Die Welt sucht nach einem Schuldigen im Außen. Irgendjemand muss doch für diese gigantische Misere verantwortlich zu machen sein. Doch was, wenn der ursprüngliche Verursacher nicht im Außen, sondern in jedem von uns selbst zu suchen ist? – Wenn jeder von uns bewusst wie unbewusst im Kleinen wie im Großen irgendwie an dem Ganzen seinen Beitrag geleistet hat? – Eine Provokation meinerseits?
2016 war ich in einer Lebenssituation, die für mich persönlich ähnliche dramatische Ausmaße hatte wie die Krise, die wir derzeit erleben. Daraus ergibt sich für mich heute der Vorteil: die jetzige Krise tut mir nicht mehr weh. Ich kann zuversichtlich auf sie schauen, weil ich so gut wie nichts mehr zu verlieren hab. Tränen sind diesbezüglich mehr als genug geweint. Panik, Angst, nicht zur Ruhe kommen, keinen Schlaf finden usw., das habe ich vor vier Jahren zur Genüge erlebt. Ich stand vor dem Aus und weiß, wie sich dies anfühlt.
Die Angst und Not vieler Menschen, die derzeit vom Schicksal auf Herz und Nieren geprüft werden, kann ich sehr gut nachvollziehen und verstehen. Ich fühle mit ihnen, weil ich nur zu gut weiß, was sie derzeit erleben. Ich weiß und kann es förmlich fühlen, durch welchen Schmerz diese Menschen gerade gehen. Welche Wüste sie gerade durchwandern. Durch welches tiefe Tal der Ohnmacht und Verzweiflung sie gehen. Und ich bin nicht die Einzige, die ein derartiges Schicksal namens Krise mit ihnen teilt. Ich habe viele kennengelernt, denen es ähnlich geht. Manche noch sehr jung an Jahren. Krise kennt weder Alter, noch sozialen Status, noch Geschlecht. Krise hat gänzlich anderes im Sinn. Krise will aufbrechen. Krise will demaskieren. Krise will wandeln. Krise will Erneuerung. Krise will, dass wir endlich die Komfortzone verlassen, in der wir es uns schon viel zu lange eingerichtet haben. Sie schickt uns zunächst auf einen mitunter sehr dramatischen, auf alle Fälle einen sehr unbequemen und harten Weg. Einen sehr steinigen Weg. Einen Weg, den so freiwillig keiner wählen würde. Und doch haben wir ihn zu gehen. Heute, vier Jahre nach meinem persönlichen Kollaps, kann ich sagen: Das Leben bricht uns auf, um unser falsches Denken und Handeln zu korrigieren. Wenn wir im Leben da angekommen sind, dass wir in uns über genügend Ressourcen verfügen, um mit krisenhaften Situationen bewusster umgehen zu können und aus ihnen bzw. unseren Fehlern zu lernen, dann will das Leben von uns, dass wir mehr an Verantwortung übernehmen, dass wir uns unseres Denkens und Handelns, ja selbst unseres Sprechens bewusster werden. Dann will das Leben von uns Entwicklung und Wachstum.
Doch Wachstum wohin? – Noch mehr Leistungs- und Profitdenken? – Noch mehr Wirtschaftskriminalität? – Noch mehr Kriege, persönliche Konflikte, Vorurteile? – Noch mehr Konsumdenken, Konkurrenzdenken, Vergleich, sozialer Neid? – Noch mehr Gier, Heuchelei und Selbstsucht? – Noch mehr Missbrauch und Gewalt? – Noch mehr Tierleid und Artensterben? – Noch mehr Umweltverschmutzung und Raubbau auf unserem Planeten? – Noch mehr debattieren, kritisieren, diskutieren, jammern und streiten? – Noch mehr Oberflächlichkeit? usw. – Ergibt das hier alles denn überhaupt noch einen Sinn? – Heißt das hier wirklich Entwicklung und Fortschritt? Welche Art von Mensch muss hier geboren werden, die ein solches Leben noch lebens- und liebenswert findet? – Will man deshalb den Menschen klonen, um noch mehr Macht über ihn zu haben? – Brauchen wir dafür die Impfpflicht? usw. – Können wir Menschen als soziale Wesen und hoch entwickelte Spezies noch länger so nach diesen Maximen unbewussten Handelns leben?
Wofür bricht uns die Krise auf? – Welche Rolle übernimmt der Virus dabei? – Er setzt unser Leben zurück, um uns absichtlich zu stoppen, damit wir alle miteinander gefordert sind, innezuhalten und uns anzusehen, was wir da tagein, tagaus erschaffen. – Er will, dass wir uns bewusst machen, wie bewusst bzw. wie unbewusst wir unser Leben leben. – Lässt sich ein derartiges Leben denn überhaupt noch Leben nennen, oder haben wir uns alle nur noch im Betriebsmodus des bloßen Funktionierens verloren? Was will Leben wirklich? – Was gehört zu einem wirklich guten Leben dazu? – Ist der Virus eine Einladung im Sinne von: Back to the roots? – An welcher Stelle in unserem Leben haben wir aufs falsche Pferd gesetzt? – Wo sind wir falsch abgebogen? – Wo haben wir angefangen, die ungesunden Entscheidungen zu treffen? – Mit diesen und noch so manch anderen Fragen wurde ich bereits 2016 konfrontiert. Seitdem lerne ich für mich jeden Tag dazu, um besser zu verstehen, was Leben wirklich von mir will. Auf meine Art und auf der Grundlage meiner Herausforderungen habe ich nach Antworten gesucht. Das, was ich für mich dabei erfahren konnte, teile ich mit Ihnen in diesem Buch. Vielleicht kann es Ihnen auf Ihrem Weg dienen. Vielleicht unterstützt es Sie. Vielleicht können Sie – an meinem Beispiel lernend – für sich eine Abkürzung nehmen und müssen nicht so lange wie ich in einem Zustand von Desorientierung, Angst, tiefer Verzweiflung und Verunsicherung bleiben. – Ich wünsche es Ihnen!
Herz und Hirn – Wir brauchen beides
Was hatte ich bei alledem als Allererstes zu lernen? Ich musste raus aus der Vorherrschaft meines Kopfes. Mein Leben lang wollte ich Leben mit dem Verstand erfassen und begreifen, weil ich mich nur so sicher fühlte. Wollte ausprobieren, wie weit ich gehen kann. Grenzen ausloten. Das ist für einen neugierigen Menschen wie mich ganz schön. Doch Leben überwiegend nur noch so zu leben macht nicht glücklich. Mein Leben entsprach immer mehr nur noch dem Schein, weniger einem Sein. Doch es geht weder um den Schein, noch um den Mammon Geld. – Heute bin ich davon überzeugt, dass es im wahren Leben ums Sein geht. Ich sollte lernen, mich von Herzen her wieder auf das bloße Sein einzulassen, um mich wieder wie ein Kind am Leben zu freuen. – Nicht weniger. Nicht mehr.
Ich hatte zu lernen, meine Aufmerksamkeit wieder mehr zurück ins Herz zu bringen. Sollte lernen, dass sich ein Leben, das überwiegend nur noch aus dem Verstand heraus geschieht, auf Dauer nicht wirklich gut anfühlt und einen wahrhaft leben lässt, denn das Gehirn ist vergleichbar mit einer Maschine. – Der Nachteil: Es funktioniert nur, es kann nicht fühlen. Doch was das Leben von uns will, ist auch das Fühlen. Fühlen können nur Körper und Herz. – Herz und Hirn. – Wir brauchen beides. – Es kommt auf die Balance, die Ausgewogenheit, die Kohärenz zwischen beidem an. Durch die verschiedensten Ereignisse der letzten Jahre war ich eindeutig immer mehr aus dem Herz-Bewusstsein herausgefallen und versuchte mir daraufhin meine Welt nur noch mit dem Geiste irgendwie passend oder gar schön zu reden. Das funktionierte eine Zeitlang ganz gut. Doch heute weiß ich: Der Mensch brennt nach und nach dabei aus, denn da ist keine Nahrung, die ihn nährt. Da gibt es keine Berührung von Herz zu Herz. Nur noch ein bloßes Funktionieren, solange das Herz bereit ist zu schlagen und in den Diensten des Menschen seine Arbeit zu tun. Aber so wie bei einer batteriebetriebenen Maschine die Batterie irgendwann zur Neige geht, so verliert nach und nach auch die Flamme des Lebens immer mehr und mehr an Energie.
Im Mittelpunkt unseres Körpers ruht unser wichtigstes Organ. Das Herz. Heute bin ich davon überzeugt, dass das nicht nur anatomisch gesehen von Bedeutung ist. Unser ganzes Leben sollte sich mehr um diese Mitte drehen. Sie will umsorgt, genährt und gepflegt sein. Denn in dieser Mitte ruht unser wahres Sein. Mit dem ersten Herzschlag beginnt unser Leben und mit dem letzten hört es auf. Leider haben wir als Mensch des Industriezeitalters das ursprüngliche Wissen um die Bedeutung unserer Mitte immer mehr verloren. Und leider wird dieses Wissen – aus welchen Gründen auch immer – weder an Schulen, noch an den Universitäten gelehrt. Ist es, weil man den Menschen dann leichter manipulieren kann, wenn er um die