Seewölfe Paket 30. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881043
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Nähe auf und stierten Waren an, die sie ohnehin nicht kaufen wollten.

      Mac Pellew, der immer noch mit durchgedrücktem Hohlkreuz an Deck stand und die Lady anpeilte, hatte jetzt auch nichts Eiligeres zu tun, als auf das Bumboot umzusteigen.

      Er zog schon an Deck sein neckisches Hütchen mit der wippenden Feder und verneigte sich mit Grandezza. Den Hut hielt er mit einer weitausladenden Bewegung von sich. Das hatte er einmal bei Hofe gesehen, und es hatte ihm sehr imponiert.

      Der Lady imponierte das offenbar ebenfalls, und sie erwiderte den verwegenen Gruß mit einem leichten Hofknicks, den Mac Pellew sofort mit einem Kratzfuß beantwortete. Er sah nicht die grinsenden Gesichter, und er sah auch nicht das wie zufällig hingestreckte Bein Edwin Carberrys, dem heute nichts besseres einfiel, als sein „Mackileinchen“ zu ärgern.

      Mac hatte nur Augen für die Schöne, und so stolperte er prompt und fiel der Lady vor die hübschen Beine.

      Das war ihm furchtbar peinlich, als er sich aufrappelte. Sein Kopf war knallrot angelaufen, doch die Lady ergriff seinen Arm und half ihm beim Aufstehen.

      Mac schoß einen feurigen und zugleich dankbaren Blick ab und verneigte sich erneut.

      „Was darf es denn sein?“ erkundigte sie sich mit lieblicher Stimme. „Welchen Wunsch haben Sie, Don …?“

      „Don Mac … äh – Don Rafael“, murmelte Mac verlegen. „Ich – äh – ich dachte da an einen – einen …“

      Er blickte sich hilfesuchend um und entdeckte zu seiner größten Freude ein paar herrliche Degen, die an einem Balken hingen.

      „Einen Degen!“ rief er strahlend.

      „Ah, Sie verstehen etwas davon, Don Rafael“, sagte die Schöne mit der lieblichen Stimme, „Sie sind ein wahrer Caballero. Ich werde Ihnen etwas zeigen, die besten Degen aus Toledo.“

      Als sie sich umdrehte, zischte der Profos Mac zu: „Was willst du Spinner mit einem Degen – Käse schneiden oder die Kakerlaken damit pieksen?“

      „Dir damit die Haut in Streifen von deinem Affenarsch schneiden“, gab Mac ruppig zurück, aber so, daß es die Lady nicht verstand.

      „Haha! Paß lieber auf, daß du dir nicht selber was abschneidest!“

      „Verpiß dich endlich“, fauchte Mac. „Du zerstörst mir nur das zarte Gespinst der Liebe, das soeben aufzublühen beginnt.“

      „Dann bleibe bloß nicht mit dem Degen darin stecken“, spottete der Profos.

      Die Schöne zeigte ihm den Degen, der wahrhaftig ein Meisterstück war.

      Mac mußte ihn natürlich sofort ausprobieren. Er tänzelte ein paar Schritte auf den Planken herum, wie sich das für einen Caballero gehörte, und hieb dann aus dem Handgelenk zu.

      Den Kürbis, den der Kutscher gerade zur Seite rollte, sah er zu spät.

      Der Hieb mit der Toledoklinge spaltete den Kürbis in zwei Teile. Die eine Hälfte blieb liegen, die andere rollte zur Seite, ausgerechnet in dem Augenblick, als der Profos Kurs auf ein Regal nahm.

      Edwin Carberry latschte mitten in die Kürbishälfte hinein. Er war so überrascht, in etwas Weiches zu treten, daß er einen leisen Schrei ausstieß.

      Dann ging die Reise auch schon los.

      Das Ding setzte sich in Bewegung, der Profos brüllte und ruderte verzweifelt mit den Armen, um Halt zu finden. Mit beiden Stiefeln stand er in dem Kürbis und schlitterte auf ein großes Regal zu. In dem Regal hingen Würste und Speckseiten, und die Schmalseite war mit frischen Hühnereiern aufgefüllt.

      Mac Pellew schloß entsetzt die Augen, um das Bild verschwinden zu lassen. Aber seine Ohren konnte er nicht verschließen, als auch schon der entsetzliche Lärm zu hören war.

      Carberry krachte mit seinem ganzen Gewicht in das Regal. Er streckte abwehrend die Hände aus, doch das half auch nichts mehr.

      In einem Trümmerregen aus Würsten, Knoblauchkränzen und Speckseiten ging der Profos unter.

      Das alles wäre gar nicht so schlimm gewesen, aber da waren noch die frischen Hühnereier, und die hielten der Belastung erst recht nicht stand. Die Schmalseite des Regals zerbrach unter dem Anprall, und nun prasselten die Eier auf den Profos nieder, der schützend die Hände über den Kopf hielt.

      Auf dem Bumboot war alles starr vor Staunen, als sich der Profos aus der glitschigen Masse erhob. Er war gelb von oben bis unten.

      Mac Pellew hätte ihn am liebsten mit einem chinesischen Riesenlümmel verglichen, aber das traute er sich nicht, und so sagte er nur jammernd: „Ohgottchen, ohgottchen.“

      Auf dem Bumboot waren ein paar gotteslästerliche Flüche zu hören, als Carberry endlich auf den Beinen stand. Auf dem Kopf klebten ihm Eierschalen, auf dem Hemd, an der Kürbishose und den Stiefeln. Der halbe Kürbis war nur noch ein erbärmlicher Matschhaufen.

      Mac Pellew sah nicht mehr hin. Er verneigte sich galant vor der staunenden Lady.

      „Keine Sorge, verehrte Señorita. Für den Schaden kommen wir natürlich selbstverständlich auf. Es wäre mir eine Ehre, das kleine Erdbeben persönlich zu bezahlen.“

      Die Kerle auf dem Bumboot grinsten bis an die Ohren, als der Profos wütend davonstapfte, sich den Glibber aus den Haaren strich und ihn mit einer schlenkernden Handbewegung Mac ins Gesicht feuerte.

      „Du Blödmann!“ brüllte er den zusammenzuckenden Mac an. „Kaum hast du Idiot einen Degen in der Hand, da bringst du auch schon die halbe Mannschaft um. Aber darüber reden wir noch“, fügte er drohend hinzu, „dann nämlich, wenn ich mit dir Schlitten fahre. Du kannst dich auf etwas vorbereiten, was du noch nicht erlebt hast.“

      „Du kannst deine Klüsen ja aufsperren“, fauchte Mac zurück. „Ein Kürbis ist schließlich groß genug, daß man nicht hineinlatscht. Nur aus diesem Grund sind die Kürbisse so groß.“

      „Knallkopf!“ zischte der Profos ärgerlich. „Du hast ja nur Seegras in deinem verdammten Schädel. Dich nehme ich nachher zur Brust, bis du die Kürbishosen bis oben hin voll hast.“

      Nach dieser fürchterlichen Drohung kehrte der Profos vergrätzt an Bord zurück. Er hatte sich bis auf die Knochen blamiert, fand er.

       6.

      Von diesem Zeitpunkt an nahm das Unheil fast unmerklich seinen Lauf.

      Der Ire Mac O’Higgins, genannt Higgy, verließ ohne ein Wort ganz plötzlich den Ausguck und ging zum Achterdeck.

      Hasard sah ihn erstaunt an, denn es war mehr als ungewöhnlich, daß der Ausguck einfach seinen Posten verließ.

      „Was soll das?“ fragte er scharf.

      „Bitte um Entschuldigung, Sir“, sagte Higgy leise. „Ich wollte es wegen den anderen nicht über Deck brüllen. Das wäre vielleicht aufgefallen. Genau voraus an der Kimm sind vier Masten zu erkennen. Wahrscheinlich spanische Schiffe, Sir.“

      „Sehr gut“, sagte Hasard. „Solange das Boot hier liegt, werden wir es auch weiter so halten. Du hast ganz richtig gehandelt, Higgy.“

      Der Ire, jetzt hatte er schwarzgefärbte Haare, zog wieder ab auf seinen Posten.

      Über Hasards Nasenwurzel bildete sich eine steile Falte, als er sich an Dan wandte.

      „Sieh mal unauffällig durch den Kieker, Dan. Das paßt mir überhaupt nicht, daß jetzt spanische Schiffe auftauchen.“

      „Kein Zweifel, es sind Kriegsgaleonen“, sagte Dan. „Aber sie segeln nicht auf uns zu. Sie verschwinden irgendwo hinter der Küste.“

      „Unser Glück. Sobald das Bumboot abgelegt hat, werden wir uns hier in der Nähe herumtreiben oder Kurs Süd segeln, bis die afrikanische Küste in Sicht ist. Ich bin nicht unbedingt scharf darauf, ausgerechnet