»Würdest du wirklich so leben wollen?«
»Du meinst, ob ich mich wirklich von einem reichen Typen sponsern lassen würde?«
»Ja.«
»Doch, ich denke, schon. Wenn irgendein reicher Typ mein Leben finanziert, während ich ihm nur das Bett wärmen oder vielleicht ab und zu ein paar Besorgungen für ihn übernehme muss … Fuck, ja. Vielleicht hätte ich dann sogar Zeit, etwas zu designen. Dann wäre er so etwas wie mein Mäzen.« Marc liebte Mode. Schon als Teenager war es sein großer Traum gewesen, Modedesigner zu werden.
»Thorne wäre gerne mein Mäzen. Er wollte mir Geld schenken oder leihen, damit Susan und ich unsere eigene Bäckerei eröffnen können.«
»Aber du lässt das nicht zu.«
»Ich kann nicht.«
»Bist du dir sicher?« Marc klang fast ein wenig empört. »Von jemand anderes würdest du es doch annehmen. Warum nicht von Thorne?«
»Ich würde es nicht von jemand anderes annehmen. Nur von der Bank.«
»Was ist mit Susan? Vielleicht kann ein Verwandter ihr einen Kredit geben?«
»Sie hat keine reichen Verwandten.«
Marc seufzte. »Und wenn sie welche hätte?«
Er gab einfach nicht auf. »Ja, schön, okay. Vielleicht. Es käme ganz auf die Umstände an. Und darauf, ob irgendwelche Bedingungen an das Geld geknüpft sind.«
»Warum nimmst du dann Thornes Geld nicht? Sind bei ihm Bedingungen daran geknüpft?«
»Er sagt, nein. Aber für mich würde es sich so anfühlen, als sei dann wieder alles so wie zu Beginn. Als ob er mich für Sex bezahlen würde.«
»Riley, er liebt dich. Er will dich nicht für Sex bezahlen.«
»Ich weiß. Und ich sage ja auch nicht, dass es so wäre. Aber es würde sich so anfühlen. Dass er mich liebt, ist ja Teil des Problems.«
»Warum zur Hölle ist es ein Problem, dass ein Mann wie Thorne dich liebt?«
Riley hörte die Verbitterung in Marcs Stimme. Er war im Grunde genommen sehr romantisch veranlagt, sehr viel mehr als Riley. »Es ist ja nur in dieser Situation ein Problem. Würdest du dich wirklich von einem Mann sponsern lassen, den du liebst? Ich meine, so richtig liebst?«
»Ich …« Marc hielt inne und schwieg einen Moment. »Ich weiß nicht. Es wäre einfach, ja zu sagen, aber ich weiß nicht einmal, ob ich jemals jemanden wirklich geliebt habe. Ich war verknallt, ja. Aber ob ich jemanden geliebt habe? Ich weiß nicht. Wahrscheinlich nicht.«
Riley hasste es, wie traurig Marc nun klang. »Es tut mir leid. Hör nicht auf mich, ich rede Blödsinn.«
»Nein, tust du nicht. Ich verstehe es schon. Aber ich finde trotzdem, dass ein Kredit für deine Geschäftsidee etwas anderes ist, als einen Sugardaddy zu haben.«
Es widerstrebte Riley zwar, aber in diesem Punkt hatte Marc recht. »Ja, das ist es. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass ich das tun kann.«
»Willst du vielleicht etwas trinken gehen? Das Ganze ausführlicher bequatschen?«
»Vielleicht morgen. Thornes Schwester kommt heute vorbei, ich koche uns Abendessen.«
Marc schnaubte. »Er lässt dich nach einem Tag in der Kochschule etwas kochen?«
»Glaub mir, wir kochen in der Schule nicht wirklich. Und Thorne wollte eigentlich etwas bestellen, aber ich würde gerne vor dem Kurs morgen noch ein paar Dinge üben.«
»Denk doch noch mal über Thornes Angebot nach. Du wärst doch sicher viel glücklicher, wenn du mit Susan zusammenarbeiten könntest. Und sie würde sich auch freuen.«
Verhielt Riley sich unfair Susan gegenüber, weil er Thornes Angebot nicht akzeptierte? Sie hatte Riley gesagt, dass sie gern noch wartete. Zuerst sollte Riley seine Ausbildung beenden, die drei Semester dauern würde, dann könnten sie sich immer noch eine Immobile suchen, in der sie ihre Bäckerei eröffnen könnten. Aber andererseits konnte sie es kaum erwarten, endlich zu expandieren. Riley wollte sie nur ungern ausbremsen, schon gar nicht, wenn seine Kurse in Wirklichkeit nichts brachten. Vielleicht sollten sie sich gleich nach einer Immobilie umsehen und einfach loslegen.
Zum Glück fuhr sein Zug nur ein paar Sekunden später ein. So konnte er sich damit ablenken, einzusteigen und einen Platz zu suchen. Er schaltete eine seiner Lieblings-Playlists an und setzte die Kopfhörer auf. Den Rest der Fahrt versuchte er, alles auszublenden. Thorne hatte die Zutaten schon bestellt, sie wurden geliefert. Sobald Riley zu Hause war, konnte er sich also ganz auf das konzentrieren, was ihm wirklich Spaß machte: Kochen.
KAPITEL FÜNF
»Das war wirklich unglaublich«, sagte Kathryn, als sie den letzten Bissen Chai-Cheesecake mit Karamell-Ingwer-Soße verputzte.
Thorne nickte zustimmend. Riley hatte sich bereits entschuldigt und sich ins Schlafzimmer zurückgezogen, um zu lernen. Zuvor hatte er ihnen das Abendessen serviert: Gebackene Auberginen mit Parmesan, dazu Salat mit gegrilltem Hähnchenfleisch, gefolgt von diesem wundervollen, ausgefallenen Cheesecake. Doch irgendwie war er während des Essens unüblich schweigsam und verschlossen gewesen. Thorne wollte so schnell wie möglich alles Nötige mit Kathryn besprechen, sodass er sich Gedanken darüber machen konnte, was mit Riley los war.
Kathryn hatte kein Wort über die Wohnung verloren oder gar darüber, dass sie immer noch so aussah wie vor Rileys Einzug. Thorne hatte ihren vielsagenden Blick in Richtung Gästezimmer aber gesehen. Blöderweise hatte er nämlich nicht daran gedacht, die Tür zu schließen. Also konnte man die Umzugskartons deutlich sehen. Kathryns Schweigen war fast noch nervtötender, als es unzählige Fragen gewesen wären.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Kathryn.
Thorne schreckte aus seinen Gedanken auf. »Was?«
»Du hast mir gar nicht zugehört, oder?«
»Ich … Nein.«
»Was ist denn los?«
Verdammt.
Thorne wollte sich ums Geschäftliche kümmern, nicht über seine Gefühle reden. Schon gar nicht, wenn Riley im Nebenraum war. »Ach, ich hatte nur einen harten Tag auf der Arbeit, das ist alles.«
Kathryn musterte ihn skeptisch. »Ah ja.« Sie glaubte ihm eindeutig nicht.
»Du sagtest, es gebe ein Problem mit der Benefizveranstaltung? Lass uns darüber reden.«
Kathryn sah so aus, als würde sie gleich protestieren, dann tat sie es aber doch nicht. »Der Cateringservice ist abgesprungen.«
Der Cheesecake rumorte plötzlich in Thornes Magen. »Was?«
»Ihnen ist aufgefallen, dass sie irrtümlich noch einen anderen Auftrag für diesen Tag angenommen haben. Und der andere Auftrag ist größer.«
»Das ist … Verdammt, die haben einen Vertrag unterzeichnet!«
»Und du kannst gerne deine Hunde auf sie hetzen, aber im Moment gibt es eine andere Priorität. Wir müssen einen neuen Cateringservice finden.«
»Die Gala ist in zweieinhalb Wochen!«
Kathryn nickte. »Ja, allerdings.«
»Ich rufe Lauren an. Vielleicht kann sie …«
»Was ist mit Riley?«, unterbrach Kathryn ihn.
Thorne starrte sie an. Warum hatte er noch nicht selbst daran gedacht?
Weil du Angst hast, dass Riley den Auftrag nicht annehmen würde. Er will ja kein Geld von dir.
Fuck. Was passierte mit ihnen?
»Hast