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Vier Gewinnt spielen.«

      Eigentlich hasste er das Spiel und bevorzugte Schiffe Versenken, das wiederum Alice nicht mochte. So nett war er noch nie zu ihr gewesen.

      Alice gab endlich nach und erklärte sich bereit, mit zu Mrs. Weston zu fahren. »Na gut, aber ich krieg die roten Scheiben.«

      Mrs. Weston lächelte und stand auf. Sie nahm Alice und Paul jeweils an eine Hand. An der Tür blieben sie stehen, um auf Mrs. Lou zu warten, die noch ihre Tasche holte. Auch sie fuhr nach Hause. Nachdem sie das Licht ausgeschaltet und die Tür geschlossen hatte, gingen sie gemeinsam hinaus auf den Parkplatz. Mrs. Lou verabschiedete sich und machte sich auf den Weg hinters Gebäude, während Alice mit den Westons in deren Auto stieg, das gleich vor dem Eingang stand. Sie bezog die Rückbank, Paul durfte vorne Platz nehmen. Ms. Weston setzte sich ans Steuer, steckte den Schlüssel in die Zündung und schaltete den Motor ein.

      Da schrie Mrs. Lou hinter dem Gebäude.

      ***

      »Wartet hier.« Mrs. Weston war im Nu wieder ausgestiegen und wieder Officer Weston.

      Paul und Alice beobachteten durch die Windschutzscheibe, wie sie ihre Waffe zückte und an der Seite des Gebäudes entlanglief. Die Zeit, in der sie nichts hörten, kam ihnen ewig vor, obwohl die Uhr nur ein paar Sekunden lang tickte. Dann knallte es mehrmals – wie Feuerwerkskörper. Alice rutschte tiefer auf dem Rücksitz, wohingegen sich Paul weiter nach vorne neigte.

      »Judy!« Er streckte sich nach der Fahrertür aus und stieß sie auf.

      Das Mädchen war um die Ecke gelaufen und aufs Auto zugekommen. In ihrem hübschen roten Haar hingen Klumpen in einem dunkleren Rotton, ihre schicken Kleider waren zerschlissen und schmutzig. Sie sprang in den Wagen und zog die Tür zu. Da sie brabbelte und zugleich weinte, konnte Alice kaum ein Wort dessen verstehen, was sie von sich gab. Es ging um ihren Dad.

      »Wo ist meine Mom?«, fragte Paul sie. Er wiederholte es, als Judy nicht antwortete.

      Dann erschien ihr Vater hinter der Ecke. Das Mädchen hörte nicht zu schreien auf, während er sich dem Auto näherte. Auch er war mit dem klebrig roten Zeug besudelt und hatte mehrere Löcher in den Kleidern; Blut quoll heraus. Jetzt wurde Alice bewusst, dass es sich bei dieser roten Masse ebenfalls darum handelte. Judys Dad stürzte sich auf die Motorhaube und fing an, gegen die Scheibe zu schlagen.

      »Macht, dass er weggeht!«, schrie sie. »Macht, dass er weggeht!«

      Paul drehte sich zur Seite um und versuchte die Hebel am Lenkrad. Dabei sprangen die Scheibenwischer an und bewogen ihn einen Augenblick lang zu einer überlegenen Miene. Diese verging ihm jedoch wieder, als er feststellte, dass sich die Blätter nur einmal bewegten und praktisch nichts bewirkten.

      »Lass sie schneller wischen!«, schlug Alice von hinten vor.

      Paul geriet in Panik. »Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe!«

      Judy, die immer noch entsetzt war, duckte sich in den Fußraum. Sie schluchzte und schlotterte. Paul nahm ihren Platz auf dem Fahrersitz ein und betätigte weitere Hebel. Als er einen davon umlegte, machte das Auto einen Satz nach vorn. Es rollte.

      »Halt an!«, schrie Alice vom Rücksitz. Sie griff zu einem Gurt und schnallte sich an.

      »Judy, drück auf die Bremse!«, rief Paul nach unten.

      Das Mädchen rührte sich nicht; es hatte zu große Angst. Sein Vater hämmerte weiter auf die Scheibe ein.

      »Wir stoßen dagegen«, jammerte Alice.

      »Nein, tun wir nicht.« Paul packte das Steuer. Der Wagen bewegte sich auf den Maschendrahtzaun im hinteren Bereich des Parkplatzes zu. Der Junge riss das Lenkrad kräftig nach einer Seite herum. Obwohl sie nicht sonderlich schnell fuhren, quietschten die Reifen. Jetzt näherten sie sich dem Zaun an der Seite des Geländes.

      »Mach, dass er verschwindet«, klagte Alice. »Hau ab!«, fuhr sie den Mann an.

      Judy zog sich noch tiefer in den Fußraum zurück, sodass sie das Gaspedal deutlich weiter durchdrückte. Nun raste das Fahrzeug auf den Zaun zu, und ihr Dad wäre ob der unvermittelten Beschleunigung fast heruntergefallen, hätte er sich nicht festhalten können.

      Sie rammten den Draht mit so hoher Geschwindigkeit, dass sie ihn mühelos durchbrachen, wobei Judys Vater von der Haube gerissen wurde. An dieser Seite des Zauns führte eine Straße entlang. Paul versetzte dem Steuer einen neuerlichen Ruck, um darauf einzubiegen. Alice klammerte sich um ihr Leben bangend fest und rechnete jedem Moment damit, das Auto würde sich überschlagen.

      »Wir werden sterben!«, heulte sie.

      Paul blaffte zurück: »Nein, werden wir nicht!«

      Sie brausten mit ihm am Lenkrad die Straße hinunter. Er versuchte, das Fahrzeug unter Kontrolle zu bekommen, doch es schlingerte wie verrückt. Alice hielt sich am Sitzpolster zwischen ihren Knien fest.

      »Judy, bremsen!«, schrie sie nach vorne.

      Ihre Freundin reagierte nicht.

      »Nein, wir wollen nicht bremsen«, korrigierte Paul.

      »Wieso nicht?« Alice fiel nichts Besseres ein, als sofort stehenzubleiben.

      »Wir müssen zur Polizei«, erklärte Paul. »Judys Dad ist verletzt worden, und wenn das passiert, muss man zur 911.«

      »Das ist eine Telefonnummer, keine Adresse.« Pauls Logik befremdete Alice.

      »Ich glaube, ich kenne den Weg dorthin. Mom hat mich schon ein paarmal mitgenommen.«

      Das Auto eierte im Slalom weiter, wobei es von Hindernissen am Straßenrand abprallte. Dass er es noch nicht völlig zu Schrott gefahren hatte, war verblüffend.

      »Wir sollten anhalten und einen Erwachsenen um Hilfe bitten.« Alice versuchte, möglichst viel Überzeugungskraft in ihre Stimme zu legen.

      Paul wollte sie nicht erhören: »Nein.« Vielmehr sah es so aus, als habe er seine helle Freude.

      »Ich will nach Hause«, nölte Alice.

      »Weißt du, wo euer Haus steht?« Paul fragte, als habe sie keine Ahnung.

      »Dort entlang.« Alice zeigte geradeaus. Sie kannte den Weg, weil sie ihn schon viele Male sowohl an der Seite ihres Vaters im Wagen als auch selbst zu Fuß zurückgelegt hatte. Daddy konnte übrigens viel besser mit einem Auto umgehen als Paul. »Ich will heim, ich will zu meinem Daddy.«

      »Niemand weiß, wo er ist«, schnauzte der Junge. »Vielleicht lebt er gar nicht mehr.«

      »Sag so etwas nicht!«, erwiderte Alice.

      »Er kann genauso gut tot sein wie meine Mama.« Paul brach in Tränen aus.

      »Ich will zu Shoes!«, gellte das Mädchen.

      »Also gut.« Paul wurde trotzig. »Fahren wir halt zu deinem dummen Haus und deinem dummen Hund. Wo entlang?«

      Alice kniete sich auf die Rückbank, um mehr zu sehen, behielt den Gurt aber vor der Brust. »Fahr geradeaus weiter, ich sag Bescheid.« Sie war froh, diesen Kampf gewonnen zu haben. Alice brauchte Shoes.

      Das Auto schoss die Straße hinunter, während Judy auf dem Gaspedal kauerte.

      »Da rein.« Alice zeigte in eine Straße. »Wo der große Baum an der Ecke steht und an dem Kerl dort vorbei.«

      Auf der Straße stand ein junger Mann, der fast nichts am Leib trug. Er versuchte, die Tür eines Wagens zu öffnen, den Alice für seinen eigenen hielt. Das bereitete ihm Schwierigkeiten. Paul scherte wieder aus und streifte ein anderes Fahrzeug.

      »Hör auf, Knöpfe zu drücken!«, schimpfte Alice.

      »Sei still, oder willst du selbst fahren?«, gab Paul zurück. Er schlug das Steuer ein, lenkte aber zu stark gegen, sodass sie auf die andere Straßenseite gelangten und die dort parkenden Autos schrammten. Alice brüllte, als sie sah, wie der Mann in Unterwäsche seitwärts über ihre Motorhaube rollte. Auch Paul stieß