wir mehr erfahren. Kerstin wird sicher mit ihm darüber sprechen, was sie über sich preisgeben möchte. Bis dahin respektieren wir ihren Wunsch, die Mädchen nicht zu beunruhigen.«

      »Papa, was ist mit Kerstin?«, wollte Emilia auch gleich wissen, als ihr Vater und Anna zu ihnen kamen.

      »Wir müssen warten, bis Matthias zurück ist.«

      »Ihr habt es gehört, und jetzt habt weiter Spaß. Kerstin möchte, dass ihr eure Abschiedsparty genießt«, sagte Anna.

      »Du weißt etwas, das sehe ich dir an, aber ich werde es für mich behalten«, flüsterte Emilia ihrem Vater ins Ohr und lief wieder zu Markus, mit dem sie gerade hatte tanzen wollen.

      Niemand durchschaut mich so gut wie meine Kleine, dachte Sebastian und sah dem bildhübschen Mädchen in der weißen Jeans und dem gelben Pulli nach, aber dann fiel sein Blick auf Anna, die neben ihm stand und ihn beobachtete. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass auch sie mehr über ihn wusste, als er ihr gegenüber aussprach.

      Die Mädchen begnügten sich zunächst mit Sebastians Erklärung, und da sie alle von einem harmlosen Unfall ausgingen, machte sich auch niemand Sorgen um Kerstin. Erst als es auf acht Uhr zuging und sie den Aufenthaltsraum wieder aufräumten, fragten sie sich, warum weder Kerstin noch Matthias sich meldeten.

      Als Margot mit Heinz‘ Unterstützung das Abendessen, Schupfnudeln mit Käsesoße und Salat, austeilte, kam Lizzy zu Sebastian an den Tisch und bat ihn, im Krankenhaus anzurufen, um sich nach Kerstin zu erkundigen.

      »Da stimmt doch etwas nicht, wenn es so lange dauert«, sagte sie und sah Sebastian mit ihren großen blauen Augen skeptisch an.

      »Herr Bremer ist da!«, rief Inka und stürzte zum geöffneten Fenster, als der Volvo auf den Parkplatz einbog. »Wo ist unsere Trainerin?!«, rief sie, als nur Matthias aus dem Wagen stieg.

      »Sie bleibt heute Nacht im Krankenhaus.« Kerstin hatte ihn gebeten, den Mädchen erst morgen die Wahrheit zu sagen. Nur Heinz sollte es gleich erfahren, damit er sich darauf vorbereiten konnte, dass er mit der Mannschaft allein nach Hause fahren musste.

      »Aber verheimlichen werde ich meine Krankheit dieses Mal nicht. Ich will mich nicht wieder verstecken, dazu fehlt mir dieses Mal die Kraft«, hatte sie ihm erklärt.

      »Was ist denn mit ihrem Fuß?«, fragte Lizzy, als Matthias gleich darauf hereinkam.

      »Sie hat sich eine Bänderdehnung zugezogen.«

      »Das ist aber nicht wirklich schlimm. Oder?«

      »Nein, das ist bald wieder in Ordnung.«

      Mit dieser Aussage waren alle erst einmal zufrieden, und Lizzy setzte sich wieder zu Emilia und ihren Freundinnen an den Tisch.

      »Komm zu uns, Matthias, du kannst sicher eine große Portion Schupfnudeln vertragen«, mutmaßte Margot und wollte auch gleich in die Küche laufen. Sie saß mit Heinz, Anna und Sebastian an dem runden Tisch neben dem Eingang zur Küche, ihrem privaten Bereich, den sie nur mit Gästen teilte, die ihr besonders am Herzen lagen.

      »Danke, ich habe keinen Hunger mehr, ich habe schon mit Kerstin im Krankenhaus gegessen«, sagte Matthias und setzte sich auf den freien Platz neben Anna.

      »So eine Bänderdehnung lässt sich doch auch zu Hause kurieren. Warum hast du das Madl nicht gleich wieder mitgebracht?«, wollte Margot wissen.

      »Es geht nicht um diese Verletzung. Kerstin ist sehr krank, deshalb muss sie in der Klinik bleiben.«

      »Was