Komplexe Dynamische Evaluation (KDE): Ein Instrument zur Optimierung des universitären Fremdsprachenunterrichts. Christoph Waldhaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Waldhaus
Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823300410
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werden. Das bedeutet: Primäres Ziel eines Benchmarkings im herkömmlichen Sinn ist, aus dem Vergleich mit den Besten zu lernen, die wirkungsvollsten Methoden (Best Practice) herauszufinden, zu adaptieren und dadurch die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern, um selbst die Spitzenposition (Best of the Best) zu erreichen (vgl. ibid.). Als Orientierungspunkte hierfür dienen sogenannte Benchmarks, also Normen bzw. Referenzgrößen, die als Bezugspunkte herangezogen werden.

      Auch im Hochschulkontext wird diese Methode in den unterschiedlichsten Bereichen – von der Forschung bis zur Lehre – eingesetzt und funktioniert im Prinzip ähnlich wie im Qualitätsmanagement in der Wirtschaft: Eine Universität sucht bei anderen Hochschulen nach Vorbildern in bestimmten Bereichen, die dann übernommen werden können, orientiert sich somit an dieser Hochschule, oder es wird gemeinsam nach Lösungen für ähnliche Probleme gesucht. Das zentrale Anliegen ist in jedem Fall, durch Vergleiche voneinander zu lernen (vgl. HRK 2007:21).

      Während Benchmarking im Jahr 2003 von keiner, an der ENQA-Befragung teilnehmenden Hochschulen als primäre Methode der Qualitätssicherung angeführt wurde und im Wesentlichen nur im Bereich der Bewertung von Studiengängen (programme benchmarking) bzw. Fachgebieten (subject benchmarking) einen kleinen Prozentsatz ausmachte, aber im Allgemeinen bei der überwiegenden Mehrheit der Universitäten überhaupt nicht als qualitätssichernde Maßnahme angeführt wurde1 (vgl. The Danish Evaluation Institute 2003:21), schien diese Methode in den letzten Jahren an Bedeutung zu gewinnen.

      So wurden zahlreiche Projekte und Workshops zum Thema Benchmarking an europäischen Hochschulen ins Leben gerufen (siehe z.B. European Centre for Strategic Management of Universities, esmu und ENQA) und 2010 ein Handbuch zu diesem Thema publiziert (siehe van Vught et al. 2010). Zudem entstanden sogenannte Benchmarking-Clubs, denen zahlreiche Universitäten angehören und die gemeinsam an neuen Projekten arbeiten bzw. als Orientierung für andere Universitäten fungieren.

      Trotz all dieser Initiativen und Prozesse ist in diesem Bereich im Hochschulkontext noch erheblicher Handlungsspielraum gegeben und die Zahl der Publikationen bzw. die Zahl der dokumentierten Verfahren in diesem Bereich ist überschaubar, wie auch Schröder/Sehl (vgl. 2010:1) festhalten. Dies zeigt auch die ENQA-Umfrage aus dem Jahr 2012 (vgl. 2012:18), aus welcher hervorgeht, dass ein Großteil der befragten Qualitätssicherungsagenturen auf den noch erheblichen Bedarf an Weiterentwicklung der aktuellen internationalen Benchmarks für Qualitätssicherung hinweist.

      2.3.2.2 Audit

      Die DIN ISO 9000:2005 (3.9.1) definiert Audit als einen systematischen, unabhängigen und dokumentierten Prozess1 zur Erlangung von Auditnachweisen2 und zu deren objektiver Auswertung, um zu ermitteln, inwieweit Auditkriterien3 erfüllt sind«. Dem Prinzip nach ist ein Audit somit »eine besondere Form einer Prüfung, bei der festgestellt wird, inwieweit eine betrachtete Einheit die Forderungen erfüllt, die an sie gestellt werden« (Herrmann 2007:332). Geiger (1994:79) weist diesbezüglich darauf hin, dass man ein Audit nicht mit einer herkömmlichen Qualitätsprüfung verwechseln darf, da es sich bei einem Audit ausdrücklich um »Tätigkeiten und nur auf die damit zusammenhängenden Ergebnisse« handelt, es somit »um das QM4-System und um das ›ob‹ geht« und nicht »um das ›inwieweit‹ und um beliebige Einheiten«, wie dies bei einer »Qualitätsprüfung« der Fall ist. Demgemäß sollen mit einem Audit »Schwachstellen aufgezeigt, Verbesserungsmaßnahmen angeregt und deren Wirkung überwacht werden. Damit ist das Audit auch als Führungsinstrument zu sehen, das zur Vorgabe von Zielen und zur Information des Managements über die Zielerreichung eingesetzt werden kann« (Kamiske/Brauer 2008:5).

      Audits werden von unabhängigen AuditorInnen durchgeführt und können unterschieden werden hinsichtlich der zu untersuchenden Einheit (Produkt, Verfahren, System) oder hinsichtlich der Durchführungsart (intern oder extern). Demgemäß spricht man von »Produktaudit«, »Verfahrensaudit« und »Systemaudit«, bzw. deren Hyperonym, dem »Qualitätsaudit«, oder von einem internen bzw. externen Audit. Die Informationen, die man mit Hilfe eines Audits gewinnt, zeigen z.B. der Leitung eines Unternehmens den Verbesserungsbedarf auf und weisen auf jene Bereiche der Organisation hin, in denen sich noch nicht ausgeschöpfte Potentiale befinden. Die Ergebnisse dienen somit als Ausgangspunkt eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (vgl. Herrmann 2007:332).

      An europäischen Universitäten wurden Audits in Großbritannien in den 1990er Jahren eingeführt (vgl. Mittag 2006:5) und zählen daher, vergleicht man sie beispielsweise mit Evaluationen, eher zu jüngeren Verfahren der Qualitätssicherung. Das Audit richtet sich an die Hochschule als Ganzes (vgl. HRK 2007:14) und ist »ein partnerschaftlicher Prozess, an dem sich die Hochschule und kompetente Gutachter/innen beteiligen« (AQ 2013:3). Die AQ definiert Audit als »ein periodisch wiederkehrendes Peer-Verfahren, in dem Organisation und Umsetzung des internen Qualitätsmanagementsystems einer Hochschule durch externe Gutachter/innen beurteilt werden« (ibid.). Es handelt sich um eine Art »kollegiales Feedback« (ibid.) bei welchem man sich an Auditstandards orientiert und zwei primäre Ziele verfolgt: Erstens bestätigt das Audit, »dass eine Hochschule ihr Qualitätsmanagementsystem gemäß den gesetzlichen Bestimmungen eingerichtet hat« und zweitens fördert es die Hochschule »bei der Weiterentwicklung ihres internen Qualitätsmanagementsystems« (ibid.). Infolge kann die Universität, wenn sie die nötigen Standards erfüllt, zertifiziert werden (siehe unten).

      Laut The Danish Evaluation Institute (vgl. 2003:8) sind Audits die drittmeist verwendete Methode der Qualitätssicherung an europäischen Universitäten und erfreuen sich besonders im englischsprachigen Raum großer Beliebtheit. Auch im deutschsprachigen Raum, in welchem sie sich anfangs vergleichsweise weniger durchsetzten (vgl. Mittag 2006:5), finden Audits zusehends Eingang. In Österreich beispielsweise wurden Audits mit dem Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz 2011 zum fixen Bestandteil der externen Qualitätssicherung.

      2.3.2.3 Akkreditierung und Zertifizierung

      Im Qualitätsmanagement werden die beiden Begriffe Zertifizierung und Akkreditierung sehr oft in Verbindung miteinander verwendet.

      Bei der Zertifizierung handelt es sich laut Wirtschaftslexikon24.com um die »Prüfung eines Unternehmens durch einen unabhängigen Dritten zum Erhalt eines Zertifikats, das die Übereinstimmung (Konformität) der Leistungserstellung […] mit bestimmten Anforderungen und Normen ausdrückt«. Die Zertifizierung stellt somit eine Bewertung und Bestätigung des Qualitätsmanagementsystems durch eine kompetente und unabhängige Stelle dar, und das Zertifikat dient als Nachweis der Qualitätsfähigkeit der Organisation (vgl. Drechsel 2007:344), wobei als Prüfungsgrundlage für die Zertifizierung Normen (z.B. ISO 9000) oder Standards (z.B. ESG) herangezogen werden.

      Laut ISO/IEC 17011:2004 (zit. nach Drechsel 2007:345) versteht man unter Akkreditierung »die Bestätigung durch eine dritte Stelle, die formal darlegt, dass eine Konformitätsbewertungsstelle1 die Kompetenz besitzt, bestimmte Konformitätsbewertungsaufgaben durchzuführen«. Mit anderen Worten: Eine allgemein anerkannte Instanz (Akkreditierungsstelle) bescheinigt einer anderen (Zertifizierungsstelle), dass sie gemäß nationaler oder internationaler Normen bestimmte Anforderungen2 in einem bestimmten Bereich erfüllt.

      Bei einem Akkreditierungsverfahren handelt es sich somit um eine »Prüfung der Prüfer«, (Drechsel 2007:345) wobei die Zertifizierungsstelle nachweisen muss, »dass sie die einschlägigen Regeln befolgt und über kompetentes Personal verfügt«. Das wird von der Akkreditierungsstelle überprüft, »die Audits beim Zertifizierer durchführt und ihn bei ausgewählten Audits begleitet, um sich von dessen Kompetenz zu überzeugen« (ibid.). Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass die Zertifizierungsstelle ein Unternehmen oder eine Organisation prüft und selbst wiederum von einer Akkreditierungsstelle geprüft wird. Die Zertifizierung bestätigt z.B., dass die Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens qualitativ hochwertig sind, und die Akkreditierung der Zertifizierungsstelle ist dabei wichtig für die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz dieses Zertifikats.

      Obwohl der Terminus »Akkreditierung« im Kontext der Universitäten nicht immer eindeutig definiert wurde und oftmals doppeldeutig verwendet wird (vgl. The Danish Evaluation Institute 2003:19), gewinnt diese Methode im Rahmen der Qualitätssicherung an Hochschulen auch