Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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dann, Mama.«

      »Die Behandlungen deiner Mutter sind teuer, du musst gut verdienen, wenn du sie unterstützen willst«, sagte Sibylle, als Ela sich ihr wieder zuwandte. »Wie soll das in Zukunft gehen?«

      »Was soll das heißen?« Ela fühlte ihr Herz schneller schlagen, als Sibylle sie mit versteinerter Miene musterte.

      »Das heißt, ich vermute, dass du die Regeln verletzt hast. Oder was soll ich davon halten?« Sibylle holte den Mutterpass hervor, den sie hinter ihrem Rücken verborgen hatte.

      »Hast du meine Handtasche durchwühlt?«

      »Das war nicht nötig.« Sibylle deutete auf die Tasche, die auf dem Sofa lag.

      Auch Elas Portemonnaie, ein Notizbuch, Haarspangen und Kugelschreiber waren herausgefallen. Eilig sammelte sie alles wieder ein und nahm Sibylle den Mutterpass aus der Hand.

      »Wer ist der Vater des Kindes?«

      »Das geht dich nichts an.«

      »Hört, hört, unsere Ela hat einen heimlichen Verehrer«, höhnte Sibylle.

      »Ich bin nicht verpflichtet, dir darüber Auskunft zu geben.« Bevor sie Florian nicht gesagt hatte, dass er der Vater des Kindes war, würde sie es Sibylle auf keinen Fall eröffnen.

      »Als Tourneebegleitung kommst du so aber nicht mehr für uns infrage. Das ist zu anstrengend in deinem Zustand. Vielleicht wäre es sogar am besten, du beschränkst dich ausschließlich auf Büroarbeiten, vielleicht sogar von zu Hause aus. Was meinst du? Allerdings könnte ich dir dann die ganzen Zulagen, die es für unsere Reisen gibt, nicht mehr bezahlen. Wenn ich allerdings wüsste, wer der Vater ist.«

      »Nein, Sibylle«, sagte Ella und zog die Tür zum Gang auf. Es reichte, sie brauchte erst einmal ein paar Minuten, um sich zu sammeln, bevor sie Sibylle noch etwas entgegnete, was sie vielleicht später bereute.

      »Du willst mir also nicht sagen, mit wem du dich eingelassen hast?«

      »Wie gesagt, es geht dich nichts an.«

      »So kommst du mir nicht davon, meine Liebe.« Sibylle ging ihr nach und packte sie am Arm.

      »Lass das, bitte.« Ela versuchte sie abzuschütteln, aber Sibylle hielt ihren Arm umklammert. Sie ahnt es, dachte sie, als sie das zornige Funkeln in ihren hellen blauen Augen sah.

      Florian, der auf dem Weg zu seiner Suite war, um sich für das Abendessen umzuziehen, sah auf, als er die Stimmen am anderen Ende des Ganges hörte. Ela, die offensichtlich die Suite seiner Managerin verlassen wollte, stand mit dem Rücken zu ihm und konnte ihn nicht sehen.

      »Wie lange wolltest du uns diese Schwangerschaft verheimlichen?«, fragte Sibylle.

      Florian blieb stehen, von was sprachen die beiden?

      »Ich hätte es dir schon noch mitgeteilt«, hörte er Ela sagen.

      »Also gut, noch einmal. Wer ist der Vater? Oder anders gefragt, ist Florian der Vater deines Kindes?«

      »Nein, ist er nicht«, log Ela. Sibylle war so wütend und diese Lüge war die einzige Möglichkeit, sie erst einmal zu beruhigen. Sie durfte ihren Job jetzt nicht riskieren. Ihrer Mutter ging es wieder schlechter, sie brauchte ihre Hilfe, und ob Florian sich wirklich zu ihr bekannte, das war doch noch gar nicht sicher. »Hör zu, Sibylle, ich versichere dir, meine Arbeit wird nicht unter dieser Schwangerschaft leiden. Du kannst dich nach wie vor auf mich verlassen.«

      »Wir werden sehen. Ich würde es allerdings schon begrüßen, wenn du mir den Vater des Kindes vorstellen würdest, weil ich dann wüsste, dass du nicht allein dastehst. Ich meine, dann könnte ich auch wieder langfristig mit dir planen, weil du einen Rückhalt hättest, was das Kind betrifft.«

      »Du kannst auch so mit mir planen.«

      »Willst du den Mann, den du liebst, vor uns geheim halten? Oder warte, jetzt begreife ich es«, sagte Sibylle, als Ela zu Boden schaute. »Der Vater deines Kindes hat sich längst verabschiedet, und du kleine durchtriebene Schlange hast geplant, Florian dieses Kind unterzuschieben. Ist es nicht so?«

      »Ich habe keine Lust mit dir darüber zu reden.«

      »Natürlich nicht, das ist auch sehr unangenehm für dich.« Sibylle sah an Ela vorbei und fing Florians entsetzten Blick auf, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und in den Lift stieg. Das hat gesessen, dachte sie, und sie war unendlich erleichtert, dass das, was auch immer zwischen Florian und Ela gewesen sein mochte, endlich vorbei war.

      »Entschuldige mich.« Ela spürte, wie die Übelkeit in ihr hochstieg. Sie eilte durch den Gang, schloss mit zitternden Fingern ihre Zimmertür auf und lief ins Bad.

      Nie wieder werde ich mich ernsthaft in eine Frau verlieben, dachte Florian und schluckte die Tränen hinunter. Er hätte es wissen müssen. Für Ela war er nur ein kleiner Flirt gewesen. Das erklärte auch, warum sie diese strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatleben ins Spiel brachte, das ersparte ihr weitere Erklärungen, und er war auch noch so dumm und hatte es ihr als konsequente Haltung hoch angerechnet. Und heute hatte sie diesen Flirt aus reinem Zeitvertreib noch einmal aufleben lassen. Es war ihr offensichtlich völlig egal, wie er sich dabei fühlte. Ganz abgesehen von dem armen Mann, dem Vater ihres Kindes, mit dem sie vielleicht auch nur ein bisschen spielte. Wie konnte ein so schönes und unschuldig aussehendes Wesen so egoistisch sein? Er musste sich jetzt mit irgendetwas ablenken, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Eines stand jedenfalls fest, Ela konnte nicht länger für ihn arbeiten. Sie jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass sie ihn nicht für ernst nahm, das würde er nicht aushalten.

      *

      Ela saß auf dem Rand der Badewanne und atmete ein paar Mal tief durch, bevor sie eine der Ingwertabletten zerkaute, die sie in ihrer Handtasche immer bei sich hatte. »Es tut mir leid, dass ich deinen Vater verleugnet habe«, flüsterte sie und strich sanft über ihren Bauch. »Weißt du was, ich werde jetzt mit ihm sprechen. Ich werde ihm von dir erzählen, und dann werden wir sehen, wie er sich dazu stellt.« Ela hatte genug von diesem Hin und Her. Florian hatte ihr doch das Gefühl gegeben, dass er mehr von ihr wollte als nur einen kleinen Flirt.

      Nachdem sie sich wieder besser fühlte, fuhr sie mit dem Lift hinunter in die Lobby, um im Restaurant auf Florian zu warten. Als sie an der Bar vorbeikam, glaubte sie seine Stimme zu hören. Sie blieb zunächst an der Tür stehen und schaute sich in dem schummrig beleuchteten Raum um.

      Auf der einen Seite die Bar aus dunklem glänzenden Holz, die Barhocker davor mit blauem Leder bezogen, auf der anderen Seite runde Tische und blaue Sofas. Sie entdeckte Florian ganz hinten am letzten Tisch und das, was sie dort sah, trieb ihr die Tränen in die Augen. Er war umringt von attraktiven jungen Frauen, die sich angeregt mit ihm unterhielten. Auf seinem Schoss saß eine Blondine, schön und elegant gekleidet. Sie hatte die Arme um seinen Nacken gelegt, und als auch er sie umfasste, beugte sie sich über ihn und küsste ihn.

      »Nein«, flüsterte Ela und wandte sich ab.

      »Ich bitte dich, das ist doch der Normalzustand, das weißt du doch. Mal ist es die, mal die andere«, sagte Sibylle, die in diesem Moment die Bar betreten wollte. »Du siehst, dein Plan, ihn zum Vater deines Kindes zu machen, war völlig irrsinnig. Darauf hätte er sich niemals eingelassen, dazu liebt er seine Freiheit viel zu sehr. Er würde sich niemals das Kind eines anderen unterschieben lassen.«

      »Nein, natürlich nicht.«

      »Ja, lauf davon, wir wollen sowieso nichts mehr mit dir zu tun haben«, murmelte Sibylle, als Ela in die Nacht hinausrannte. »Wollten wir uns nicht zum Essen treffen?«, säuselte sie, als sie sich gleich darauf zu Florian an den Tisch setzte und so tat, als würde sie die Frauen gar nicht wahrnehmen.

      »Würdest du so nett sein und mich allein lassen«, bat Florian die Frau auf seinem Schoss.

      »Vielleicht sehen wir uns später noch einmal«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. »Kommt, Mädels, wir gehen an die Bar«, forderte sie die anderen Frauen auf.

      »Dass unser Mädchenabend so spannend wird, das hätte ich nicht gedacht«, flüsterte eine dralle