Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
Скачать книгу
Mutter hat immer gesagt, am Ende deines Lebens wirst du nur die Dinge bereuen, die du nicht getan hast, alles, was du getan hast, hat dich das Leben spüren lassen«, antwortete die Blondine lächelnd.

      »Du lässt mal wieder nichts anbrennen, Florian«, stellte Sibylle kopfschüttelnd fest.

      »Das hat nichts zu bedeuten, in der Liebe hat nichts etwas zu bedeuten.«

      »Das klingt verbittert. Könnte es sein, dass ich etwas verpasst habe?«

      »Ich habe gehört, was Ela vorhin zu dir gesagt hat.«

      »Ja, ich weiß, ich dachte nur nicht, dass es dich derart verletzt«, sagte sie und gab sich mitfühlend.

      »Mir ist heute nicht nach Abendessen, Sibylle.«

      »Sicher nicht.«

      »Ich denke, wir müssen uns von Ela trennen«, sagte Florian und trank von dem Weißwein, der vor ihm stand.

      »Das wird das Beste sein«, stimmte Sibylle ihm zu, und sie hatte große Mühe, ihr zufriedenes Lächeln zu verbergen. »Ich bin gleich wieder da, ich hole mir nur schnell etwas zu trinken.« Sie stand auf, ging zur Bar und bestellte ein Glas Champagner, das sie sofort mit großem Genuss leerte.

      Ela saß auf der halbhohen Mauer, die den Garten des Hotels von der Straße trennte, und schaute auf das Dorf hinunter. Die Straßenlaternen brannten, die Fenster der Häuser waren beleuchtet und die Berge ragten wie mächtige Schatten an den Sternenhimmel. Sie hatte sich etwas eingebildet, was niemals sein würde, nun musste sie für ihre Einfalt bezahlen. Sibylle würde ihr kündigen, und ihr Stolz ließ es nun nicht mehr zu, Florian von dem Kind zu erzählen.

      »Ich will es auch gar nicht mehr«, sagte sie laut, weil sie sich irgendwie Luft machen musste.

      »Was wollen Sie nicht mehr?«

      »Doktor Seefeld?« Ela schaute den jungen Arzt überrascht an, der im Schritttempo und mit offenem Fenster die Hoteleinfahrt herunterfuhr. »Was machen Sie denn hier?«

      »Ein Hotelgast liegt mit Fieber im Bett.«

      »Es besteht aber keine Seuchengefahr?«, fragte Ela und versuchte ein Lächeln.

      »Nein, keine Seuchengefahr«, antwortete Sebastian freundlich. »Was ist mit Ihnen, Frau Wiesner? Sie sehen aus, als könnten Sie jemanden zum Reden gebrauchen.« Er hielt seinen Wagen an, als er die Tränen sah, die Ela über das Gesicht liefen.

      »Ich mache es lieber mit mir selbst aus, sonst müsste ich zugeben, dass ich ganz schön naiv war.«

      »Dann geben Sie es doch zu. Wir sind alle irgendwann einmal naiv, deshalb muss sich niemand schämen.«

      »Aber ich schäme mich.«

      »Was meinen Sie, wollen Sie nicht doch mit mir reden?«

      »Wenn Sie einen Moment Zeit haben.«

      »Ich bin gleich wieder bei Ihnen.« Sebastian spürte, dass Ela etwas schwer auf der Seele lastete. Er brachte es nicht fertig, sie einfach allein da sitzen zu lassen. Er parkte seinen Wagen auf der Straße, ging zurück zu ihr und setzte sich neben sie auf die Mauer. »Also, was ist los?«, fragte er und schaute sie an.

      »Ich dachte, es wird alles gut, stattdessen ist alles zerstört.«

      »Das heißt?«

      »Florian ist der Vater meines Kindes, wissen Sie.«

      »Sie haben es ihm gesagt?« Sebastian ließ sich nicht anmerken, dass er es bereits von Anna wusste.

      »Nein, und ich werde es auch nicht tun.«

      »Warum nicht?«

      »Weil er sich nicht wirklich für mich interessiert.«

      »Emilia hat uns heute beim Abendessen etwas anderes erzählt. Sie meinte, dass Sie und Florian König mega verliebt seien, wie sie es ausdrückte.«

      »Ja, heute Nachmittag, da schien wirklich alles perfekt, aber dann vorhin.« Ela schluchzte leise auf.

      Sebastian gab ihr Zeit, wartete, bis sie sich beruhigt hatte.

      »Es hat so wehgetan«, sagte sie, und dann erzählte sie ihm von ihrem Nachmittag auf dem Mittnerhof, ihrem Spaziergang im Moor und wie groß ihre Enttäuschung gewesen war, als sie Florian dann in der Bar gesehen hatte. Sie ließ auch ihre unschöne Auseinandersetzung mit Sibylle und ihre Lüge über den Vater ihres Kindes nicht aus, und sie zitierte auch den Passus in ihrem Vertrag, der ihr verbot, sich mit Florian einzulassen.

      »Wo willst du hin?«, fragte Sibylle, als sie mit zwei Gläsern Champagner an Florians Tisch zurückkam und er aufstehen wollte.

      »Ich halte es hier nicht aus, Sibylle.«

      »Und was hast du vor?«

      »Vielleicht gehe ich spazieren.«

      »Ich komme mit.«

      »Nein, ich möchte allein sein.«

      »So, wie du gerade drauf bist, mache ich mir aber Sorgen, wenn ich dich einfach so ziehen lasse.«

      »Sibylle, hör auf mit diesem Unsinn. Ich kann sehr gut auf mich aufpassen.«

      »Nein, kannst du nicht, sonst wärst du heute nicht mit Ela herumgezogen.«

      »Ich bin nicht mit ihr herumgezogen.«

      »Warum willst du nicht sehen, wer dir wirklich guttut?«

      »Wer soll das sein? Du?«

      »Wir beide sind doch ein wunderbares Team.«

      »Aber ich will niemanden, der mir nur guttut, ich will eine Frau, die mich liebt und die ich liebe. Und jetzt entschuldige mich.«

      »Ja, natürlich.« Du wirst es schon noch begreifen, was du an mir hast. Irgendwann, wenn dein Stern untergeht und niemand mehr nach dir fragt, dann wirst du mir gehören, dachte Sibylle und trank einen großen Schluck von ihrem zweiten Glas Champagner.

      »Vielleicht war es nur ein Spaß«, sagte Sebastian, nachdem Ela innehielt und er ihr ein Taschentuch reichte, damit sie ihre Tränen trocknen konnte.

      »Dass er nach diesem Tag mit mir keine halbe Stunde braucht, bevor er eine andere küsst, das soll ein Spaß sein?«

      »Manchmal hat man als Beobachter einen anderen Eindruck von der Wirklichkeit.«

      »Ein Kuss ist ein Kuss. Oder nicht?«

      »Das ist schon wahr. Aber nachdem, was sie mir von ihrem Tag mit Florian erzählt haben, kann ich sein Verhalten nicht wirklich nachvollziehen.«

      »Wie Sibylle gesagt hat, er ist eben so.«

      »Sie sollten ihm trotzdem von dem Kind erzählen.«

      »Würden Sie es wissen wollen, wenn eine Frau, die sie nicht lieben, ein Kind von Ihnen erwartet?«

      »Ja, ich würde es wissen wollen, und ein Kind sollte auch erfahren, wer sein Vater ist. Ich meine, Florian König ist kein Unmensch, dessen Existenz sie einem Kind vorenthalten müssten.«

      »Ich werde darüber nachdenken, Herr Doktor Seefeld. Was mir im Moment aber am meisten Sorgen macht, das ist etwas anderes«, sagte sie und erzählte Sebastian nun auch von der Krankheit ihrer Mutter. »Was ist das?« Sie schaute auf die Visitenkarte, die er ihr gab, nachdem er die Adresse einer Klinik auf die Rückseite geschrieben hatte.

      »Das ist eine Rheumaklinik in der Nähe von Bad Wildungen. Dort wurde schon einigen Patienten geholfen, die nicht mehr an eine Besserung ihres Zustandes glaubten. Der leitende Arzt dort ist ein guter Bekannter von mir. Berufen Sie sich auf mich und vereinbaren Sie einen Untersuchungstermin für Ihre Mutter. Sollte jemand versuchen Sie abzuwimmeln, sagen Sie mir Bescheid. Ich werde mich dann um einen Termin kümmern.«

      »Vielen Dank, das macht mir wieder ein wenig Hoffnung.«

      »Ich wünschte, ich hätte auch eine Lösung für Ihr anderes Problem.«

      »Das