Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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heißt Florian. Für Traudel und Gerti und vermutlich für viele andere Bergmoosbacherinnen ist er der Traummann überhaupt, abgesehen von Papa natürlich.«

      »Danke«, sagte Sebastian und zwinkerte seiner Tochter zu.

      »Unsere Gerti saß heute Nachmittag derart traurig in der Praxis, als ich dort vorbeischaute, dass ich nicht anders konnte, als sie mit ihrem Fanclub ziehen zu lassen«, sagte Benedikt.

      »Aber die haben ihn nur von weitem gesehen, ich habe mit ihm zusammen gegessen, und er hat sich mit einem Handkuss von mir verabschiedet«, erzählte Traudel mit leuchtenden Augen.

      »Dann warst du ihm offensichtlich sympathisch«, entgegnete Benedikt.

      »Meinst du wirklich?«

      »Ja, Traudel, das meine ich, obwohl ich mich schon frage, was ihr alle an dem Mann findet.«

      »Wie Emilia schon gesagt hat, er ist halt etwas zum Träumen.«

      »Das sind andere auch.«

      »Ich weiß«, antwortete Traudel leise und zog die Tür des Hängeschranks auf, in dem sie die Dosen mit den verschiedenen Teesorten aufbewahrte.

      »Also, was hat es nun mit deiner Beobachtung auf sich, Emilia?«, hakte Benedikt nach.

      »Ich denke, Frau von Mangold, Florians Managerin, ist hinter ihm her, aber Florian interessiert sich eher für Ela Wiesner.«

      »Die junge Dame, die vor der Apotheke einen Schwächeanfall hatte?«

      »Richtig, Opa.«

      »Wie kommst du darauf, dass Florian sich für Ela interessiert?«, fragte Anna, nachdem sie einen kurzen Blick mit Sebastian getauscht hatte.

      »Weil es zwischen ihnen knistert. In meinem Alter ist man sehr empfänglich für dieses Knistern, wisst ihr.«

      »Muss Markus sich Sorgen machen?«, fragte Sebastian.

      »Wieso sollte er? Bei uns knistert es ja noch«, antwortete Emilia und schaute in die Runde.

      »Der Tee.« Traudel kam mit einem Tablett an den Tisch und reichte jedem eine Tasse nach Brombeeren duftenden Tee. »Wisst ihr, ich hatte heute ein Erlebnis, das mich noch mehr berührte als die Begegnung mit Florian«, sagte sie.

      »Da bin ich aber mal gespannt.« Benedikt schaute auf und betrachtete Traudel mit seinen dunklen Augen.

      »Unsere Kleine hat mich heute als ihre Omi vorgestellt und mir erklärt, dass ihre Oma Seefeld der Meinung sein würde, dass ich sie gut vertrete.«

      »Womit sie recht hat«, sagte Benedikt und streichelte über Traudels Arm, als er sah, wie sie plötzlich mit den Tränen kämpfte.

      Es waren die Tränen der Rührung, die sie am Nachmittag nicht geweint hatte, weil sie von ihrer Begegnung mit Florian abgelenkt wurde.

      »Für mich ist Traudel die einzige Großmutter, die ich habe«, sagte Emilia.

      »Und für mich bist du die einzige Mutter, die ich kenne.« Sebastian legte seinen Arm um Traudel und zog sie liebevoll an sich.

      »Ihr macht mich verlegen«, flüsterte sie.

      »Noch eine Runde?«, fragte Benedikt und tippte auf das Kartenspiel, das vor ihm lag.

      »Ja, gern«, stimmte Traudel sofort zu und trocknete die Tränen mit der Schürze ihres Dirndls.

      Sie saßen noch eine ganze Weile zusammen, und als schließlich die Punkte zusammengezählt wurden, hatte sich an dem Ergebnis nichts verändert. Anna hatte gewonnen, Sebastian war letzter und die anderen lagen dazwischen.

      »Ich werde wohl noch eine Weile üben müssen, wenn ich gegen dich gewinnen will«, sagte er, als er Anna wie immer nach dem Kartenabend noch ein Stück begleitete.

      »Oder du gestehst dir ein, dass du mich auf diesem Feld nicht besiegen kannst.«

      »Nein.«

      »Warum nicht?«

      »Weil es sonst keine Herausforderung mehr wäre, mit dir zu spielen.«

      »Mit mir zu spielen, aha.«

      »Wir sprechen nur über die Karten, Anna«, sagte Sebastian, als sie die Apotheke fast erreicht hatten und Anna schon ihre Hausschlüssel zückte.

      »Das hoffe ich.«

      »Du kannst darauf vertrauen«, antwortete er leise und küsste sie auf die Stirn. »Darf ich dich noch etwas fragen, etwas Vertrauliches?«

      »Was möchtest du wissen?«

      »Hat Ela Wiesner dir verraten, wer der Vater ihres Kindes ist? Nachdem, was Emilia vorhin erzählt hat, würde ich sagen, dass es Florian König ist.«

      »Sagen wir so, ich werde dir nicht widersprechen.«

      »Alles klar«, antwortete Sebastian lächelnd.

      »Aber wir könnten natürlich auch auf meinem Balkon noch etwas Trinken, vielleicht ein Glas Wein, und ich teile mein Wissen als Hebamme mit dem Arzt, der sich um das Wohl seiner Patientin sorgt. Diese Angelegenheit scheint äußerst kompliziert. Ich denke, es könnte ein Vorteil sein, wenn ich dir alles darüber erzähle, falls du noch einmal mit Ela zusammentriffst.«

      »Unser Wissen bei einem Glas Wein miteinander zu teilen, das klingt gut, Anna«, sagte Sebastian.

      Es war kurz vor Mitternacht, als Sebastian Anna wieder verließ. Sie hatte ihm von Ela Wiesners Sorgen um ihren Arbeitsplatz, von ihrer kranken Mutter und ihrer Unsicherheit gegenüber Florian König erzählt. Er war zu demselben Schluss wie Anna und Emilia gekommen, dass Sibylle von Mangold offensichtlich mehr von Florian wollte, als Ela klar war.

      Wirklich einmischen können wir uns nicht, dachte Sebastian, als er die Straße zum Seefeldhaus hinaufging, aber vielleicht ergab sich ja eine Situation, die ihnen die Möglichkeit bot, dieser Liebe zwischen Florian und Ela ein wenig nachzuhelfen.

      *

      »Traudel, ich fahre jetzt zu Markus.«

      »Hübsch siehst du aus«, stellte Traudel fest und schaute auf Emilia, die in der Küchentür stand.

      Sie trug ein schwarz weiß kariertes Kleid, gerade geschnitten mit kurzen Ärmeln, weiße Turnschuhe und ihr langes Haar hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, den sie mit einer weißen Spange zusammenhielt.

      »Willst du mitkommen?«, fragte Emilia.

      »Danke, aber da gehöre ich nun wirklich nicht hin«, antwortete Traudel lachend.

      »Es gibt aber keine Altersbeschränkung.«

      »Na dann, vielleicht das nächste Mal. Morgen gehe ich ja schon auf ein Konzert.«

      »Stimmt, dann bis später. Nein, Nolan, du bleibst bei Traudel«, sagte Emilia, als der Hund von der Terrasse hereinschoss und sich vor ihr aufbaute.

      »Nicht traurig sein, wie gehen nachher spazieren«, tröstete Traudel ihn und nahm ihn auf den Arm, als er Emilia mit hängenden Ohren nachschaute. »Mei, manchmal wünscht ich schon, ich wär noch einmal so jung«, seufzte sie, als sie mit Nolan am Fenster stand und Emilia auf ihrem Fahrrad zur Straße hinunterfuhr.

      Der Feldweg zum Mittnerhof lag wie immer am späten Nachmittag im hellsten Sonnenschein. Es war eine Bilderbuchlandschaft, die sich dort dem Betrachter auftat. Blühende Wiesen, braun weiß gefleckte Kühe, die im Gras lagen und die Wärme genossen, und schließlich die Berge, die groß und mächtig an den blauen Himmel ragten.

      »Hallo, Frau Wiesner!«, rief Emilia, als sie den Weg entlangradelte. Sie hatte die Frau in dem langen weißen Baumwollkleid, die dort spazieren ging, gleich erkannt.

      »Hallo, Emilia«, begrüßte Ela das Mädchen, das sein Fahrrad neben ihr anhielt.

      »Haben Sie ein bestimmtes Ziel?«, fragte Emilia.

      »Nein, eigentlich nicht, ich will mir nur die Gegend anschauen. Sibylle und Florian