Seewölfe Paket 30. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881043
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von den Karavellen blühten riesige Blumen auf, die im Sonnenlicht in allen Farben schillerten. Farbige Wassersäulen stiegen aus dem Wasser und vergingen in einem Regen aus Gischt und Schaumtropfen.

      Es rauschte, als würde eine große Sense durch reifes Korn gezogen.

      Den Dons stand das Grauen in den Gesichtern, als die Kugeln in unmittelbarer Nähe einschlugen. Sie richteten auf die Entfernung keinen Schaden an, aber dieses verdammte Schiff mit der schwarzen Flagge und den gekreuzten Säbeln auf dem Tuch hätte nur noch etwas dichter aufzusegeln brauchen, dann hätte es sie erwischt.

      Von einer Verfolgung wollten sie nichts mehr wissen. Sie waren restlos bedient von den Kerlen, die so unerschrocken angriffen.

      Sie klüsten unter vollem Preß nordwärts auf die rettende spanische Küste zu.

      „Den wird das Fühlungshalten vergangen sein“, sagte der Seewolf grimmig. „Beim Schnuppern kann man sich verdammt hart die Nase verbrennen. Ich denke, die sind wir jetzt endgültig los.“

      „Ganz bestimmt“, sagte Don Juan. „So wichtig sind wir ihnen jetzt nicht mehr. Wenn man einen Wolf ärgert, sollte man damit rechnen, daß er gefährlich wird.“

      „Und den Fang nicht nur zeigt, sondern auch zubeißt“, fügte Hasard hinzu.

      Als sie längst wieder auf ihrem alten Kurs lagen, war von den beiden Karavellen nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatten sie die spanische Küste angelaufen, um ihre Wunden zu lecken.

       5.

      Tagelang segelten sie unbehelligt nach Westen. Zweimal hatten sie aus der Ferne spanische Schiffe gesichtet und waren ihnen in einem weiten Bogen ausgewichen.

      Cartagena lag hinter ihnen, Almeria und Malaga.

      Jetzt bewegten sie sich auf Gibraltar zu, den Dschebel al Tarik, die Felsen des Tarik, wie die Araber die Meerenge genannt hatten.

      Einen Hafen hatten sie nicht mehr angelaufen, weder im Süden noch im Norden.

      „Jetzt wird es langsam eng“, sagte Dan O’Flynn, „und hier müssen wir ganz besonders auf der Hut sein, denn diese Ecke haben die Dons völlig unter ihrer Kontrolle. Wenn die hier nur die englische Flagge riechen, sind sie schon aus dem Häuschen.“

      „Müssen wir ja nicht unbedingt“, sagte Hasard trocken. „Wir können es ja zur Abwechslung mit der spanischen versuchen.“

      In der Frühe des nächsten Tages wurde eine winzige Galeone gedichtet, eine „Zwerg-Galeone“, wie Stenmark aus dem Ausguck meldete.

      Das Ding entpuppte sich dann aber weder als Galeone noch Karavelle.

      „Vielleicht ist es aus den Trümmern von Galeone, Galeasse und Karavelle zusammengebaut“, sagte Ferris Tucker. „Seltsam genug ist das Gebilde schon.“

      Das Schiffchen wurde gebührend bestaunt. Der Schiffszimmermann interessierte sich am meisten dafür und blickte durch den Kieker. Als er ihn absetzte, grinste er.

      „Der Bauart nach ist das eine portugiesische Karavelle“, teilte er den anderen mit und grinste noch stärker. „Allerdings scheint Columbus die schon gesegelt zu haben, die ist nämlich uralt oder einfach neu aufgelegt und nachgebaut worden.“

      Das Ding hatte drei lächerlich kleine Pfahlmasten mit Lateinerbesegelung und ein gefährlich hoch aus der See ragendes Achterkastell mit starker Vorneigung. Auf dem Achterdeck fand man sicher nur mit Not und Mühe Halt.

      „Alle Achtung vor diesem Columbus“, sagte Carberry. „Auf so einem Nachttopf um die halbe Welt zu schippern, das ist schon eine beachtliche Leistung.“

      „Und dabei wußte er nicht einmal, wohin er segelte“, meinte Ferris. Er zeigte zu dem lächerlichen Gebilde und schüttelte den Kopf. Das Ding hatte den Kurs gewechselt und hielt auf die Schebecke zu.

      „Scheint ein Versorgungsboot, ein Bumboot zu sein“, sagte er. „Die haben da was an Deck herumliegen, das wie Gemüse aussieht.“

      „Hör mir bloß mit Bumbooten auf“, sagte Hasard. „Wir haben gerade erst kürzlich unliebsame Bekanntschaft mit einem derartigen Ding geschlossen. Ich bin jetzt noch bedient.“

      Was der Seewolf da ansprach, lag noch nicht lange zurück. Da waren sie auf Piraten und Schnapphähne gestoßen, die ihr räuberisches Handwerk mit einem Bumboot getarnt hatten.

      Das Ding hatte ganz unauffällig ausgesehen, aber in einem eingezogenen Unterdeck hatten sich versteckte Kanonen befunden. Ein paar ebenfalls versteckte Schnapphähne pflegten diese Kanonen abzufeuern, sobald sie bei einem Schiff längsseits lagen. Sie hatten es buchstäblich erst im allerletzten Augenblick bemerkt, und waren durch Ferris Aufmerksamkeit der Versenkung gerade noch entgangen.

      „Jedes Bumboot muß ja nicht ein Piratenschiff sein“, sagte der Kutscher, der ebenfalls auf dem Achterdeck stand. „Außerdem sind wir ja gewissermaßen vorgewarnt.“

      „Heißt das, wir brauchen Proviant?“ fragte Hasard.

      Der Kutscher sah zu dem heransegelnden Bumboot und nickte.

      „Wir würden auch ohne eine Proviantaufnahme noch weit genug gelangen, Sir. Aber egal, ob wir nun nach England oder in die Karibik segeln, beides ist ein langer Weg. Segeln wir in die Karibik, haben wir den Atlantik zu überqueren, wobei wir unterwegs auf keinerlei Inseln stoßen. Segeln wir nach England, dann sieht es nicht viel besser aus. Einen spanischen Hafen können wir nicht anlaufen, oder bestenfalls ein kleines Nest, was jedesmal mit einem Risiko verbunden ist. Mit den Portugiesen trinken wir auch nur selten Brüderschaft, wie es zur Zeit gerade die Spanier tun.“

      „Wenn du hier noch länger große Reden schwingst, ist das Bumboot an der Kimm verschwunden“, motzte der Profos. „Kannst du das nicht in einem Satz ausdrücken?“

      „Ich gebe nur eine Empfehlung“, sagte der Kutscher würdevoll. „Da ziemt es sich nicht, einen Satz herunterzuknurren, wie es deiner etwas groben Art entspricht.“

      „Meiner groben Art, was, wie? Hast du quergeriggter Bilgenfloh etwas von grober Art gesagt, wo ich sanft bin wie ein Lamm?“

      Der Kutscher zog indigniert die rechte Augenbraue hoch.

      „Ich höre immer Lamm. Vom Werdegang eines Lammes bis zu einem ausgewachsenen Hammel ist es nur ein kurzer schneller Weg.“

      „Ich werde später noch einmal in aller Bescheidenheit anfragen, ob wir Proviant brauchen“, sagte Hasard, „nämlich dann, wenn eure wissenschaftliche Abhandlung über die Evolution beendet ist. Darf ich in etwa einer Stunde damit rechnen? Vielleicht wimmelt es hier ja auch nur so von Bumbooten.“

      „Verzeihung, Sir“, sagte der Kutscher. „Aber dieser Mensch, der sich als das Salz der Erde bezeichnet, obwohl er eher das Salz der Meere ist, muß mich ständig unterbrechen. Ich schlage vor, wir übernehmen ein paar Viktualien.“

      „Ich denke, wir brauchen Proviant“, knurrte Carberry den Kutscher an. „Was sollen wir da mit Viktoriadingsbums?“

      „Lebensmittel, Eßwaren“, sagte der Kutscher süffisant grinsend.

      „Eben, das brauchen wir, aber keine Viadukte oder so’n Scheiß, wie du das nennst. Andenken haben wir genug.“

      „Von Viadukten habe ich auch nichts gesagt. Wir passen ohnehin nur sehr schlecht auf eine Schebecke und wirken an Land viel gefälliger. Aber damit du nicht ganz so dämlich stirbst: Viktualien sind Lebensmittel.“

      Der Profos stemmte die Pranken in die Hüften und sah den schmalbrüstigen Kutscher lauernd an.

      „So?“ fragte er höhnisch. „Und die Viktualienbrüder, was, wie? Störtebeker, der Freiherr von Alkun, hat der vielleicht nur Lebensmittel geklaut?“

      Der Kutscher rang verzweifelt die Hände und schickte einen flehentlichen Blick zum heiteren Himmel.

      „Oh, mein