In den letzten Jahren war es meine Aufgabe, mich vertraut zu machen mit dem Wissen um diese Gehirn- und Herz-Kohärenz, damit ich lernen konnte, Körper, Herz und Geist wieder besser miteinander in Einklang zu bringen, um das Schiff meines Lebens wieder steuern zu können. – Nach und nach wurde mir bewusst, dass ich über Jahrzehnte hinweg mit jedem schmerzhaften Ereignis, mit jeder Verletzung, mit jeder negativen Situation bewusst wie unbewusst Mauern um mein Herz aufgebaut hatte, um mich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Diese Mauern galt es jetzt anzusehen, wieder einzureißen und stattdessen mit den Menschen und mit mir selbst nach und nach wieder ins Vertrauen zu gehen. Meine Aufgabe war es dabei, alte Traumata, Schmerz und Erinnerungen an die Vergangenheit immer mehr hinter mir zu lassen. Gefühle und Emotionen nicht länger zu verdrängen, sondern bewusst durch sie hindurch zu gehen. Meinen Körper, meinen Geist, mein Nervensystem wieder in die Ruhe zu bringen. Gelassener zu werden, besser für mich zu sorgen, sowohl für meine körperliche als auch seelische Gesundheit. Und mich von all den äußeren Reizen und Überstimulationen fern zu halten, die meiner Gesundheit nicht zuträglich waren. Ich lernte, besser auf meine Gesundheit zu achten, mitfühlender, wertschätzender und liebevoller mit mir selbst umzugehen. Mir trotz meiner hohen Empathie-Fähigkeit und Hochsensibilität, um die ich bis dato gar nicht wusste, meiner inneren Stärke bewusst zu werden. Insgesamt gelassener zu reagieren und mich selbst weniger wichtig zu nehmen. Lernte, mich dem Leben wieder zu öffnen und das Schöne darin zu sehen. Lernte mich selbst besser kennen, überhaupt mal meine Bedürfnisse wahrzunehmen, um künftig besser für mich einzustehen. Fand wieder zu Gott zurück und erkannte dabei, dass es für mich extrem wichtig war, dass sich das Gottesbild meiner Kindertage endlich wandeln konnte von einem Gott, den ich mir als Kind immer als einen strafenden Gott vorgestellt hatte, weil ich es so gelernt hatte, hin zu einem bedingungslos liebenden Gott.
Ich will und kann nicht leugnen, dass Krisen äußerst unangenehm sind, doch auf lange Sicht haben sie etwas Gutes, vorausgesetzt wir sind bereit, aus ihnen zu lernen. Tun wir dies, bringen sie uns in unserer persönlichen Entwicklung voran und helfen uns zu erkennen, welche Kräfte in uns ruhen, um die wir sonst gar nicht wüssten. Wir lernen wieder an uns zu glauben und neue Fähigkeiten, neues Potential in uns zu sehen und können somit wieder kraftvoll aus besagter Krise gehen. Doch damit etwas Neues beginnen kann, muss das Alte ausnahmslos gehen, sonst bleiben wir ewig in alten Mustern und Gewohnheiten verhaftet, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das seine Komfortzone über alles liebt. Wir kommen definitiv nicht weiter, wenn uns alte Gewohnheiten und Beziehungen immer und immer wieder zurückziehen. Ich habe es versucht, alte Beziehungen aufrecht zu erhalten, doch es geht nicht: Was vorbei ist, ist vorbei, selbst wenn es noch so schmerzhaft ist. Um für sich selbst voranzukommen und sich nicht stets nur im Kreis zu drehen, müssen wir uns selbst so sehr lieben, dass wir uns aus der Abhängigkeit von anderen befreien. Damit etwas Neues geschieht, bricht uns die Krise auf. Dies geschieht mehr oder weniger unbewusst, nämlich dann, wenn der Mensch „reif“ dafür ist. Unsere Seele übernimmt dabei die Regie, denn sie weiß um die beste Zeit und kennt den Weg. Wäre für uns keine Entwicklung vorgesehen, müsste es weder Veränderungsprozesse, noch Krise geben. Die Krise geschieht, weil wir dem materiellen Bewusstsein mehr Raum und Zeit gegeben haben als dem Seelen- und Herz-Bewusstsein.
Heute will meine Seele von mir, dass ich ihr regelmäßig Raum und Zeit zugestehe. Und je mehr ich dies tue, umso besser gelingt mir mein Leben wieder. Von daher wage ich immer mehr den Versuch, mein ganzes Leben mehr aus der Seelen-Perspektive heraus zu sehen. Wundern Sie sich also nicht, wenn ich an den verschiedensten Stellen im Buch immer wieder auf die Seele zu sprechen komme und dabei vielleicht für Sie ganz ungewohnte Schritte gehe. Dass das so sein wird, hat mich beim Schreiben zunächst selbst auch etwas überrascht, doch insgesamt war es sehr erhellend und wichtig für mich, diesen anderen Blickwinkel immer mehr einzunehmen. Schließlich sprechen wir beim Konzept für Heilung ja auch von der Einheit von Körper, Geist und Seele.
„Die Kunst der Menschwerdung besteht darin,
die Wunden in Perlen zu verwandeln.“
Hildegard von Bingen
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Wo fange ich am besten zu erzählen an?
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum die Zahl der an Burnout, Depression, Posttraumatischen Belastungsstörungen und an Krebs Erkrankten in den letzten zehn Jahren weltweit so massiv angestiegen ist? – Als Betroffene wollte ich nach Antworten suchen, um besser zu verstehen, was mögliche Auslöser dafür sind. Dabei war es mir wichtig, aus den verschiedensten Perspektiven heraus auf die Ursachen für diese Diagnosen zu schauen. Zwar bin ich kein Mediziner, auch kein Psychotherapeut, aber eine Frau, die von allen vier Diagnosen plus diversen anderen chronischen Erkrankungen betroffen ist. Daher meine Motivation, aus den verschiedenen Ebenen heraus auf diese Krankheitsbilder zu sehen, um zu reflektieren und um zu verstehen, was mögliche Gründe dafür sind, dass ich mich überhaupt immer mehr in dieser Situation verloren habe. Obwohl ich mich seit mehr als zwanzig Jahren regelmäßig in ärztlicher Betreuung weiß, hatte sich meine gesundheitliche Situation nicht verbessert, sondern in den Jahren 2010 bis 2016 nach und nach immer mehr verschlechtert. Dies soll hier aber kein Vorwurf an die Schulmediziner sein, denn ich bin überzeugt, jeder der Ärzte, bei denen ich war, tat mit Sicherheit sein Bestes. Nur wirklich helfen konnten sie mir nicht.
Letztlich musste ich jedoch erkennen, dass ich selbst es war, die es versäumt hatte, meine Zeit und Energie mehr in meine Gesundheit zu investieren. Ich tat zwar als Patientin brav, was man mir sagte, und achtete darauf, mit bewusster Ernährung, regelmäßiger Bewegung und zusätzlicher Unterstützung durch Heilpraktiker, meinen Beitrag zur Genesung zu leisten. Doch heute weiß ich, dass dies entschieden zu wenig war. Ich hatte es versäumt, zu 100 % selbst die Verantwortung für den Prozess meiner Gesundung zu übernehmen. Ich habe zwar vieles getan und konnte dadurch über längere Zeit hinweg einigermaßen stabil bleiben, aber in Summe war es wiederum zu wenig, um wirklich und vor allem nachhaltig zu gesunden. Mein Fokus lag zu sehr auf meinem Beruf. Hier war ich vom Ehrgeiz angetrieben und wollte so vieles erreichen. Hätte ja auch fast geklappt, wenn nicht andere Mächte dafür gesorgt hätten, dass sie mich eines Besseren belehren. Leider bedurfte es somit erst einer Krise, um mich dahin zu bringen, endlich die Verantwortung für den Prozess meiner Gesundung selbst zu übernehmen und nach und nach zu lernen, meine Selbstheilungskräfte immer mehr zu aktivieren.
Welchen Weg ich dabei gegangen bin, möchte ich hier in meinem Buch mit Ihnen teilen.
Ein Buch, das Ihnen an manchen Stellen, an denen es mir wichtig erscheint, auch Passagen aus meinem Leben erzählt. Doch dies nur insoweit, dass Sie verstehen, warum ich in vielen Dingen gehandelt habe, wie ich gehandelt habe, um meinen Weg so und nicht anders zu gehen. Mit dem zweiten und größeren Teil des Buches möchte ich Ihnen davon berichten, wie ich nach dem Erleben der dunkelsten Nächte meines Lebens wieder beschlossen habe, mutig zu sein. Noch einmal in dieses Leben „zurückzugehen“, um mich selbst zu finden. Um heute letztlich als die Person, als die mich Gott gemeint hat, meinen Weg zu gehen. Den Weg meines wahren Selbst, den Weg meiner Seele.
Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, was mich dazu gebracht hat, über diesen Part meines Lebens zu schreiben. – Nun, ganz einfach, weil mich eine innere Stimme immer wieder dazu aufgefordert hat. – Lange Zeit habe ich versucht, diese Stimme in mir zu ignorieren. Habe immer und immer wieder versucht sie wegzuschicken. Mit Sätzen wie „Was hast du denn der Welt schon zu sagen?“ oder „Nimm dich doch bitte nicht so wichtig!“ oder „Willst du dich der Lächerlichkeit preisgeben?“ versuchte ich mich vor dieser Aufgabe zu drücken und diese Stimme im Keim zu ersticken. Im Ergebnis blieb dies alles aber ziemlich erfolglos. Diese innere Stimme war nicht wirklich zu besänftigen oder gar zum Schweigen zu bringen.
Ganz im Gegenteil. Je bockiger ich mich anstellte, um so lauter und drängender wurde sie, weil sie nicht länger wollte, dass ich mich vor dieser Seelenaufgabe drücke. Also kehrte sie zu den unterschiedlichsten Zeiten wieder. Vermehrt dann, wenn ich es mir gerade im Sessel mit einem Buch in der Hand so richtig gemütlich machen