SURVIVAL INSTINCT. Kristal Stittle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kristal Stittle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350250
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      »Bestens.« Mit Hinblick auf das Mädchen wollte Alec nicht weiter diskutieren, denn es blutete nicht gerade wenig. »Du hörst aber auf jedes einzelne Wort, das ich sage.«

      »Verstanden, Sir.« Danny ahmte einen Salut nach. Für Alec sah es keineswegs so aus, als mache er sich über ihn lustig.

      »Los.« Er fuhr die Rampe hinauf.

      Danny folgte ihm, der Hund ebenfalls.

      »Rifle, bleib«, befahl Alec.

      Das Tier schaute ihn mit traurigen Augen an und stellte den Kopf schief.

      »Du musst auf die Frauchen und das Haus aufpassen«, bläute er seinem Getreuen ein. »Ich will, dass du sie beschützt.«

      Rifle machte wieder schnaubend Sitz. Ihm schien die Situation ganz und gar nicht zu gefallen, doch er gehorchte,

      »Braver Junge.« Alec gab ihm einen Hundekuchen aus einer seiner Taschen und raufte sein Kopffell. »Wir sind bald wieder da.«

      Alec McGregor und Danny Cole verließen das Haus gemeinsam, nicht ohne die Tür abzuschließen.

      »Das wird nicht viel bringen«, bemerkte Danny. »Die springen selbst durch Fensterscheiben.«

      »Mag sein, aber es hält andere Dahergelaufene wie dich fern.« Alec wollte hinunter auf den Bürgersteig fahren, bemerkte aber auf halbem Weg, dass der Junge stehengeblieben war. Er drehte sich um und schaute ihn an. Danny starrte auf den Teenager unterm Garagentor.

      Dann wandte er sich Alec zu: »Sie sollten ihn erschießen.«

      Dieser winkte nur. »Komm jetzt, Kleiner. Da unten tut der niemandem etwas.«

      »Er hat Ihre Freundin verletzt.« Danny schloss zu ihm auf.

      »Erstens: Michelle ist nicht meine Freundin, und zweitens: Ich habe sie gewarnt, ihm nicht zu nahe zu treten, aber sie wollte nicht auf mich hören. Solange sich niemand dumm anstellt, kann er niemandem Schaden zufügen.«

      »Aber es gibt viele dumme Menschen«, beharrte Danny.

      Alec konnte ihm nicht widersprechen.

      Alice

      Alice nahm ein rotes Quadrat aus dem Eimer mit den Formklötzen und setzte ihn neben das gelbe Teil, dessen Namen sie nicht kannte: Hexa-irgendwas. Dann wählte sie eine blaue – wie hieß es noch? – Raute und platzierte sie neben dem roten Quadrat. Zuletzt legte sie mehrere dieser Diamanten, aber in Grün, rings um das gelbe Etwas.

      »Was baust du, Alice?« Mrs. Lou kniete neben ihr nieder.

      »Weiß nicht.« Alice zog die Mundwinkel hinunter. »Ich glaube, es ist ein Mensch.«

      »Es sieht ein bisschen so aus, ja.« Mrs. Lou fuhr die Umrisse teilweise nach. »Das sind sein Kopf, das Haar und die Schultern.«

      »Es ist wohl ein Mädchen.« Alice mochte Mädchen lieber als Jungs. Letztere waren grob und eklig … nicht zu vergessen doof.

      »Gut, es könnte auch ein Mädchen sein. Wir fangen bald an, was zu malen; machst du mit?«, fragte Mrs. Lou.

      »Au ja!« Alice malte gern.

      Sie wollte gerade aufstehen, da ermahnte Mrs. Lou sie. »Zuerst räumst du aber das Legespiel weg, bitte.«

      »Okay.« Alice fing an, die Klötze zusammenzupacken, während Mrs. Lou die anderen Kinder zusammentrommelte.

      Heute waren nicht viele in der Tagesbetreuung. Izzy, Lisa, Owen, Steven, Macy, Carol, die beiden Joes, Betty, Mind und Oscar – niemand von ihnen ließ sich blicken. Entweder waren sie krank, oder ihre Eltern mussten nicht arbeiten. Das kam gelegentlich vor; sogar Alice' Daddy bekam hin und wieder samstags frei. Darüber freute sie sich immer, durfte sie doch zu Hause bleiben und Zeichentrickserien schauen. Manchmal spazierten sie auch durch den großen Park, oder Daddy nahm sie mit zu einem Baseballspiel.

      Heute waren sie nur zu fünft: Judy, Frances, Lester, sie und Paul. Den mochte sie nicht. Er war fies, Judy dafür umso netter, und sie hatte schönes Haar. Es war glatt, rot und lang, Judy trug es zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Alice hatte blondes und sehr lockiges Haar, was ihr nicht gefiel. Ihr Daddy verglich sie immer mit einer Frau namens Shirley Temple, doch die kannte Alice gar nicht.

      Sie gesellte sich zu den anderen Kids und Mrs. Lou an den Maltisch, wo sie ihren Farbkittel anzog. Als Fünfjährige hielt sie sich für ein großes Mädchen, zumal sie das Teil allein anziehen konnte im Gegensatz zu Lester, der erst vier war und noch Hilfe brauchte.

      Mrs. Lou teilte Pinsel aus und stellte die Farbtöpfe auf. Weil heute so wenige Kinder da waren, brauchten sie nicht zu teilen, und jedes Kind bekam eine eigene Staffelei. Alice gefielen diese Ständer, deren Namen sie »Staffel-Ei« aussprach. Sie vermittelten ihr das Gefühl, eine erwachsene Künstlerin zu sein. Mrs. Lou klemmte einen Bogen Papier an ihre Staffelei … oder ihr Staffel-Ei.

      »Was sollen wir heute malen, Mrs. Lou?«, wollte Frances wissen. Er stellte andauernd Fragen – auch solche, deren Antworten er eigentlich kennen sollte.

      »Heute dürft ihr malen, was ihr wollt«, sagte Mrs. Lou mit Wonne in die Runde.

      Beim Gedanken daran strahlten alle Kinder. Normalerweise mussten sie ihre Familien, Häuser oder Blumen malen; die Aussicht darauf, frei wählen zu können, versetzte sie in helle Begeisterung.

      Alice fing mit ihrem Hund Shoes an. Sie hatte ihn unheimlich gern. Er war ihr bester Freund – nach Daddy, versteht sich. Der war aber eben ihr Vater, also musste Shoes ihr bester Freund sein. Daddy meinte, er sei ein Basset; Alice wusste zwar nicht, was das bedeutete, mochte aber die runzlige Haut des Tiers. Shoes war braun, doch Alice benutzte Rot, weil sie keine braune Farbe hatte. Auch hatte er weiße Pfoten – daher auch sein Name – doch da das Papier bereits weiß war, verwendete sie Blau.

      Während sie malten, ging Mrs. Lou in die gegenüberliegende Ecke des Saals, wo ein Telefon an der Wand hing. Es hing zu hoch, als dass Alice oder die anderen Kinder herangekommen wären, doch Mrs. Lou hatte damit keine Schwierigkeiten. Sie rief jemanden an, sprach aber so leise, dass Alice nichts verstehen konnte. Allerdings sah sie betrübt aus. Was ihr Gesprächspartner sagte, beunruhigte Mrs. Lou, und sie schaute ständig herüber. Einmal lächelte sie Alice zu, als sie bemerkte, dass die Kleine sie beobachtete; dann wandte sie sich ab.

      Paul streckte sich nach Alice' Staffelei aus und machte einen dicken, roten Klecks auf Shoes' Kopf.

      »Hey!« Alice drehte sich zu ihm um. »Du hast mein Bild versaut!«

      »Nein, ich hab es schöner gemacht.« Paul widmete sich wieder seinem Bild.

      »Nein, hast du nicht, du kannst gar nicht malen!«, zeterte Alice. »Du bist ein schlechter Maler.«

      »Nein du«, konterte Paul.

      Alice schaute auf Pauls Blatt. »Ich erkenne nicht mal, was das sein soll.«

      »Weil du dumm bist. Das ist ein Monstertruck, bäh.«

      »Ich bin nicht dumm; Monstertrucks sind dumm.«

      »Dein Hund ist dumm.«

      »Ist er nicht!«

      »Wohl. Er ist ein sehr dummer Hund – der dümmste, weil es deiner ist.«

      Alice klatschte einen breiten Streifen Gelb quer über Pauls Papier.

      Paul schnitt eine Grimasse und verschmierte Schwarz auf Alice' Bild.

      Die beiden Kinder begannen, das gemalte des jeweils anderen zu verunstalten, steigerten sich hinein und wurden immer wütender. Schließlich kreischte Alice auf.

      Auf der anderen Seite des Saals entschuldigte sich Mrs. Lou in den Hörer und eilte zum Tisch. Was passiert war, erschien ziemlich offensichtlich.

      »Er hat Shoes versaut!«, schluchzte Alice.

      »Sie hat meinen Monstertruck kaputtgemacht!«, jammerte Paul im gleichen Ton.

      »Schon