Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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Kontrast zu ihrer leicht gebräunten Haut stand.

      Das Restaurant war gut besucht, es gab kaum noch freie Plätze. Roter Teppichboden, Tische und Stühle aus Kiefernholz, ein grüner Kachelofen in der Mitte des Raumes, große Fenster, die einen weiten Blick über das Tal und auf die Berge boten, alles wirkte elegant und gleichzeitig gemütlich.

      Sibylle, Florian, die Gitarristen Simon und Martin, Timo, der Schlagzeuger, und die beiden jungen Frauen, die Klarinette und Saxophon spielten, warteten bereits auf Ela. Genau wie Florian waren auch seine Musiker attraktive junge Leute, die, in jeder Stadt, in der sie auftraten, ihre eigenen Fans im Publikum hatten.

      Der Tisch, den Ela reserviert hatte, stand ganz hinten im Restaurant, mit der schmalen Seite am Fenster. Die Musiker saßen sich an den beiden Längsseiten gegenüber, Sibylle thronte wie eine Königin am Kopfende und an ihrer linken Seite saß Florian. Elas Platz war am Ende des Tisches gegenüber von Lina, der Saxophonistin, groß und schlank wie die blonde Karin, die neben ihr saß, aber mit schwarzem kurzem Haar und dunklen Augen.

      »Da nun auch unsere Prinzessin eingetroffen ist, können wir endlich bestellen«, sagte Sibylle und streifte Ela mit einem zurechtweisenden Blick.

      »Es tut mir leid, ich bin eingeschlafen«, entschuldigte sich Ela.

      »Das macht doch nichts, das ist doch jedem von uns schon passiert«, erwiderte Lina mit einem verständnisvollen Lächeln.

      »Ich glaube, du könntest noch mehr Schlaf vertragen, du siehst ein wenig mitgenommen aus«, raunte Karin Ela zu.

      »Ja, stimmt, ich hatte wohl in den letzten Wochen zu wenig Schlaf. Ich werde auch nur eine Kleinigkeit essen und mich dann wieder hinlegen«, sagte Ela, während sie die Speisekarte aufschlug. Anna hatte ihr geraten, in nächster Zeit lieber häufiger, aber dafür kleinere Portionen zu essen. »Ich nehme einen Salat und ein Käsesandwich«, sagte sie, als der Kellner kam, um ihre Bestellungen aufzunehmen.

      »Jetzt gibst du es mir aber«, höhnte Sibylle.

      »Ich verstehe nicht, was du meinst.« Was will sie schon wieder?, dachte Ela und schaute Sibylle an.

      »Doch, du verstehst sehr wohl, nur weil ich sagte, dass dieses Kaff nicht den Gewinn abwirft, den wir in einer Stadt hätten erwarten können, musst du jetzt nicht am Essen sparen.«

      »Lass sie in Ruhe, Sibylle, bitte.« Florian legte seine Hand auf Sibylles, während er Ela mit seinem Blick streifte.

      »Ich tue ihr nichts, keine Sorge«, sagte Sibylle, zog ihre Hand von Florian weg und trank einen Schluck von dem Rotwein, den sie für alle bestellt hatte.

      »Danke, für mich nicht«, lehnte Ela den Wein ab, als der Kellner auch ihr ein Glas einschenken wollte. »Bringen Sie mir bitte ein Wasser«, bat sie.

      »Gern«, antwortete der junge Mann in der dunklen Hose und dem weißen Hemd.

      »Dir geht es wirklich nicht gut«, flüsterte Lina.

      »Mir ist nur ein wenig übel, der Reisestress.«

      »Ich glaube, Sibylle lässt ihren Stress zu sehr an dir ab«, sagte Lina so leise, dass niemand außer Ela es hören konnte.

      »Wollt ihr uns nicht an euren Geheimnissen teilhaben lassen?«, fragte Sibylle, die die beiden beobachtete.

      »Wir haben keine Geheimnisse, wir sprechen über die schöne Landschaft. Schließlich haben wir hier den besten Ausblick«, antwortete Lina und wandte ihren Kopf zum Fenster.

      »Die Aussicht ist wirklich spektakulär.« Karin zwinkerte Ela zu und folgte Linas Blick.

      »Dann lasst uns auf diesen Ausblick und die bisher gelungene Tournee anstoßen«, verkündete Sibylle und hob ihr Glas.

      »Auf die Tournee«, schlossen sich alle an.

      »Nun auch noch Wasser«, murmelte Sibylle, als sie auf Elas Glas schaute.

      Florian zuckte kurz zusammen, als ihm auffiel, wie blass Ela in der künstlichen Beleuchtung des Restaurants aussah. Er fragte sich, ob sie vielleicht krank war und nahm sich vor, sie in einer ruhigen Minute ganz offen darauf anzusprechen.

      Während des Essens unterhielten sich alle über die kleinen Erlebnisse der letzten Tage vor und hinter der Bühne. So wie sie es immer taten, wenn sie mehr als eine Nacht an einem Ort verbrachten und Sibylle sie zu einem gemeinsamem Essen bat, weil das den Zusammenhalt stärkte, womit ausnahmsweise alle mit ihr übereinstimmten.

      Ela, die sich sonst rege an diesen Gesprächen beteiligte und sich auch nicht davor scheute, Sibylle dann und wann zu widersprechen, hörte dieses Mal gar nicht richtig zu. Sie versuchte sich vorzustellen, wo sie wohl im nächsten Jahr um diese Zeit sein würde und wie sich ihr Leben bis dahin verändert hatte.

      Als die anderen nach dem Essen noch in die Bar des Hotels wechselten, erklärte Ela, dass sie lieber schlafen gehen wollte. Die Musiker wünschten ihr eine gute Nacht, während Sibylle nur kurz nickte und auch Florian nahm es ohne nachzufragen einfach hin, wie es schien. Als sie die Lobby durchquerte, um mit dem Lift in den zweiten Stock hinaufzufahren, stand Florian aber plötzlich vor ihr.

      »Was ist los mit dir, Ela?«, fragte er, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah sie direkt an.

      »Ich bin nur müde«, behauptete sie und hielt seinen Blick aus.

      »Ist das wirklich alles?«

      »Ja, das ist alles«, versicherte sie ihm.

      »Du würdest mir sagen, wenn du krank wärst?«

      »Ich bin nicht krank, Florian.«

      »Dann muss ich mir keine Sorgen machen.«

      »Nein, das musst du nicht.«

      »Gut, dann bis morgen, Ela«, sagte Florian und küsste sie auf die Wange.

      Vielleicht sollte ich ihm doch in den nächsten Tagen schon von dem Kind erzählen, dachte sie, als sie sich noch einmal nach ihm umdrehte und er sich im selben Moment nach ihr umwandte. »Vielleicht tue ich es«, flüsterte sie, als sich die Tür des Lifts hinter ihr schloss.

      *

      »Ich habe es gewusst«, stellte Sebastian mit gespielter Enttäuschung fest, als Anna nach drei Partien Schafkopf wieder einmal die höchste Punktzahl für sich beanspruchen konnte und er die niedrigste.

      Weil es draußen ein bisschen kühl war, saßen sie in der Küche an dem großen Esstisch. Benedikt am Kopfende, Sebastian und Traudel zu seiner linken und Emilia und Anna den beiden gegenüber.

      »Papa, du bist der beste, aber nicht in allem, was auch irgendwie beruhigend ist«, entgegnete Emilia mit einem frechen Lausbubenlächeln.

      »Danke, mein Schatz, das baut mich doch gleich wieder auf«, seufzte Sebastian.

      »So, meine Lieben, jetzt gibt es erst einmal einen köstlichen Brombeertee, der regt den Geist an«, verkündete Traudel. Sie stand auch gleich auf und stellte den Wasserkocher an, um den Tee zuzubereiten.

      »Du meinst, ich hätte dann auch einmal die Chance, zu gewinnen?«, fragte Sebastian lächelnd.

      »Mit ein bisschen Glück.«

      »Das Glück finde ich aber nicht im Brombeertee.«

      »Wenn er dir schmeckt und du dich wohlfühlst, dann hast du doch wenigstens ein kleines Glück gefunden. Oder etwa nicht, Papa?«

      »Das ist eine große Erkenntnis für einen so jungen Menschen«, sagte Benedikt und streichelte seiner Enkelin liebevoll über das Haar.

      »Dein Großvater hat recht, das war eine weise Antwort«, stimmte Sebastian Benedikt zu.

      »Wenn zwei Männer sich einig sind, dann muss der dritte sich wohl anschließen«, sagte Emilia lachend, als Nolan, der sich unter dem Tisch ausgestreckt hatte, dreimal kurz bellte. »Ich habe heute übrigens etwas Interessantes beobachtet, das habe ich euch noch gar nicht erzählt.«

      »Du musst einen aufregenden