Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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      »Ich verspreche, auf dem Weg zu bleiben«, antwortete Ela lächelnd. »Du siehst aus, als hättest du etwas Besonderes vor.«

      »Heute tritt mein Freund mit seiner Band auf.«

      »Stimmt, das sagtest du gestern, warte kurz«, bat Ela, als ihr Handy läutete. »Hallo, Sibylle«, meldete sie sich, als sie ihr Foto auf dem Display sah.

      »Ela, weißt du, wo Florian ist?«, fragte Sibylle.

      »Ich dachte, er hat Probe«, antwortete Ela überrascht über Sibylles Frage.

      »Hatte er auch, aber danach ist er einfach verschwunden.«

      »Rufe ihn doch an.«

      »Soll das ein Scherz sein? Das habe ich schon mehrfach versucht, leider vergeblich. Er meldet sich nicht.«

      »Dann rufe Fred an.«

      »Fred ist hier bei mir. Florian ist offensichtlich zu Fuß unterwegs.«

      »Vielleicht will er einfach nur ein paar Minuten seine Ruhe haben. Er taucht schon wieder auf«, versuchte Ela Sibylle zu beruhigen.

      »Du hast gut reden, ich bin für ihn verantwortlich.«

      »Wohl kaum, Sibylle. Florian ist ein erwachsener Mann, du musst nicht auf ihn aufpassen.«

      »Das ist mal wieder typisch, dir fehlt offenbar noch immer die Einsicht darin, dass er kein normales Leben führt und auch nicht wie irgendein Hans Meier allein durch die Gegend rennen kann. Wenn du etwas von ihm hörst, dann melde dich bitte sofort bei mir.«

      »Ja, mache ich«, sagte Ela und beendete das Gespräch.

      »Ärger?«, fragte Emilia.

      »Nein, dieses Mal dürfte ich auch in Sibylles Augen völlig unschuldig sein«, antwortet Ela sichtlich erleichtert.

      »Sie haben es nicht einfach mit Ihrer Chefin.«

      »Das ist wahr, aber egal, ich werde mir nicht die Laune von ihr verderben lassen. Was meinst du, könnte ich mir den Auftritt deines Freundes ansehen?«

      »Aber ja, gern, kommen Sie mit.«

      Der Spaziergang hatte Ela gut getan. Sie hatte das Gedankenkarussell abgestellt und die Natur betrachtet. Der Auftritt der jungen Musiker würde sie noch ein bisschen länger von ihren Sorgen ablenken.

      »Ich möchte mich auch noch einmal bedanken, dass das mit dem Interview geklappt hat.« Emilia stieg von ihrem Fahrrad und schob es, um neben Ela herlaufen zu können.

      »Florian haben deine Fragen gefallen, das ist sonst eigentlich nie der Fall. Insofern müsste ich mich eher bei dir bedanken.«

      »Dann sollten wir das mit dem Bedanken am besten jetzt lassen.«

      »In Ordnung«, sagte Ela und betrachtete Emilia, deren liebevoller Umgang mit ihrem Vater ihr gezeigt hatte, was sie vielleicht eines Tages erwartete und dass diese Schwangerschaft nichts war, wovor sie sich fürchten sollte.

      Ein paar Minuten später tauchte der Mittnerhof zwischen den wogenden Weizenfeldern auf. In den letzten Wochen waren die Renovierungsarbeiten dort schnell vorangegangen. Das Haus und die Stallungen hatten einen neuen weißen Verputz, die Dächer waren neu gedeckt und die heruntergekommene Scheune war rundherum erneuert worden.

      »Hallo, Frau Mechler«, begrüßte Emilia Pia Mechler, die ihnen mit einem Kinderwagen entgegenkam.

      »Grüß dich, Emilia, schön, dass du da bist.«

      »Sind schon Zuschauer eingetroffen?«

      »Keine Ahnung, ich war mit Bastian gerade auf dem Feld bei seinen Eltern und jetzt gehen wir ins Dorf. Die Zwillinge von der Turnstunde abholen.«

      »Das ist Frau Wiesner, sie gehört zu Florian König«, stellte Emilia ihr Ela vor.

      »Ich habe Sie doch schon bei Doktor Seefeld gesehen.«

      »Ja, ich war dort«, sagte Ela.

      »Und Sie gehören zu Florian?«

      »Sind Sie etwa auch ein Fan von ihm, Frau Mechler?«, fragte Emilia erstaunt, als Pia plötzlich ganz verklärt aussah.

      »Oh ja, das bin ich«, gab Pia zu und spielte mit den grauen Haarsträhnen, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatten.

      »Dann sind Sie morgen auf seinem Konzert?«

      »Anton hat mir eine Eintrittskarte geschenkt, ich freue mich schon riesig. Bis später, ich muss mich ein bisschen sputen«, sagte sie.

      »Mach’s gut, Bastian.« Emilia strich über die zarten Löckchen des Babys, das sie freundlich anlächelte. »Mein Vater und Anna haben den kleinen gemeinsam auf die Welt geholt«, erzählte sie Ela, als sie weitergingen.

      »Wenn man deinen Vater und Anna zusammen sieht, dann könnte man meinen, dass sie, ich meine…«

      »Dass sie zusammen sind?«

      »Ja, das dachte ich zuerst.«

      »Irgendwie gehören sie auch zusammen«, sagte Emilia nachdenklich. »Wow, das sieht gut aus«, stellte sie gleich darauf begeistert fest, als sie den Hof erreichten und sie die vielen Fahrräder vor der Scheune stehen sah.

      »Wer spielt da?« Emilia blieb im geöffneten Tor der Scheune stehen, als sie die Gitarre hörte, die so perfekt klang, dass es unmöglich Markus oder der zweite Gitarrist sein konnten, die sie spielten.

      »Das ist Florian«, flüsterte Ela, als sie auf eine Kiste stieg, die neben dem Tor lag. Sie schaute über die jungen Leute aus dem Dorf hinweg, die sich vor der aus Brettern zusammengenagelten Bühne in der Mitte der sonst leeren Scheune versammelt hatten. Dass sie hier auf Florian treffen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Nein, ich werde sie nicht anrufen, ich werde ihm diesen Nachmittag nicht nehmen, dachte sie, als sie schon nach dem Handy greifen wollte, um Sibylle zu informieren, dass sie ihn gefunden hatte.

      »Das sehen wir uns aus der Nähe an«, sagte Emilia und nahm Ela an die Hand.

      »Ja, das machen wir.« Ela sprang von der Kiste herunter und ließ sich von Emilia vor die Bühne geleiten. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie gleich darauf vor Florian standen.

      Er saß auf einem Barhocker und alles, was er wahrnahm, schien das Instrument zu sein, das er mit geschlossenen Augen spielte. Die dunkle Jeans, das grüne Poloshirt in der Farbe seiner Augen, sein Haar, das der Wind, der durch die Ritzen der Scheunenbretter blies, durcheinandergebracht hatte – Florian schien völlig verändert.

      Es war wie ein Stromstoß, der durch ihren Körper fuhr, als er die Augen öffnete und sie anschaute, so als hätte er gespürt, dass sie da war. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen, sie blieb ganz still stehen, um diesen Blick nicht zu verlieren.

      Emilia dagegen hatte nur Augen für Markus, der wie die beiden anderen Jungs auf dem Boden neben Florian saß, ihn genau beobachtete und mit dem Publikum applaudierte, nachdem Florian das Musikstück beendet hatte und von dem Barhocker aufstand.

      »Okay, Jungs, jetzt zeigt eurem Publikum, was ihr drauf habt.« Florian gab Markus seine Gitarre zurück und verließ die Bühne. »Schön, dich hier zu treffen«, sagte er und stellte sich neben Ela.

      »Ich wäre mitgekommen, wenn du mir erzählt hättest, was du vorhast.«

      »Es war ein spontaner Entschluss.«

      »Sibylle sucht dich.«

      »Ich habe mein Telefon abgestellt, das solltest du auch tun.«

      »Ja, das sollte ich.« Ela kramte ihr Handy aus der Umhängetasche und schaltete es aus.

      Florian nickte der Band auf der Bühne aufmunternd zu, nachdem sie ihre Plätze eingenommen hatten. Markus mit der Gitarre auf dem Barhocker, der zweite Gitarrist, ein schmächtiger Teenager in Lederweste und Cordhose, stand neben ihm und der Schlagzeuger, groß und schlaksig wie Markus, saß hinter dem Schlagzeug.

      Zuerst spielte