Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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      »Ich wünsche Ihnen viel Glück.« Sebastian erhob sich und reichte Ela seine Hände, um ihr von der Mauer herunterzuhelfen.

      »Glück kann ich gebrauchen. Machen Sie es gut, Doktor Seefeld, und vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.« Ela stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Sebastian auf die Wange, bevor sie sich umdrehte und zum Eingang des Hotels zurückging.

      Das ist wohl der Mann, den sie liebt und von dem sie ein Kind erwartet, dachte Florian. Er hatte die beiden gleich gesehen, als er aus dem Hotel kam. Es tat ihm weh, wie vertraut sie miteinander waren und dass sie sich offensichtlich einiges zu erzählen hatten. Er schaute zu, wie Ela sich von diesem fremden Mann verabschiedete, genau wie er sah auch er ihr nach, bis sie im Eingang des Hotels verschwunden war. Er wollte sich schon umdrehen und den Dingen einfach ihren Lauf lassen, aber dann sah er Ela wieder vor sich, wie er sie am Nachmittag in seinen Armen hielt, und plötzlich gewann die Verletzung, die sie ihm mit ihrem Verhalten beigebracht hatte, die Oberhand über seinen Stolz. Er ging auf den Mann zu, der gerade in den Geländewagen steigen wollte, der auf der Straße parkte.

      »Darf ich Sie kurz sprechen?«, fragte er, als der Mann aufschaute.

      »Was kann ich für Sie tun, Herr König?« Sebastian hatte den Sänger gleich erkannt, als er aus dem Schatten eines Baumes heraustrat und das Licht der Straßenlaterne auf sein Gesicht fiel.

      »Wie lange geht das schon mit Ela und Ihnen?«

      »Bitte?« Sebastian sah Florian verblüfft an.

      »Ich meine, Sie und Ela, Sie sind doch ein Paar.«

      »Wie kommen Sie darauf?«

      »Ich habe Sie gerade zusammen gesehen.«

      »Wir haben geredet.«

      »Dieses Gespräch schien sehr vertraulich.«

      »Stimmt, es war vertraulich. Sebastian Seefeld, mir gehört die Landarztpraxis in Bergmoosbach«, stellte sich Sebastian vor.

      »Sie sind Emilias Vater. Verzeihung, Doktor Seefeld, ich bin ein Trottel, ein eifersüchtiger Trottel«, fügte Florian mit einem tiefen Seufzer hinzu. Er fühlte sich wie ein unreifer Teenager, der einfach drauflospreschte, um seiner Enttäuschung Luft zu machen und dabei den falschen attackierte. »Ist Ela etwa krank?«, erkundigte er sich besorgt.

      »Nein, krank ist sie nicht.«

      »Aber? Da schwang doch eben ein Aber in Ihrer Antwort mit.«

      »Was halten Sie von einem Glas Honigbier im Garten der Brauerei?« Möglicherweise hatte Ela sich getäuscht, was Florians Gefühle für sie betraf. Ob es so war, das wollte er jetzt herausfinden.

      »Einverstanden, gehen wir in den Biergarten«, sagte Florian. Der junge Arzt war ihm sofort sympathisch, und dieses Gespräch, was er ihm gerade angeboten hatte, wollte er auf keinen Fall ausschlagen. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren, was seine Liebe zu Ela anging.

      »Steigen Sie ein«, forderte Sebastian ihn freundlich auf, nachdem er sich hinter das Steuer seines Wagens gesetzt hatte und die Beifahrertür für Florian öffnete.

      »Du siehst nicht gut aus«, stellte Lina fest, als sie auf ihrem Weg in die Bar, wo die anderen Musiker auf sie warteten, Ela in der Hotellobby begegnete.

      »Mir geht es auch nicht besonders gut. Wenn jemand nach mir fragt, ich bin schlafen gegangen.«

      »Alles klar, dasselbe hat mir Sibylle gerade eben auch gesagt. Ihr habt wohl die Managermüdigkeit oder so etwas«, fügte Lina lachend hinzu.

      »Ja, möglich, einen schönen Abend noch, Lina.«

      »Danke, wo ist nur ihre Fröhlichkeit hin«, murmelte Lina, als sie weiterging.

      Das Gespräch mit Sebastian hatte Ela geholfen, sich ein wenig zu beruhigen, aber wirklich schlafen konnte sie nicht. Sie ging mit einer Decke hinaus auf den Balkon und legte sich in den Liegestuhl. Morgen früh würde sie ihre Kündigung schreiben. Sie hatte nicht vor, sich weiterhin demütigen zu lassen, weder von Florian noch von Sibylle. Sie hatte mit dem Leben der beiden nichts mehr zu schaffen. Das Konzert würde sie sich aber noch ansehen. Es sollte ihr Abschied von Florian werden, danach würde sie Sibylle die Kündigung überreichen und gehen.

      *

      Im Biergarten waren fast alle Plätze belegt. Die Windlichter, die auf den Tischen standen, flackerten im sanften Abendwind, warfen lange Schatten auf die roten Backsteinwände der Brauerei und spiegelten sich im Bach, der am Biergarten vorbeifloss.

      »Guten Abend, Doktor Seefeld.« Eine der Kellnerinnen, die in dunkelroten Dirndl hin und her flitzten, blieb stehen, als Sebastian den Biergarten betrat.

      »Gibt es noch ein ungestörtes Plätzchen für uns, Irmgard?«, fragte Sebastian.

      »Mei, der Florian«, flötete Irmgard, die älteste Kellnerin im Biergarten, und pustete ihre grauen Löckchen aus der Stirn, um Florian besser ansehen zu können.

      »Freilich, der Platz vom Chef ist frei«, sagte sie leise, als die ersten Gäste aufschauten und Florian rasch den Kopf senkte, damit er nicht gleich erkannt wurde. »Er ist doch noch auf Verlobungsreise in Meran. Aber das wissen Sie ja, Herr Doktor«, fügte sie hinzu.

      »Ja, ich bin über alles informiert«, entgegnete Sebastian lächelnd. Leonhard Schwartz, der Eigentümer der Brauerei, war einer seiner engsten Freunde, und er war dabei gewesen, als er sich vor kurzem mit einer jungen Imkerin verlobt hatte.

      »Was darf ich bringen?«, fragte Irmgard.

      »Zwei Honigbier«, bat Sebastian.

      »Kommt gleich«, sagte Irmgard und stapfte mit den sechs leeren Maßkrügen, die sie von einem der Tische geholt hatte, in die Brauerei.

      Sebastian führte Florian an einen Tisch, der durch eine dichtgewachsene Thuja – Hecke vor neugierigen Blicken geschützt war. Der frische Duft der Lebensbäumchen hatte eine beruhigende Wirkung auf Florian und er entspannte sich ein wenig.

      »Emilia hat von Ihrem Gitarrenspiel geschwärmt. Sie meinte, Sie wären ein phantastischer Bluesmusiker.«

      »Ich wünschte, ich wäre phantastisch, aber dazu müsste ich mich ganz dieser Musik widmen, was ich aber schon lange nicht mehr tue. Aber dieser Junge, Markus, der Freund Ihrer Tochter, er ist wirklich gut, er spielt noch mit seiner ganzen Seele.«

      »Eine der Größen des Blues John Lee Hooker hat einmal gesagt, der Blues existiert seitdem die Welt existiert. Der Blues ist die Wurzel der Musik. Soweit können Sie also auch im Moment nicht davon entfernt sein.«

      »Ja, mag sein. Danke«, sagte Florian, als Irmgard zwei Honigbier und ein Körbchen mit warmen Brezeln brachte.«

      »Die Leut haben mich schon gefragt, ob es sein könnt, dass der Florian König bei uns ist. Ich hab’s ihnen aber ausgeredet«, erklärte Irmgard mit Verschwörermiene.

      »Danke, Irmgard«, sagte Sebastian und schenkte ihr ein charmantes Lächeln.

      »Mei, Herr Doktor, für dieses Lächeln tät ich sogar eine ordentliche Lüge verbreiten«, erklärte sie und huschte davon.

      »Offensichtlich haben nicht nur Künstler ihre Fangemeinde«, stellte Florian amüsiert fest.

      »Wobei Ihre Fans vermutlich empfindlicher sind als meine. Zumindest, wenn es um das Privatleben geht.«

      »Ela hat Ihnen von der Auffassung meiner Managerin erzählt, dass es besser für meine Karriere sei, allein zu bleiben?«

      »Sie hat es erwähnt.«

      »Ist auch egal, Ela ist ohnehin nicht wirklich an mir interessiert, sonst hätte sie sich nicht einem anderen zugewandt.«

      »Wie kommen Sie darauf, dass sie das getan hat?«

      »Ich war vorhin Zeuge eines Gespräches, das nicht für meine Ohren bestimmt war«, sagte Florian und erzählte Sebastian, was er auf dem Weg zu seiner Suite mitangehört hatte.

      »Warum