Komplexe Dynamische Evaluation (KDE): Ein Instrument zur Optimierung des universitären Fremdsprachenunterrichts. Christoph Waldhaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Waldhaus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823300410
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nur unbewusst wahrgenommen werden und oftmals eher zu Vermutungen anregen als zu konkreten Rückschlüssen zu führen. Direkte Feedbacks können, ausgehend von der Lehrperson, zum Beispiel durch mündliche oder schriftliche Korrekturen erfolgen oder durch Stellungnahmen zu diversen Arbeiten, die von den Studierenden abgegeben wurden. Die Lehrperson evaluiert die Performanz der Studierenden in den unterschiedlichsten Situationen und gibt ihnen Rückmeldung. Von den LernerInnen ausgehend sind direkte Feedbacks z.B. konkrete Äußerungen zu einzelnen Themen im Unterricht, wie beispielsweise Aufforderungen an die Lehrperson, etwas erneut zu erklären bzw. zu wiederholen oder Fragen, die sie während oder nach dem Unterricht stellen. Gerade diese direkten Feedbacks sind für mich als Lehrender im Hinblick auf gute Lehre und damit den Lehr- bzw. Lernerfolg von größter Bedeutung, da man als LehrendeR ohne diese Rückmeldungen von den Studierenden keine (akkurate) oder nur sehr wenig Auskunft darüber hat, ob und wie das vermeintliche input aufgenommen bzw. was davon zum tatsächlichen intake wurde.

      3.2.3 Evaluation vs. Qualitätsmanagement

      Für weitere Verwirrung sorgt die oftmals unzureichende terminologische Trennung von Evaluation und Qualitätsmanagement bzw. Total Quality Management (TQM). Wenngleich Evaluation und Qualitätsmanagement Gemeinsamkeiten aufweisen und die beiden Termini oft in einem Atemzug genannt werden, sind zwischen diesen beiden Begriffen zahlreiche Unterschiede zu verzeichnen, die für eine exakte Unterscheidung und gegen eine potentiell synonyme Verwendung der Termini sprechen. Einen detaillierten Überblick zu diesem Thema geben Stockmann (2006: Kap. 2.4), Ernst (2008: Kap. 2.1) und Ditton (2010), deren Ausführungen als Basis für die untenstehenden Tabellen dienen, in welchen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in aller Kürze aufgezeigt werden sollen:

      3.2.3.1 Gemeinsamkeiten

Qualitätsmanagement Evaluation
Ziele zur Qualitätsoptimierung eines Produktes bzw. einer Dienstleistung beitragen
Ursprung USA (1950er Jahre) USA (frühes 19. bis Mitte 20. Jh.)
Einsatz in moderner, rationaler Unternehmensführung als Entscheidungshilfe und zur nachvollziehbaren Begründung von Entscheidungen
Probleme bei Akzeptanz und Umsetzung; oftmals sind Verfahren sehr aufwendig und wenig beliebt und die aus den Untersuchungen abgeleiteten Empfehlungen werden aus unterschiedlichsten Gründen (Wille, Organisation, Bürokratie etc.) nicht umgesetzt.

      Tab. 3: Gemeinsamkeiten zwischen Qualitätsmanagement und Evaluation

      3.2.3.2 Unterschiede

Qualitätsmanagement Evaluation
Herkunft Betriebswirtschaft privatwirtschaftlicher Sektor Sozialwissenschaften öffentlicher Sektor
Anwendungsfelder Unternehmen Gewinnorientierung Wettbewerb Nonprofit-Organisationen keine Gewinnorientierung kaum Wettbewerb
Orientierung KundInnen Zielgruppen Beteiligte, Betroffene Zielgruppen
Ausrichtung total, komplex, klärend umfassend berücksichtigt alle Mitglieder einer Organisation, interne Strukturen, Abläufe und das Organisationsfeld Managementaufgabe top-down intern partiell, fokussiert nicht umfassend, weil Entscheidungskomponente fehlt; es werden nur Informationen geliefert und bewertet bzw. Empfehlungen definiert; die Umsetzungsentscheidung bleibt beim Management selbstbestimmte Methode top-down, bottom-up intern und/oder extern
Beteiligung der Mitarbeiter i.d.R. alle MitarbeiterInnen MitarbeiterInnen sollen von TQM überzeugt sein und dies in täglicher Arbeit umsetzen Einbindung v.a. bei Umsetzung je nach Typ stärkere bis schwächere Einbindung keine Einbindung bei wissenschaftl. Evaluation wenn Einbindung: dann vor allem bei Design-, Bewertungs-, und Verwertungsphase
Funktion Kontrollinstrument der Leitung Beratung, Unterstützung, Überwachung
Primäre Intention Optimierung der Qualität zur Steigerung der Nachfrage und des Gewinns shareholder value1 Evaluationsziele frei bestimmbar stakeholder value2
Bewertungskriterien festgelegt (z.B. ISO) Änderungen nicht vorgesehen frei bestimmbar Änderungen möglich Orientierung an Standards Definiert durch: EntscheidungsträgerInnen bzw. AuftraggeberInnen (direktiv) EvaluatorInnen (wissenschafts-/ erfahrungsbasiert) Zielgruppen/StakeholderInnen (emanzipativ) alle zusammen (partizipativ)
Aktivität kontinuierlich zumeist periodisch und befristet kann kontinuierlich sein
Reichweite/ Tiefe des Untersuchungsfeldes schmal, auf KundInnen bezogen (Kosten-Nutzen) Effizienz/Effektivität von Programmen Ursache-Wirkungszusammenhänge auf Unternehmen begrenzt breit Beschaffung/ Bewertung von Informationen, Transparenz Effizienz/Effektivität, Nachhaltigkeit bezieht gesamten gesellschaftlichen Kontext mit ein (Kausalanalyse)

      Tab. 4: Unterschiede zwischen Qualitätsmanagement und Evaluation

      Wie die vorangehenden Tabellen verdeutlichen, sind die Unterschiede zwischen Qualitätsmanagement und Evaluation somit gravierender als die Gemeinsamkeiten. Wenngleich beide grundsätzlich dasselbe Ziel verfolgen, zur Qualitätsverbesserung beizutragen, so sind die dahinterstehenden Konzepte und Herangehensweisen doch sehr verschieden voneinander. TQM kann als ein umfassendes und kontinuierliches System der Qualitätssicherung gesehen werden, welches von der Informationsbeschaffung bis zur Umsetzung der Ergebnisse sämtliche Bereiche abdeckt, während bei der Evaluation vor allem die Informationsbeschaffung und deren Bewertung im Vordergrund steht. Die Umsetzung der Ergebnisse ist explizit nicht mehr Bestandteil einer Evaluation, die zudem hinsichtlich der Durchführungsart in der Regel zeitlich befristet bzw. periodisch ist.

      Wichtiger als die einzelnen Unterschiede detailliert zu diskutieren, scheint, wie Stockmann (2006:93) ausführt, die Erkenntnis, dass diese beiden Verfahren keine sich gegenseitig