Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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die Jungs sind überhaupt gut, sehr gut sogar«, raunte Florian Emilia zu und zauberte ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht.

      Mit jedem weiteren Stück verloren Markus und seine Freunde ihre Scheu vor dem Publikum, das auch jedes Stück mit großem Applaus honorierte. Irgendwann legte Florian seine Arme um Ela und bewegte sie im Takt, schnell fanden sich auch andere Paare zusammen, die es ihnen gleich taten. Emilia aber setzte sich auf den Bühnenrand und schaute zu, wie die Musik und Markus‘ Stimme die anderen ins Träumen versetzte.

      »Ich vermisse dich, Ela«, flüsterte Florian und zog sie zärtlich an sich.

      Sie ließ es einfach geschehen. Sie wollte seine Nähe wenigstens für eine Weile spüren. Nachdem Florian die Bühne verlassen hatte, schien er für die jungen Leute aus Bergmoosbach einer von ihnen zu sein. Sie lächelten ihm hin und wieder zu, aber sie beobachteten ihn nicht mehr.

      Es ist, als seien wir in einem Paralleluniversum gelandet, dachte Ela und in diesem Universum war sie mit Florian zusammen. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust und ließ sich von ihm führen. Seine Bewegungen, der Duft seiner Haut, die Art, wie er sie berührte, das alles löste in ihr die Sehnsucht aus, diese eine Nacht, die sie mit ihm verbracht hatte, zu wiederholen. Als ein Sonnenstrahl in die Scheune fiel und Florian streifte, war es Ela, als erwachte sie aus einem Traum, und all die Bedenken, die gegen eine Verbindung mit Florian sprachen, wurde ihr sofort wieder bewusst.

      »Ich denke, ich sollte jetzt gehen«, sagte sie und löste sich von ihm.

      »Nein, ich denke, das solltest du nicht tun.«

      Ehe sie darauf reagieren konnte, nahm er sie wieder in seine Arme und sah in ihre Augen. Sie fühlte sich wie gebannt, unfähig, sich auch nur einen Schritt von ihm fortzubewegen.

      Florian, nein, dachte sie, als er sich über sie beugte, aber sie ließ den Gedanken gleich weiterziehen, die beiden Universen, die sie sich vorgestellt hatte, schienen sich zu vereinigen. Sie konnte nirgendwohin entfliehen, und sie wollte auch gar nicht fliehen.

      »Lass es uns noch einmal versuchen«, bat Florian und dann küsste er sie.

      Als Ela wieder zu sich kam, hörte sie anerkennende Pfiffe und lautes Klatschen. Sie schaute hoch und blickte in lächelnde Gesichter. Markus‘ und Emilias Freunde hatten einen Kreis um sie gebildet, während die Band auf der Bühne eine Pause einlegte und das Geschehen beobachtete.

      »Danke für eure Unterstützung, allein hätte ich das wohl nicht geschafft, diese Frau zu küssen«, sagte Florian lachend und nahm Ela an die Hand. »Und jetzt gehen wir, aber zusammen«, raunte er ihr zu. »Ich muss nur noch schnell etwas erledigen. Warte kurz«, bat er sie. »Markus, darf ich dich kurz sprechen?«, fragte er den Jungen, der neben Emilia auf dem Bühnenrand saß.

      »Klar, Herr König.«

      »Für dich bin ich Florian, wir sind doch Kollegen.«

      »Okay, Florian, worum geht es?«

      »Schon verstanden«, sagte Emilia und ließ die beiden allein, als Florian zögerte.

      »Ein Geheimnis?«, erkundigte sich Markus.

      »Ob das, was du gleich von mir hören wirst, ein Geheimnis bleibt, das liegt allein an dir.«

      »Klingt spannend«, sagte Markus und wandte sich Florian zu.

      »Bleibt dieser Band treu, sie hat es verdient!«, rief Florian den jungen Bergmoosbachern zu, als er und Ela sich kurz darauf verabschiedeten.

      »Sie sind aber auch echt cool, wenn Ihr Konzert nicht ausverkauft wäre, dann würde ich direkt kommen!«, erklärte ein Junge, der an der Scheunenwand lehnte. Er war einen halben Kopf größer als die anderen, hatte seine Hände in den Hosentaschen seiner Jeans vergraben und schaute Florian bewundernd an.

      »Ich würde auch kommen!«

      »Ich auch«, schlossen sich nach und nach alle an.

      »Wir würden auch kommen!«, rief Markus, der mit den beiden Jungen seiner Band gerade etwas besprochen hatte.

      »Wenn das so ist, dann seid ihr alle herzlich eingeladen. Macht’s gut«, sagte Florian und verließ mit Ela unter großem Applaus die Scheune.

      »Wahnsinn, der Mann versteht es, sich Freunde zu machen«, stellte Emilia fest und setzte sich wieder neben Markus auf die Bühne. »Was wollte er denn von dir?«

      »Geheimsache«, sagte Markus und stupste mit seinem Zeigefinger auf Emilias Nasenspitze.

      »Ich bin deine offizielle Freundin«, protestierte Emilia.

      »Du liebst doch Überraschungen.«

      »Schon.«

      »Dann solltest du mich nicht weiter ausfragen.«

      »Wenn das so ist, dann schweige ich, was diesen Punkt betrifft, sonst allerdings nicht«, erklärte Emilia.

      »Das wäre auch beängstigend«, sagte Markus und legte seinen Arm um das Mädchen.

      »Weißt du was, meine Vermutung hat sich bewahrheitet«, raunte Emilia ihm zu.

      »Welche Vermutung?«

      »Ich habe Florian gestern beobachtet, als er mir das Interview für die Schülerzeitung gegeben hat. Ich wusste gleich, dass er diese Frau liebt.«

      »Du bist eben eine Expertin in Sachen Liebe.«

      »Stimmt genau«, entgegnete Emilia.

      »Du, Emi, ich hätte da mal eine Frage.« Doro, die mit anderen Mädchen auf dem Boden der Scheune gesessen hatte, kam auf Emilia zu und fuhr sich ein wenig verlegen durch ihr kurzes Haar.

      »Frage«, forderte Emilia sie auf.

      »Er dort, der Florian König cool findet, wer ist das?« Doro schaute zu dem Jungen, der noch immer an der Scheunenwand lehnte und die anderen nur beobachtete.

      »Er heißt Joe Kerner und hat zurzeit keine Freundin.«

      »Echt jetzt?«

      »Ja, echt, wenn die Band gleich wieder spielt, frage ihn doch, ob er mit dir tanzt«, schlug Emilia ihr vor.

      »Okay, das mache ich«, sagte Doro und zog das schwarze T-Shirt glatt, das sie zu ihrer schwarzen Jeans trug.

      »Du kannst schon losgehen, wir sind gleich soweit.« Markus sprang auf und hängte seine Gitarre wieder um.

      Brave Doro, dachte Emilia zufrieden, als sie ihre Schulfreundin gleich darauf mit Joe tanzen sah. Doro hatte verstanden, dass Markus für sie tabu war und hatte sich bereits umorientiert.

      *

      »Ich dachte schon, ich müsste dich erst entlassen, um herauszufinden, ob aus uns etwas werden kann«, sagte Florian, als er sich mit Ela auf den Rückweg ins Dorf machte.

      »Das hattest du aber nicht wirklich vor. Oder?«, fragte sie und für einen Moment hatte sie Angst, dass er es ernst meinte.

      »Nein, natürlich nicht. Ich bin froh, dass du bei uns bist, und ich freue mich über jede Minute, die wir zusammen verbringen, auch wenn mir deine unerbittliche Haltung nicht ganz eingeleuchtet hat.«

      »Ich bin nicht unerbittlich, ich bin nur vorsichtig.«

      »Du traust mir also nicht.«

      »Du warst bisher nicht gerade beständig, was deine Bekanntschaften betrifft. Mehr als drei Monate hat keine gehalten, soweit ich das mitbekommen habe.«

      »Sibylle meint, dass eine feste Bindung schlecht für meine Karriere wäre.«

      »Womit sie vermutlich recht hat.«

      »Vielleicht unterschätzt sie die Fans.«

      »Sie hat dir doch die Ergebnisse der Umfrage präsentiert, die sie im letzten Jahr hat durchführen lassen.«

      »Dass sich die meisten meiner Fans wünschen, ich sei ungebunden, bedeutet aber nicht, dass sie wirklich glauben, dass es so ist.«