Seewölfe Paket 30. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881043
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die Hände. Dann wandte er sich an die „Darsteller“.

      „Husch, husch, ab nach Hause jetzt“, sagte er. „Es hat den ehrenwerten Señores sehr gefallen. Jetzt reicht es.“

      Das fanden die anderen auch, ohne es jedoch zu sagen. Aber sie waren sehr erleichtert, als sich die Darsteller nach einer tiefen Verbeugung zurückzogen.

      Dezentes Klatschen erklang rein höflichkeitshalber auf seiten der Arwenacks, und dazu grinsten sie, denn jetzt konnten sie bis an die Ohren grinsen, ohne daß es auffiel.

      „Ich habe inzwischen alles veranlaßt“, sagte der Alcalde stolz. „Ich habe auch die beiden Anker für Sie – Prachtstücke, Señor, wahrhaftige Prachtstücke. Das andere wird ebenfalls gleich geliefert.“

      „Ich habe das natürlich auch mit veranlaßt“, krähte der Hafenmensch, aus Angst, er könne später bei Hof weniger wohlwollend erwähnt werden. Da war es schon besser, sie teilten sich den künftigen Ruhm.

      „Ja, natürlich“, sagte der Alcalde etwas ungnädig. „Don Martin war auch mit dabei.“

      Hasard lud die beiden Kerle zu einem Schluck an Bord ein und ließ ihnen Wein kredenzen. Das erfüllte die beiden mit einem nie gekannten Stolz, und von da ab fühlten sie sich dem spanischen Hofe wesentlich näher.

      Sie tranken nicht, sie soffen ganz ungeniert. Ihre Köpfe wurden noch roter, auch wegen der Ehre, die ihnen zuteil wurde, neben einem spanischen Grande stehen zu dürfen.

      Paddy Rogers reichte die Humpen weiter, die er vom Kutscher entgegennahm und würzte den Trunk mit biblischen Sprüchen.

      „Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben“, sagte er salbungsvoll, als er dem Alcalden einen neuen Humpen reichte. „Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein.“

      „Wo – wo ist was los?“ fragte der Alcalde. Er lallte bereits ein wenig und stierte Paddy Rogers irritiert an.

      „Im Himmel, mein Sohn.“

      „Ach ja, im Himmel ist immer was los. Darauf, hicks, sollten wir noch einen heben.“

      „Matthäus sechzehn, Vers neunzehn“, fügte Paddy belehrend hinzu.

      Der Hafenmensch wackelte ein bißchen mit dem Kopf und drehte sich suchend um.

      „Matthäus – wo ist er denn?“

      Er stierte Old O’Flynn an und schüttelte unmerklich den Kopf. Vor seinen Augen verschwamm alles.

      Der Alcalde sah sich auch nach Matthäus um und wackelte dabei noch mehr. Dann zeigte er in die Richtung, wo die Backsteinhäuser dicht am Hafen standen und sich zwei Eselskarren näherten.

      „Da – da ist er! Er bringt die Dings … äh – Anker. Genau!“

      Die wackeren Mannen tranken noch einen und noch einen und waren so blau, daß sie kaum noch stehen konnten.

      Hasard wunderte das, doch dann sah er, daß der Profos die Humpen füllte, und dieser niederträchtige Mensch goß mit einem hinterhältigen Grinsen jedesmal einen kräftigen Schluck Rum mit hinein.

      Die beiden Kerle lümmelten jetzt am Schanzkleid herum, wackelten mit den Köpfen und stierten rülpsend über den Hafen.

      Den beiden Eselskarren folgten etwa fünfzehn Kerle, die verblüfft zu ihrem Alcalden und dem Hafenmeister starrten. Beide hatten ein Lied angestimmt und grölten es jetzt lautstark hinaus.

      Die Anker wurden abgeladen. Die Arwenacks sprangen mit auf die Pier und brachten die Anker an Deck. Es waren zwei gute, schwere und solide Anker, genau das, was sie brauchten.

      Es dauerte auch nicht lange, dann waren die Anker verzurrt.

      „Auf Don Egalo!“ brüllte der Alcalde und war so gerührt, daß ihm die Tränen kamen. „Mein tapferer Freund. Grüß mir Seine Allerkalli… Allerkol… Alkoholische Majestät, oder wie der Kerl heißt. Sag ihm, er kann alles von mir haben, sag ihm das, Don Egalo.“

      Er fiel Old O’Flynn um den Hals und drückte ihm die ausladende weiße Halskrause platt.

      Dann starrte er ihn traurig an, und plierte auf die dicken Tränen, die Don Egalo über die Wangen liefen.

      „Mein Freund – er weint vor Rührung“, schniefte er und brach in lautes Schluchzen aus.

      Und weil das alles so sehr rührselig war, schniefte auch der Hafenmensch mit.

      „Hallall – hallall!“ schrie er, aber das kapierte natürlich keiner, auch Don Juan nicht, obwohl der sämtliche spanische Dialekte verstand.

      „Wachet und betet“, sagte Paddy mit Grabesstimme, „daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“

      Da liefen Old O’Flynn noch mehr Tränen über das Gesicht, und er erstickte fast vor Lachen.

      Die beiden verbrüderten sich jetzt mit allen, die an Deck standen. Da war wieder mal was los, ganz besonders, als der Hafenmensch den Schimpansen Arwenack erwischte, ihn umarmte und ihm einen feuchten Schmatz aufdrückte.

      „Mein Freund, Caballero“, lallte er und legte ihm einen Arm und den Hals, wobei er tief in die Knie ging. „Du bist der Kleinste an Bord, aber ein richtiger Held.“

      Arwenack, derartige Liebkosungen nicht gewohnt, bleckte das Gebiß und zeigte die Zähne. Der Hafenmensch deutete das als freundliches Grinsen und klopfte ihm auf den Rücken.

      Dann torkelte er zum nächsten und riß sich das Hemd an Matt Davies’ Hakenprothese auf, als er nach seinem Arm griff.

      Inzwischen erschien ein weiterer Eselskarren. Zwei Männer luden die Gold- und Silberbarren ab, dann folgten Fässer mit Wein, ein paar Speckseiten und riesige Hartwürste.

      Das alles wurde an Bord gemannt.

      Hasard stand etwas ratlos davor und wußte nicht, was er sagen sollte.

      „Ein lustiger Verein“, sagte Don Juan lachend. „Das ist ja das reinste Affentheater hier. Was tun wir jetzt mit den beiden so überaus netten Menschen?“

      „Die beiden netten Menschen sind sowieso gleich restlos abgefüllt, daß sie nicht mehr laufen können. Ich werde jedem als kleine Anerkennung eine kostbare Perle in die Tasche stecken. Immerhin haben sie uns so reichlich beschenkt, daß es mir peinlich ist.“

      „Trotzdem sind es Hohlköpfe“, sagte der Spanier. „Mir ist noch peinlicher, daß sich meine Landsleute so ausgesprochen dämlich benehmen.“

      „Nimm es leicht“, riet Hasard. „Wenn unsere Kerle zuviel gekümmelt haben, sehen sie auch nicht geistreicher aus.“

      „Aber sie sind nicht so dämlich.“

      „Das nicht“, schränkte Hasard ein, „aber auch da gibt es immer wieder ein paar Ausnahmen.“

      „Hallall!“ brüllte der Hafenmensch und wollte das ganze Schiff umarmen. Aber dabei landete er am Fockmast und stieß sich die Nase.

      Der Alcalde erklärte weinerlich und nuschelnd, er müsse jetzt nach Hause, weil ihm kotzübel sei.

      Don Martin fiel sein Weib ein, das offenbar grantig wurde, wenn er einen über den Durst getrunken hatte.

      Das war auch wahrhaftig der Fall, wie sich gleich darauf herausstellte.

      „Bringt die beiden zu den Backsteingebäuden“, sagte Hasard zu dem Profos, der vor Lachen kaum stehen konnte. „Schließlich bist du ja nicht ganz schuldlos an dem Zustand der Kerle.“

      „Ich wollte ihnen nur eine Freude bereiten“, sagte Carberry entschuldigend. „Ich wußte ja nicht, daß sie nichts vertragen.“

      Carberry schnappte sich den dicklichen Hafenmenschen, während sich Smoky den betrunkenen Alcalden auf den Rücken lud. Aber der war so in Bewegung, daß er ihn allein nicht abschleppen