SURVIVAL INSTINCT. Kristal Stittle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kristal Stittle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350250
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Tempo um die nächste Kurve.

      Emma hörte endlich zu schreien auf und starrte schockiert vor sich hin. Danny rutschte zur äußeren Tür und schaute nach draußen. Der Teenager lag reglos ein Stück weit voraus. Vom Wagen bis zu ihm zeichnete sich eine rote Spur auf dem Asphalt ab, und seine Glieder waren eigenartig verdreht.

      »Ich glaube, er ist tot«, wisperte Danny, als fürchte er, den Leib des Teenagers irgendwie mit seiner Stimme wiederzuerwecken, seine Wut auf das, was gerade geschehen war, zu schüren und seine Kraft zu verdoppeln im Bestreben, die Kinder zu schnappen.

      »Und wenn nicht?« Emma hatte also den gleichen Gedanken.

      Danny schaute am Auto entlang. »Da.« Er zeigte auf etwas.

      Emma rückte heran, um zu sehen, was es war, wozu sie beide Hände auf seinen Arm legte. Sie fühlten sich erstaunlich weich an. Emma sah nur ein Haus. »Was meinst du? Wo?«

      »Die Garage dort steht ein wenig auf. Da kommen wir rein.« Danny bemerkte auf einmal, dass eine seiner Hände auf Emmas weichem, cremeweißem Bein lag, nachdem ihr Sommerkleid ein gutes Stück weit hochgerutscht war. Drehte er den Kopf jetzt um, mochte er ihre Unterwäsche sehen. Schnell zog er die Hand weg.

      »Was bringt uns das?« Emma schien es nicht aufgefallen zu sein.

      »Ich glaube nicht, dass wir es bis zur Schule schaffen werden.« Er sah den Tatsachen ins Auge.

      »Aber jemand könnte in der Garage lauern.«

      »Das Tor ist nur einen Spaltbreit geöffnet; wir zwei kommen geradeso durch. So ein Irrer würde das nicht schaffen, und wir könnten es wieder hinunterziehen, sobald wir drin sind.«

      »Sollen wir nicht hierbleiben?« Emma klang entsetzt von der Vorstellung, ihre gegenwärtige Sicherheitszone zu verlassen.

      »Die Scheibe wird nicht halten.« Danny verwies auf die Risse und nutzte den Moment, um unauffällig weiter von Emma wegzurücken. »Insbesondere nachdem uns das andere Auto gestreift hat.«

      »Wenn du es für das Beste hältst.« Sie überließ die Entscheidung Danny, der darüber nicht gerade froh war; dennoch sagte er tapfer: »Okay.«

      Er entriegelte die äußere Tür. Nach mehrmaligem Drücken sprang sie endlich auf, begleitet von einem Knirschen. Danny sah sich nach links und rechts um, während er versuchte, den Teenager nicht zu beachten. Dann stieg er aus. Emma folgte ihm und benutzte einmal mehr seine Schultern als Stütze. Im Gegensatz zu Danny konnte sie die Augen nicht von dem weitgehend nackten Leib auf der Straße abwenden; jetzt hatte er nicht mehr nur ein paar Abschürfungen.

      Sie überquerten die Straße schräg, um auf kürzestem Wege zu dem Haus zu gelangen. Der tote Teenager bewegte sich nicht.

      Als sie das Gebäude erreichten, lehnte Danny Emma gegen die Garage. »Ich gehe vor und überzeuge mich erst, ob es sicher ist.«

      »Gut.«

      Er legte sich auf den Bauch und schaute durch die Lücke, derweil er Emmas langer Beine unter ihrem Kleid nur allzu deutlich bewusst war. Unterm Tor fiel gerade so viel Licht ein, dass er die Reifen eines Autos ausmachen konnte, außerdem die unteren Teile von Werkzeugkisten und etwas, das er für eine Treppe nach oben in die Wohnung hielt.

      Er sah keine Menschen, allerdings hieß das nicht, dass sich nicht doch jemand hinter den Kisten oder sogar im Auto versteckte.

      Danny kroch bäuchlings hinein, wobei er seinen Rücken an der Unterleiste des Garagentors leicht zerkratzte, jedoch ließ sich der Schmerz aushalten. Auch wenn ihm das natürliche Licht genügte, um sich zurechtzufinden, trat er vor einen Lichtschalter und betätigte ihn. Die Neonröhren an der Decke flackerten ein wenig, leuchteten den Raum aber sehr gut aus. Die vermutete Treppe erwies sich als Rampe, doch ansonsten sah alles wie in einer herkömmlichen Garage aus.

      In dem Moment stieß Emma einen gellenden Schrei aus.

      ***

      Danny lief zurück zum Tor. Emma versuchte bereits, sich hindurchzuzwängen, wurde aber von irgendetwas zurückgezogen.

      »Hilf mir, Danny!«, kreischte sie. »Oh Gott, er beißt mich! Er beißt mich!«

      Danny packte ihre Arme und zog. Tränen strömten über ihre Wangen. Sie lag schon fast ganz in der Garage, doch ein enthäuteter, blutender Arm, zu dem ein ebensolches Gesicht gehörte, hielt hartnäckig eines ihrer Beine fest. Die Haut, die der Angreifer noch besaß, war weißlich blass. Danny trat aus und traf sein Gesicht, doch der Kerl ließ nicht ab, da trat er wieder – und noch einmal. Endlich löste sich seine Hand, und Emma rutschte das restliche Stück herein.

      Trotz wiederholter Tritte versuchte der Angreifer, ihr zu folgen, war aber zu breit. Er tastete mit einem Arm auf dem Boden herum im Versuch, Danny oder Emma zu fassen. Als ersterer das breite Tor hinunterziehen wollte, stellte sich heraus, dass es klemmte und sich nicht schließen ließ. Schuld daran war ein Holzkeil an einer Seite, der das Tor blockierte. Danny trat ihn heraus, wobei er sich heftig den Zeh prellte, und das Tor rutschte das restliche Stück von selbst hinunter. Es trennte den Arm des Angreifers nahezu gänzlich ab, was diesen aber nicht daran hinderte, ihn weiterzubewegen und ins Leere zu greifen.

      Danny packte Emma wieder und zog sie hinüber auf die andere Seite des geparkten Autos. Als er an ihrem Bein hinunterschaute, sah er, dass es blutete, aber nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Der Typ hatte keine Fetzen herausgerissen. Nachdem er ein sauberes Tuch gefunden hatte, verband er die Wunde. Emma hörte nicht auf zu weinen.

      »Er war es!«, heulte sie. »Er war es.«

      »Wer war was, Emma?« Danny konnte nur hoffen, dass sie sich beruhigte.

      »Der Junge von der Straße – der von dem Auto angefahren wurde. Er war es!«

      Danny Cole konnte sich nicht erklären, wie der Teenager in der Lage gewesen sein sollte, aufzustehen und Emma anzugreifen, also dachte er nicht weiter darüber nach. Trotzdem, die Hautabschürfungen …

      »Komm einfach wieder runter, Emma.« Danny streichelte ihren Schopf. Sie trug ihren Haarreif nicht mehr; er musste ihr irgendwann abhanden gekommen sein. »Alles wird gut. Jetzt sind wir sicher. Wir kommen heil hier raus.«

      Da, schon wieder eine Lüge.

      Alec

      Alec schaute hoch auf die Wasserkisten. Warum stellte ein Lebensmittelgeschäft solche Waren so weit oben in die Regale? Selbst ein gesunder Kunde hätte sie mit ausgestrecktem Arm nur schwerlich herunterziehen können. Er drehte sich auf dem Gang, in dem er stand, nach beiden Seiten um, doch die einzige andere Person in der Nähe war eine fettleibige Frau, die sich wohl nicht entscheiden konnte, welche Limonade sie nehmen sollte. Zugleich versuchte sie verbissen, nicht zu Alec herüberzuschauen.

      Er wandte sich dem Deutschen Schäferhund an seiner Seite zu. »Rifle, geh jemanden holen, der mit hilft, ja?«

      Er nahm das Tier von der Leine, woraufhin Rifle über den Gang trottete. Einen Augenblick später kehrte er ebenso gemächlich mit Anton zurück, der fürs Wiederaufstocken der Regale verantwortlich war.

      »Hallo Mr. McGregor.« Der Junge klang immer so nervös, wenn Alec mit ihm zu tun hatte. »Womit kann ich Ihnen heute dienen?«

      »Du kannst aufhören, die schweren Artikel so hoch einzuräumen.« Das musste gesagt werden, und dann: »Ich brauche eine Kiste Wasser.«

      »Sollen Sie bekommen.« Anton trat näher, um sie herunterzunehmen.

      Alec manövrierte den Rollstuhl aus dem Weg. Rifle kehrte an seine Seite zurück und machte mit einem Schnauben Sitz. Dem Hund fiel diese Sache genauso auf die Nerven wie seinem Herrchen. Anton hatte leichte Schwierigkeiten, schaffte es aber zuletzt, eine Kiste herunterzuziehen, ohne dass alle anderen auf seinen Kopf krachten. Er reichte sie Alec.

      »Brauchen Sie sonst noch etwas, Mr. McGregor?«, fragte Anton, während Alec die Kiste in seinen Einkaufswagen wuchtete.

      »Nein, außer ihr habt es genauso hoch eingeordnet.« Damit war der Junge entlassen. Alec gefiel,