Seewölfe Paket 30. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881043
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      Der Kutscher hatte inzwischen eingekauft und alles auf seiner schnell zusammengestellten Liste abgehakt. Jetzt gab es auch wieder frisches Fleisch an Bord.

      Mac Pellew kaufte zwei Flaschen Parfum. Er gab sehr viel Geld aus und war ständig um die Lady herum. Eine der Parfumflaschen überreichte er der Lady als Geschenk und erntete einen feurigen Blick aus den dunklen Augen, der sich in seine Seele brannte.

      Dann zog er beglückt ab, nachdem er alles bezahlt hatte, auch den Schaden, den Carberry durch seine, Macs, Schuld angerichtet hatte. An der Seite trug er stolz den neuerworbenen Degen.

      Don Juan nahm ihm hilfreich ein paar Sachen ab, damit Mac nicht mit dem Degen irgendwo hängenblieb, denn er stellte sich reichlich ungeschickt mit dem Piekser an.

      Einer der Männer von dem Bumboot sah Don Juan an und lächelte ihm flüchtig zu. Doch das Lächeln erstarb im selben Augenblick. Der Mann wurde schlagartig auffallend blaß.

      „Fehlt Ihnen etwas?“ erkundigte sich Don Juan freundlich. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“

      Der Mann wechselte erneut die Gesichtsfarbe. Jetzt wurde er fast graugrün und begann heftig zu schlucken. Er starrte Don Juan wie ein Wesen aus einer anderen Welt an.

      Dann krächzte er etwas, das Don Juan nicht verstand. Er wunderte sich nur über das seltsame Verhalten seines Landsmannes.

      „Was ist denn?“ hakte er nach.

      „Ich – mein Herz“, stöhnte der Mann und griff sich an die Brust. „Es ist nicht schlimm, nur ein kleiner Anfall.“

      „Einen Augenblick, wir helfen Ihnen, wir haben einen vorzüglichen Feldscher an Bord.“

      Der Kutscher war sofort zur Stelle, sah sich den Spanier an, fühlte seinen Puls und legte ihm dann die Hand aufs Herz, das wie rasend in der Brust schlug.

      „Lassen Sie nur, es geht wieder vorüber“, sagte der Spanier. „Ich habe die Anfälle öfter, sie dauern nicht lange.“

      Die gesunde Farbe kehrte nach und nach in sein Gesicht zurück. Der Spanier lächelte verkniffen, bedankte sich flüchtig und begab sich unverzüglich unter Deck.

      Das Bumboot legte ab, setzte die Segel und ging danach auf Westkurs, während die Schebecke noch in den Wind gedreht dümpelte.

      Ein letztes, flüchtiges Winken, dann griff der Wind in die Segel des seltsamen Fahrzeugs und trieb es übers Wasser.

      „Der hat nur simuliert“, sagte der Kutscher. „Der hat im Leben nichts am Herzen.“

      „Warum sollte er simulieren?“ fragte Don Juan.

      „Keine Ahnung, ich weiß es nicht. Aber bei einer Herzattacke bildet sich Schweiß auf der Stirn, und die Symptome stellen sich völlig anders dar. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hat uns der Kerl was vorgetäuscht.“

      „Er wurde erst ganz blaß und dann richtig grau.“

      „Wirklich seltsam“, meinte der Kutscher nachdenklich. „Der muß sich über irgend etwas furchtbar aufgeregt haben. Den Eindruck hatte ich jedenfalls.“

      Kopfschüttelnd sah Don Juan dem Bumboot nach. Der Mann war noch nicht wieder an Deck erschienen.

      „Vielleicht hatte er doch etwas, und jetzt hat er sich hingelegt, um sich auszuruhen“, murmelte er.

      „Für mich war er ein Simulant.“

      Damit war das Thema vorerst erledigt. Das Bumboot wurde kleiner und kleiner und segelte schließlich dicht unter der Küste entlang, bis es ihren Blicken entschwand.

      Die Seewölfe hielten nach den Kriegsschiffen Ausschau. Die vier Masten und die Segel waren immer noch zu sehen, etwas größer jetzt.

      „Wir bleiben vorerst noch so liegen“, entschied Hasard. „Einer dieser spanischen Pötte scheint ein ausgesprochener Feuerspucker zu sein. Es ist ein Dreidecker mit der entsprechenden Anzahl von Stücken.“

      „Und was für einer“, stimmte Dan zu. „Ich sehe den Kahn zwar nur verschwommen, aber auf einem Geschützdeck hat er etliche Drachen oder Doppelcolubrinen an Bord. Die haben ein Geschoßgewicht von vierzig Pfund, bei einer Rohrlänge von L einunddreißig.“

      L stand für die Rohrlänge, und die nachgestellte Zahl gab das Verhältnis der Rohrlänge zum Kaliber an. In diesem Fall bedeutete L 31 eine Rohrlänge von 31 Rohrkalibern.

      „Sehr treffend“, sagte Don Juan. „Bist du mal bei einem Rohrgießer in die Lehre gegangen, weil du das so genau weißt?“

      „Beinahe wäre ich bei einem Sargtischler in die Lehre gegangen“, erwiderte Dan. „Ich konnte aber noch rechtzeitig auskneifen. Ich habe mich allerdings mit Geschützen etwas näher befaßt.“

      „Das ist immer sehr viel wert“, sagte der Spanier. „Die Dinger haben auch eine erstaunliche Reichweite.“

      Auf dem Achterdeck unterhielten sie sich weiter darüber, wie sie vorgehen wollten, um die Spanier zu leimen. Auf der Kuhl dagegen schien sich ein Drama anzubahnen, denn jetzt erschien der racheschnaubende Carberry, frisch gewaschen und neu gekleidet.

      Er erblickte Mac Pellew und grinste hinterhältig. Mac prahlte gerade damit herum, wie die Señorita ihn angehimmelt habe. Ganz verliebt sei sie in ihn gewesen.

      „Aha, da tönt das lausige Rübenschwein wieder herum“, sagte der Profos knurrig. „Das wird dir gleich vergehen, wenn ich dir die Gräten langziehe. Jetzt rechnen wir ab.“

      „Du wirst dich doch nicht an Mac vergreifen wollen“, sagte der Kutscher biestig. „Dann kriegst du es nämlich mit mir ebenfalls zu tun.“

      „Euch beide zerstampfe ich mit links.“

      Der Kutscher trat einen Schritt vor und stellte sich dem Profos in den Weg. Er reckte den Kopf vor und funkelte den Profos an.

      „Hör mal zu, Mister Carberry“, sagte er drohend. „Wer hat denn Mac vorhin ein Bein gestellt, daß er auf die Nase gefallen ist, he? Der flog nämlich nicht von allein auf die Planken, denn da war ein Stiefel im Weg, ein verdammt großer Stiefel, so groß wie ein Torfkahn. Ich habe das genau gesehen.“

      „Ich?“ tat der Profos entrüstet. „Ich doch nicht! Wo werde ich denn Mac ein Bein stellen?“

      „Auf dem Bumboot. Du brauchst es nicht zu leugnen, Mister Carberry. Das war hinterhältig von dir, aber Mac hat nicht hinterhältig gehandelt und dich absichtlich auf dem Kürbis ausrutschen lassen. Das war lediglich eine Verkettung unglückseliger Umstände. Er war eben ein bißchen übereifrig, um der Lady zu imponieren.“

      Der Profos schob den Kutscher aus dem Weg und törnte auf Mac los, der erschrocken zurückwich. Dann aber blitzte es plötzlich in seinen Augen kampfeslustig auf. Mit einer schnellen Bewegung zog er den Degen und richtete die Spitze auf den verblüfften Profos.

      „Noch einen Schritt, und ich durchlöchere dich“, keifte er mit schriller Stimme.

      „Aber Mackileinchen“, sagte der Profos entsetzt, „du willst doch nicht deinen alten Freund mit dem Dings da pieksen.“

      „Klar, will ich das“, sagte Mac entschlossen. „Wenn du mir auf den Pelz rückst, stech ich dir die Pelle an, bis die Bouillon rausläuft. Das ist mein voller Ernst.“

      Carberry kratzte sich verblüfft das Rammkinn.

      „Ich wollte mich doch nur bei dir entschuldigen“, murmelte er, „weil ich aus Versehen mein Bein so unglücklich gestellt hatte.“

      „Du – du willst dich entschuldigen?“

      „Na klar, was sonst? Aber lege bloß den Käseschneider weg, sonst können wir uns nicht umarmen.“

      „Wenn das wieder so ein mieser Trick von dir ist – dann …“

      „Kein Trick, ich werde dir schon nicht die Luft abdrücken. Nun sei wieder ein lieber Freund, Mackileinchen.“

      Mac