Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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komm dann zum Spiel!«, rief Margot, die in der Tür der Jugendherberge stand, ihnen winkte und dabei Heinz anschaute, der sein Fenster geöffnet hatte und sie mit einem liebevollen Lächeln betrachtete.

      »Ihr denkt daran, was ich euch gesagt habe, Bergmoosbach mag ein Dorf sein, aber das bedeutet nicht, dass wir aus der Stadt automatisch gewinnen«, erinnerte Kerstin ihre Mannschaft daran, das bevorstehende Spiel wenigstens ein bisschen ernst zu nehmen.

      »Mal sehen, was sie draufhaben«, sagte Lizzy und setzte genau wie die anderen Mädchen ihre Kopfhörer auf, um noch ein paar Minuten Musik zu hören.

      Die Hauptsache, es wird ein schönes Spiel, dachte Kerstin. Auch wenn sie sich natürlich wünschte, dass ihre Mannschaft siegte, es war nur ein Freundschaftsspiel, und niemand musste sich am Ende über das Ergebnis ärgern. Ganz entspannt lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und schaute auf die Berge.

      Als ein Sonnenstrahl direkt auf ein Schneebrett fiel, funkelte der Gipfel in strahlend hellem Licht und verschwamm vor ihren Augen. So wird es sein, wenn ich gehen muss, alles wird sich einfach auflösen, und irgendwann wird sich niemand mehr an mich erinnern, dachte sie.

      Der Fußballplatz lag am Ortsrand neben dem Festplatz. Der Rasen war kurz und gleichmäßig gemäht, und es gab eine Tribüne mit 100 Sitzplätzen. Auch das Vereinshaus sah einladend aus, weiß gestrichen mit hellroten Dachziegeln und roten Fensterläden. Matthias und seine Mannschaft waren schon auf dem Platz, um sich warm zu machen, als die Schwabinger eintrafen. In ihren dunkelroten Trikots mit der Aufschrift Brauerei Schwartz, ihrem größten Sponsor, liefen die Bergmoosbacherinnen über den Rasen.

      Nachdem die Schwabinger ihre blauen Trikots mit dem Schriftzug des Autohauses Weißmüller angezogen hatten, beanspruchten auch sie einen Teil des Platzes, damit sie sich auf das Spiel vorbereiten konnten. Die Mädchen beider Mannschaften taten so, als seien sie sich zuvor noch nie begegnet, die neuen Freundschaften, die sie geschlossen hatten, mussten erst einmal hinten anstehen, jetzt zählte nur die eigene Mannschaft. Auch Kerstin und Matthias begrüßten sich nur mit einem kurzen Handschlag, danach zogen sich beide auf ihre Trainerbank zurück.

      »Zuerst Dehn- uns Streckübungen, danach ein bisschen laufen, und dann will ich Inka im Tor Bälle halten sehen!«, wies Kerstin die Mädchen an.

      Auf beiden Seiten des Feldes herrschte die gleiche Routine wie vor jedem Spiel, alle wussten genau, was sie zu tun hatten. Als sie schließlich wieder in die Kabinen gingen, um sich auf die Begegnung einzustimmen, waren alle bestens gelaunt.

      »Besiegen wir die Bergmoosbacher!«, rief Lizzy, als ihre Mannschaft in der Kabine noch einmal einen Kreis bildete, bevor sie nach draußen gingen.

      In der Kabine auf der anderen Seite des Gangs standen zur selben Zeit die Bergmoosbacher Mädchen in einem Kreis zusammen und versicherten sich gegenseitig, dass sie die Schwabinger besiegen würden. Danach nahmen beide Mannschaften im Gang Aufstellung und folgten der Schiedsrichterin, einer unscheinbaren kleinen Frau mit blonden Dauerwellen, die in der Nachbargemeinde zu Hause war.

      »Wahnsinn«, murmelten die Schwabinger Mädchen, als sie die vielen Zuschauer sahen, die inzwischen eingetroffen waren.

      Auf der sonnigen Tribüne war kein Platz mehr frei, und am Spielfeldrand drängten sich mehrere Zuschauerreihen.

      »Ein echtes Heimspiel«, sagte Matthias, der genau wie Kerstin hinter seiner Mannschaft herging.

      »Von diesem Andrang können wir nur träumen«, erwiderte Kerstin beeindruckt.

      Nachdem die Schiedsrichterin Lizzy und Emilia mit Hilfe einer Münze hatte entscheiden lassen, wer auf welcher Seite des Platzes zuerst spielte, konnten auch die Trainer und ihre Begleitung ihre Plätze einnehmen. Kerstin und Heinz auf der linken Bank, Matthias und Sebastian auf der rechten.

      »So sehr ich dich als Arzt auch schätze, ich hoffe, dass der zubleibt«, sagte Matthias, während Sebastian seinen Arztkoffer unter die Holzbank schob.

      »Es gibt nichts, was ich mir in den nächsten zwei Stunden mehr wünsche, abgesehen natürlich von einem Sieg für unsere Mannschaft«, antwortete Sebastian und wandte sich sofort dem Spielfeld zu, als die Schiedsrichterin die Begegnung anpfiff.

      Erst ging es eine Weile hin und her, bis Emilia unter großem Jubel des Publikums zum ersten Spurt auf das gegnerische Tor ansetzte, der aber von den Verteidigerinnen der Schwabinger energisch gestoppt wurde. Der Ball ging an Lizzy, die nun ihrerseits ihr Glück vor dem Tor von Doro versuchte. Doro hechtete nach dem Ball und fing ihn rechtzeitig ab, eine Aktion, die die Zuschauer lautstark bejubelten. Obwohl sich nun alle mächtig anstrengten, gelang in der ersten Halbzeit niemandem ein Tor.

      Nach der Pause verließen die Mädchen mit neuen Anweisungen ihrer Trainer die Kabinen. Unabhängig voneinander verfolgten beide die gleiche Taktik, die Stürmerinnen sollten erst einmal unterstützt werden, damit es zu einem Tor kam. Wieder wurden es aufregende Minuten mit vielen Torchancen.

      »Die beiden Torhüterinnen stehen sich in nichts nach«, stellte Sebastian beeindruckt von Doros und Inkas Leistungen fest.

      »Das ist richtig, ohne Glück geht heute gar nichts«, sagte Matthias, der ständig aufsprang, um den Mädchen etwas zuzurufen.

      Kurz vor dem Abpfiff eroberte Emilia erneut den Ball und stürmte auf Inkas Tor zu.

      »Emilia! Emilia!«, brüllten die Zuschauer.

      »Was macht sie?!«, rief Sebastian, als Emilia noch weit vom Tor entfernt im vollen Lauf plötzlich anhielt und den Ball in einem hohen Bogen über die Abwehr der Schwabinger hinwegschoss.

      Anna, Benedikt, Traudel und Gerti sprangen von ihren Tribünenplätzen auf und hielten gespannt die Luft an. Dann kam die Erlösung.

      »Ja!«, rief Matthias und sprang in die Höhe, als der Ball so hoch auf das Tor zuflog, dass Inka keine Chance hatte, ihn zu fangen, und er hinter ihr ins Tor rauschte.

      Gleich danach pfiff die Schiedsrichterin das Spiel ab und die Bergmoosbacher bejubelten ihre Mannschaft, die sich vor ihnen verbeugte und sich feiern ließ. Matthias lief aufs Spielfeld, um seine Mädchen zu beglückwünschen, während Kerstin zu ihrer Mannschaft ging, um sie zu trösten.

      Die Schwabinger sahen ein wenig verdutzt aus, hatten sie doch fest mit einem Sieg gerechnet.

      »Was ist?!«, rief Inka, als Kerstin plötzlich auf den Boden sackte, nachdem sie den Ball zur Seite gekickt hatte, der noch auf dem Rasen lag.

      »Ich glaube, ich habe mir gerade den Fuß verdreht«, sagte sie, als sie einen stechenden Schmerz verspürte.

      »Doktor Seefeld, Kerstin hat sich verletzt!«, rief Lizzy, als die Mädchen alle in die Hocke gingen und ihre Trainerin besorgt anschauten.

      Sebastian, der das Spielfeld schon verlassen wollte, machte auf dem Absatz kehrt und lief über den Platz. Die Zuschauer, die erst jetzt mitbekamen, dass etwas passiert sein musste, verstummten und schauten auf die junge Frau in dem blauen T-Shirt, die mit schmerzverzerrter Miene auf dem Rasen saß.

      Matthias stob über den Platz zu ihr, und auch Anna verließ die Tribüne, um nach Kerstin zu sehen, genau wie Heinz Bodekind und die Bergmoosbacher Mädchen, die sich um die Trainerin der Schwabinger versammelten.

      »Was ist passiert?«, fragte Sebastian und kniete sich neben Kerstin aufs Gras.

      »Nur der Fuß«, versicherte sie ihm.

      »Können Sie auftreten?«

      »Ich helfe ihr.« Matthias umfasste sie unter den Achseln und hob sie behutsam hoch.

      »Es geht nicht.« Kerstin zuckte sofort zurück, als sie versuchte ihren rechten Fuß aufzustellen.

      »Was kann es sein?«, wollte Matthias von Sebastian wissen.

      »Ich vermute, eine Bänderdehnung.« Sebastian war in die Hocke gegangen, um sich Kerstins Fuß noch einmal genau anzusehen. »Wir müssen das Gelenk kühlen.« Er nahm ein Kühlpad aus seiner Arzttasche, knetete und schüttelte es, bis sich die Flüssigkeiten in dem Pad miteinander verbanden