Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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um Ela, zog sie an sich und küsste sie.

      Oh Gott, was passiert denn jetzt?, dachte sie und ihr wurde beinahe schwindlig von seinem Kuss, während das Publikum Beifall klatschte und ihnen Glück wünschte.

      »Seht ihr, ich habe es gewusst«, sagte Emilia, die sich kurz zu Sebastian und Anna umdrehte.

      »Das hast du gut gemacht, Sebastian«, flüsterte Anna.

      »Wir haben es gut gemacht«, sagte er.

      »Ich hoffe, ihr teilt dieses Glück mit mir«, wandte sich Florian nach dem Kuss an sein Publikum.

      »Bravo!«, riefen alle, und es machte ganz und gar nicht den Eindruck, dass er durch diese Eröffnung in der Gunst des Publikums gefallen war.

      »Das ist so schön, dass unser Florian sein Glück mit uns teilt«, seufzten einige Frauen ergriffen.

      »Enttäuscht?«, fragte Lina, die Sibylle mit zornbebenden Lippen an der Seite der Bühne stehen sah.

      »Das ist das Allerletzte«, schnaubte Sibylle.

      »Ich bin gleich zurück«, sagte Sebastian und gab seinen Musikern das Zeichen, das Publikum ein paar Minuten allein zu unterhalten, während er mit Ela hinter die Bühne ging.

      »Ich verstehe es nicht, Florian, gestern, als ich dich in der Bar sah, da dachte ich…«

      »Ich hatte gehört, was du zu Sibylle gesagt hast, ich dachte, ich sei nur ein Ersatz, aber dann hatte ich ein Gespräch mit Sebastian Seefeld.«

      »Ich auch.«

      »Ich weiß.«

      »Es ist dein Kind, Florian, aber Sibylle…«

      »Ich kenne diesen dummen Passus in den Verträgen.«

      »Es ist nicht sein Kind, du lügst«, sagte Sibylle, die den beiden wie betäubt gefolgt war.

      »Sibylle, es reicht, ich denke, Ela wird in Zukunft deine Aufgaben übernehmen.«

      »Das ist nicht dein Ernst, Florian?«

      »Doch, ist es.«

      »Ich werde dich verklagen.«

      »Wenn du meinst, aber du solltest dich vorher fragen, ob du dann noch jemanden finden wirst, der dich als seine Managerin verpflichtet, mal abgesehen von diesen merkwürdigen Verträgen, mit denen du Macht über mein Privatleben gewinnen wolltest. Und jetzt muss ich wieder auf die Bühne«, sagte er. »Geh ihr lieber erst einmal aus dem Weg«, raunte er Ela zu, bevor er die beiden allein ließ.

      »Du bist ein richtiges Miststück, du hast mein Leben zertrampelt«, zischte Sibylle und machte einen Schritt auf Ela zu.

      »Vorsichtig.« Rudi trat hinter einer Lautsprecherbox hervor und stellte sich schützend vor Ela.

      »Ihr seid wohl alle gegen mich?«

      »Du hast dich nie um unsere Freundschaft geschert«, antwortete Rudi kühl.

      »Undankbares Volk«, schimpfte Sibylle und stolzierte wütend aus dem Zelt.

      »Danke, Rudi«, sagte Ela und setzte sich auf einen Stuhl neben der Bühne. Von dort konnte sie Florian sehen, und wenn er sich zur Seite wandte und lächelte, dann wusste sie, dass dieses Lächeln ihr gehörte.

      »Hier ist vielleicht was los«, flüsterte Emilia und lehnte ihren Kopf an Markus‘ Schulter. Doro war gleich einen Platz weiter gerückt, als er im Publikum aufgetaucht war, was Emilia ihr hoch anrechnete.

      *

      In Bergmoosbach sprachen alle noch lange von diesem Konzert und sogar das Tagblatt berichtet begeistert darüber, wie nah Florian König seinen Fans doch sei, wenn er ihnen seine große Liebe persönlich vorstellte. Auch Emilias Reportage in der Schülerzeitung wurde gelobt, und Gertis Fanclub sicherte sich gleich mehrere Exemplare. Als Florian und Ela ankündigten, dass sie sich in Bergmoosbach das Ja-Wort geben wollten, waren alle erneut in hellster Aufregung.

      Florian ließ seine Beziehungen spielen und vier Wochen nach seinem Auftritt war es soweit. In einer Kutsche, die von zwei prächtig geschmückten Schimmeln gezogen wurde, fuhren sie nach der Trauung durch Bergmoosbach, alle konnten die schöne Braut in dem weißen Spitzenkleid und den Bräutigam in seinem dunklen Maßanzug bewundern. Auch Elas Mutter war dabei. Sie hatte inzwischen mit einer neuen Therapie begonnen und war bereits auf dem Weg der Besserung.

      Als Trauzeugen hatten die beiden sich zwei Menschen ausgesucht, die ihrem Glück auf die Sprünge geholfen hatten. Sie saßen mit ihnen in der Kutsche, die sie zum Biergarten der Brauerei Schwartz brachte, in der die Hochzeitsfeier stattfand.

      »Sieh sie dir an, Nolan, nach einem gemeinsamen Patenkind, haben sie nun auch gemeinsam eine Trauung bezeugt«, flüsterte Emilia ihrem Hund zu, der sich an sie schmiegte, als die Kutsche vor der Brauerei anhielt und zunächst Sebastian und Anna ausstiegen, um dann dem Brautpaar aus der Kutsche zu helfen.

      »Irgendwann«, raunte Traudel Benedikt zu und schaute auf Sebastian, der einen eleganten dunklen Anzug trug, und auf Anna, die in ihrem silberfarbenen kurzen Spitzenkleid wunderschön aussah.

      »Es wird schon werden«, sagte Benedikt und legte seinen Arm um Traudels Schultern.

Keine Angst vorm bösen Wolf
Cover Du bist mein Retter!

      »Zur Jugendherberge geht es dort entlang.« Kerstin Richter deutete auf das Hinweisschild am Ortseingang von Bergmoosbach. Sie saß ganz vorn im Bus und achtete auf den Weg.

      »Schon gesehen.« Heinz Bodekind, der den Bus steuerte, nickte und ging langsam vom Gas.

      »So, meine Lieben, wir sind gleich da!«, rief Kerstin und drehte sich zu den Mädchen des Schwabinger Fußballclubs um.

      Die jungen Fußballerinnen, alle zwischen dreizehn und fünfzehn Jahre alt, die es sich auf den Sitzen bequem gemacht hatten, sahen ihre Trainerin nicht gerade begeistert an. Einige hatten noch Kopfhörer auf, die in ihren Smartphones steckten und die sie nur widerwillig abnahmen.

      »Hier in dieser Einöde sollen wir drei Tage bleiben?«, wunderte sich ein Mädchen mit langen blonden Zöpfen. Gelangweilt schaute es aus dem Fenster und betrachtete das Dorf, das sich in einem hügeligen Tal am Fuße der Allgäuer Alpen vor ihnen ausbreitete.

      »Ich habe euch doch gesagt, dass wir aufs Land fahren.«

      »Schon, aber nicht ans Ende der Welt«, murrten einige Mädchen und setzten ihre Kopfhörer wieder auf.

      »Das wird schon«, raunte Heinz Bodekind Kerstin zu und lenkte den Bus in die Seitenstraße, die sich in sanften Serpentinen einen Hügel hinaufschlängelte.

      »Ich hoffe es«, seufzte Kerstin und lehnte sich wieder in ihren Sitz. Sie bewunderte die Ruhe, die Herr Bodekind stets bewahrte. Er hatte den Bus der Mädchenfußballmannschaft schon gefahren, als sie selbst vor beinahe zwanzig Jahren dort spielte. Inzwischen war er Anfang sechzig und hatte die Leitung seines Busunternehmens an seinen Sohn abgegeben. Die Mädchen aber fuhr er immer noch selbst, und Kerstin hatte ihn vor einiger Zeit sogar zum Mannschaftsbetreuer ernannt, der zusammen mit ihr auf der Trainerbank sitzen durfte.

      Kerstin hatte der Begegnung mit den Bergmoosbacher Mädchen gleich zugestimmt, als Anna Bergmann sie vor einigen Wochen anregte. Anna hatte früher mit ihr in derselben Mannschaft gespielt und sich vor einigen Jahren als Hebamme in Bergmoosbach niedergelassen. Kerstin freute sich auf das Wiedersehen mit ihr und auch auf Matthias Bremer, den Trainer der Bergmoosbacherinnen. Matthias und sie hatten zusammen die Sportschule besucht, sich dann aber aus den Augen verloren. Sie war gespannt, was aus dem damals so schüchternen jungen Mann geworden war.

      »Auch noch so ein altes Waldhaus«, stöhnten einige Mädchen, als Heinz schließlich vor der Jugendherberge anhielt.

      »Dann bin ich auf jeden Fall richtig, ein alter