Er rannte los, wie aus einer Kanone abgefeuert, schrie wild und gellend und landete dann hart auf der Nase im Staub der Straße.
Carberry und Smoky machten sich jetzt schleunigst aus dem Staub und rannten los.
Doch die Señora folgte bratpfannenschwenkend und mit wilden Worten. Sie war jetzt erst so richtig in Fahrt, aber sie erreichte die beiden nicht mehr.
Dem Profos stank es zwar ganz gewaltig, vor einer triumphierenden Furie auskneifen zu müssen, doch er hatte keine andere Wahl, sonst gab es wieder Senge.
Smoky wollte sich ebenfalls nicht länger der Lächerlichkeit preisgeben und rannte in langen Sätzen neben dem Profos her.
Weiter vorn standen Roger und Nils. Sie lehnten an einem Dalben und hielten sich daran fest, damit sie vor lauter Lachen nicht umfielen.
„Sehr witzig, das alles“, fauchte Smoky und warf einen ängstlichen Blick über die Schulter zurück, wo ihnen das attackierende Weib immer noch mit der Pfanne in der Hand nachrannte.
Aber dann gab sie auf und blieb schnaufend stehen.
Smoky und der Profos blieben ebenfalls stehen, wahrten aber genügend Abstand, damit sie jederzeit wieder die Flucht antreten konnten.
„Das darf doch nicht wahr sein“, sagte der Profos keuchend. „Diese schnauzbärtige Xanthippe hat mir tatsächlich was auf die Rübe gedonnert. Das gibt zwei ganz verdammte Beulen.“
„Mir auch, aber wenigstens haben die anderen auch kräftig was abgekriegt.“
„Das ist doch keine Genugtuung“, grollte Carberry wütend. „Wie stehen wir denn jetzt vor den anderen da? Die lachen sich krank.“
„Mann, da törnt die Kakerlakenmutter wieder los“, sagte Smoky entsetzt. „Die hat immer noch nicht genug.“
Die Señora nahm erneut Kurs auf sie, blieb dann jedoch unschlüssig stehen, als die beiden vorsichtshalber die Beine in die Hand nahmen und in Richtung Schiff abdrehten.
Voller Wut, weil sie nichts mehr ausrichten konnte, warf sie die Bratpfanne nach ihrem bedröselten Mann.
Der Hafenmensch kriegte das Ding noch einmal an den Schädel und streckte sich der Länge nach auf dem Pflaster aus. Er sah aus wie tot.
Was dann folgte, kapierten Smoky, der Profos und die anderen überhaupt nicht mehr.
Die Dicke watschelte auf ihren hingestreckten Mann zu, warf sich über ihn und brach in lautes Jammern und Wehklagen aus.
Die Arwenacks glaubten, nicht richtig zu hören.
„Mein armer Martin“, schluchzte sie tief und ergreifend. „Was haben die bösen Kerle nur mit dir getan? O Martino! Santitochen, mein kleiner Heiliger, mein Goldengel!“
„Hä?“ fragte der Profos wenig geistreich. „Bin ich jetzt bescheuert, oder sind es die anderen?“
„Die Alte spinnt“, kommentierte Smoky entsetzt. „Die hat nicht alle am Dachfirst.“
Die beiden Bälger brachen ebenfalls in lautes Plärren aus, nur der Köter kläffte den bewußtlosen Hafenmenschen weiterhin an und zerrte immer wieder an seiner Hose.
„Das gibt es doch nicht“, ächzte Smoky, „oder hat sie den lieben Martin etwa totgeschlagen?“
Immer noch hing sie schluchzend über ihm, nahm den Zipfel ihrer Schürze und wischte ihm damit über die prachtvollen Beulen, die die Bratpfanne hinterlassen hatte. Dabei erfuhr Don Martin, das liebe Santitochen, sämtliche Kosenamen, und gleichzeitig richtete sich der Señora Zorn wieder auf die Kerle, die ihn angeschleppt hatten.
Sie stand auf und suchte nach der Bratpfanne. Es sah nicht so aus, als würde der Hafenmensch damit nochmals eins übergebraten kriegen, jetzt waren wohl wieder Ed und Smoky an der Reihe.
Unter dem brüllenden Gelächter der Arwenacks und etlicher Einwohner von Denia kniffen die beiden Arwenacks aus.
„Hoffentlich sind die Drehbassen mit Grobschrot geladen, und sie können gleich feuern“, knirschte Smoky, „die verprügelt sonst noch die gesamte Mannschaft.“
Es war eine idiotische Situation, die sie völlig der Lächerlichkeit preisgab.
Als sie die Pfanne wieder in den Händen hielt, hatten der Profos und Smoky endgültig genug. Die Gören hüpften jetzt ebenfalls hinter ihnen her, um zu sehen, wie die Mutter den Kampf entschied.
Der Profos und Smoky gaben Fersengeld. Der Profos hatte die Arme angewinkelt und stürmte keuchend auf das rettende Schiff zu. Smoky folgte stöhnend und fluchend.
Die aufgebrachte Señora verfolgte sie bis auf die Pier. Dort blieb sie schnaufend stehen und hob drohend die Pfanne, als die beiden Señores mit einem Affenzahn an Bord flitzten.
„Jetzt kann sie antanzen“, sagte Smoky mit blitzenden Augen. „Wenn sie das Schiff entert, fliegt sie außenbords.“
Die eifrige Señora hatte aber nicht vor, das Schiff zu entern, obwohl es anfangs fast so aussah.
Sie belegte die beiden nur mit einigen recht deftigen Ausdrücken, von denen „Hurenböcke“ noch die harmlosesten waren.
Dann kehrte sie zurück und beklagte laut ihren Don Martin, der wieder das Bewußtsein erlangt hatte und im Straßenstaub hockte.
Der Alcalde wurde auch nicht weiter traktiert. Er sah im Gesicht übel zerschrammt aus, als er sich erhob und mit wackligen Knien still und leise davonschlich.
Mac Pellew hatte sich wimmernd an den Mast geklammert und kriegte sich nicht mehr ein. Aus seinen Augen schossen sturzbachartig die Tränen, und er hatte große Mühe beim Luftholen.
Carberry sah der schlagfreudigen Señora unbehaglich und mit zusammengekniffenen Augen nach.
„Möchte wissen, was es da so dämlich zu grinsen gibt“, knurrte er und befummelte seinen Schädel, an dem allmählich zwei Hörner aufzublühen begannen. Später würden sie in allen Farben schillern.
„Das war ein Bild für die Götter“, sagte der Kutscher. „Es war einfach einmalig, wie ihr erst verdroschen wurdet und dann gerannt seid. Ihr hättet euch selbst mal sehen sollen.“
Dem Profos war nicht nach Witzen zumute. Er schaute recht grantig und unfreundlich drein. Smoky erging es ähnlich, denn ihm dröhnte immer noch nachhaltig der Schädel von den beiden Treffern. Auch ihm würden prachtvolle Hörner wachsen.
Inzwischen schleppte die Señora mit Hilfe ihrer Gören den Hafenmenschen ab, der so wackelte, als habe er Pudding in den Knien.
Die Lachsalven verebbten allmählich. Der Hafenmensch wurde in ein Gebäude geschoben und verschwand darin. Vom Alcalden war ebenfalls nichts mehr zu sehen, der hatte sich abgesetzt und schämte sich jetzt wegen seiner Niederlage.
„Dann ist der Tanz ja beendet“, sagte der Seewolf mit fröhlicher Miene. „Wir haben wieder zwei Märtyrer an Bord. Alles andere haben wir auch. Mithin können wir mit dem kurzen Abstecher ganz zufrieden sein, und so steht unserer Weiterreise eigentlich nichts mehr im Wege.“
„Ich bin jedenfalls mit dem Abstecher nicht zufrieden gewesen“, sagte der Profos gereizt. „Mir langt es völlig. Die Don-Martin-Mutter hat mich restlos geschafft. Bin heilfroh, wenn wir aus diesem verlausten Kaff verschwunden sind.“
In der Ferne standen noch eine Menge Neugierige herum, aber sie verliefen sich nach und nach, denn es gab nichts mehr zu sehen. Vermutlich ging der Krach jetzt im Haus weiter.
Die Leute wandten sich schulterzuckend ab. Eine Neuigkeit war das für sie nicht. Bei Don Martin flogen immer dann die Fetzen, wenn er einen über den Durst getrunken hatte, und der Alcalde war dann meist ebenfalls der Dumme und kriegte etwas ab.
„Leinen los und ein“, sagte Hasard mit einem amüsierten Unterton.
Ein paar Einwohner sahen ihnen