Komplexe Dynamische Evaluation (KDE): Ein Instrument zur Optimierung des universitären Fremdsprachenunterrichts. Christoph Waldhaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Waldhaus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823300410
Скачать книгу
empirischen Methodologie versteht man hingegen das Design für einen spezifischen Typ von Sozialforschung, der die Informationsbeschaffung mit expliziten Zielen und Instrumenten zum Gegenstand hat, während Evaluation im Zusammenhang mit Umfrageforschung die Erhebung und Auswertung bewertender (evaluierender) Aussagen von Befragten meint, die in einem bestimmten Verhältnis zum evaluierenden Gegenstand stehen (vgl. Kromrey 2005:35). Diese Ausführungen Kromreys verdeutlichen die Komplexität, die mit der Verwendung des Terminus Evaluation einhergeht.

      Auf eine ähnliche Vielschichtigkeit des Begriffs im Hochschulkontext wurde auch in diesem Buch bereits hingewiesen, weil Evaluation in diesem Zusammenhang einerseits oft als Oberbegriff für sämtliche qualitätssichernde Maßnahmen wie Audit, Akkreditierung und Benchmarking verwendet wird, und andererseits, weil Evaluation i.e.S. auch eine spezielle Methode dieser Verfahren ist – z.B. die Evaluation von Lehrveranstaltungen.

      Zudem kann man feststellen, wenn man die Literatur zu diesem Begriff analysiert, dass er häufig nicht korrekt oder nicht explizit genug von anderen Begriffen, wie Evaluationsforschung, Qualitätsmanagement, Grundlagenforschung etc. abgegrenzt wird, was die Problematik, eine exakte Definition zu finden, erschwert, wie in Folge erläutert wird.

      3.2 Abgrenzung zu anderen Begriffen

      Eine detaillierte Abgrenzung des Begriffs Evaluation von Begriffen wie Evaluationsforschung, Qualitätsmanagement, Grundlagenforschung etc. stellt nicht nur eine große Herausforderung dar, sondern kann nicht in wenigen Worten erfolgen. Da dies auch nicht die Intention dieses Buches ist, genügt für den gegebenen Kontext eine überblicksartige Skizze, wenngleich auf die jeweiligen Werke, die diese Analyse in größerem Umfang ermöglichen, in den einzelnen Abschnitten verwiesen wird.

      3.2.1 Evaluation vs. Evaluationsforschung, Programmevaluation und Evaluierung

      Ein Grund, warum die Verwendung des Begriffes Evaluation oftmals unklar erscheint, ist, weil dieser in der Literatur nicht selten synonym zu anderen Begriffen wie Evaluationsforschung, Programmevaluation, Evaluierung etc. verwendet wird. Obwohl bereits Suchman (vgl. 1967) versuchte, eine klare Abgrenzung zwischen Evaluation und Evaluationsforschung herzustellen, konnte sich diese Bemühung in der scientific community bis dato nicht durchsetzen und auch in neueren Auflagen von Standardwerken (siehe z.B. Rossi/Lipsey/Freeman, 2004:6) werden diese Begriffe nach wie vor bzw. wieder weitgehend synonym verwendet.

      Suchman (vgl. 1976) verstand unter Evaluation im Wesentlichen den Prozess der Beurteilung des Wertes eines Produktes, Prozesses oder Programms. Dabei sind seiner Ansicht nach keine systematischen und wissenschaftlichen Verfahren oder datengestützten Beweise zur Untermauerung einer Beurteilung nötig. Unter Evaluationsforschung hingegen verstand er die explizite Verwendung dieser wissenschaftlichen Methoden bzw. Verfahren bei einer Beurteilung. Auf diese Weise ist seiner Ansicht nach die Trennung zwischen einer reinen Behauptung und einer auf Beweisen basierenden Bewertung möglich. Für mich kommt diese erste Unterscheidung der Abgrenzung zwischen allgemeiner und wissenschaftlicher Evaluation gleich, auf die noch näher eingegangen wird (siehe 3.2.5).

      Wenngleich der Ansatz von Suchman zweifelsfrei seine Berechtigung hat und ein erneuter allgemeiner Versuch sämtliche, mit Evaluation in Verbindung stehenden Termini klar zu definieren und voneinander abzugrenzen auch heute noch sehr sinnvoll ist, so kann bezweifelt werden, dass dieser Versuch aktuell mehr Erfolg hätte als jener von 1967. Daher wird dies im vorliegenden Buch nicht intendiert, sondern lediglich expliziert, was hier konkret unter den jeweiligen Begriffen im jeweiligen Kontext verstanden wird:

      Evaluation wird in diesem Buch im Allgemeinen und in ihrer simpelsten Form als das Sammeln, Analysieren und Bewerten von Informationen gesehen und ist synonym zu Evaluierung. Letzteres wird als Nomen von evaluieren verstanden und wird dann verwendet, wenn explizit der Prozess des Bewertens vor dem Hintergrund bestimmter Kriterien betont werden soll. Dies kann bei einer allgemeinen Evaluation ohne wissenschaftliche Methoden erfolgen oder bei einer wissenschaftlichen Evaluation auf Basis dieser. Im Zusammenhang mit dem Kontext dieses Buches muss bereits hier darauf hingewiesen werden, dass im erweiterten Rahmen des pädagogischen Handelns bzw. der Optimierung von Lehr- bzw. Lernsituationen etc. weitere Definitionen von Evaluation folgen, sie jedoch im gegebenen Kontext erörtert und demgemäß an den jeweiligen Stellen angeführt und besprochen werden.

      Das Ergebnis einer Evaluation wird hier nicht als Evaluation bezeichnet, sondern als Evaluationsergebnis bzw. Ergebnis der Evaluation. Unter Programmevaluation wird eine konkrete Form der Evaluation verstanden, die sich auf das Evaluieren eines Programms (z.B. eines Fremdsprachenkurses) bezieht.

      Evaluationsforschung betont nicht nur den wissenschaftlichen Kontext einer Evaluation, sondern sie ist als eine eigenständige Wissenschaftsdisziplin zu verstehen (wenngleich sie in der Regel nur als Teildisziplin der Sozialforschung betrachtet wird), die sich der üblichen wissenschaftlichen Methoden und Techniken bedient, um wissenschaftliche Evaluationen zu beschreiben und durchzuführen. Sie stellt das theoretische Grundgerüst für professionelle Evaluationen zur Verfügung bzw. zieht sie aus den Ergebnissen von Evaluationen Rückschlüsse, auf deren Basis erneut Erkenntnisse gewonnen und verallgemeinert werden können, die in Folge eine Weiterentwicklung von Evaluation(-sforschung) ermöglichen. Daher wird dieser Begriff im vorliegenden Buch explizit nicht synonym zu Evaluation gesehen.

      3.2.2 Evaluation vs. Lehrveranstaltungsevaluation, Evaluation der Lehre, Lehrevaluation, Feedback und Rückmeldung

      Im Kontext dieses Buches ist auch explizit zwischen Evaluation, Lehrveranstaltungsevaluation, Evaluation der Lehre, Lehrevaluation, Feedback und Rückmeldung zu unterscheiden. Evaluation kann, wie bereits unter Abschnitt 2.3.2.4 angeführt, zum einen als Hyperonym zu diesen Begriffen gesehen werden und stellt zum anderen das Generieren, Analysieren und Bewerten – das Evaluieren – von Informationen dar. Unter Lehrveranstaltungsevaluation wird das Evaluieren einer expliziten Lehrveranstaltung (in der Regel) durch die Studierenden verstanden. Alternativ bzw. zusätzlich zur Lehrveranstaltungsevaluation durch Studierende könnte diese auch von KollegInnen evaluiert werden, was dann als Peer-Evaluation bezeichnet wird (siehe Abschnitt 3.3.2.4.2). Wird die gesamte Lehre eines Studiums oder eine Universität evaluiert, spricht man von Lehrevaluation oder Evaluation der Lehre.

      Feedback wird als Synonym zu Rückmeldung gesehen und stellt nicht nur einen wichtigen Bestandteil herkömmlicher Kommunikationssituationen dar (siehe z.B. Watzlawick et. al. 2007:29ff), sondern ist auch essentiell im Unterricht – in der Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden. In diesem Zusammenhang können Feedbacks/Rückmeldungen im Rahmen der Lehrveranstaltungsevaluation oder auf andere Weise gegeben und demnach auch als Teil eines Evaluationsvorgangs bzw. -prozesses aufgefasst werden, weil jedem Feedback/jeder Rückmeldung in der Regel eine Evaluation vorangeht und/oder eine weitere daran anschließt, wie die folgende Grafik verdeutlicht.

      Abb. 2: Beispiel einer Kommunikationssituation im Unterricht mit Feedback

      Allgemein versteht man unter Feedbacks Rückübermittlungen von Informationen, die vom Empfänger/von der Empfängerin einer Nachricht an den Sender/die Senderin der Nachricht übertragen werden. Diese Rückmeldungen können zum einen Informationen enthalten, ob – und wenn – wie und was von der jeweils gesendeten Nachricht der Empfänger/die Empfängerin wahrgenommen bzw. verstanden hat und welche Reaktionen dies bei ihm/ihr auslöste. Durch diese Information ist es dem Sender/der Senderin möglich, in geeigneter Weise auf diese Rückmeldungen zu reagieren.

      Rückmeldungen können die unterschiedlichsten Formen aufweisen, indirekt oder direkt sein und im Unterrichtsgeschehen von der Lehrperson oder von den Studierenden ausgehen. Indirekte Feedbacks wären z.B. körpersprachlicher Natur, könnten durch Gestik oder Mimik zum Ausdruck gebracht werden und sind oft