Die erste ENQA-Erhebung (vgl. The Danish Evaluation Institute 2003:19) ergab, dass Akkreditierung vor allem im Zusammenhang mit Studiengängen (accreditation of programme) Anwendung findet. Demgemäß wurde sie 2003 an über 50 % der befragten Institutionen durchgeführt, allen voran an Hochschulen im deutschsprachigen Raum. Auch im Bereich der Institute wurde Akkreditierung von über 20 % der Beteiligten angewandt. Um die oben angesprochene Diffusität des Begriffs »Akkreditierung« zu klären, wurde der Terminus in der ENQA-Erhebung (The Danish Evaluation Institute 2003:20) durch folgende Charakteristika definiert:
1 Akkreditierung erkennt an (oder nicht), dass ein universitärer Kurs, ein Studium oder eine Institution einen gewissen Standard (Minimalstandard oder Exzellenzstandard) erfüllt.
2 Akkreditierung beinhaltet daher immer ein Benchmarking.
3 Die Ergebnisse einer Akkreditierung werden immer auf Basis von Qualitätskriterien und niemals aufgrund politischer Überlegungen getroffen.
4 Akkreditierung beinhaltet ein binäres Element, welches entweder positiv oder negativ ist.
Ganz wesentlich bei der Unterscheidung zwischen Akkreditierung und anderen qualitätssichernden Maßnahmen ist der vierte Punkt, denn am Ende jeder Akkreditierung wird von der durchführenden Agentur ein Zertifikat (Qualitätssiegel) ausgestellt (oder nicht), das darlegt, ob die untersuchte Institution die jeweiligen Standards erfüllt oder nicht, wobei theoretisch die Möglichkeit besteht, dass dies auch mit Auflagen erfolgt und die betreffende Institution die geforderten Nachbesserungen innerhalb einer bestimmten Zeit durchzuführen hat (vgl. HRK 2007:11).
2.3.2.4 Evaluation
Neben den drei bereits genannten Maßnahmen zur Qualitätsoptimierung setzte sich an europäischen Hochschulen seit den 1980er Jahren vor allem eine weitere Methode durch: die Evaluation. Der Terminus Evaluation wird in der Literatur, wie u.a. Gollwitzer/Jäger (vgl. 2009:XI) und Stockmann (vgl. 2010:9) feststellen, geradezu »inflationär« verwendet, und es ist daher in jedem Fall ratsam, darauf zu achten, in welchem Kontext er jeweils wie verwendet wird, bzw. explizit darzulegen, was man selbst meint, wenn man von Evaluation spricht (siehe Kapitel 3).
Im Kontext der universitären Qualitätsverbesserung und -sicherung spricht man verwirrenderweise in zumindest zweierlei Hinsicht von Evaluation: Einerseits als Hyperonym für sämtliche qualitätssichernden Maßnahmen wie Audit, Akkreditierung und Benchmarking, die alle unterschiedliche Evaluationsverfahren sind. Zum anderen wird Evaluation selbst auch als spezielle Methode dieser Verfahren gesehen, was die exakte Unterscheidung oft erschwert. Bei letzterem handelt es sich im Wesentlichen um die Evaluation von Studium, Lehre, Forschung, Verwaltung und Dienstleistungen (vgl. Mittag 2006:2), und man spricht beispielsweise von der Evaluation eines (Studien-)Faches (evaluation of a subject), eines Studienganges/Programms (programme evaluation) oder eines Institutes (institutional evaluation) etc.
Obwohl es in der Evaluationsforschung unterschiedlichste Evaluationstheorien, -ansätze und Modelle gibt (einen Überblick bieten Balzer 2005: Kapitel 4 bzw. Rindermann 2009:12ff), spricht man im Zusammenhang mit Evaluationsverfahren an Hochschulen zumeist von einem sogenannten mehrstufigen Verfahren, welches aus einer internen und einer externen Evaluation, der Veröffentlichung eines Evaluationsberichts und dem sogenannten Follow-up besteht, welches als die Phase der Umsetzung der Evaluationsergebnisse betrachtet werden kann.
Die interne Evaluation ist ihrem Wesen nach eine Selbstevaluation, eine »kritische Bestandsaufnahme durch ein Fach/einen Fachbereich bezüglich des Geleisteten« und in der »externen Evaluation wird dies durch Gutachter (Peers) überprüft« (HRK 2007:7). Die interne Evaluation wird mit einem Bericht (Selbstreport) abgeschlossen, welcher den externen EvaluatorInnen als Basis für ihre Untersuchung dient. Nach einer – üblicherweise zweitägigen – Vor-Ort-Begehung fassen die Peers ihre Empfehlungen und Anregungen in einem schriftlichen Gutachten zusammen (vgl. HRK 2007:7f), welches in der Regel veröffentlicht wird und den eigentlichen Evaluationsprozess beendet. Im Anschluss daran folgt das Follow-up, welches, wie Mittag (vgl. 2006:9) festhält, in den Händen der evaluierten Hochschule liegt und bis dato wenig untersucht wurde (vgl. ibid.:24).
Wie oben bereits kurz angeführt, kann Evaluation als Methode der Qualitätsverbesserung und Qualitätssicherung nicht nur in den verschiedensten Bereichen der Hochschule eingesetzt, sondern auch auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. So kann sie beispielsweise summativ, zur Bewertung von Ergebnissen oder formativ, zur Begleitung und Beratung Verwendung finden. Je nachdem, welche Ziele mit einer Evaluation verfolgt werden, sind unterschiedliche Evaluationstypen und Abläufe zu nennen.
Evaluiert kann grundsätzlich alles werden, von einzelnen Lehrveranstaltungen, Studienrichtungen, über Lehrgänge bis hin zur Universität als Ganzes. Ergebnisse sind dann neben Evaluationsberichten und eventuellen Veränderungen z.B. auch Universitätsrankings, wie etwa die oben genannten vom Magazin Times Higher Education. Die Bandbreite, wie, was und wann evaluiert wird, ist dabei sehr unterschiedlich, ebenso wie potenzielle Schritte und Entscheidungen, die nach der Evaluation getroffen werden.
Nachdem die Institution Universität primär der Gewinnung und Bewahrung von Erkenntnis und der akademischen Bildung und Ausbildung von Studierenden dient (vgl. Rindermann 2009:24), wird neben der Forschung in erster Linie auch die Qualität der Lehre evaluiert. Obwohl allein die Nennung von Evaluation, Qualität und Lehre in einem Atemzug an sich bereits oftmals für explosiven Diskussionsstoff sorgt, der mehrere Bände füllen könnte, so haben sich dennoch Methoden etabliert, die darauf abzielen, die Qualität der Lehre zu messen bzw. zu optimieren. Als eines der wichtigsten (vgl. Alphei 2006:7) aber zugleich auch eines der umstrittensten Verfahren (vgl. z.B. McKeachie 1997), welches hierzu eingesetzt wird, gilt die Evaluation von Lehrveranstaltungen durch Studierende (student ratings), die das Herzstück dieses Buches darstellt. Dass bei der Messung von Lehrqualität auch immer wieder Fallstricke zu finden sind, darauf weist Wolbring (2013) im Detail hin.
2.4 Zusammenfassung
Dieses einführende Kapitel verfolgte primär die Intention, den Leser/die Leserin auf die Wichtigkeit qualitätsoptimierender Maßnahmen hinzuweisen, wie diese nicht nur im Alltag und in der Wirtschaft, sondern auch im universitären Kontext zusehends an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus wurde versucht, einen Überblick über die gängigsten Verfahren der Qualitätsoptimierung zu geben, die im Hochschulbereich aktuell zum Einsatz kommen und auch für den Inhalt und weiteren Aufbau dieses Buches entscheidend sind. Dazu zählen zum einen Standards und Leitlinien, die vor allem der Orientierung dienen, und zum anderen explizite Verfahren wie Benchmarking, Audit, Akkreditierung/Zertifizierung und Evaluation. Ein weiteres Ziel dieses Kapitels war auch, auf die komplexe Verknüpfung von Universität, Wirtschaft und Politik hinzuweisen und auf den Eindruck, den man diesbezüglich in Verbindung mit einigen Modellen qualitätsoptimierender Maßnahmen gewinnen kann, dass nämlich manche eher der Rechtfertigung nach Außen dienen bzw. formalen Status haben als tatsächlich Verbesserungen zu bewirken, was bei vielen Beteiligten nicht selten zur bereits genannten Evaluitis führt.
3 Evaluation und Fremdsprachenunterricht
»Evaluation is like a lock and key,
if you have the right key
you can open the lock and make it work.
If you have the right information
you can make the thing work«
Patton (1997:36).
In Kapitel 1 wurden