Komplexe Dynamische Evaluation (KDE): Ein Instrument zur Optimierung des universitären Fremdsprachenunterrichts. Christoph Waldhaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Waldhaus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823300410
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der den Hochschulen zum einen eine überwiegend öffentliche Finanzierung sicherte, sie dadurch vom Markt unabhängig machte und zum anderen diese öffentliche Basisfinanzierung nicht an staatliche Auflagen und Eingriffe knüpfte. Im Vergleich dazu sieht die Finanzierung der Hochschulen heute völlig anders aus. In der Regel sind die staatlichen Ressourcenzuwendungen mit den Hochschulen vertraglich vereinbart und die Universitäten müssen darlegen, wie sie die jeweiligen Gelder einsetzen. Pechar (2006) spricht in diesem Zusammenhang von einem Kurswechsel »vom Vertrauensvorschuss zur Rechenschaftspflicht«.

      Zudem haben Krisen in staatlichen Haushalten in Europa seit den 1980er Jahren oftmals dazu geführt, dass die staatlichen Mittel für Bildungseinrichtungen gekürzt wurden (vgl. Mittag 2006:1). Diese Mittelkürzung ist aktuell auch im Zusammenhang mit der Eurokrise zu beobachten und schließt dabei auch Länder ein, die von der Krise bisher weitgehend verschont wurden. An dieser Stelle sei auch auf das Stichwort »Bildungsmilliarde« und die Abschaffung des eigenständigen Wissenschaftsministeriums in Österreich (2013) hingewiesen.

      Mit den Kürzungen bei den öffentlichen Ressourcenzuwendungen geht auch die bereits genannte stärkere Bindung der Universitäten an die Wirtschaft einher. Kaum eine Universität kann aktuell auf Gelder aus Drittmittelprojekten oder auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Wirtschaft verzichten. Zwar pflegen in der Regel überwiegend technische Universitäten und Fachhochschulen einen sehr engen Kontakt zu Firmen, jedoch ist dies auch in vielen anderen Wissenschaftszweigen mittlerweile Usus geworden.

      Nicht nur, dass wissenschaftliches Wissen zusehends zu einem »begehrten Gut« wird, »das die Privatwirtschaft zu kontrollieren sucht, um damit Profite zu machen«, wie Weingart (2003:103) feststellt, die »Wissenschaftspolitik drängt die Universitäten, sich enger an den Bedürfnissen der Wirtschaft zu orientieren« (ibid. 2003:104), was sich aller Voraussicht nach auch durch die in Österreich durchgeführte Integration des Wissenschaftsministeriums in das Wirtschaftsministerium noch verstärken könnte. Dass dies nicht nur (negative) Auswirkungen auf viele Universitäten per se hat, sondern auch dramatische Konsequenzen für einige Forschungsbereiche nach sich ziehen kann, die wenig bis keinen Nutzen für die Wirtschaft haben, leuchtet ein.

      Ein weiterer Grund für das knappe Budget vieler (öffentlicher) Universitäten ist ein starker Zuwachs an Studierenden, der unter anderem mit dem raschen Wachstum des Wissenschaftssystems in Verbindung steht, welches seit dem zweiten Weltkrieg in den Industrienationen zu verzeichnen ist und zum einen dazu führte, dass es zu einer Ausweitung der Eliteuniversitäten kam und zum anderen zu einer Verlagerung des Hochschulsystems der Eliteuniversitäten hin zu Massenuniversitäten, wie Trow (vgl. 2005:6) vermerkt. Ermöglichte letztere Entwicklung im Prinzip allen Bildungsschichten den Hochschulzugang, so erschwerte sie die finanzielle Situation vieler Universitäten dramatisch, da bei steigender Zahl der Studierenden die Finanzierung vielfach bestenfalls gleichblieb. Die in manchen Ländern immer wieder entfachte (politisch geführte) Diskussion hinsichtlich der Abschaffung, Beibehaltung oder (Wieder-)Einführung von Studiengebühren ist in dieser Hinsicht auch nicht besonders hilfreich.

      Die Rechenschaftspflicht, die die Universitäten bzw. die Wissenschaft gegenüber ihren Geldgebern haben, gibt es zusehends auch gegenüber der Öffentlichkeit. Dies ist, wie Weingart (vgl. 2003:113) bemerkt, u.a. darauf zurückzuführen, dass die Universitäten bzw. die Wissenschaft zwar öffentlicher Gelder bedürfen, aber ihre Gegenleistungen für die Gesellschaft aufgrund der Ausdifferenzierung und Spezialisierung oft unverständlich bleiben. Demgemäß suchen die Hochschulen vermehrt die öffentliche Akzeptanz, wobei die Medien eine besonders wichtige, wenn auch nicht immer unumstrittene Funktion einnehmen. Unter dem Stichwort der Qualität bzw. der Qualitätsoptimierung, -verbesserung und -sicherung werden die Universitäten auch in der Öffentlichkeit in regelmäßigen Abständen evaluiert.

      So gibt es beispielsweise Universitätsrankings, wie sie etwa vom Magazin Times Higher Education seit 2004 veröffentlicht werden, die die Qualität von Forschung und Lehre bewerten und in weiterer Folge die Hochschulen in verschiedene Ranggruppen einteilen. Die Ergebnisse werden dann üblicherweise in den Medien diskutiert, was den Druck und den Wettbewerb unter den Universitäten erneut verstärkt. Zweifelsohne wurde durch diese Rankings der Wettbewerb der Hochschulen untereinander bewusster und hat auch die Bedeutung dieser »Hitlisten«, wie sie Hommelhoff (vgl. 2008:9) bezeichnete, gesteigert, jedoch ist auch zu erwähnen, dass die Kriterien und Methoden bei der Erstellung der Rankings in der öffentlichkeitswirksamen Auswertung oft im Hintergrund stehen (vgl. ibid.).

      Das Resümee, welches daraus gezogen werden kann, lässt sich aus Sicht der Hochschulen subsumieren unter monetärem Ressourcenrückgang von öffentlicher Seite, vielfach steigender Zahl der Studierenden, erhöhtem Wettbewerbsdruck, zunehmender Autonomie, stärkerer Bindung der Hochschulen an die Wirtschaft und vermehrtem Rechtfertigungsdruck gegenüber den GeldgeberInnen, der Gesellschaft und den Studierenden.

      Neben diesen bisher genannten externen Faktoren, die die Universitäten von außen förmlich dazu zwangen, sich mit der Frage der Qualitätsverbesserung und -sicherung auseinanderzusetzen, ist auch ein Umdenken an den Universitäten selbst zu beobachten, eine Wandlung von innen. Waren viele Lehrende vor Jahren noch der Ansicht, dass Qualitätsmanagement, Evaluation, Akkreditierung etc. an Universitäten »unnötig« wären, oder etwa das »Tun« an Hochschulen in Frage stellen würden, wie Gaethgens dies in der Herbsttagung der HRK 2008 bereits feststellte, so wurde mittlerweile erkannt, dass man, will man im internationalen Wettstreit um Studierende bestehen, auf Qualitätssicherungsaktivitäten nicht verzichten könne. Ganz im Gegenteil, man muss aktiv Methoden und Einrichtungen schaffen, die sich mit Qualität an der Hochschule in ihrer Mannigfaltigkeit auseinandersetzen und diese auch sichtbar machen. Nicht zuletzt hängt vielfach davon das Budget – und bei kleineren Instituten sogar deren Überleben ab.

      Stangl (o.J.) resümiert diesbezüglich treffend: »Wer zur Elite der Universitäten zählen will, unterwirft sich den Anforderungen des Qualitätsmanagements und dokumentiert diese für die Öffentlichkeit und vor allem für die Stakeholder gut sichtbar auf der Homepage der Universität«. Dabei müssen sich sämtliche dieser Qualitätssicherungsaktivitäten auf die gesamte Universität beziehen, sowohl auf die Verwaltung als auch auf die Forschung und die Lehre.

      Als Konsequenz wurden in den vergangenen Jahren unterschiedlichste Verfahren der Qualitätssicherung und -verbesserung an europäischen Hochschulen ein- und durchgeführt, die in Folge kurz besprochen werden, bevor im Anschluss daran konkret auf Qualitätsverbesserung auf Basis von Lehrveranstaltungsevaluation eingegangen wird.

      2.3 Zentrale Maßnahmen im Detail

      Qualitätssichernde Maßnahmen an Hochschulen im europäischen Raum waren zu Beginn vielfach wenig systematisch und wurden anfangs nur von einigen ExpertInnen thematisiert. Zudem waren diese von Staat zu Staat mitunter sehr verschieden, was nicht zuletzt auch auf die unterschiedliche Organisation der Universitäten zurückzuführen ist (vgl. The Danish Evaluation Institute 2003:7). Ein wesentlicher Schritt zu einer einheitlichen europäischen Lösung wurde in Zusammenhang mit der Schaffung des gemeinsamen europäischen Hochschulraums (siehe Bologna-Prozess) gesetzt.

      Im »Kommuniqué der Konferenz der europäischen Hochschulministerinnen und -minister am 19. September 2003 in Berlin« (2003:4) beauftragten die MinisterInnen jener Staaten, die den Bologna-Prozess unterzeichnet hatten, das »European Network for Quality Assurance in Higher Education (ENQA)« »über seine Mitglieder und in Zusammenarbeit mit der EUA1, EURASHE2 und ESIB3 ein vereinbartes System von Normen, Verfahren und Richtlinien zur Qualitätssicherung zu entwickeln, Möglichkeiten zur Gewährleistung eines geeigneten Begutachtungsprozesses (peer review4) für Agenturen und Einrichtungen zur Qualitätssicherung und/oder Akkreditierung zu prüfen und durch die Follow-up-Gruppe den Ministerinnen und Ministern bis 2005 darüber Bericht zu erstatten«. Zudem sollte die ENQA dabei »die Fachkenntnis anderer Verbände und Netzwerke für Qualitätssicherung« gebührend berücksichtigen (vgl. ibid.).

      Im Zuge dessen erarbeitete die ENQA Standards und Leitlinien für die Qualitätssicherung im Europäischen Hochschulraum (ESG5) in Form interner und externer Qualitätssicherungsstandards für Hochschulen und externer Standards für Qualitätssicherungsagenturen,